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SAISON 2019: "Berlin hat Lust auf mehr gemacht!"

(C) GEPA Pictures

Ist die vergangene Saison (3 neue österreichische Rekorde, EM-Bronze in Berlin, Platz 4 in der Weltrangliste und Rang 5 beim Diamond-League-Finale in Brüssel) noch zu toppen? Diskus-Ass Lukas Weißhaidinger und ÖLV-Sportdirektor Gregor Högler haben seit November größtmögliche Anstrengungen unternommen, um das Leistungsniveau weiter zu steigern. Die Chancen stehen gut, dass sich am Ende auch weitere Medaillen einstellen.

Die Unsicherheit lag bis zuletzt in der Luft. Macht ein Start Sinn? Ist das Verletzungsrisiko zu groß? Das Werfer-Aufbaumeeting in Schwechat war am vergangenen Dienstagabend bei Temperaturen unter 10 Grad, kurzzeitigen Regenschauern und eisigen Sturmböen in Szene gegangen. Verhältnisse, die eigentlich nicht dazu angetan waren, die Freiluft-Saison standesgemäß mit weiten Würfen zu eröffnen. Mangels anderer Alternativen entschieden sich ÖLV- Rekordhalter Lukas Weißhaidinger und Coach Gregor Högler in buchstäblich letzter Minute für einen Start in Schwechat „Luki braucht vor dem Diamond-League-Auftakt in Doha unbedingt Wettkampf-Praxis. Im Training hat er noch die meisten Würfe übertreten. Es wäre schade, diese Gelegenheit auszulassen“, meinte Gregor Högler.

Eine gute Entscheidung: Am Ende stand trotz frostiger Verhältnisse die beachtliche Siegerweite von 66,22 m zu Buche. „Dass es so weit geht, war nicht zu erwarten. Ich hab‘ mit dem Wettkampf eine wirkliche Freud – vier Würfe über 64 Meter, die Serie kann sich sehen lassen“, strahlte der 27-jährige Oberösterreicher. „Luki hat im Vorbeigehen das WM-Limit erfüllt und die Olympia-Norm. Ein bisschen schade, dass die Qualifikationsfrist für Tokio erst am 1. Mai beginnt. 8 Tage später – und Luki hätte auch das Olympia-Ticket fix gehabt“, meinte der Coach, um dann schnell wieder sein Lächeln zu finden. „Die Leistung von Luki zeigt, dass wir mit dem Training richtig liegen. Doha kann kommen. Wir sind bereit!“

Das Jahr 2019 steht unter geänderten Vorzeichen: „Jahrelang sind wir der ersten Medaille nachgelaufen. Jetzt habe ich EM-Bronze – und damit Lust auf mehr. Berlin soll nicht mein erstes und letztes Edelmetall gewesen sein“, stellt Lukas Weißhaidinger klar. „Vor zwei Jahren haben wir meine Wurftechnik adaptiert. Jetzt, nach gut 5.000 Würfen, wird das neue System immer selbstverständlicher, meine Sensoren, was die letzten Zehntelsekunden vor dem Abwurf betrifft, sind noch sensibler geworden. Am Schluss muss der Druck am Diskus maximal sein, dann zählt’s! Das klappt jetzt immer öfter.“

Die 70m Marke als Ziel

Mit den Trainingsgeräten der Firma Medizintechnik Süss (Firmensitz: Ried im Innkreis) - im Wert von rund 120.000 Euro - kann jedes Krafttraining, jeder einzelne Versuch, bis ins letzte Detail analysiert werden. Je mehr Watt Leistung, je schneller die Umsetzung, desto größer der Trainingseffekt. „Wir versuchen die Qualität des Trainings ständig mit aller Kraft auszureizen“, erklärt Coach Gregor Högler. „Nur so wird über kurz oder lang Lukis erster 70-m-Wurf möglich. Wenn wir bei den Olympischen Sommerspielen 2020 eine Medaille holen wollen, werden jedenfalls 70 Meter nötig sein.“

Genau auf der ominösen 70-Meter-Marke haben Weißhaidinger/Högler am Wurffeld im BSFZ Südstadt ein „Rekord-Bäumchen“ gepflanzt, das sie täglich an den Traum vom ersten 70-Meter-Wurf erinnert. Lukas Weißhaidinger: „Idealerweise gelingt mir so ein Ausreißer bei Olympia oder bei der WM. Dann wäre mir eine Medaille sicher.“

Es wird nichts dem Zufall überlassen

Auch bei den Trainingswürfen wird nichts dem Zufall überlassen: „Da filmen wir mit drei Spezialkameras, zeichnen jede Bewegung auf, bekommen dadurch jede Menge biomechanische Daten.“ Mit anderen Worten: Die gut 10 Meter, die der Diskus in Lukas Hand zurücklegt, bevor er abgeworfen wird, lassen sich in mehrere Phasen einteilen. Entscheidend sind die letzten zwei Meter vor dem Abwurf. Da beschleunigt der zwei Kilogramm schwere Diskus in Sekundenbruchteilen von 0 auf 85 km/h. „Früher dachte ich, ich muss beim Schwungholen ständig das Maximum herausholen. Die Wahrheit ist, man muss sich zwischendurch ein paar Mal einbremsen, um dann am Ende 100 Prozent abrufen zu können.“

Kein Vorteil ohne Nachteil: „Es braucht rund 7.000 Klicks am Computer bis ein Wurf-Bild entsteht“, sagt Gregor Högler. Bei den vier Trainingsaufenthalten in Teneriffa kam’s für den ÖLV-Sportdirektor zu einer Reihe von freiwilligen Nachtschichten. „Durch die Messungen wissen wir am nächsten Tag ganz genau, ob wir richtig liegen oder nicht. Können rechtzeitig gegensteuern.“Erfreuliche Begleiterscheinung: „Im Gegensatz zum Vorjahr ist Luki verletzungsfrei. Der Knöchel hält, wir gehen ans Limit, aber halten die körperliche Belastung trotzdem in Grenzen.“

Der finanzielle Anreiz einer WM- und Olympia-Medaille war noch nie so groß: Der Österreichische Leichtathletikverband lockt ab sofort mit einem Geldregen – d.h. für einen Olympiasieg gäbe es stolze 205.000 Euro, für Silber 100.000 € und Bronze 50.000, im Falle einer WM-Medaille werden für Gold 75.000 €, für Silber 50.000 und für Bronze 25.000 € ausgeschüttet. Möglich macht das ein 2-Jahres-Vertrag mit ÖLV-Sponsor Helvetia.

3. Mai - Diamond-League-Saisonauftakt in Doha/WM-Generalprobe

Erstmals darf Österreichs Diskus-Ass in der Diamond-League darauf hoffen, bei allen vier (Qualifikations-) Meetings fix dabei zu sein. Die Startzusage für den Auftakt in Doha (3. Mai) kam Ende März. „Wenn ich im WM-Stadion vorne mit dabei bin, sollten die weiteren Einladungen nur Formsache sein“, hofft der 27-jährige Oberösterreicher.

Der Diamond-League-Fahrplan

Qualifikations-Wettkämpfe (gesamter Terminkalender – im Anhang):

03. Mai: Doha (QAT)
30. Mai: Stockholm (SWE)
16. Juni: Rabat (MAR)
20./21. Juli: London (GBR)

Finale (die besten acht TeilnehmerInnen pro Disziplin sind qualifiziert):
06. September: Brüssel (BEL)

Auftakt & Saison-Höhepunkt: Der Diamond-League-Auftakt am 3. Mai und dann auch mit der IAAF-Weltmeisterschaft (28. September – 6. Oktober) der absolute Saisonhöhepunkt der Freiluft-Saison findet im frisch renovierten Khalifa International Stadium von Doha (QAT) statt. Die Bauarbeiten wurden dieser Tage fertiggestellt. Neues Fassungsvermögen: 48.000 Zuschauer. Noch im April wird die High-Tech-Arena (mit Outdoor-Klima-Anlage, die Temperatur im Stadion lässt sich auf 24 – 28 Grad regulieren) mit den Asiatischen LA-Meisterschaften wiedereröffnet. Die zweite große Bewährungsprobe wird dann der Diamond-League-Auftakt am 3. Mai sein. „Wir werden für den Ernstfall Weltmeisterschaft proben. Für Luki geht’s darum, den Startplatz für die weiteren Diamond-League-Meetings zu fixieren. Das Ziel muss sein, in Doha unter die Top-3 zu kommen“, formuliert Gregor Högler.

Ein Saison-Highlight der besonderen Art steigt gleich nach dem Diamond-League-Finale in Brüssel (10./11. September) – da kommt’s in Minsk zum Vergleichskampf der Kontinente, messen sich die US-Top-Leichtathleten mit ihren europäischen Widersachern. Pro Disziplin sind vier AthletInnen pro Team startberechtigt. Lukas Weißhaidinger darf im Männer-Diskuswerfen auf einen Startplatz für Europa hoffen.

Text: Wolfgang Eichler/ÖOC, adaptiert von Bernhard Rauch.

25/04/19 12:08, Text: Bernhard Rauch

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