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Vom Conference-Sieg in die Quarantäne

(C) Klotz beim Heimtraining

Riccardo Klotz, Österreichs derzeit bester Stabhochspringer, erzählt über seine turbulente, letzte Woche. Wie er Österreichs Situation in der Corona-Krise aus Übersee bewertete und was er nun in der Tiroler Heim-Quarantäne zu tun hat, schilderte der Athlet des ATSV Innsbruck in einem Interview mit Bernhard Rauch.

Ricci, bist du froh jetzt wieder in Österreich zu sein bzw. wie geht es dir jetzt?

Ja, auf jeden Fall. Vor allem mit dem Chaos zur Zeit ist es sehr angenehm, daheim zu sein und dort seinen Kaffee trinken zu können. Mir geht es auf jeden Fall sehr gut, ich bin gesund, kann daheim den Umständen entsprechend trainieren und mehr brauch ich derzeit nicht!

Das ist natürlich in der derzeitigen Situation nachvollziehbar, man freut sich über die kleinen Dinge. Du hast ja etwas länger für deine Entscheidung gebraucht, deine Zelte in den USA abzubauen und nach Europa zurückzukehren. Was spielte sich bei dir in den letzten Tagen ab?

Puh... also ich war vor zwei Wochen noch in New York, um mir die High School Nationals anzuschauen. Dort waren auch zwei Kids, welche ich teilweise trainierte. Sie waren Teilnehmer an den Bewerben und ich wollte mir einfach auch mal New York anschauen. Anfangs habe ich versucht, mich nicht mit der Situation auseinanderzusetzen und die Zeit zu genießen. Das war jedoch unmöglich, vor allem als ich am Montag wieder in Hammond war. Es schien, als würde die Welt untergehen. Es war bereits von Grenzenschließungen die Rede. Die Situation in Österreich schien aus dortiger Sicht noch um einiges schlimmer zu sein. Da dachte ich mir, es wäre nicht allzu klug in ein "Krisengebiet" zu fahren. Außerdem hatte ich zu diesem Zeitpunkt in Hammond noch die Möglichkeit zu trainieren. Ich nahm allerdings an, dass die Situation in Louisiana bald so aussehen wird, wie in Österreich zu diesem Zeitpunkt. Und da bin ich dann einfach lieber daheim, klar. Das war dann eigentlich auch der entscheidende Punkt, wo ich gesagt habe, ab nach Hause und zwar sofort. Und alles was die Uni betrifft,  ist jetzt online und dann macht noch weniger einen Unterschied, ob ich dort bin oder in der Heimat.

Okay, das musste dann doch alles sehr rasch gehen. Es war sicher eine gute Entscheidung. Auf welcher Route bist du dann nach Österreich retour?

Ursprünglich wäre die geplante Route über Toronto gegangen. Aber der Flug wurde gestrichen, daher musste ich kurzfristig über New York und Brüssel nach München umbuchen. Vor allem am Flughafen in Brüssel war es ziemlich unheimlich - es war einfach niemand am Flughafen. Man hätte glatt das Gefühl bekommen können, man sei Teil eines Blockbusters im Endzeit-Szenario. Echt bedenklich.

Es muss ein bedrückendes Gefühl gewesen sein, in ein unter Quarantäne gestelltes Gebiet einzureisen. Wie ging es dann von München weiter?

Ich bin dann von München bis nach Mittenwald (letzter Ort vor der österreichischen Grenze) mit dem Zug gefahren, von dort musste ich die letzten rund sechs Kilometer zu Fuß zurücklegen. An der Grenze musste ich dann bei den Polizeibeamten Einreisedokumente ausfüllen. Im Zuge dessen wurde mir sehr klar mitgeteilt, dass ich mich sofort in häusliche Quarantäne begeben muss. Ich wurde sogar schon von den Behörden kontrolliert, ob ich auch wirklich daheim bin. Das sind schon gewöhnungsbedürftige Dimensionen, die so vermutlich niemand bis jetzt kannte.

Das stelle ich mir ziemlich nervenaufreibend vor. Wie sehen deine Tage jetzt aus? Ist da überhaupt an Training zu denken oder wie vertreibst du dir die Zeit?

Es war sehr seltsam, weil ich nicht wusste, was mich daheim wirklich erwartet. Pff ... ohne Training wär ich sicher schon durchgedreht. Zur Zeit geht es eher darum, etwas zu tun zu haben und mich bewegen zu können.

Gezieltes Training für die Saison müssen wir erst planen und besprechen, wie das jetzt dann aussieht. Derzeit ist das aber noch hinfällig, ich versuche mich so fit wie möglich zu halten.

Du bist als Teil des Siegerteams der Southeastern Louisiana University bei den Southland Conference Indoor Championships durchaus erfolgreich gewesen. Kannst du dir nach Beendingung der Corona-Krise vorstellen, wieder in die USA zu fliegen, um dein Studium bzw. deine sportliche Karriere voran zu treiben?

Ja definitiv! Zur Zeit gefällt mir die Situation drüben ziemlich gut bzw. lerne ich viel. Die Amerikaner verfügen über sehr viel Wissen, vor allem auch im Bereich des Stabhochsprungs und die sportliche Infrastruktur ist wirklich gut.

Vielen Dank für das Interview und vor allem bitte gesund bleiben!

26/03/20 09:05, Text: Bernhard Rauch

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