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Das sind die Finalgegner von Lukas Weißhaidinger

Lukas Weisshaidinger und seine Hauptgegner (C) GEPA Pictures

Am Samstag um 13:15 Uhr, also wunderbar zur Mittagszeit in Österreich, findet das Diskuswurf-Finale der Männer statt. Mit dabei ist Österreichs Weltklasse-Werfer Lukas Weißhaidinger (ÖTB-LA OÖ), der die "Crunchtime zur Lunchtime" gleich als Erster eröffnen wird. Wir haben seine Gegner im Kampf um die Medaillen genauer unter die Lupe genommen.

Das Finale wird in klassischer Form ausgetragen. Alle Athleten haben drei Versuche, die besten Acht haben im Endkampf nochmals drei Versuche. Die Reihenfolge wird nach dem dritten Durchgang gemäß des Zwischenstands gestürzt. Der Führende wird dann erst am Ende drankommen.

Die Reihenfolge für die ersten drei Würfe lautet: 1. Weißhaidinger, 2. Mattis, 3. Isene, 4. Denny, 5. Pettersson, 6. Prüfer, 7. Ståhl, 8. Jasinski, 9. Ceh, 10. Ortega, 11. Wright, 12. Gudzius.

Daniel Ståhl (SWE, 28 | PB 71,86, SB 71,40)

Der regierende Weltmeister von Doha 2019 ist natürlich der absolute Favorit auf die Goldmedaille, hat aber sicherlich auch den größten Druck gewinnen zu müssen. Der 28-Jährige war in den Jahren 2016 bis 2020 immer der jahresbeste Diskuswerfer weltweit und steht auch heuer mit seinen 71,40 m an der Spitze der Weltbestenliste. Er startete bei einem Hallen-Wettkampf im März in Växjö (SWE) ohne Weite in die Saison und musste in seinen bisher 13 Freiluft-Wettkämpfen seit 22. Mai nur eine einzige Niederlage einstecken und zwar gegen seinen Trainingskollegen Simon Pettersson, ebenfalls Toyko-Finalist, der ihn trotz einer Weite von 69,11 m bezwang. Weißhaidinger hatte heuer bereits drei Aufeinandertreffen mit ihm (Head-to-Head 0:3 aus Sicht des Österreichers), in Turku (FIN) war der Abstand mit 1,34 m am geringsten. In der Qualifikation heute war Daniel Ståhl der einzige Athlet des Feldes, der die 66-Meter-Marke für die Direkt-Qualifikation übertreffen konnte, und das gleich im ersten Versuch.

Andrius Gudzius (LTU, 30 | PB 69,59, SB 68,62)

Der Weltmeister von 2017 und Europameister 2018 ist nach einer Bein-Operation wieder stark zurück. In Rio 2016 war er Drittbester der Qualifikation, konnte im Finale dann aber nur Platz 12 erreichen. Er bestritt heuer seit 30. April insgesamt 13 Wettkämpfe, wobei sein weitenmäßig schlechtester jener bei der Team-EM im Juni in Stara Zagora (BUL) war. Er warf dort nur 63,90 m und verlor gegen den Slowenen Ceh. ÖLV-Trainer Högler führte diesen Abfall auf eine eingeschobene Trainingsphase zurück. Auch Weißhaidinger kreuzte mit Gudzius heuer dreimal die Klingen. Bei den Paavo-Nurmi-Games war Gudzius mit 66,88 m zu 66,77 m um wenige Zentimeter besser. Beim Diamond-League-Meeting in Oslo hatte der Österreicher als Dritter dann knapp die Nase vorne (Weißhaidinger 65,67 m, Gudzius mit 65,57 m Vierter). Drei Tage später in Stockholm (SWE) lag dann der Litauer als Dritter mit 66,97 m klar vor Weißhaidinger. Mit 65,94 m lieferte er heute einen sehr guten Qualifikationsbewerb in Tokyo ab.

Kristjan Ceh (SLO, 22 | PB 70,35, SB 70,35)

Der amtierende U23-Europameister legte in den letzten 18 Monaten eine rasante Entwicklung hin. Lauteten seine Bestweiten in den Jahren 2018 und 2019 noch 62,03 m und 63,82 m so kam letztes Jahr dann ein deutlicher Sprung auf 68,75 m. Heuer übertraf er in Kuortane (FIN) Ende Juni erstmals die 70-Meter-Marke, musste sich aber dort mit 70,35 m trotzdem Daniel Ståhl geschlagen geben. Er bestritt heuer 14 Wettkämpfe, davon zwölf seit dem 27. Mai. Seinen weitenmäßig schlechtesten Wettkampf zeigte er heute in der Diskuswurf-Qualifikation mit 65,45 m, was zeigt, über welche Konstanz auf hohem Niveau der Slowene heuer verfügt. Er konnte beide Duelle mit Lukas Weißhaidinger (Oslo, Stockholm) für sich entscheiden. Ceh stand noch nie in einem großen Finale bei einer WM oder EM der Allgemeinen Klasse und gibt in Tokyo auch sein Olympia-Debüt. 

Matthew Denny (AUS, 25 | PB 66,15, SB 66,15)

Der Sechste der WM in Doha 2019 (damals 65,43 m) hat es neuerlich in das Finale geschafft und in der heutigen Qualifikation mit 65,13 m überzeugt. Der in Europa nicht so bekannte Werfer hat zuletzt 2019 außerhalb Ozeaniens einen Wettkampf bestritten. Neben dem WM-Finale siegte er vor zwei Jahren auch bei der Universiade in Neapel (ITA) mit 65,27 m. Der vierfache australische Diskuswurf-Meister ist ein konstanter Werfer im Bereich von 65 Metern, die er erstmals 2016 übertreffen konnte. Heuer sind bei World Athletics nur sieben Wettkämpfe für ihn verzeichnet, die mit 60,56 - 61,42 - 63,88 - 62,65 - 63,33 - 66,15 und 65,13 zu Buche stehen. Damit wird er wohl eine Außenseiter-Rolle im 12er-Feld einnehmen, wenngleich er in großen Finalis sich schon zu behaupten weiß: U18-WM-Gold 2013 (Hammer),  U18-WM-Bronze 2013 (Diskus), U20-WM-Vierter 2014, Universiade-Gold 2019, Universiade-Silber 2015, World-Continental-Cup Zweiter 2018. Direkte Duelle mit Lukas Weißhaidinger gab es heuer nicht.

Mauricio Ortega (COL, 26 | PB 70,29, SB 65,21)

Der zweifache Südamerika-Meister war Anfang Juli in Österreich, in Ried, zu Gast, wo er mit 65,21 m seine Saisonbestmarke aufstellte. In den anderen Wettkämpfen schwankten seine Ergebnisse zwischen 65 und 62 Meter, wobei ein Ausreißer nach unten am 22. Juni in Karlstad (SWE) mit 59,94 m dabei war. Der 26-Jährige, der im letzten Jahr den Südamerika-Rekord unter zu hinterfragenden Bedingungen auf 70,29 m in die Höhe schraubte, war bereits bei drei Freiluft-Weltmeisterschaften am Start. Nur bei seiner Premiere in Peking (CHN) im Jahr 2015 erreichte er das Finale, wo er mit 62,01 m Elfer wurde. In London 2017 (62,97 m) und Doha 2019 (61,92 m) war der Wettkampf für ihn schon nach der Qualifikation zu Ende. Er bestreitet sein erstes Olympia-Finale, heute warf er 64,49 m in der Qualifikation und war Sechstbester. Direkte Duelle mit Lukas Weißhaidinger gab es heuer nicht. 

Simon Pettersson (SWE, 27 | PB 69,48, SB 69,48)

Der schwedische Trainingskollege von Weltmeister Daniel Ståhl schaffte es heute ebenfalls erst mit seinem dritten Versuch und einer Weite von 64,18 m das Final-Tickets als Siebenter zu lösen. Pettersson stand sowohl im WM-Finale in Doha 2019 (9. mit 63,72 m) als auch in jenem von London 2017 (11. mit 60,39 m). Er ist der einzige Werfer weltweit, der den Top-Favoriten Daniel Ståhl heuer bezwingen konnte - und zwar am 29. Mai in Växjö (SWE) als er mit 69,48 m seine persönliche Bestmarke aufstellte und den Diskus-Riesen um 37 cm in die Knie zwang. Im Head-to-Head mit Weißhaidinger steht es heuer aus seiner Sicht 1:2. Der Österreicher lag in Turku und Oslo voran, in Stockholm behielt der Schwede mit Platz 4 und 65,19 m die Oberhand. Pettersson bestritt heuer 16 Wettkämpfe, sein weitenmäßig schlechtester war am 6. Juli in Székesfehérvár (HUN) mit 63,03 m. Er zählt als Dritter der heurigen Jahresweltbestenliste ganz klar zu den Medaillenanwärtern.

Sam Mattis (USA, 27 | PB 67,45 m, SB 63,74 m)

Der US-Amerikaner liegt mit seiner Weite von heute (63,74 m) nur auf Rang 47 der aktuellen Jahresweltbestenliste und hat es dennoch ins 12er-Finale geschafft. Seine persönliche Bestleistung datiert aus dem Jahr 2016. Die Olympia-Norm warf er bereits 2019 mit 66,69 m, bei den heurigen US-Trials qualifizierte er sich dann als Drittplatzierter mit 62,51 m für das US-Team. Auch wenn man seine elf heurigen Wettkämpfe betrachtet, muss man ihm eine krasse Außenseiter-Rolle zuschreiben. Dreimal "No Mark" und nur vier Wettkämpfe über 60 Meter klingen nicht sehr vielversprechend. Seine heutige Leistung mit 63,74 m zeigt aber, dass er am Punkt in Form ist. Nachdem der WM-Elfte von Doha 2019 (63,42 m) heuer nur Wettkämpfe in den USA bestritten hat, kam es auch noch zu keinem Aufeinandertreffen mit Lukas Weißhaidinger.

Daniel Jasinski (GER, 31 | PB 67,47, SB 67,47)

Nicht nur weil er bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016 ganz überraschend mit 67,05 m, seiner damaligen Bestmarke, Bronze gewann, schätzt ihn ÖLV-Trainer Gregor Högler als sehr gefährlichen Gegner ein. Jasinski ist aktueller deutscher Meister und konnte im Mai in Schönebeck (GER) seinen Bestmarke auf 67,47 m verbessern, was ihm aktuell Platz 8 in der Jahresweltbestenliste einbringt. Das einzige direkte Duell mit Lukas Weißhaidinger in diesem Jahr konnte der 31-Jährigen beim Diamond-League-Meeting in Stockholm (SWE) für sich entscheiden. Jansinski wurde mit 64,70 m Fünfter, Weißhaidinger mit Timing-Problemen bekanntlich nur Achter. Heute qualifizierte er sich mit 63,29 m als Gesamt-Neunter für sein zweites Olympia-Finale. 2016 in Rio zog er auch als Elfter mit 62,83 m ins Finale ein und holte dort zum großen Wurf auf Platz 3 aus.

Ola Stunes Isene (NOR, 26 | PB 67,78, SB 65,27)

Der Norweger ist bekannt für zahlreiche Instagram-Postings, wo er im Training schon unzählige weite Würfe verzeichnete. Der WM-Zehnte von Doha 2019 (63,67 m) und EM-Elfte von Berlin 2018 (59,56 m) schaffte es wiederum ins Finale der Top-12, (Quali heute: 10. Platz, 63,26 m). Er bestritt heuer insgesamt zehn Wettkämpfe und landete dabei immer Weiten über 60 Meter, allerdings konnte er nur einmal die 65-Meter-Marke übertreffen. Der dreifache norwegische Diskuswurf-Meister (2019-2021) verlor im heurigen Jahr seine beiden direkten Duelle gegen Lukas Weißhaidinger klar. Sowohl in Turku (60,96 m) als auch in Olso (60,80 m) kam er nicht über Platz 8 hinaus.

Clemens Prüfer (GER, 23 | PB 67,41, SB 67,41)

Der Dritte der heurigen Deutschen Meisterschaften warf Mitte Mai bei den Halle'schen Werfertagen mit 67,41 m die Olympia-Norm. Er bestritt heuer sieben Wettkämpfe, die allesamt zwischen 62,82 m und seiner persönlichen Bestleistung lagen. Mit 63,18 m und seinem ersten Einzug in ein großes Finale der Allgemeinen Klasse kann der 23-Jährige durchaus zufrieden sein. Im Nachwuchs konnte er bereits seine Qualitäten im Kampf um die Medaillen zeigen. Als Zweiter der U23-EM 2019 (62,15 m), Dritter der U23-EM 2017 (60,08 m) und Zweiter der Youth Olympic Games 2014 kennt er das Gefühl am Ende am Stockerl zu stehen. Mit seiner Leistungsentwicklung (2018: 60,40 m - 2019: 63,76 m - 2020: 63,66 m - 2021: 67,41 m) gelang ihm heuer der Durchbruch, was ihm zum gefährlichen Außenseiter machten könnte. Direktes Duell mit Lukas Weißhaidinger gab es heuer keines.

Chad Wright (JAM, 30 | PB 66,54, SB 62,93)

Der Dritte der heurigen jamaikanischen Meisterschaften qualifizierte sich als krasser Außerseiter für sein erstes großes Finale auf der Weltbühne. Mit einer Saisonbestleistung von 62,93 m verdrängte gerade er seinen höher eingeschätzen Landsmann, Vize-Weltmeister Fedrick Dacres, um zwei Zentimeter aus dem Finalfeld. Er warf heuer nur in fünf von zwölf Wettkämpfen über 60 Meter und war beim Horst-Mandl-Memorial in Graz am 17. Juli direkter Konkurrent von Lukas Weißhaidinger. Der 30-Jährige konnte den Österreicher mit 61,94 m aber in keinster Weise fordern. Seine beiden einzigen jamaikanischen Meistertitel (2013, 2014) liegen lange zurück und mit Platz 58 weist Wright auch die schlechteste Position in der Weltbestenliste aller Finalteilnehmer auf. Er hat im Finale definitiv nichts zu verlieren.

Weitere Informationen

Fotos (C) GEPA-Pictures / nicht honorarfrei weiterverwendbar

30/07/21 11:20, Text: Helmut Baudis

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