Victoria Hudson schreibt mit Gold Geschichte
Nach München 2022 war es das zweite EM-Finale im Speerwurf für Victoria Hudson (SVS LA), vor zwei Jahren hatte sie Rang 10 belegt. War sie damals als Außenseiterin ins Rennen gegangen, so war die Ausgangsposition diesmal aber eine andere, als Europas Jahresbeste zählte sie zu den Medaillenkandidatinnen. Die Niederösterreicherin legte gleich im ersten Versuch richtig los und schockte die Konkurrenz mit 64,62m, eine Weite, an die heuer noch keine der anderen Athletinnen auch nur auf einen Meter herangekommen war. Beim zweiten Wurf herrschten unangenehme Bedingungen, mussten sich die Speerwerferinnen doch kleine Lücken zwischen dem weit auseinandergezogenen Feld der 10.000m-Läuferinnen suchen. So flog denn der Speer der ÖLV-Rekordlerin nur auf 60,35m, der Vorsprung auf die zweitplatzierte Ex-Europameisterin Christin Hussong (GER), die bis dahin 61,92m geworfen hatte, blieb dennoch groß. Im dritten Durchgang kam plötzlich Spannung auf, als sich erst die Vorkampf-Beste Marie-Therese Obst (NOR) auf 63,50m (PB) steigerte und dann Adriana Vilagos (SRB), ihres Zeichens 2022 EM-Zweite in München, mit 64,42m und neuem Landesrekord bis auf 20cm an Hudson heran schob, deren Versuch ungültig war.
Die Top-8 hatten weitere drei Versuche, die Hainburgerin war nach dem Stürzen der Reihenfolge nun als Letzte an der Reihe und setzte ihren Wettkampf mit 61,75m fort, alles blieb beim Alten. Die WM-Fünfte des Vorjahres konnte in Durchgang fünf mit 62,74m wieder die größte Weite aller Teilnehmerinnen erzielen, an ihrer Führung änderte sich weiterhin nichts. So blieben noch sieben Würfe, die die 28-Jährige gefährden konnten. Doch einer nach dem anderen geriet zu kurz, der Status Quo blieb erhalten und so war Gold für Victoria Hudson fix, die den Wettkampf mit 59,55m abschloss. Ihr bisher größter Erfolg mit einer großartigen Leistung an diesem Abend. Im Speerwurf hatte es bei einer EM bereits einmal eine Medaille für Österreich gegeben, 1950 hatte Herma Bauma in Brüssel Silber geholt.
Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass Coach Gregor Högler damit auch gleich zwei Medaillen mit verschiedenen Athleten in verschiedenen Disziplinen bei einer EM feiern durfte, ein nicht alltäglicher Erfolg.
Es ist erst die dritte Goldmedaille für Österreich in der Geschichte von Europameisterschaften nach Liese Prokop (Fünfkampf - 1969) und Ilona Gusenbauer (Hochsprung - 1971). Mit bisher Silber durch Lukas Weißhaidinger im Diskuswurf und nun Gold im Speerwurf ist Rom 2024 schon jetzt die bisher erfolgreichste EM für den ÖLV.
Victoria Hudson: “Das Einwerfen war noch nicht so stabil wie ich es mir erhofft hatte. Gregor musste vor dem Wettkampf heute sicher ein bisschen zittern und hat sicher einiges durchgemacht mit mir. Ich habe beim ersten Wurf versucht Gregors Anweisungen, links aktiv festzumachen umzusetzen und das Gefühl für das Werfen zu finden. Der Versuch war dann weit, obwohl er sich überhaupt nicht so angefühlt hat. Deswegen habe ich auch in die Kamera gedeutet, der war es wohl nicht. Aber er war extrem gut. Wie ich die Weite sah, habe ich gedacht, das kann nicht stimmen und die haben bei der falschen Linie gemessen. Normalerweise habe ich ein sehr gutes Körpergefühl, aber der hat sich nicht so angefühlt. Der ganze Wettkampf war dann ein Zittern ohne Ende. Das waren die längsten fünf Runden meines Lebens. Die letzte Runde war der absolute Wahnsinn, ich habe nur mehr versucht zu Atmen, ruhig zu bleiben und zu fokussieren. Ich wollte nicht zu sicher sein und abheben, dass ich das schon fix gewonnen habe. Dass das für eine Medaille reicht, habe ich schon gedacht. Die anderen sind ja auch extrem gut, da waren 7 Medaillengewinnerinnen mit dabei. Das war schon ein richtig arges Feld. Mein Leben lang habe ich mir erträumt, irgendwann eine Medaille zu machen, aber dass ich ganz oben stehe am Stockerl, das hätte ich mir nie gedacht. Ich war zwar die Jahresbeste mit der blauen Startnummer, da könnte man schon meinen, Hudson wird das gewinnen, aber das ist nicht das reale Leben in einer technischen Disziplin. Die anderen können das auch alle genauso, aber ich habe es heute geschafft und vielleicht am meisten an mich geglaubt und konnte die Leistung auf den Punkt bringen.”
Vorschau auf morgen Mittwoch
Raphael Pallitsch (SVS LA) bestreitet um 22:26 Uhr das 1500m Finale, er ist damit der letzte ÖLV-Athlet, der in Rom im Einsatz ist. Ursprünglich waren 12 Läufer für das Finale geplant, nach Stürzen und Schiedsrichterentscheidungen im Sinne der Athleten gibt es nun ein 17-köpfiges Starterfeld.
Zeitplan der ÖLV Athleten bei der EM in Rom
Datum |
MESZ |
Bewerb |
Athlet/in |
12.06. (MI) |
22:26 |
1.500m (Finale) Männer |
Raphael Pallitsch |
Die EM im Internet
Fotos
ÖLV-Flickr-Album (Bilder honorarfrei verwendbar bei Nennung © ÖLV / @wolf.amri)
Die EM im TV
Die ÖLV-Pressekonferenz vom 3.6. (Live um 11 Uhr auf ORF Sport+) gibt es auf ORF ON zum An- oder Nachschauen.
ORF SPORT+ überträgt die EM täglich live. Kommentatoren: Dietmar Wolff / Thomas König
Tag |
Datum |
von |
bis |
Anmerkung |
Mi |
12.06.2024 |
20:05 |
23:00 |
LIVE - Tag 6 Abend (20:05 – 20:15 nur auf ORF ON) |
(Stand vom 1.6., kurzfristige Änderungen möglich)
Alle Live-Übertragungen von ORF SPORT+ sind außerdem via ORF ON als Live-Stream zu sehen und danach on-demand abrufbar.
Fotos: © GEPA Pictures, ÖLV / @wolf.amri
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