Hans-Peter Innerhofer demonstrierte damit ein weiteres Mal seine hervorragende Verfassung in diesem Frühling, die ihn vor zwei Wochen zum Österreichischen Meistertitel auf der Kurzstrecke und zur Staatsmeisterschaftssilbermedaille auf der Langstrecke im Crosslauf geführt hatte. „Ich bin deshalb überrascht, weil ich nicht wusste, wie sich meine guten Trainingsleistungen im hügeligen und bergigen Gelände auf einen schnellen Wettkampf im Flachen auswirken würden“, erzählte der 27-Jährige nach dem Rennen.
Ideale Strecke für Innerhofer
Recht früh fühlte er, dass heute eine Top-Leistung möglich war. In einer Zeit von 1:05:16 Stunden verbesserte er seine vor einem Jahr auf der flacheren Halbmarathon-Strecke des Salzburg Marathon erzielte, persönliche Bestleistung um satte eineinhalb Minuten. „Das war genau meine Strecke. Die Rhythmuswechsel und leichten Hügel trainieren wir tagtäglich, weshalb ich die schwierigen Passagen locker genommen habe“, erklärte Innerhofer, zollte aber auch seinem Kontrahenten Respekt: „Ohne Dominik und seiner Tempowahl wäre ich nie so eine schnelle Zeit gelaufen. Ich habe von seinem Windschatten sehr profitiert, das habe ich auf der letzten Runde gemerkt, als ich alleine das Tempo bestimmen musste.“
Erster Halbmarathon-Staatsmeistertitel
Der Pinzgauer freute sich über die Bestzeit, aber noch mehr freute er sich über seinen ersten Staatsmeistertitel im Halbmarathon, drei Jahre, nachdem sein Zwillingsbruder Manuel in Salzburg diesen Titel in einer vergleichbaren Konstellation im Zweikampf gegen Valentin Pfeil geholt hat. „Ich bin heute auf Sieg gelaufen. Wenn ich 1:08 gelaufen wäre und Erster gewesen wäre, hätte ich mich genauso gefreut. Der Rennverlauf war einfach günstig für mich.“
Hans-Peter Innerhofer, der neben zwei Österreichischen Meistertiteln auf der Kurzdistanz des Crosslaufs seinen dritten Staatsmeistertitel nach jenen über 10.000m (2017) und 3.000m (Halle, 2019) feierte, befindet sich in Vorbereitung auf die Berglauf-Wettkämpfe im Rahmen der Berglauf- und Trailrunning-Weltmeisterschaften vom 6. bis 10. Juni in Innsbruck. Dieses große Saisonziel jagt auch sein Zwillingsbruder Manuel, der die Halbmarathon-Staatsmeisterschaften von Graz krankheitsbedingt verpasste. Auch Mario Bauernfeind (KUS ÖBV Pro Team) musste kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen absagen.
Spannendes Duell mit Stadlmann bis Kilometer 15
Bei guten Laufbedingungen entwickelte sich in der Grazer Innenstadt, am Fuße des Uhrturms, ein spannendes und hochklassiges Duell um den Staatsmeistertitel. Favorit Dominik Stadlmann wählte gleich nach dem Start ein hohes Tempo, Hans-Peter Innerhofer hängte sich wie angekündigt in seinen Windschatten und konnte dem Silbermedaillengewinner des Vorjahres folgen. Die Durchgangszeit bei Kilometer zehn lag deutlich unter 30 Minuten, obwohl in dieser Phase bereits etliche Überrundungen auf dem winkligen Kurs anstanden. Stadlmann hatte das Pech, dass bei eine dieser Überrundungen ein Ellbogen eines Läufers auf seinen Hüftknochen prallte. Erst unterdrückte er die Schmerzen und machte einen kurzen Rückstand auf Innerhofer wett, doch knapp sechs Kilometer und einen weiteren, ähnlichen Zwischenfall später, stieg er aus. „Gerade bei den Bergabpassagen wurden die Schmerzen zu stark und ich konnte nicht mehr rund laufen“, begründete der 27-Jährige seine Entscheidung und nahm den unglücklichen Zwischenfall mit Enttäuschung, aber selbst in den ersten Emotionen gefasst auf. „Schade, denn ich war gut drauf und habe mich bis zu diesem Augenblick auch sehr gut gefühlt.“
Zwei steirische Medaillen
So begleiteten zwei Nachwuchsläufer Hans-Peter Innerhofer zur Siegerehrung. Raphael Siebenhofer und Felix Geieregger sorgten damit bei der ersten Halbmarathon-ÖM in Graz seit fünf Jahren für zwei steirische Medaillen. Siebenhofer blieb in einer Zeit von 1:06:57 Stunden nur knapp über seiner persönlichen Bestleistung, Geieregger unterbot seinen Bestwert um 47 Sekunden auf eine Zeit von 1:07:57 Stunden. Daher hatte er im Duell um Bronze mit dem überraschend starken Sebastian Falkensteiner (LC Oberpinzgau) knapp die Nase vorne.
U23-Rekord durch Larissa Matz
In ihrem erst zweiten Halbmarathon steigerte sich Larissa Matz deutlich auf eine Zeit von 1:16:33 Stunden und hatte im Ziel einen Vorsprung von über zwei Minuten auf Cordula Lassacher (1:18:38 Stunden). Damit war das Ergebnis der Top-Zwei in der Allgemeinen Klasse und der Altersklasse U23 identisch. So schnell wie Matz war überhaupt noch nie eine österreichische U23-Athletin im Halbmarathon, die bisherige Bestleistung in dieser Altersklasse hielt Susanne Mair (1:17:22) aus dem Jahr 2014. Die Bronzemedaille ging an Leyla Reshed in einer Zeit von 1:19:59 Stunden. Vor einem halben Jahr war sie bei den Titelkämpfen in Linz noch Vierte.
Die 21-jährige Matz, die von Christian Jäger trainiert wird, fokussiert sich hauptsächlich auf den 10.000m-Lauf, erkannte aber in den letzten Trainingswochen, dass die Form für einen Halbmarathon gut sein würde. „Ich habe mir viel zugetraut, daher bin ich mit einem recht flotten Tempo gestartet und habe dann mitbekommen, dass ich nicht nur führe, sondern deutlich vorne bin. Zum Schluss wurde es hart, aber Gott sei Dank konnte ich das Tempo gut halten.“ Sie genoss die lautstarke Anfeuerung entlang des Rundkurses. „Eine super Stimmung, das hat beflügelt. Das Laufen ist einfach meine Herzensleidenschaft, das wird besonders bei so einem Wettkampfereignis deutlich. Und wenn man dann auch noch gewinnt, ist es ein sensationelles Gefühl.“ Für die 21-Jährige war dieser der erste Staatsmeistertitel in der Allgemeinen Klasse überhaupt.
Für die 19-jährige Steirerin Lassacher, die ihr Talent bisher auf den längeren Bahndistanzen aufzeigte, war der Halbmarathon in Graz der erste ihrer Laufbahn. Gleich bei dieser Premiere stellte sie einen neuen steirischen Landesrekord der Altersklasse U23 auf.
Fast 2.000 Laufbegeisterte genossen bestes Laufwetter
Der Gigasport Graz Halbmarathon ging am Sonntagvormittag mit Start und Ziel am Karmeliterplatz auf einem gut 5,25 Kilometer langen, nach den Kriterien der AIMS vermessenen Rundkurs in der Grazer Innenstadt über die Bühne. Dabei genossen die Läuferinnen und Läufer beste Laufbedingungen mit einem leicht bedeckten Himmel, ganz leichtem Wind und Temperaturen von 8°C. beim Startschuss um 11 Uhr.
Knapp 2.000 Aktive haben sich für alle Bewerbe angemeldet, rund die Hälfte des Teilnehmerfeldes absolvierte den Halbmarathon, für den der mit einigen winkligen Kurven und einigen Höhenmetern ausgestattete Kurs viermal absolviert werden musste. Für einen tollen Rahmen sorgte nicht nur das Start- und Zielgelände am Karmeliterplatz, sondern auch viele Zuschauer besonders im Stadtpark.
Die ÖLV-Staatsmeisterschaften erzielten ein beachtliches Meldeergebnis von 276 Athletinnen und Athleten.