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IAAF-Wahlen werfen ihren Schatten voraus

IAAF-Präsident Sebastian Coe (C) GEPA Pictures

In einer Woche, am 25. September 2019, werden in Doha (QAT) beim 52. IAAF-Kongress die Neuwahlen des Leitungsorgans des Welt-Leichtathletik-Verbands durchgeführt. Der Präsident, vier Vizepräsidenten und 13 Plätze im Council stehen zur Disposition.

Jedes der 214 Mitgliedsländer - soferne es mit einem Delegierten anwesend ist - hat eine Stimme. Der bisherige IAAF-Präsident Sebastian Coe (GBR) steht vor der Wiederwahl, da er als einziger Kandidat für die Präsidenten-Funktion ins Rennen geht.

Zwei Olympiasieger müssen hoffen

Erstmals kommt eine Gender-Quote zur Anwendung, die für zusätzliche Spannung sorgt. Nach der Wahl des Präsidenten folgt im nächsten Wahlgang die Wahl einer Vizepräsidentin. Drei Kandidatinnen sind dafür nominiert: Sylvia Barlag (NED), die 72-jährige Abby Hoffman (CAN) und Ximena Restrepo (CHI). Da nur maximal ein Vizepräsident pro Kontinentalverband gewählt werden darf, müssen die beiden Olympiasieger Sergey Bubka (UKR) und Alberto Juantorena (CUB) hoffen, dass Ximena Restrepo aus Chile dieses Match für sich entscheidet. Eine Wahl Barlags würde eine Streichung der Stabhochsprung-Ikone und eine Wahl Hoffmans eine der 800m-Legende für den nächsten Wahlgang mit sich ziehen, wo dann unter den verbliebenen Kandidatinnen und Kandidaten die drei weiteren Vizepräsidenten bestimmt werden. Bubka tritt nur zur Wahl des Vizes an, Juantorena hat das "Hintertürl" als Council-Mitglied offen.

Gender-Arithmetik

Bei der Wahl der weiteren 13 Council-Mitglieder werden 3, 4 oder 5 Positionen an Frauen vergeben, abhängig davon, wieviele Vizepräsidentinnen weiblich sind. Sollte es nur eine sein, dann gibt es fünf weibliche Council-Mitglieder, was durchaus Chancen für die Österreicherin Walentina Fedjuschina gegen dann 13 Konkurrentinnen eröffnet. Die in Portugal lebende Athleten-Managerin und dreifache Olympiateilnehmerin im Kugelstoßen ist in der Welt der Leichtathletik sehr gut vernetzt. Gemeinsam wird sie mit ÖLV-Präsidentin Sonja Spendelhofer und Sportkoordinator Hannes Gruber den ÖLV beim Kongress vertreten.

Beim IAAF-Kongress nicht zur Wahl stehen die sechs Kontinental-Präsidenten, übrigens alle männlich, sowie die beiden Athleten-Sprecher (1 x männlich, 1 x weiblich), die das IAAF-Council dann auf insgesamt 26 Personen vervollständigen.

Nette Mails aus aller Welt

Wie immer vor Wahl-Kongressen gehen derzeit die Posteingänge der Verbände über. Nette Mails aus aller Welt mit Portraits der Kandidatinnen und Kandidaten, Ankündigungen und Wahlempfehlungen trudeln täglich mehrfach ein. Es sind aber durchaus auch interessante bzw. kritische Nachrichten dabei. Ein besonders eifriger Schreiber ist stets Amadeo Francis aus Puerto Rico, ein ehemaliger Hürdenläufer, der mittlerweile 87 Jahre alt ist und von 1976-1999 selbst Mitglied des IAAF-Councils war.

So versandte er die untenstehende Datei mit allen IAAF Council-Mitgliedern seit 1964, der kontinentalen Verteilung und einer Gender-Analyse, die zeigt, das erst seit 1995 Frauen im höchsten Leichtathletik-Gremium der Welt vertreten sind. Ob Frauen vor 1964 vertreten waren bleibt unbeantwortet, ist aber eher fraglich. Weiters äußerte er sich sehr kritisch, dass die im Jahr 2015 eingeführte Altersgrenze für Council-Mitglieder von 70 Jahren bei den Reformen der IAAF-Satzungen 2017 wieder getilgt wurde.

In einem weiteren Mail forderte Amadeo Francis dann alle Mitgliedsverbände auf, Kandidaten aus jenen Ländern, die das Schlusslicht in der Anti-Doping-Arbeit bilden (Bahrain, Weißrussland, Äthiopien, Kenia und Ukraine) nicht in das Council zu wählen. Ein richtiger Fingerzeig.

18/09/19 21:24, Text: Helmut Baudis

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