Seit wann bist du in Kolumbien und hast du dich schon akklimatisiert?
Ich bin seit 24. Juli vor Ort und da wir einen Nachtflug hatten, konnte ich auch acht Stunden schlafen - von Jetlag keine Spur! Bei mir ist es gerade 13 Uhr, also ich bin sieben Stunden hinten (lacht). Etwas ungewöhnlich sind meine „Bettgehzeiten“. Ich gehe hier meist um 21.30 Uhr ins Bett und stehe bereits um 6.30 Uhr auf. Das ist optimal, da mein Wettkampf am Montag bereits um 10 Uhr beginnt, da muss ich sowieso um diese Zeit auf.
Ist das deine erste Weltmeisterschaft?
Ja, ich war zwar bereits bei einer U20-Crosslauf-EM und bei einer U20-EM über 1500 m dabei, aber bei einer WM war ich noch nie.
Wo hast du die benötigten Limits geknackt?
Anfang Mai lief ich in Pliezhausen, Deutschland, die 3000 m in 8:07 Minuten, also siebeneinhalb Sekunden unter dem Limit. Eine Woche später lief ich in Wien bei der Mid Summer Track Night die 1500 m in 3:44:11 Minuten, hier habe ich das Limit um vier Sekunden unterboten.
Wie verlief deine weitere Saison bis jetzt?
Die Freiluftsaison läuft echt gut, nur bei den Österreichischen Staatsmeisterschaften war ich leider krank.
Wie fühlst du dich?
Richtig gut! Ich habe in St. Moritz ordentlich trainiert und freu mich riesig auf Montag, da findet mein Vorlauf über 1500 m statt. Am Mittwoch wäre das Finale. Am Freitag ist dann das 3000-m-Finale.
Wie sah deine Woche in St. Moritz aus?
Ich habe 13 Trainingseinheiten pro Woche absolviert – also bis auf Sonntag immer zwei Einheiten pro Tag. Montag, Mittwoch und Freitag waren meine lockeren Trainingstage, wo ich Kilometer gesammelt habe. An den Samstagen sind wir von der Schweiz nach Italien gefahren, um auf einer Bahn auf (annähernd) Meereshöhe zu trainieren.
Was erwartest du dir von den Rennen bei der Weltmeisterschaft? Was ist möglich?
Da es sich um eine WM handelt, ist die Konkurrenz natürlich sehr stark einzuschätzen! Über 1500 m ist mit etwas Glück sicherlich das Finale drinnen. Über die 3000 m, wo es nur ein Finale gibt, wäre eine Top-10-Platzierung absolut in Ordnung. Wenn es schnelle Rennen werden sollten, habe ich noch die jeweiligen U20-Rekorde ins Auge gefasst.
Gibts schon Wettkampfpläne für nach der Weltmeisterschaft?
Kommt darauf an, wie es hier läuft. Wenn ich danach mental und körperlich müde bin, mache ich eine Pause. Sonst laufe ich vielleicht noch einen 5000-m-Lauf. Aber mal sehen. Im September möchte ich bei den U20-Meisterschaften über 1500 m antreten.
Die Olympischen Spiele! Davon träumt wohl jeder Leichtathlet. Hast du bereits eine konkrete Vorstellung, wann du die Limits dafür attackierst?
Realistisch gesehen sind die Limits für Paris 2024 noch etwas entfernt. Wie die genau aussehen, steht allerdings noch gar nicht fest. Ansonsten versuche ich über das World Ranking meine Punkte für die Qualifikation zu erlaufen.
Nochmal ein kleiner Blick zurück! Wie und wann bist du zum Laufen gekommen?
2009 hat mich mein Vater beim Junior Marathon angemeldet. Ich musste, glaube ich, 200 Meter laufen. Ich konnte gewinnen und es hat mir Spaß gemacht. Ich habe an einigen Volksläufen teilgenommen und schloss mich dem ATSV Linz an, musste aber auch andere Leichtathletik-Dinge machen (lacht), das hat mir nicht so Spaß gemacht. Kurzzeitig bin ich sogar wieder ausgetreten, seit 2017 aber wieder im Verein.
Was machst du in deiner Freizeit? Lebst du vom Laufsport?
Ich mache gerne einen Mittagsschlaf und treffe mich mit Freunden. Hier vor allem zum Essen, wenn Mama mal nicht kocht (lacht). Vor kurzem habe ich die Handelsschule abgeschlossen. Bei mir dauerte diese ein Jahr länger, weil ich als Leistungssportler viel Zeit für das Training bekam. Vor zwei Wochen habe ich einen Vertrag bei NIKE unterschrieben und komme bald zum Bundesheer und hoffe, dass ich dann in den Heeressportkader aufgenommen werde.
Text: Mario Friedl