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Karamarinov als EA-Präsident wiedergewählt, neue EM-Bewerbe beschlossen

EA-Präsident Dobromir Karamarinov und ÖLV-Präsidentin Sonja Spendelhofer (C) ÖLV

Beim 28. European-Athletics-Kongress in Belgrad (SRB) standen Neuwahlen auf dem Programm. Dabei setzte sich der amtierende Präsident Dobromir Karamarinov (BUL) mit 28 Stimmen gegen seinen Herausforderer Libor Varhaník (CZE), der 21 Stimmen erhielt, durch. ÖLV-Präsidentin Sonja Spendelhofer wurde nicht ins Council gewählt. Neu sind eine Straßenlauf-EM ab 2025 und die 4x400 m Mixed-Staffel bei der Freiluft-EM 2024.

Alle 49 wahlberechtigten Mitgliedsländer waren anwesend, jedes Land hatte gemäß dem Grundsatz "One Country. One Vote." eine Stimme. Für Österreich stimmte Generalsekretär Helmut Baudis ab, da Sonja Spendelhofer als bisheriges Council-Mitglied am Podium Platz nahm. Russland und Belarus waren nicht vertreten,  da sie aufgrund des Ukraine-Krieges suspendiert sind.

Spannende Wahl in mehreren Durchgängen

Die Wahl erfolgte in mehreren Durchgängen in elektronischer und geheimer Form. Die Wahl zum Präsidenten war in einem Durchgang entschieden, da Karamarinov mit 28:21 die erforderliche absolute Mehrheit erreichte. Die Wahl der beiden Vizepräsidentinnen war ebenfalls rasch vorüber, da es für zwei Plätze nur zwei Kandidatinnen gab. Um die anderen Positionen wurde es spannender. Für Österreich verlief die Wahl enttäuschend. Sonja Spendelhofer erhielt zwar 30 Stimmen von 49 Ländern und belegte Rang 6 unter den Council-Kandidatinnen. Sie  verfehlte damit aber knapp einen der fünf verfügbaren Plätze. Warum die unbekannten Vertreterinnen aus Nordmazedonien (41) und Georgien (37) den Einzug schafften, lässt sich wohl mit dem Satz "Wahlen haben eigene Gesetze" zusammenfassen. Passend dazu musste z.B. Ungarns WM-Cheforganisator Marton Gyulai, der eigentlich einen Vize-Präsidenten anstrebte, unerklärlicherweise lange zittern und auch Deutschlands Präsident Jürgen Kessing (GER) schaffte es erst in der zweiten Runde ins Council. Wahltaktik dominierte. Das zeigte sich auch daran, dass sich der Small-States-Vertreter aus Gibraltar im allerletzten Durchgang gegen die Kandidaten aus Griechenland und der Türkei um den letzten Council-Platz durchsetzte.

European Athletics Council 2023-2027

Das Council für die vierjährige Funktionsperiode 2023-2027 sieht daher wie folgt aus. Präsident Karamarinov und die Vizepräsident/innen bilden das ExBo (Executive Board). Gemäß Satzungen mussten dieses Mal mindestens sieben Frauen im Council enthalten sein und mindestens zwei als Vizepräsidentinnen.

Präsident Dobromir Karamarinov BUL
Vizepräsidentin Cherry  Alexander GBR
Vizepräsidentin Karin Grute Movin SWE
Vizepräsident Jean Gracia FRA
Council-Mitglieder Slobodan Brankovic SRB
(in alphabetischer Frank Carreras GIB
Reihenfolge) Raúl Chapado ESP
. Anne Farseth NOR
. Márton Gyulai HUN
. Tia Hellebaut BEL
. Jürgen Kessing GER
. Anna Kirnova SVK
. Stefano Mei ITA
. Gvantsa Mikeladze GEO
. Antti Pihlakoski FIN
. Erich Teigamägi EST
. Aleksandra Vojneska-Zikova MAZ

Nicht gewählt wurden die Kandidat/innen aus: AUT, CZE, ISR, IRL, MLT, POL, POR, ROU, SLO, TUR, UKR.

Neue European Running Championships ab 2025

Die Einführung dieser neuen EM wurde einstimmig beschlossen. European-Athletics-CEO Christian Milz informierte ausführlich darüber. Die neue Straßenlauf-EM wird ab 2025 immer im Frühling (März, April, Mai) in Kombination mit einem "Mass Participation Event" ausgetragen werden. Am Programm stehen dann 10 km Straßenlauf und Halbmarathon am Samstag und Marathon am Sonntag. Es gibt überall Einzel- und Teamwertungen. Für die erste Auflage gibt es drei Bewerber, darunter zwei große europäische Länder, mehr wurde noch nicht verraten.

Somit wird der Straßenlauf nur mehr zwei Mal im Rahmen einer Freiluft-EM mit dabei sein, 2024 im Rom (ITA) mit dem Halbmarathon und 2026 in Birmingham (GBR) mit dem Marathon. Der Grund ist, dass es dazu schon bestehende Verträge gibt, wie Milz ausführte. Ab der EM 2028 in Chorzów (POL) stehen keine Halbmarathon- und Marathon-Bewerbe mehr auf dem Programm einer regulären Freiluft-EM, dies wurde ebenfalls einstimmig beschlossen und in den Satzungen verankert.

Freiluft-EM: 4x400 m Mixed-Staffel neu im Bewerbsprogramm

Mit großer Mehrheit wurde die Einführung der 4x400 m Mixed-Staffel als neuer Bewerb der Freiluft-EM beschlossen. Einzig Zypern stimmte dagegen. Somit wird der Bewerb erstmals bei der Freiluft-EM 2024 zur Austragung kommen.

Safe-Guarding-Vorgaben nun verpflichtend für Mitgliedsverbände

Maßnahmen zur Prävention von sexuellem Mißbrauch im Sport stehen auch auf Ebene der Leichtathletik-Verbände ganz oben auf der Agenda. Daher wurde in Belgrad einstimmig beschlossen, die Word-Athletics-Vorgaben den Mitgliedsverbänden zu überbinden und dies auch in den European-Athletics-Satzungen als Verpflichtung festzuschreiben. Der ÖLV arbeitet intensiv an einem eigenen Konzept sowie einem Maßnahmenpaket und beteiligt sich mit WLV-Nachwuchstrainerin Lena Burkhardt auch an der derzeit eingerichteten European-Athletics-Arbeitsgruppe.

Sebastian Coe mit Impulsreferat

World-Athletics-Präsident Sebastian Coe (GBR) war ebenfalls in Belgrad und blickte in seinem Impulsreferat auf die Entwicklungen der Leichtathletik seit seiner Amtübernahme im Jahr 2015 zurück. Viele Herausforderungen konnten gemeistert werden, das Ansehen der Leichtathletik wurde wieder gesteigert, das zeigen auch die Studien. In vielen Bereichen (z.B. Anti-Doping, Betrugsbekämpfung, Safe-Guarding, Umgang mit Transgender-Thema) setzte World Athletics die Benchmark für die anderen Sportfachverbände. Coe wird im August neuerlich als World-Athletics-Präsident kandidieren.

Mehrere Berichte zum European-Athletics-Kongress in Belgrad gibt es auch auf der European-Athletics-Website nachzulesen.

22/04/23 10:59, Text: Helmut Baudis

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