Das Österreichische Olympische Comité (ÖOC) sorgt seit einigen Jahren für die professionelle Medienarbeit von Lukas Weißhaidinger und unterstützt dadurch mit PR-Profi Wolfgang Eichler nicht nur Weißhaidinger selbst sondern auch die gesamte österreichische Leichtathletik, die dadurch mehr Präsenz in der Öffentlichkeit erhält.
Lukas, wie würdest Du mit eigenen Worten dieses Jahr 2021 zusammenfassen?
Weißhaidinger: „Unglaublich, aber wahr. Ich hab’s zum fünften Mal in Folge geschafft, noch besser zu werden, alle vergangenen Saisonen zu toppen. Und wir haben wieder Wort gehalten: Ich habe Anfang Juni in Eisenstadt einen neuen Rekord geworfen – da gab’s aus dem letzten Jahr noch eine offene Rechnung zu begleichen, dann kam Olympia. Ich wurde nicht müde zu betonen, dass mir nach EM- und WM-Bronze noch eine Olympia-Medaille als Krönung fehlt. Jetzt habe ich dieses Traumziel erreicht – als erster Österreicher in der Weltsportart Leichtathletik. 193 Nationen waren bei den Leichtathletik-Bewerben vertreten. Knapp 2.000 AthletInnen. Nur ein paar Dutzend kommen in den Genuss von Edelmetall.“
Wenn Du die Augen schließt: Welche drei Momente waren für Dich die schönsten in diesem Jahr – welche Szenen kommen Dir spontan in den Sinn?
Weißhaidinger: „Der schönste Moment war, als im Olympia-Finale die Weite von Matthew Denny (AUS) aufleuchtete. 67,02 m. Ihm hätte ich so einen weiten Wurf ehrlich gesagt nicht zugetraut. Da bin ich kurz erschrocken. Das waren bange Sekunden, bis auf der Anzeigetafel seine Weite aufleuchtete. Zum Glück blieb er fünf Zentimeter hinter mir. Da wusste ich: Ich habe Bronze sicher! In diesem Augenblick fallen gefühlt ein paar Tonnen Last von dir ab. Zwickt’s mi, ich hab‘ eine Olympia-Medaille! LEIDER GEIL! Glücksmoment Nummer zwei war mein Rekordwurf am 9. Juni. 69,04 m – da wusste ich, ich bin stärker denn je. Tokio kann kommen. Das Bier danach hat richtig gut geschmeckt… Als Glücksmoment Nummer 3 fällt mir der Montag nach dem Diskus-Finale ein, als ich am Flughafen (Freundin) Hanna sah. Ohne COVID-19 wäre sie ja in Tokio mit dabei gewesen. Für 2020 hatten sie und ihr Bruder schon ein Finalticket! Ihr hab‘ ich unglaublich viel zu verdanken. Gleich nach diesen 3 Momenten kommt schon Zagreb, der sechste Versuch, würde ich sagen!“
Gregor, welche Szenen bleiben Dir für immer in Erinnerung?
Högler: „Ich würde sagen, bei mir sind’s vor allem zwei Momente: Der dritte Versuch in der Qualifikation, als sich Lukas nach zwei ungültigen Versuchen noch im letzten Moment ins Finale wirft. Und dann jener Augenblick, als er im Finale zum 6. Versuch antritt, aber nicht mehr von Rang 3 verdrängt werden kann. Da habe ich mir gedacht: Mein Trainingsplan hat punktgenau funktioniert und es war richtig, so knapp vor dem Wettkampf anzureisen. In dieser Sekunde bist du unglaublich dankbar und demütig. Ja, wir haben es geschafft. Im 6. Jahr der Zusammenarbeit. Nach mehr als 60.000 Würfen sind wir am Ziel!“
Nach Saisonende ist auch die Zeit Danke zu sagen. Wem schuldet Ihr ein Dankeschön?
Weißhaidinger: „Das ist eine verdammt schwierige Frage. Es gibt Dutzende, die für unsere Erfolge mitverantwortlich sind. Ich nenne immer Gregor als ersten, dazu den Verband, meine Familie, Hanna, meinen Hauptsponsor Energie AG, das Bundesheer, meine anderen Partner…“
Högler: „Wenn’s ans Zahlen geht, dann ist in der Regel das Sportministerium, Sektionschef Philipp Trattner, unsere erste Anlaufadresse. Das Ministerium hat hohe sechsstellige Beträge finanziert – für die Kältekammer und für die biomechanischen Kameras. Mit der 110-Grad-Kältekammer bringen wir die Regeneration auf ein neues Niveau, die Kameras helfen uns beim Analysieren der Technik. Da entscheiden Millimeter über Erfolg und Misserfolg. Ohne das Ministerium hätten wir beides nicht zur Verfügung gehabt. Das waren die zwei größten Erfolgsgaranten. Extrem wichtig sind für uns auch die jährlichen Förderungen der Bundes-Sport GmbH. Damit hatten wir seit den Sommerspielen in Rio 2016 die nötige Planungssicherheit. Das betrifft Trainingslager, medizinische Behandlungen, kleineres Equipment usw.“
Das klingt ganz so, als hättet Ihr fürs nächstes Jahr schon eine neue Wunschliste?
Högler: „Wir haben gleich nach Tokio schon eine neue Liste abgeben, natürlich. Wir haben vor Tokio das Betreuerteam kurzfristig aufgestockt. Diesen Standard sollten wir halten und – wenn möglich – weiter ausbauen. 2022 steht im Juli die WM in Eugene (USA) auf dem Programm und im August die EM in München (GER). Was uns aktuell noch fehlt sind Druckmessplatten im Wurfkreis. Dann könnten wir noch genauer messen und analysieren. Hier gibt es aber schon Gespräche mit dem Sportministerium, das beim Ankauf unterstützen möchte.“
Weißhaidinger: „…Moment: Das Wichtigste ist, dass ich gesund bleibe. Der Körper ist mein größtes Kapital. Bronze – würde ich meinen - haben wir jetzt im Übermaß. Ab sofort geht es um Silber und Gold. Ich freue mich auf meine Wettkampf-Premiere in den USA – noch dazu gleich bei einer WM. Die EM in München ist für mich als Innviertler sowieso speziell. Das sind ja nicht mal zwei Autostunden von Taufkirchen an der Pram ins Olympiastadion. Meine Familie und alle meine Freunde werden mitkommen. Das wird eine EM fast dahoam. Wenn ich das sage, bekomme ich gleich eine Gänsehaut.“
Eines habt Ihr noch vergessen…
Weißhaidinger (lacht): „Richtig: Meinen ersten 70-m-Wurf in einem Wettkampf. Das habe ich mir für 2022 fix vorgenommen. Darauf können alle meine Fans wetten, würde ich sagen. Das wird auch passieren - Ehrenwort.“
Bei den Sommerspielen 2024 in Paris wirst Du 32 Jahre alt sein. Kann man jetzt schon versprechen, dass Du noch so lange weitermachen wirst?
Weißhaidinger: „Sofern ich gesund bleibe, ist das unser fixer Plan. Olympia ist für mich der wichtigste Wettkampf meines Sportlerlebens. Jetzt habe ich Bronze, aber da geht ja noch was drüber. Übrigens: Auch das ÖOC unterstützt uns seit Jahren. Tokio ist da nur die Spitze des Eisberges. Danke dafür… Ich glaube, das ist ein gutes Schluss-Wort!“
Zahlen & Fakten Lukas Weißhaidinger 2021
Saison 2021 – Gesamt: 15 Starts, 8 internationale, 7 nationale, 7 Siege – Highlights: erste ÖLV-Olympia-Medaille (bei den Männern), neuer österreichischer Rekord (69,04 m, aufgestellt am 9. Juni in Eisenstadt), 4. Diamond-League-Final-Teilnahme, 7 Saisonsiege, auf Rang 3 der World-Athletics-Weltrangliste (seit Oktober 2019):
Die Saison-Auftritte im Detail (15)
18.05.: 68,40 m (Rang 1), Test-Meeting Eisenstadt/B
26.05.: 64,46 (1), ÖLV-Austrian-Top-Meeting, Linz/OÖ
03.06.: 67,76 (1), ÖLV-Austrian-Top-Meeting, St. Pölten/NÖ
07.06.: 66,77 (3), World Athletics Continental Tour, Paavo-Nurmi-Games, Turku (FIN)
09.06.: 69,04 (1 – Österreichischer Rekord, alte Bestmarke: 68,98 m, 20. Mai 2018 in Rehlingen/GER)
26.06.: 61,13 (1), Österreichische Staatsmeisterschaft, Graz-Eggenberg/Stmk
01.07.: 65,72 (3), World Athletics Diamond League, Oslo (NOR)
04.07.: 62,59 (8), World Athletics Diamond League, Stockholm (SWE)
17.07.: 64,54 (1), ÖLV-Austrian-Top-Meeting, Graz-Eggenberg/Stmk
30.07.: 64,77 (5), Olympische Spiele, Qualifikation, Tokio (JPN)
31.07.: 67,07 (3), Olympische Spiele, Finale, Tokio (JPN) – Serie: 62,92/66,65/67,07/66,86/x/x; Endergebnis: Gold: Daniel Ståhl (SWE) 68,90 m, Silber: Simon Pettersson (SWE) 67,39, Bronze: Lukas Weißhaidinger (AUT) 67,07 m.
14.08.: 63,88 (1), ÖLV-Austrian-Top-Meeting, Andorf/OÖ
24.08.: 65,14 (2), World Athletics Continental Tour (zählt als Diamond-League-Qualifikations-Meeting), Budapest (HUN)
09.09.: 63,20 (6), Diamond-League-Finale, Zürich (SUI)
14.09.: 66,21 (2), World Athletics Continental Tour, Zagreb (CRO)
Text (C) ÖOC/Wolfgang Eichler, Foto (C) GEPA-Pictures