Lena Pressler verbessert 34 Jahre alten Rekord
Das hatte wohl niemand im St.Pöltener Stadion erwartet. Lokalmatadorin Lena Pressler (Union St.Pölten) lief über die 400m-Hürden-Strecke den Lauf ihres Lebens und verbesserte den fast 35 Jahre alten Rekord, den Gerda Haas am 27.06.1987 mit 56,86s in Athen aufgestellt hatte. Die junge, von Viola Kleiser trainierte Niederösterreicherin begann ihr Rennen etwas verhalten, konnte ihren Rhythmus aber gut halten und hatte auf der Zielgerade noch genügend Reserven um auf die Spitze aufzuholen. Der Sieg ging an Melissa Gonzales (COL) in 55,77s vor Nikoleta Jichova (CZE), die mit 55,82s neue PB aufstellte. Doch schon auf Rang finishte Lena Pressler mit einer großartigen Zeit von 56,73s, was eine Steigerung der PB um fast zwei Sekunden und eben neuen Österreichischen Rekord bedeutete. Die 21-Jährige war danach auch ganz aus dem Häuschen: „Ich war schon vor zwei Wochen über die 300m Hürden sehr schnell, darum habe ich schon gedacht, dass sich vielleicht eine niedrige 58-er Zeit ausgeht. Aber mit einem Rekord hätte ich nie gerechnet, vielleicht in ein paar Jahren, aber niemals schon heute. Ich wusste, ich darf nicht zu schnell angehen, das hat heute perfekt geklappt, so bin ich am Ende nicht eingegangen, es war eine optimale Einteilung.“
Leistungsexplosion von Markus Fuchs im Sprint
Schon im Winter zeichnete sich bei Markus Fuchs (ULC Riverside Mödling) mit der Teilnahme an der Hallen-WM ein Trend nach oben ab. Zwei gute Trainingscamps später gelang dem Niederösterreicher im 100m-Sprint der Männer ein sensationeller Saisoneinstieg. Schon im Vorlauf schrammte er mit 10,31s (0,8) nur um 1/100s an seiner PB vorbei, im Finale war es dann aber soweit. Vom ersten Meter weg lag der 26-Jährige in Führung und ließ sich diese auch bis zum Zielstrich nicht nehmen. Als die Zeit bei gültigem Wind von 1,8m/s bei 10,17s stehen blieb, war der Jubel bei Markus Fuchs und dem Publikum riesengroß. Nur 2/100s fehlten ihm bei seinem Sieg auf den ÖLV-Rekord von Andreas Berger, gar nur 1/100s auf das EM-Limit für München. Mit dem Vorstoß auf Rang 7 der Europa-Rangliste sollte die Qualifikation über das Ranking aber nur Formsache sein. Die Ränge 2 und 3 belegten Ex-Hallen-Europameister Jan Volko (SVK) mit 10,28s bzw. Jamal-Marcus Rhoden-Stevens (GBR) mit 10,29s.
„Unglaublich, aber das ist das, was ich jetzt draufhabe. Ich bin verletzungsfrei durch die Vorbereitung gekommen und heute ganz locker in den Wettkampf gegangen. Im Kopf hatte ich den Lauf schon länger, jetzt habe ich ihn in die Realität umgesetzt. Mit einer 10,10er Zeit gehört man zur europäischen Spitze, da kann man sich einen Top-Sprinter nennen. Ich habe die letzten beiden Jahre mega-viel in meine Karriere investiert, das ist jetzt der Lohn dafür.“
Lukas Weißhaidinger wirft weiter als bei der Diamond-League
Das heimische Leichtathletik-Ass ist in bestechender Form. Mit einer Siegerweite von 65,98m überraschte Lukas Weißhaidinger (ÖTB OÖ LA) heute auch seinen Trainer Gregor Högler, der bei ausgesprochen unangenehmen Rückenwindbedingungen schon 63m als eine sehr gut Weite angesehen hätte. So aber zeigte der Olympia-Dritte eine starke Serie und ließ 70m-Werfer Mauricio Ortega (COL), der nur auf 60,42m kam und Vierter wurde, deutlich hinter sich. Auch Travis Smikle (JAM), der sich hinter dem Oberösterreicher auf Rang 2 einreihte, hatte mit 62,67m schon deutlichen Rückstand. Vor weniger Tagen hatte Weißhaidinger bei der Diamond League in Birmingham „nur“ 65,14m geworfen.
Lukas Weißhaidinger: „Das waren wirklich keine idealen Bedingungen für uns heute, man hat gesehen wie die anderen Weltklassewerfer ihre Probleme damit hatten. Umso schöner sind die fast 66 Meter, ich bin sehr zufrieden. Es ist nach dem Wettkampf in Birmingham auch für den Kopf gut, jetzt so einen starken Wettkampf abgeliefert zu haben. Das war sehr konstant heute, auch technisch um einiges besser als zuletzt, ein großer Schritt in die richtige Richtung.“
Fajdek kratzt an der 80m-Marke, Hudson siegt im Speerwurf
Hammerwurf-Superstar Pawel Fajdek (POL) zeigte dem Publikum, das die ganze Wucht dieser Disziplin aus nächster Nähe beobachten durfte, seine ganze Klasse. Er hatte zwar einige ungültige Würfe, mit der Siegerweite von 79,28m war der vierfache Weltmeister aber dennoch ganz zufrieden.
„Es ist eine tolle Leichtathletikanlage hier in St.Pölten. Ich wollte zwar die 80m schaffen, aber ich bin trotzdem zufrieden mit meiner Form. Jetzt gilt es in Richtung WM weiterarbeiten, ich will als erster Mann fünf Mal in Serie Weltmeister werden.“
Im Speerwurf herrschten ebenso wie beim Diskuswurf Rückenwindbedingungen, die hier aber nicht so störenend waren. Olympiateilnehmerin Victoria Hudson (SVS LA) konnte an die Weiten von Wien vor zwei Wochen nicht ganz anschließen, mit 58,32m siegte sie aber deutlich vor der U23-EM Sechsten Patricia Madl (SU IGLA long life), die auf 49,39m kam, und Mehrkampf-Ass Ivona Dadic (Union St.Pölten), die mit 45,30m nun auch in dieser Disziplin einen Vorbereitungswettkampf absolviert hat.
Victoria Hudson: „Ich habe heuer noch nicht ganz das Gefühl für den Speer, auch technisch ist sicher einiges an Luft nach oben. Da muss ich jetzt geduldig sein, dass kann man nicht beschleunigen oder erzwingen. So gesehen nehme ich die 58 Meter gerne.“
Kein gutes Ende nahm der 100m Hürdenbewerb für die Olympia-Bronzene Megan Tapper (JAM), sie kam im Finale schon bei der ersten Hürde zu Sturz. Karin Strametz (SU Leibnitz) übernahm dadurch die Führung in diesem Lauf, zeigte bis zur siebenten Hürde ein bestechendes Rennen und lag auf Kurs zu neuer Bestleistung. Bei den letzten drei Hürden war die Steirerin aber zu knapp dran und verlor dadurch etwas an Tempo, so wurde sie mit 13,33s (1,1) noch von Joni Tomicic Prezelj (SLO), die mit 13,30s siegte, überholt. Sehr stark zeigte sich U20-EM-Finalistin Johanna Plank (TGW Zehnkampf Union), die ihre PB auf tolle 13,40s steigerte.
Karin Strametz: „Ich muss jetzt einen guten Lauf auch einmal ins Ziel bringen, wenn ich zu knapp zur Hürde komme dann werde ich zu passiv, daran muss ich arbeiten.“
Einen Sprung nach vorne machte heute Sprinterin Magdalena Lindner (Union St. Pölten) auf ihrer Heimbahn über 100m. Sie verbesserte im Finale ihre Saisonbestleitung von 11,82s auf 11,61s (1,6) und belegte damit Rang 4. Den Sieg teilten sich Boglarka Takacs (HUN) und Desiree Henry (GBR), die beide zeitgleich auf 11,37s kamen. Stark auch Viktoria Willhuber (LTU Graz), die sich heuer statt auf die 400m Hürden auf den Sprint konzentriert und als 8. mit neuer PB von 11,64s neuen StLV U23-Rekord aufstellen konnte.
Magdalena Lindner: „Es ist ein großer Schritt in die richtige Richtung, aber noch immer nicht dort wo ich hinwill. Ich habe heute versucht den Kopf auszuschalten und locker zu laufen, das war sicher ein Unterschied zu den letzten Läufen, obwohl sie sicher noch lange nicht optimal waren. Aber die Form ist da, ich muss nur darauf vertrauen.“
Über 400m Hürden bei den Männern konnte sich Leo Köhldorfer (ULC Linz Oberbank) mit einem tollen Lauf und Rang 4 auf eine neue PB von 51,48s steigern. Der Sieg ging in 50,41s (PB) an Matej Baluch (CZE).
Leo Köhldorfer: „Eine PB zum Saisoneinstieg ist nicht selbstverständlich, besser kann es nicht laufen. Ich bin ziemlich schnell angelaufen, musste daher auch in der zweiten Kurve dann den Rhythmus etwas früh umstellen. Auf der Zielgerade habe ich auch noch zwei Hürden touchiert, das hat noch ein wenig gekostet, aber mit der Zeit bin ich natürlich trotzdem sehr zufrieden.“
Fast einen Stadionrekord hätte es im Hochsprung durch Joel Clarke-Khan (GBR) gegeben, der nur hauchdünn an den 2,26m scheiterte, mit übersprungenen 2,23m am Ende aber vorne lag. Der beste heimische Athlet, Lionel-Afan Strasser (ATSV OMV Auersthal) brachte 2,13m in die Wertung, Andreas Steinmetz (SVS LA) musste leider kurzfristig wegen einer Verletzung absagen.
Spannend verlief auch der Hammerwurf der Frauen, Staatsmeisterin Bettina Weber (SVS LA) musste sich mit 57,29m Katerina Chlupova (CZE) nur um 63cm geschlagen geben.
Drei weitere Nachwuchs-Limits
Gleich im Doppelpack schafften bereits in den 100m Hürden-Vorläufen Lena Spazirer (ULC Weinland) und Anja Dlauhy (ULC Riverside Mödling) mit Zeiten von 14,07s und 14,17s (beide 1,2m/s) das Limit für die U20-WM in Cali (COL), das bei 14,20s steht. Erstere verbesserte sich im B-Finale dann sogar noch auf eine Zeit von 14,01s (1,0).
Mit 12,13s (0,9) unterbot Moyo Bardi (Union St.Pölten) die Norm über 100m für die U18-EM in Jerusalem um 12/100s, Leonie Moser (KSV Alutechnik) fehlten im Hammerwurf knapp 2,5m aufs Limit für diese Meisterschaft.
U20-Langstaffeln an DSG Wien und KUS ÖBV Pro Team
Der Titel in der 3x800m Staffel der weiblichen U20 ging in 6:59,39min an die DSG Wien (Danczul/Kuhn/Vogel), jener bei der männlichen U20 über 3x1000m an KUS ÖBV Pro Team in 8:07,19min (Gamsjäger/Grosssteiner/Stroh).
Fotos (honorarfrei verwendbar bei Nennung ÖLV / Alfred Nevsimal)
Livestream (nach der Veranstaltung jederzeit on demand abrufbar)
TV-Beiträge vom Meeting werden am Sonntag, 29.5. um 13:05 auf ORF 1 in der Sendung Sportbild und am Montag, 30.5. um 19:11 auf ORF Sport+ gesendet.
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Foto: (C) ÖLV / Alfred Nevsimal