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Österreich gewinnt Masters Länderkampf in Leibnitz

4x400 Meter Staffel ÖLV Team

In Leibnitz fand heute die 9. Interstate Masters Athletic Competition statt. 
Österreich gewinnt vor Tschechien, Ungarn, Slowenien und Kroatien.
Walter Krifka konnte mit 40,97 Meter (age Graded 91,00 Meter) einen Weltrekord in der M85 Klasse aufstellen.

Schon um 10 Uhr wurlt es im Stadion. Etwa 200 Masters aus fünf Nationen werden sich heute in Leibnitz in einem Länderkampf messen. Die Leichtathletik-Anlagen wurden vom Team Heidinger als Laufsteg für 13 Bewerbe, weiblich wie männlich, vorbereitet. Frei nach Euripides kann man sagen: In ungezählten Mühen ist hier das Schöne gewachsen. Die Sonne versteckt sich noch hinter dem Kreuzkogel, dem höchsten Berg der Gegend. Es hat schon 29 Grad.

Gleich nach der Eröffnung der 9. Interstate Masters Athletic Competition geht es mit fünf Disziplinen parallel los. Sie werden im und um das Stadion ausgetragen, was die Übersicht erschwert. Mir kommen bald die Zeiten und Meter durcheinander, noch dazu, wo die erzielten Leistungen mit dem Altersfaktor umgerechnet werden müssen. Ich werde mich daher nicht an die absoluten, sondern an die umgerechneten Werte halten.

Vom Kugelstoßen und vom Dreisprung der Frauen kommt gleich der erste nationale Jubel. Marianne Maier, mit 80 Jahren eine wandelnde Superlative, gewinnt beide Bewerbe und zahlt damit 20 Punkte in die Nationenkasse ein. Gerda Peroutka steuert 8, und Renate Schaden liefert im Dreisprung mit 11,48m (3,96m) sieben Punkte. Ein toller Beginn für die Alpenrepublik. 

Beim Hammerwerfen widmen sich 10 Herren den Fallgesetzen. Einige sind mit Tatoos bebildert, und andere sind aus der Kategorie Panzerknackerbande. Für Österreich starten Walter Krifka und Heimo Viertbauer. Krifka ist Österreichs ältester Athlet mit 85 Jahren. Gegen ihn schaue ich echt tattrig aus. Walter liefert eine Sensation und schleudert den Hammer auf Weltrekordweite. Das bringt nicht nur Freude, sondern auch 10 Punkte. Auch Heimo zeigt, wo der Hammer hängt. Er wirft umgerechnete 76,17 m (42,13m) und wird Zweiter.

Beim Stabhochsprung der Männer und beim Dreisprung sind eher gewichtlose Menschen am Start. Mir gehen aber die Höhen und Weiten einstweilen durch die Lappen. Ich bekomme nur mit, dass Helmut Hübl gewinnt.

 // Nach 6 Bewerben liegt Österreich auf dem ersten Platz //

 Im Stadion hat es zu Mittag senkrecht und waagrecht auf 31 Grad. Der Mai vergisst, dass noch gar nicht Sommer ist.

Dann der 100-m-Sprint der Damen. Wer hier welche Zeit laufen wird, ist schwer zu sagen. Jede Prognose ist wie der Startschuss Schall und Rauch. Die Siegerin Renata Novosel kommt aus Kroatien – 12,06 s (14,08s). Simone Bereiter läuft kalibrierte 12,30s (13,58s) und Barbara Heidinger trommelt 16,13 s auf die Bahn, was als 12,31 s zählt. Dass ich mich über beide Ergebnisse freue, ist nichts Unanständiges.

Auch der 100-m-Lauf der Männer ist fein zum Anschauen. Eduard Gonaus (12,02s) und Andreas Berger (12,69s) haben das schnelle Laufen nicht verlernt. Eduard siegt, und Andreas wird Zweiter. Die Altersrechnung gleicht das elegant aus. Für beide wird 10,68 s in die Wertung genommen. Österreich hamstert damit zweimal 9,5 Punkte ein.

 // Nach 8 Bewerben ist Österreich Erster, die Tschechen haben die Ungarn überholt //

 Beim Stabhochspringen kann man leicht ein Alles in ein Nichts verwandeln.

Höhenangst sollte man auch nicht haben. Mit Brigitta Pöll ist für Österreich eine ehemalige Elitespringerin am Start. Nachdem alle Konkurrentinnen schon fertig sind, steigt sie bei 3 Meter ein und steigert sich sukzessive. Erst bei 3,40 m wir die Latte widerspenstig und fällt drei Mal. Birgit Janda beginnt bei 2,20 m und steigert sich bis 2,60 m. Super. Sie hatte es in der Vorbereitung schwer, da sie zum Training von Wels nach Linz fahren musste, um sich auf den Länderkampf vorzubereiten. Nun stehen in der Mannschaft bereits alle Siegeshoffnungen auf Frohsinn.

Im Kugelstoßen der Männer marschieren einige „Bröckerln“ in die Arena. Sie zu begrüßen ist zwischen Handgeben und Schulterwurf angesiedelt.  Wieder ist für Österreich Evergreen Walter Krifka nominiert. Dazu gesellt sich Gerhard Zillner. Er ist immer auch in der allgemeinen Klasse ein Gewinn und hat die Masterswettkämpfe als zweiten Bildungsweg gewählt. Gerhard gewinnt mit 19,31 Meter (16,21m), einem neuen österr. M50 Rekord. Wieder 10 Punkte für uns.

// 14 Bewerbe - Österreich führt , der Abstand zu Tschechien schmilzt //

Dann die 400-m-Läufe. Es sind die Bewerbe mit großer Laktatschwemme. Bei den Herren gehen für Österreich Valentin Topitschnig und Oliver Münzer auf die Stadionrunde. Münzer, ehemaliger WM- und EM-Teilnehmer, läuft als wäre der Gottseibeiuns hinter ihm her und bringt 47,28s (54,95s) von der Bahn ins Protokoll. Valentin, er war heuer bei den Hallen-EM dabei, gibt sich auch voll aus und spült 5 Punkte in die Kassa. Bei den Frauen ist Schmid Fiona mit der Stadionrunde nach 53,67 Sekunden (61,29s) fertig und wird damit gefeierte Erste.

Obwohl am Himmel mit dunklen Wolken gedroht wird, nähert sich die Temperatur in Leibnitz der Körpertemperatur. Wo ist nur der Winter, wenn man ihn wirklich braucht?

Beim Diskuswerfen der Frauen habe ich den Eindruck, dass sich im Leibnitzer Stadion das „andere“ Österreich trifft. Niemand hat hier im Alter Euros in Fettgewebe umgetauscht. Alle sind schlank und rank. ÖLV-Präsidentin Sonja Spendelhofer, vielfache Staatsmeisterin, findet sogar die Weltformel der Physik und wirft mit dem 1-kg-Diskus österreichischen Rekord 55,27 Meter (38,37m), womit sie Zweite wird. Erika Lun, sie hat heute ihren 84sten Geburtstag, kommt auf hochgerechnete 44,45m (15,17m) und wird Fünfte.

Im 1.500-m-Lauf startet auch Robert Glaser. Er hat voriges Wochenende den Marathon in Salzburg mit 2:50 bestritten und nimmt den heutigen Lauf als Abenteuer. Auch Klaus Kohout begibt sich auf die Tartanbahn. Nach dem Start verteilen sich die Teilnehmer im Stadionoval. Vorne machen Boross Gabor (HUN) und Bronislav Khyr (CSR) Tempo. Robert hält sich geschickt als Vierter und läuft sein eigenes Rennen. Er finisht mit 3:58 min (4:41), Klaus mit 3:56 min (4:54). Das ergibt 10 Punkte für Austria.

// Plötzlich ist offen, wer den Länderkampf gewinnt //

Vor den abschließenden Staffelbewerben macht sich Nervosität breit. Im Medienraum hat es die Gemütlichkeit eines Hornissennestes. Niemand weiß, wie der Stand der Punkte ist. Bei den Frauen muss die Alterssumme der Läuferinnen in der Staffel 180 Jahre betragen, bei den Herren 200 Jahre. Die Mannschaften werden nominiert und einige Minuten später wieder umgereiht.

Schon bei den 4x100-m-Staffeln hält mich die Schwerkraft nicht am Sessel. Unsere Damenstaffel läuft im zweiten Heat und wird Zweite. Damit bleibt die Hoffnung auf den Nationengewinn in Bodennähe. Die Männerstaffel ist mit Berger - Beisl - Leprich – Gonaus aufgestellt. Das Quartett gewinnt ihren Lauf mit großem Vorsprung.

Bei den 4x400-m-Staffeln falle ich dann beinahe vom Sessel, denn Andreas Beisl hat sich verletzt und muss ersetzt werden. Christopher Schiefermayer springt ein. Dann zelebriert unsere Damenstaffel ein Hochamt und gewinnt mit 80 m Vorsprung.

Bei den Herren gibt es ein Hitchcock-Feeling. Die tschechische Staffel geht von Beginn an in Führung und liefert tolle Rundenzeiten ab. Wir bleiben knapp dahinter. Vor allem Oliver Münzer kämpft als Schlussläufer mit einem Konkurrenten, der Siebenmeilenstiefel an hat. Die Tschechen gewinnen, Österreich wird Zweiter. Damit ist die Endreihung fixiert. Wir haben es geschafft! Österreich gewinnt den Länderkampf. Hinter uns platzieren sich Tschechien, Ungarn, Slowenien und Kroatien.

Ich werde am Abend weder einen grünen Tee trinken noch einen Baum umarmen. Ich werde mit der Mannschaft feiern und eine Limo trinken. Sie wird nicht alkoholfrei sein.

Text: Herbert Winkler

Insgesamt konnten 11 neue ÖLV Mastersrekord aufgestellt werden:

  • Fiona Schmid (ULC Riverside Mödling) - 400m W45 - 61,29s
  • Birgit Janda (ALC Wels) - Stabhochsprung W45 - 2,60m
  • Jasminka Husic (ATSV Linz LA) - 400m W50 - 68,70s
  • Gerhard Zillner (DSG Wien) - Kugelstoß M50 - 16,21m
  • Sonja Spendelhofer (ATSV OMV Auersthal) - Diskuswurf W55 - 38,37m
  • Sabine Hofer (LAC Salzburg) - 1500m W60 - 5:34,17
  • Marianne Maier (TECHNOPLAST TS Höchst) - Dreisprung W75/W80 - 6,18m
  • Marianne Maier (TECHNOPLAST TS Höchst) - Kugelstoß W80 - 10,72m
  • Helmut Goreis (LC Tirol Innsbruck) - Speerwurf M85 - 24,08m
  • Walter Krifka (ALC Wels) - Hammerwurf M85 - 40,97m 
  • Kurt Steinbauer (LC Fitpoint Deutschlandsberg) - Weitsprung M60 - 5,53m

21/05/22 23:39, Text: Robert Katzenbeisser

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