Rang 7 war daher notwendig, und das ÖLV-Team lag bis zum letzten Bewerb mit Bulgarien, Zypern und Israel immer auf den Positionen 6-9. Wie so oft bei einer Team-EM fiel die endgültige Entscheidung erst im 40. und letzten Bewerb, dem 4x400m Lauf der Männer. Österreich hatte zu diesem Zeitpunkt den rettenden Rang 7 inne, nur 2,5 Punkte vor Israel. Die Männerstaffel konnte ihre direkten Konkurrenten im Lauf zwar hinter sich lassen, danach kam es aber zu langen Diskussionen. Am Ende wurden beide Staffeln wegen Übergabefehlern disqualifiziert und das ÖLV-Team konnte mit 275 Punkten den Klassenerhalt sichern.
Den Sieg und damit den Aufstieg holte sich Estland mit 336,5 Punkten.
ÖLV-Sportdirektor Gregor Högler: „Ich bin sehr stolz auf das junge Team, man darf nicht vergessen, dass fast die Hälfte der Athleten im Nationalteam Rookies waren. Es findet gerade ein Generationenwechsel statt. Es war sehr nervenaufreibend heute, aber am Ende zählt, dass wir oben bleiben. Es haben alle zusammengehalten, wenn einer wo Punkte liegen gelassen hat ist ein anderer eingesprungen. Mission accomplished.“
Fuchs, Schrott und Weißhaidinger sorgen für Siege
Sprinter Markus Fuchs ist seit heute der „36-Punkte“-Mann. Als erster österreichischer Athlet konnte er diese Punktezahl bei einer Team-EM aufs ÖLV-Konto bringen. Nach seinen gestrigen Siegen über 100m und mit der 4x100m-Staffel legte er heute über die 200m souverän nach. Vom Start weg lag der Niederösterreicher in Führung und lief mit 21,00s gleich um 16/100s schneller als der Zweitplatzierte. 3x 12 Punkte, das gab es in der Geschichte dieses Wettkampfes noch nie für Österreich.
„Alles fürs Team war heute meine Devise. Ich bin gleich gut rausgekommen, es war ein sehr guter Lauf von mir. Am Ende bin ich zwar etwas eingegangen, aber nach den Belastungen dieses Wochenendes durfte das sein. Diesmal konnte ich bei einem Großereignis die Atmosphäre richtig gut nutzen und es ist mir alles aufgegangen.“
Am zweiten Wettkampftag gab es gleich drei Mal das Punktemaximum für das ÖLV-Team, und auch Hürdensprinterin Beate Schrott trug das ihre dazu bei. Da es im ersten von zwei Läufen nach zwei Fehlstarts zu ausführlichen Diskussionen kam, musste die Niederösterreicherin 15 Minuten länger als geplant im Callroom auf ihren Lauf warten, die Vorbereitung war dementsprechend schwierig. Trotzdem war sie trotz nicht ganz optimalem Start im Rennen dann ungefährdet und lief mit 13,36s sicher die 12 Punkte nach Hause.
„Durch das lange Warten war es wirklich nicht einfach, weil wir konnten dann ja nur einen Probestart machen. Bis zur dritten Hürde war es nicht gut, aber dann bin ich gut reingekommen. Als ich in Führung lag habe ich voll den Biss bekommen und wollte nur mehr fürs Team gewinnen.“
Auch Lukas Weißhaidinger wurde seiner Favoritenrolle gerecht, der Weltklasse-Diskuswerfer zeigte von Beginn an wer der Herr im Ring ist und lag immer in Führung. Der Olympia-Vierte von Rio, Martin Kupper (EST) zeigte mit 63,51m zwar harte Gegenwehr, der Oberösterreicher behielt mit 63,99m aber die Oberhand und gewann diesen Bewerb.
„Der Erste war ein Sicherheitswurf, aber er hat sich schon gut angefühlt und ist gut geflogen. Dann wollte ich noch nachlegen, die Würfe waren aber technisch nicht die Besten. Die Erfahrung hat mir heute sicher geholfen, denn vom Favoriten erwarten alle den Sieg. Aber ich habe die Punkte geholt, das war das Wichtigste.“
3.000m Hindernisläufer Luca Sinn konnte wie erhofft einen Stockerlplatz holen, er kam in seiner Disziplin auf Rang 3. Schon in der zweiten Runde setzten sich zwei Läufer ab, der Wiener verpasste den Anschluss und war dann bald auf seiner finalen Position einzementiert. Mit 8:55,48min holte er aber wichtige 10 Punkte fürs ÖLV-Team.
„Wir mussten wegen der vielen Verzögerungen 35 Minuten im Callroom warten und durften danach über kein Hindernis mehr Einlaufen, das war alles andere als optimal. Vielleicht hätte ich mit den beiden anderen mitgehen sollen, aber viel mehr als Platz 3 hätte wahrscheinlich auch nicht herausgeschaut. Ich bin froh meinen Rang von der Meldeliste bestätigt zu haben und bin ganz zufrieden.“
Großartig heute auch wieder Langstrecklerin Julia Mayer, die wie schon gestern im 3.000m Lauf auch heute über die 5.000m ein äußerst beherztes Rennen zeigte. Vorne war Europameisterin Lonah Chemtai Salpeter (ISR) zwar bald enteilt, die Wienerin hielt sich aber immer in der Verfolgergruppe und sprintete auf der Zielgeraden zu Rang 3. 16:07,96min bedeuteten eine Steigerung der Bestleistung um fast 30 Sekunden.
„Es ist mir von Beginn an gut gegangen, uns wurden immer die Rundenzeiten reingerufen, daher wusste ich, dass ich bei diesem Tempo noch Reserven für den Endspurt haben werde. Mit den Überrundungen habe ich dann den Überblick verloren und wusste gar nicht, dass ich um die Top 3 kämpfe. Es war einfach ein geiles Rennen.“
International beachtenswerte Leistungen erbrachten neben Lukas Weißhaindinger sicher seine Disziplinenkollegin Sandra Perkovic (CRO, 69,58m), Kugelstoßer Bob Bertemes (LUX, 21,62m) und Stabhochspringerin Tina Sutej (SLO, 4,70m).
Endstand Team-Wertung
1. Estland 336,5 Pkt.
2. Slowenien 321 Pkt.
3. Dänemark 313 Pkt.
4. Lettland 306 Pkt.
5. Kroatien 306 Pkt.
6. Bulgarien 298 Pkt.
7. Österreich 275 Pkt.
8. Israel 272,5 Pkt.
9. Zypern 260 Pkt.
10. Luxemburg 180 Pkt.
11. Georgien 141 Pkt.
12. Malta 96 Pkt.
Die Ergebnisse der ÖLV-Athleten
1. Platz Markus Fuchs – 200m 21,00s (0,5)
1. Platz Beate Schrott – 100m Hürden 13,36s (0,6)
1. Platz Lukas Weißhaidinger – Diskuswurf 63,99m
3. Platz Julia Mayer – 5.000m 16:07,96min PB
3. Platz Luca Sinn – 3.000m Hindernis 8:55,48min
4. Platz Ekaterina Krasovskiy – Hochsprung 1,77m (geteilter 4. Platz)
5. Platz Philipp Kronsteiner – Dreisprung 16,04 (-0,2)
5. Platz Alexandra Toth – 200m 24,20s (0,3)
5. Platz Victoria Hudson – Speerwurf 50,05m
5. Platz Andreas Vojta – 3.000m 8:13,48min
6. Platz 4x400m Frauen (Anna Mager, Susanne Walli, Sigrid Portenschlager, Carina Schrempf) 3:45,60min
7. Platz Sarah Lagger – Kugelstoß 14,33m
7. Platz Marco Cozzoli – Hammerwurf 60,37m
8. Platz Leon Kohn – 800m 1:53,13min
8. Platz Sebastian Ender – Stabhochsprung 4,85m
8. Platz Ingeborg Grünwald - Weitsprung 5,79m (-1,3)
10. Platz Martin Kainrath – 110m Hürden 15,02s (0,5)
11. Platz Bianca Illmaier – 1500m 4:40,23min
4x400 Männer (Dominik Hufnagl, Markus Kornfeld, Florian Herbst, Felix Einramhof) DQ
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