„Wir können nicht glauben, was hier passiert“, sagt ÖLV-Generalsekretär Helmut Baudis über die Entwicklungen im Linzer Stadion, das in den Jahren 2010 bis 2012 um rund 33 Millionen generalsaniert wurde: „Am vergangenen Wochenende haben wir im wunderschönen Linzer Stadion unsere großen österreichischen Nachwuchs-Meisterschaften durchgeführt und es scheinen die letzten gewesen zu sein. Die jetzige Vorgangsweise passt so gar nicht zur starken Unterstützung durch das Land Oberösterreich in den letzten Jahren. Wichtige Vorhaben im Wettkampfbereich zur Stärkung der Nachwuchs-Leichtathletik, zum Beispiel die Abhaltung einer U23- oder U20-EM in Linz, sind damit für immer passé. Und auch die großartigen Trainingsmöglichkeiten und die Anbindung an das Olympiazentrum sind schlagartig für unsere Sportart deutlich verschlechtert.“
67-jährige Geschichte geht dem Ende zu
"67 Jahre lang war die Gugl die Heimstätte der oberösterreichischen Leichtathletik-Szene, die Gugl Games zwischen 1988 und 2008 waren legendär. Ich hatte noch das Glück, selbst drei Mal am Start sein zu dürfen", sagt ÖLV-Diskus-Rekordhalter Lukas Weißhaidinger.
"In bin ein waschechter Oberösterreicher, in Schärding aufgewachsen. Mir wurde in die Wiege gelegt, dass Tradition und Geschichte wichtige Fundamente sind, die wir achten sollten. Die Gugl-Entscheidung wurde von OÖ-Sportland-Seite als Erntedankfest beschrieben. Ich empfinde es als ein Zerstören der Wirkungsstätte vieler Sportlerinnen und Sportler", führt der 27-Jährige weiter aus.
Gregor Högler: „Schwarzer Mittwoch“ für die Leichtathletik
ÖLV-Sportdirektor Gregor Högler kommentiert die Geschehnisse so: "Dieses Bauvorhaben gleicht einem Todesstoß für die oberösterreichische Wettkampf-Leichtathletik. Neben der Tatsache, dass man Top-Athletin Verena Preiner die Trainingsstätte zerstört, den besten und zahlenmäßig größten Verein, namentlich die TGW Zehnkampf-Union, entwurzelt, wird auch noch eine sportwissenschaftlich essentielle Rundbahn aus dem Umfeld eines neuen Olympiazentrums entfernt. Dass wir ein um rund 33 Millionen saniertes Top-Stadion dem Erdboden gleich machen, würde ich ‚'schwarzen Mittwoch‘ nennen."
Ivona Dadic: „Es bricht mir das Herz“
„Obwohl ich seit einigen Jahren in Niederösterreich lebe und trainiere, bricht es mir das Herz, wenn ich sehe, wie hier in Linz vorgegangen wird. Ich habe einen Teil meiner Karriere hier verbracht und habe bis zu den Olympischen Spielen 2012 auf der Gugl trainiert. Ohne diese Sportstätte hätte ich mich damals bestimmt nicht als jüngste Olympiateilnehmerin für die Spiele in London qualifiziert und meine Karriere wäre bestimmt auch nicht so erfolgreich verlaufen. Ich bin einfach schockiert“, sagt die mehrfache EM- und WM-Medaillengewinnerin Ivona Dadic.
Gespräche dringend erforderlich
ÖLV-Präsidentin Sonja Spendelhofer sagt folgendes: „Das Land Oberösterreich war immer ein großer Förderer der Leichtathletik, deswegen sind wir von diesen Entwicklungen sehr enttäuscht und ein wenig ratlos, wie jetzt ein nachhaltiger Schaden für die Leichtathletik abgewendet werden kann. Es braucht in der Leichtathletik-Hochburg Linz eine staatsmeisterschaftstaugliche Anlage und gute Trainingsstätten für unsere erfolgreichen Vereine und auch unsere Top-Athleten. Wir ersuchen daher dringend um konstruktive Gespräche.“
Einen Überblick über die IAAF zertifizierten Stadion weltweit, erhalten Sie in nachfolgender PDF-Datei. Einen interessanten Beitrag der OÖN mit dem Titel "Was passiert mit dem Gugl-Stadion?" aus dem Jahr 2018 finden Sie hier online.