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Österreichs Leichtathletik-Bilanz bei Olympischen Spielen

Lukas Weisshaidinger Rio 2016 (C) GEPA-Pictures

Die Leichtathletik-Bewerbe gehören seit Beginn der Olympischen Spiele der Neuzeit, im Jahr 1896 in Athen (GRE), zum Standardprogramm der Sommerspiele. Im Jahr 1900 nahmen erstmals zwei heimische Leichtathleten an den Wettkämpfen teil. Die rot-weiß-rote Medaillenbilanz weist sieben Mal Edelmetall auf: 1 x Gold, 2 x Silber und 4 x Bronze.

Hermann Wraschtil im 1500-m-Lauf (6.) und 2500-m-Hindernislauf (5.) sowie Diskuswerfer Cornel von Lubowiecki (Out in der Qualifikation) waren Österreichs erste Olympiateilnehmer in der Leichtathletik in Paris 1900. Die Frauen mussten weitere fast drei Jahrzehnte warten, bis sie erstmals zugelassen wurden. Bei den Olympischen Spielen in Amsterdam 1928 waren dann mit Lisl Perkaus (6. im Diskuswurf mit 33,54 m) und Josefine Lauterbach (8. im 800-m-Vorlauf) erstmals zwei Athletinnen im ÖOC-Aufgebot.

Herma Bauma - Österreichs einzige Leichtathletik-Olympiasiegerin

Speerwerferin Herma Bauma war bereits in Berlin 1936 am Start und erzielte dort mit 41,66 m den vierten Platz. Österreichs Aufgebot war in diesem Jahr mit 28 Athlet/innen das größte aller bisherigen Olympischen Spielen - ein Rekord für die Ewigkeit. Die Spiele 1940, die ursprünglich an Tokyo vergeben worden waren, fielen dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer ebenso wie jene vier Jahre später. Im Jahr 1948 schlug dann Herma Baumas Sternstunde im legendären Wembley-Stadion in London, wo die damals 33-Jährige den Speerwurf mit 45,57 m für sich entscheiden konnte. Österreichs erstes und bislang einziges Olympia-Gold in der Leichtathletik, welches Bauma Platz 2 in der Wahl zu "Österreichs Sportlerin des Jahrhundert" hinter Skiläuferin Annemarie Moser-Pröll einbrachte. Mit Bronze im Kugelstoß durch Ine Schäffer (13,08 m) gab es in London 1948 noch ein weiteres Mal Edelmetall.

Herma Bauma im Jahr 2000
Foto aus dem Jahr 2000 v.l.n.r. Leo Wallner (damaliger ÖOC-Präsident), Karin Mayr-Krifka, die damals 85-jährige Herma Bauma und Schütze Wolfram Waibel

Starke Frauen sorgen für weitere fünf Medaillen

Bei den ersten Sommerspielen in Tokyo 1960 war Hammerwerfer Heinrich Thun mit Platz 15 (62,76 m) Österreichs Bester. Zwanzig Jahre nach London gab es dann in Mexico City 1968 erneut zwei Medaillen für die heimischen Leichtathletinnen. Fünfkämpferin Liese Prokop holte Silber (ihre Einzelleistungen: 80Hü 11,2 s | Kugel 14,61 m | Hoch 1,68 m | Weit 5,97 m | 200 m 25,1 s), Speerwerferin Eva Janko mit 58,04 m Bronze. Vier Jahre später bei den Olympischen Spielen in München war dann sogar Bundeskanzler Bruno Kreisky extra angereist, um dem Hochsprung-Finale mit Ilona Gusenbauer beizuwohnen. Die Österreicherin sprang mit 1,88 m auf den dritten Rang.

Eine weitere Leichtathletik-Medaillen für Rot-Weiß-Rot gelang 1500-m-Läuferin Theresia Kiesl bei den Olympischen Spielen in Atlanta 1996, wo sie im Endlauf den noch heute gültigen österreichischen Rekord von 4:03,02 min lief. Vier Jahre später bei den Spielen in Sydney musste sich Stephanie Graf in einem packenden Endspurt nur knapp Maria Mutola (MOZ) geschlagen geben und gewann mit 1:56,64 min die Silbermedaille. Diese Zeit hat ebenfalls als österreichischer Rekord noch heute Bestand.

Dr. Georg Werthner mit bester Männer-Platzierung bislang

Österreichs Parade-Zehnkämpfer und heute erfolgreicher Trainer der TGW Zehnkampf-Union beendete den Zehnkampf bei vier Olympischen Spielen (1976 bis 1988) und sorgte 1980 in Moskau mit 8.084 Punkten und Platz 4 für die bislang beste Männer-Platzierung in der Leichtathletik.

Beate Schrott 2012 und Lukas Weißhaidinger 2016 Österreichs Beste

Nach dem Mini-Team in Peking 2008 mit drei Leichtathlet/innen und Platz 18 durch Diskuswerfer Gerhard Mayer (61,32 m) als beste Platzierung ging es bei den letzten beiden Sommerspielen quantitativ und qualitativ wieder aufwärts. Sieben Athlet/innen in London 2012 und sechs in Rio de Janeiro 2016, folgen nun ebenfalls sieben für Toyko 2020, obwohl die Limits so hoch wie nie zuvor in der Geschichte waren.

Mit dem überraschenden Finaleinzug in London und Platz 8 im 100-m-Hürden-Endlauf sorgte Beate Schrott für das beste heimische Leichtathletik-Ergebnis (SF: 12,83 s, EL: 13,07 s). Später wurde noch der siebente Platz daraus, da die vor ihre liegende Türkin Nevin Yanit zum wiederholten Male des Dopings überführt und disqualifiziert wurde. In Rio de Janeiro 2016 gab es zwei Finalteilnahmen für Österreichs Leichtathletik-Team. Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger glänzte in der Diskuswurf-Qualifikation mit einer Weite von 65,86 m und wurde Zweiter. Im Finale behauptete er sich dann mit 64,95 m und Platz 6 neuerlich im absoluten Spitzenfeld. Weißhaidinger, der bereits damals rund ein Jahr mit ÖLV-Trainer Gregor Högler zusammenarbeitete, sorgte damit für sein erstes internationales Ausrufezeichen in der Allgemeinen Klasse. 5000-m-Läuferin Jennifer Wenth zog ebenfalls in den Endlauf ein und belegte dort mit 15:56,11 min Platz 16.

Für Siebenkämpferin Ivona Dadic werden die Spiele in Tokyo bereits ihre dritten. Mit 18 Jahren übertraf sie als Athletin von Trainer Wolfgang Adler im Jahr 2012 die damalige Olympianorm von 5.950 Punkten beim Hypomeeting Götzis um neun Punkte. In London erreichte sie dann mit 5.935 Punkten den 25. Platz. Vier Jahre später nach einem Großbritannien-Intermezzo wurde sie dann von einem ÖLV-Trainerteam rund um Gregor Högler und Philipp Unfried betreut. Nach Bronze in Amsterdam wenige Wochen vor den Olympischen Spielen erreichte Dadic dann in Rio de Janeiro - nicht ganz fit - mit 6.155 Punkten Platz 21. Mit einem leicht veränderten ÖLV-Trainer/innen-Team unter der Leitung von Philipp Unfried geht es nun nach Tokyo.

Fotos (C) GEPA-Pictures | Nicht honorarfrei weiterverwendbar!

27/07/21 11:52, Text: Helmut Baudis

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