Der rund 1.100 Kilometer von Tokyo entfernte Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1972 wurde von World Athletics und den Organisatoren auserkoren, die Marathon- und Geh-Bewerbe der Toyko-Spiele auszutragen, weil hier bessere klimatische Bedingungen als in Japans Hauptstadt erwartet wurden.
Eines vorweg: Die Stimmung im Team ist sehr gut und das ist wichtig.
"Der Weg ist überwacht. Kein "Entkommen" möglich."
"Das Klima ist ein wenig milder", bestätigt Harald Fritz. Aus heutiger Sicht wird es am Sonntag warm und regnerisch – 27°/28° Celsius am Start – während des Rennens bis 31° C. Die Vorbereitung auf den Marathon ist aber etwas speziell, da aufgrund der COVID-Sicherheitsvorkehrungen der Bewegungsradius der Athleten massiv eingeschränkt ist. Untergebracht sind alle im Sapporo Prince Hotel, welches nur für die Mahlzeiten und zum Training verlassen werden darf. Zum Essen geht's in ein Gebäude auf der anderen Straßenseite. "Der Weg ist eingegrenzt und von Uniformierten überbewacht. Kein „Entkommen“ möglich. Das Essen ist nicht schlecht, aber kein Vergleich zu dem in Tokyo", berichtet Hannes Langer.
Das Flair der Winterspiele 1972
"Um uns an die Startzeit (7:00 Uhr Ortszeit) zu gewöhnen, sind wir um knapp nach sechs Uhr beim Frühstück. Anschließend fahren wir mit dem Shuttle ins Makomanai-Stadion", erzählt Hannes Langer. Während der Olympischen Winterspiele 1972 fanden hier die Eröffnungsfeier und die Eisschnelllauf-Wettbewerbe statt. Die Anlage ist kein Leichtathletik-Stadion. Gelaufen wird auf Beton. Um das Stadion herum gibt es eine wellige, durchgehend asphaltierte Laufstrecke, die zirka 950 Meter lang ist. "Der Innenbereich des Stadions mit Lounge, Massageteil, etc. ist sehr antiquiert – die Sanitäranlagen nicht der heutigen Zeit entsprechend", sagt Langer, der aber hinzufügt: "Wir kommen aber zurecht."
Bild: Makomanai-Stadion mit der Skulptur, in der 1972 das Olympische Feuer entfacht wurde (C) ÖLV/Hannes Langer
Das Trainingsprogramm in dieser Woche
Die Österreicher absolvieren am Vormittag und am Nachmittag jeweils ein Training. "Auch um dem Hotel zu entkommen", sagt der Trainer von Peter Herzog. Gestern und heute gab es noch kleine intensivere Einheiten im Marathontempo, ab morgen ist das Bewegungsprogramm nur mehr ganz ruhig. Am Samstag, dem Tag vor dem Wettkampf, ist dann ein leicht aktivierendes Programm geplant. Harald Fritz fasst das Wochen-Programm mit "Aktivierung mit dem Fokus auf Recovery und gleichzeitig Formerhaltung" zusammen.
Keine Streckenbesichtigung möglich
Eine Besichtigung der Strecke, wie dies bei eigentlich allen Großereignissen üblich ist, muss dieses Mal ebenfalls aufgrund der COVID-Restriktionen entfallen. "Die Strecke kann über ein Video betrachtet werden. Der Start ist ganz in der Nähe, wir werden aber mit dem Bus dorthin gebracht werden", erzählt Hannes Langer, der auch eine mögliche Problemstelle am Sonntag beim Marathon-Bewerb anspricht, da ja mit Richard Högler, Harald Fritz und ihm nur drei österreichische Betreuer vor Ort sein können: "Eine Herausforderung werden die Verpflegungsstellen, weil wir nicht alle besetzen können". Die Läufer werden daher bei knapp 20 km/h-Laufgeschwindigkeit ihre vorbereitenden Getränke selbst in der Reihe der Tische finden und aufnehmen müssen. Normalerweise werden diese bei Großereignissen von Teammitgliedern gereicht.
Einige Nationen treffen erst später in Sapporo ein
Von den großen Laufnationen kommen die Äthiopier drei Tage vor dem Rennen direkt hier nach Sapporo, die Kenianer sind auch noch nicht vor Ort. Unsere deutschen Nachbarn haben hat mit ihren Läufer/innen ein Pre-Camp auf der Insel Hokkaido bezogen und kommen morgen nach Sapporo. Die meisten Nationen sind, wie die Österreicher, aber am 1. August, wie vom IOC vorgesehen, aus Tokyo angereist. Alle anderen müssen sich die Anreise selbst organisieren, ein Risiko, welches man von ÖLV- und ÖOC-Seite nicht eingehen wollte.
"Wir hätten uns sicher bessere Rahmenbedingungen gewünscht, sie sind aber für fast alle gleich. Darum bleiben wir positiv – Lema und Peter werden alles geben, um möglichst weit vorne zu liegen", sagt Trainer Hannes Langer, der auch die Arbeit von Teamarzt und Sportwissenschafter Dr. Richard Högler lobend erwähnt: "Unterstützt werden wir in hervorragender Weise von Richard, der bei den Sportlern an Kleinigkeiten feilt. Peter und Lema sind für die Therapie sehr dankbar."
Die Renntaktik werden die Österreicher gemeinsam noch festlegen. Interessant ist dazu sicherlich ein Blick auf die Meldeliste und das Streckenprofil, beides ist unten im Downloadbereich zu finden.
Marathon - Männer
Datum | Bewerb | Athlet/in | Startzeit (MESZ) |
So., 8. August | Marathon (42,195 km) | Peter Herzog, Lemawork Ketema | 0:00 Uhr (7:00 Uhr) |
Fotos (C) ÖLV/Hannes Langer