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Paris 2024: Allgemeines zu den Leichtathletik-Bewerben

(C) Paris 2024

Von Donnerstag, 1. August bis Sonntag, 11. August 2024 gehen in Paris (FRA) die Leichtathletikbewerbe im Rahmen der 33. Olympischen Spiele über die Bühne. Die im Nordwesten des Landes gelegene französische Hauptstadt hat rund 2,1 Millionen Einwohner. Hauptaustragungsort der olympischen Kernsportart Leichtathletik ist das „Stade de France“ im nördlich des Stadtzentrums gelegenen Stadtteil Saint-Denis. Die Marathon- und Geherbewerbe werden öffentlich zugänglich im Stadtzentrum ausgetragen. Diesmal wird es insgesamt 48 Entscheidungen in der Leichtathletik geben, jeweils 23 bei Frauen und Männern sowie zwei in gemischten Bewerben.

Olympia so nahe wie schon lange nicht

Mit dem Austragungsort in Frankreich finden die Olympischen Spiele erstmals seit 2012 (London /GBR) wieder in Europa statt. Gerade einmal drei Jahre ist es her, dass die letzten Olympischen Spiele in Tokio (JPN) abgehalten wurden, da diese bedingt durch die Corona-Pandemie um ein Jahr später als ursprünglich geplant ausgetragen werden mussten. Paris ist Luftlinie von Bregenz nur rund 570km und von Wien rund 1.030km entfernt, näher gab es Olympische Spiele also zuletzt 1972 in München (GER).

Zum dritten Mal Paris

Paris ist nach London nun die zweite Stadt, in der zum bereits dritten Mal im Zeichen der fünf Ringe um Medaillen gekämpft wird. Bei der ersten Auflage 1900 fanden die Wettkämpfe der Leichtathletik im „Croix Catelan“, einer Sportanlage im mitten in Paris gelegenen Bois de Boulogne statt. Auf der großen Rasenfläche, auf der auch viele Bäume standen, war eine 500m lange und teils sehr unebene Strecke abgesteckt worden. Österreich war damals als Cisleithanien, dem Landesteil Österreich/Böhmen von Österreich-Ungarn, vertreten. Der spätere langjährige ÖLV-Präsident Hermann Wraschtil belegte über 1500m Rang 6, über die 2.500m Hindernis wurde er sogar 5., wobei auf der 500m-Runde jeweils eine Hürde, eine Mauer und ein Wassergraben zu überwinden waren. Im Diskuswurf, der als Abwurfzone damals noch ein Quadrat hatte, war Cornelius von Lubowiecki als einer der Favoriten im Starterfeld. Er verpasste jedoch wegen eines Missverständnisses die Qualifikation, durfte aber am Morgen des Finales nachwerfen. Da der Originaldiskus aber nicht mehr auffindbar war, musste er einen schwereren Diskus nehmen und verpasste so die Qualifikation für das Finale.

(C) Wikipedia

1924 war man dann wieder in Frankreichs Hauptstadt zu Gast. Neben sportlichen Entscheidungen wurden Medaillen auch in Kunstwettbewerben wie Städtebauliche Entwürfe, Bildhauerkunst/Plastiken, Malerei, Grafik und Musik vergeben. Es waren aber die Spiele des Paavo Nurmi (FIN), der innerhalb von nur vier Tagen fünf Goldmedaillen gewinnen konnte. In der Leichtathletik waren zum letzten Mal nur Männer teilnahmeberechtigt, Österreich war bei zeitweise großer Hitze bis 45 Grad mit sechs Athleten vertreten, die aber keine vorderen Platzierungen einfahren konnten. Austragungsort war das am Nordrand von Paris gelegene „Stade Olympique de Colombes“, es hatte damals eine 500m-Aschenbahn und eine Kapazität von 45.000 Zuschauern. 1938 war es dann Endspielort der Fußball-Weltmeisterschaft und 2024 wird es wieder zu olympischen Ehren kommen, diesmal als Veranstaltungsort für die Hockeybewerbe.

(C) Wikipedia

Genau 100 Jahre später ist es nun das „Stade de France“, in dem die Leichtathletikbewerbe zur Austragung kommen werden. Das 1998 erbaute Stadion hat für die Olympischen Spiele eine Kapazität von rund 75.000 Sitzplätzen. Große Sportereignisse, die hier bereits stattgefunden haben, waren die Leichtathletik-WM 2003, die Fußball-WM 1998 sowie die Rugby-Weltmeisterschaften 2007 und 2023. Bei o.a. LA-WM im Jahr 2003 waren sieben ÖLV-Athleten am Start, Karin Mayr-Krifka zog über 100m und 200m jeweils in die Zwischenrunde ein, Stephanie Graf schaffte es über 800m sogar ins Finale. Auch Europameisterschaften fanden bereits einmal in Paris statt, und zwar 1938. Österreichs einziger Vertreter Karl Kotraschek konnte dabei im Dreisprung sogar die Bronzemedaille holen. Damals waren zu dieser EM nur Männer zugelassen, im selben Jahr fand aber in Wien auch die erste Frauen-EM statt.

In der Seine-Metropole kann es in den Sommermonaten sehr heiß werden, teilweise herrschen im Juli und August Temperaturen im hohen 30-Grad-Bereich. Darum wurden die Marathon- und Gehbewerbe auch in die frühen Morgenstunden verlegt und beginnen bereits um 8 Uhr bzw. 7.30 Uhr.

Unter den mehr als 2.000 qualifizierten Leichtathleten aus über 200 Nationen befinden sich nicht weniger als 36 Titelverteidigern von Tokio 2020. Der jüngste Athlet ist gerade einmal 16 Jahre alt, die älteste Athletin schon 47. Die Medaillen, um die es geht, sind 9,2mm stark, haben einen Durchmesser von 8,5cm, je nach Farbe ein Gewicht von 455g – 529g und in der Mitte ein 18g schweres Stück Eisen vom Eiffelturm.

(C) Paris 2024

Das ÖLV-Team für Paris

Name

Verein

Trainer

Bewerb

Enzo Diessl

SU Leibnitz

 Beate Hochleitner

110m Hürden

Markus Fuchs

Union St.Pölten

 Patrik Saile

100m

Susanne Gogl-Walli

TGW Zehnkampf-Union

 Wolfgang Adler

400m

Victoria Hudson

SVS LA

 Gregor Högler

Speerwurf

Julia Mayer

DSG Wien

 Vincent Vermeulen

Marathon

Raphael Pallitsch

SVS LA

 --

1500m

Lukas Weißhaidinger

ÖTB-OÖ LA

 Gregor Högler

Diskuswurf

Alle bisherigen Olympia-Teilnahmen heimischer Athleten finden Sie auf der ÖLV-Statistikseite unter „Internationale Erfolge“, für alle Medaillengewinner gibt es einen eigenen Bereich.

Bei den letzten Olympischen Spielen in Tokio waren ebenfalls sieben ÖLV-Athleten mit dabei, zuletzt war 2000 in Sydney ein größeres ÖLV-Team am Start. Damals waren es 12 Athleten, darunter auch der jetzige ÖLV-Sportdirektor Gregor Högler. Gleich vier der sieben für Paris 2024 qualifizierten Athleten konnten die extrem harten Normen von World Athletics direkt erfüllen, die weiteren drei schafften es über das World-Ranking.

Sportdirektor Gregor Högler: „Endlich ist es wieder soweit, wir dürfen unser 7-Köpfiges Team zu den Olympischen Spielen schicken, die diesmal wieder vor vielen Zusehern stattfinden werden. Viele aus der Mannschaft haben nationale Rekorde aufgestellt, um den hohen Standards des Weltverbandes zu entsprechen. Nun darf man sich in der olympischen Kernsportart Leichtathletik den Besten der Welt stellen. Jede und jeder unseres Teams hat das Vermögen in die nächste Runde zu kommen oder seine Position im Qualifikationsranking zu übertreffen. Die Top-Ergebnisse der EM in Rom müssen uns beflügeln, dennoch sollten wir die Erwartungen im Zaum halten. Die Fußball-EM hat uns gelehrt, dass man sich über ungelegte Eier nicht freuen sollte. Deshalb ist das vorrangige Ziel aller um Aufstiege, Finaleinzüge und Bestleistungen zu kämpfen. Unsere beiden Medaillengewinner von Rom gehören sicher zum erweiterten Kreis der Medaillenanwärter, sind aber keine Favoriten. Ich wünsche dem gesamten Team erfolgreiche Spiele, wir sind nun alle für die Worte les jeux sont ouvert bereit.

HELVETIA versichert Olympia-Medaillen wieder, dazu noch drei weitere Prämien-Möglichkeiten

Wie schon bei den letzten Olympischen Spielen in Tokio und den Weltmeisterschaften versichert ÖLV-Teamsponsor HELVETIA Versicherungen auch diesmal wieder allfällige von ÖLV-Athleten gewonnenen Medaillen.

  1. Platz 205.000 €
  2. Platz 100.000 €
  3. Platz 50.000 €

Sollte kein ÖLV-Athlet/in eine Olympiamedaille gewinnen, dann erhält der oder die bestplatzierte heimische Leichtathlet/in in Paris eine Prämie von 17.500 € – unabhängig von seiner bzw. ihrer Platzierung. Bei einer ex-aequo-Platzierung von mehreren Athlet/innen wird der Betrag aliquot aufgeteilt.

Eine Medaille zahlt sich also auch finanziell aus, denn es gibt auch noch weitere „Einnahmequellen“ im Erfolgsfall. Zum einem werden vom ÖOC Medaillen wieder mit Goldmünzen im Wert von 20.000 € für Gold bis 14.000 € für Bronze prämiert. Dann zahlt World Athletics als erster Weltverband überhaupt in Paris erstmals Prämien für Olympia-Goldmedaillen aus, und zwar jeweils 50.000 US$. Und auch der ÖLV hat ein Prämiensystem, das Athleten und auch ihren Trainern bei Olympia jeweils zwischen 10.000 € für eine Goldmedaille und 2.000 € für Platz 16 einbringt.

(C) GEPA Pictures

Repechage-Round als Neuerung in der Leichtathletik

Zum ersten Mal werden auch in der Leichtathletik sogenannte „Hoffnungsrunden“ in den Laufbewerben von 200m bis 1500m inklusive Hürdenbewerben eingeführt. Alle Details gibt es in einem eigenen Beitrag.

Zeitplan der ÖLV Athleten

Datum

MESZ

Bewerb

Athlet / Athletin

02.08. (FR)

11:05

1.500m (VL) Männer

Raphael Pallitsch

03.08. (SA)

11:45

 

19:15

100m (VL) Männer

 

1.500m (Rep) Männer

Markus Fuchs

 

Raphael Pallitsch

04.08. (SO)

11:50

 

20:00

21:10

21:50

110m Hürden (VL) Männer

 

100m (SF) Männer

1.500m (SF) Männer

100m (Finale) Männer

Enzo Diessl

 

Markus Fuchs

Raphael Pallitsch

Markus Fuchs

05.08. (MO)

10:10

11:35

11:55

Diskus Q (Gruppe A) Männer

Diskus Q (Gruppe B) Männer

400m (VL) Frauen

Lukas Weißhaidinger (?)

Lukas Weißhaidinger (?)

Susanne Gogl-Walli

06.08. (DI)

10:50

11:20

 

20:50

110m Hürden (Rep) Männer

400m (Rep) Frauen

 

1.500m (Finale) Männer

Enzo Diessl

Susanne Gogl-Walli

 

Raphael Pallitsch

07.08. (MI)

10:25

11:50

 

19:05

20:25

20:45

Speer Q (Gruppe A) Frauen

Speer Q (Gruppe B) Frauen

 

110m Hürden (SF) Männer

Diskus (Finale) Männer

400m (SF) Frauen

Victoria Hudson (?)

Victoria Hudson (?)

 

Enzo Diessl

Lukas Weißhaidinger

Susanne Gogl-Walli

08.08. (DO)

21:45

110m Hürden (Finale) Männer

Enzo Diessl

09.08. (FR)

20:00

400m (Finale) Frauen

Susanne Gogl-Walli

10.08. (SA)

19:40

Speer (Finale) Frauen

Victoria Hudson

11.08. (SO)

08:00

Marathon Frauen

Julia Mayer

(?) Die Einteilung in die Qualifikations-Gruppen (Diskus, Speer) ist derzeit noch nicht bekannt.

Olympia im TV / Stream

Der ORF überträgt die Leichtathletikbewerbe aus Paris zur Gänze live auf ORF1 bzw. ORF SPORT+, Kommentatoren sind wie gewohnt Dietmar Wolff und Thomas König. Die Leichtathletik wird hier wieder im Mittelpunkt der Übertragungen stehen, nahezu alle Bewerbe werden live oder in wenigen Ausnahmen zeitversetzt gezeigt. Vom ORF wurden zusätzlich auch Leitungen für die beiden Wurf-Disziplinen bestellt, sodass neben allen Läufen der Österreicher auch sämtliche Würfe der beiden ÖLV-Werfer von den Qualifikationen und den Finali gezeigt werden können. Die beiden linearen Kanäle ORF1 und ORF Sport+ werden 1:1 auch auf ORF ON im Livestream übertragen.

Auch Eurosport mit den Kommentatoren Sigi Heinrich und Markus Röhrig überträgt alle Sessions aus Paris live, ebenso ARD/ZDF. Hier ist das Streamingangebot, bedingt durch die Rechtesituation, etwas breiter, bei ARD/ZDF aber auf das deutsche Bundegebiet beschränkt. Bei Eurosport/Discovery+ sind die Streams zwar europaweit empfangbar, aber kostenpflichtig.

Die Olympischen Spiele im Internet

Paris 2024 

ÖOC 

World Athletics Paris 2024  

Meldelisten

Zeitplan 

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Weiterer Fahrplan

In den nächsten Tagen werden wir laufend jeweils einen der sieben ÖLV-Teilnehmer im Detail vorstellen und dabei auch die jeweilige Disziplin in der bisherigen Geschichte der Olympischen Spiele aus heimischer Sicht betrachten.

Donnerstag, 25.Juli:  1500m Männer – Raphael Pallitsch
Freitag, 26.Juli:  100m Männer – Markus Fuchs
Samstag, 27. Juli:  110m Hürden Männer – Enzo Diessl
Sonntag, 28.Juli:   Diskuswurf Männer – Lukas Weißhaidinger
Montag, 29.Juli:  400m Frauen – Susanne Gogl-Walli
Dienstag, 30.Juli:  Speerwurf Frauen – Victoria Hudson
Mittwoch, 31.Juli:  Marathon Frauen – Julia Mayer

(C) Paris 2024

Fotos: (C) Paris 2024 (2), GEPA Pictures (1), Wikipedia (2)

24/07/24 18:17, Text: Georg Franschitz

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