Lukas Weißhaidinger (Geb.dat. 20.02.1992) – Diskuswurf PB 70,68m ÖR (2023) / SB 69,04m
Bei den Olympischen Spielen in Paris wird Lukas Weißhaidinger (ÖTB-OÖ LA) in einen erlauchten Kreis eintreten. Mit seiner dritten Teilnahme wird er nur mehr von Georg Werthner und Günther Weidlinger übertroffen, die vier Mal im Zeichen der fünf Ringe für Österreich am Start waren. Der erfolgreichste österreichische männliche Leichtathlet ist er bereits, hat er doch 2021 in Tokio mit Bronze im Diskuswurf die einzige ÖLV-Männermedaille in der bisher 128-Jährigen Geschichte der Spiele der Neuzeit errungen. Auch fünf Jahre zuvor zeigte der Oberösterreicher bei seiner Olympia-Premiere in Rio schon groß auf, als Zweiter der Qualifikation zog er locker ins Finale ein, wo er den großartigen Rang 6 belegte. In Japan folgte dann die Sternstunde mit der Medaille, damals ohne Zuseher, das soll jetzt in Paris anders werden, wo mehr als 60.000 Zuseher im Stadion für mächtig Trubel sorgen werden.
Die heurige Saison hätte fast nicht besser laufen können, mit der Silbermedaille bei der Europameisterschaft in Rom hat sich der 32-Jährige den selbstauferlegten Druck von den Schultern genommen und kann befreit nach Frankreich reisen. Auch die erst letzten Winter in Angriff genommene Technikumstellung zeigt schon Früchte und bescherte dem Weltklasse-Diskuswerfer serienweise weite Würfe mit trotzdem noch Luft nach oben. Auch das auf 142kg reduzierte Kampfgewicht trägt zur neuen Dynamik und zur erhöhten Abwurfgeschwindigkeit in den Würfen bei. Doch die Anzahl der Medaillenkandidaten im Diskuswurf ist hoch, die Dichte an der Spitze groß und das aktuelle Leistungsniveau enorm. Nicht weniger als neun Athleten haben heuer weiter als 69 Meter geworfen, drei davon sogar über 70m. Im Diskuswurf stehen zwei Runden auf dem Programm: Qualifikation und Finale.
Lukas Weißhaidinger: „Bis jetzt haben wir heuer sehr viel richtig gemacht, ich bin in Schlagdistanz mit Alekna, Stahl und Ceh. Wer es bei Olympischen Spielen schon aufs Podium geschafft hat, der will das unbedingt nochmals erleben. Das Diskus-Finale in Tokio und die anschließende Siegerehrung waren ganz klar die schönsten und wichtigsten Momente meiner Karriere. Wenn ich daran denke, bekomme ich noch immer eine Gänsehaut. Ich habe in Rom gezeigt, dass mit mir – nach zwei schwächeren Jahren – wieder zu rechnen ist. Der Vize-EM-Titel war für mich eine Art Erlösung. Ich habe den Weltrekordler und den Olympiasieger geschlagen, bin zu 100 Prozent konkurrenzfähig, bin aber nur einer von gut acht Medaillenanwärtern – es wird eng zugehen.“
Trainer Gregor Högler: „Luki hat in Rom abgeliefert. Er hat sich mit dem Vize-Europameistertitel eindrucksvoll zurückgemeldet. Das heißt im Klartext: Wir sind in Reichweite der Besten. Wer bei der EM den Weltrekordhalter und Olympiasieger schlägt, der kann auch bei Olympia ganz vorne landen. Aber Alekna, Stahl und Ceh bleiben die großen Favoriten. Für eine Olympia-Medaille wird man 69m werfen müssen."
Zeitplan
Datum |
MESZ |
Bewerb |
Athlet / Athletin |
05.08. (MO) |
10:10 11:35 |
Diskus Q (Gruppe A) Männer Diskus Q (Gruppe B) Männer |
Lukas Weißhaidinger (?) Lukas Weißhaidinger (?) |
07.08. (MI) |
20:25 |
Diskus (Finale) Männer |
Lukas Weißhaidinger |
(?) Die Einteilung der Qualifikations-Gruppen ist derzeit noch nicht bekannt.
Rückblick auf die rot-weiß-rote Olympiahistorie im Diskuswurf Männer
Der Diskuswurf, eine der historischen Disziplinen der Leichtathletik, begann für Österreich 1900 in Paris mit einem skurrilen Ereignis. Cornelius von Lubowiecki, einer der Favoriten, verpasste die Qualifikation aufgrund eines Missverständnisses, durfte mit einem schwereren Diskus nachwerfen und schaffte es darum nicht ins Finale. 1912 in Stockholm machte es Hans Tonner deutlich besser, mit 41,24m warf er neuen österreichischen Rekord und belegte Rang 5, dazu kam für ihn auch noch Platz 13 im beidhändigen Diskuswurf, wo die mit links und rechts geworfenen Weiten addiert wurden. Bei den selben Spielen kam Josef Schäffer auf 34,87m. 20 Jahre später, 1932 in Los Angeles, hatte dann Emil Janausch seinen ersten Auftritt, mit 44,82m schaffte er Rang 10. Bei den nächsten Spielen in 1936 in Berlin war er noch einmal mit dabei, scheiterte aber in der Qualifikation. Viel besser machte es Johann Wotapek, der das Wurfgerät 46,02m weit schleuderte, damit den 9.Rang belegte und somit schon die bereits dritte Top-10-Paltzierung für Österreich in dieser Disziplin fixierte.
1948 in London schaffte es Hermann Tunner ins Finale und belegte dort mit 44,43m Rang 11, 1964 in Tokio finishte der in den USA studierende Ernst Soudek mit 51,78m auf dem 19.Platz. Der spätere Universitäts-Professor Heimo Reinitzer durfte gleich an zwei Olympischen Spielen teilnehmen, mit den Rängen 22 und 27 in Mexico City 1968 und München 1972, damals mit Verletzung angetreten, blieb dem Steirer aber der große sportliche Wurf verwehrt. Erst 36 Jahre später war der ÖLV mit Gerhard Mayer wieder im Diskuswurf vertreten, 2008 in Peking warf sich der Debütant mit 61,32m auf Platz 18. Auch in London 2021 war der Wiener mit dabei, mit 60,81m wurde es diesmal Rang 23. Mayer´s Trainer war übrigens Gregor Högler, der in Paris nun also bei Olympischen Spielen als erfolgreicher Coach von Lukas Weißhaidinger in seinen bereits fünften Diskuswettbewerb in Serie geht.
Johann Wotapek
Die Olympischen Spiele im Internet
Startlisten / Live-Ergebnisse folgt
Weiterer Fahrplan
In einem Olympia-Countdown werden wir täglich jeweils einen der sieben ÖLV-Teilnehmer im Detail vorstellen und dabei auch die jeweilige Disziplin in der bisherigen Geschichte der Olympischen Spiele aus heimischer Sicht betrachten.
Montag, 29.Juli: 400m Frauen – Susanne Gogl-Walli
Dienstag, 30.Juli: Speerwurf Frauen – Victoria Hudson
Mittwoch, 31.Juli: Marathon Frauen – Julia Mayer
Fotos: (C) GEPA Pictures, olympedia.org