Mayer dreht auf zweiter Streckenhälfte richtig auf
42,195km - 436 Höhenmeter - 91 Läuferinnen am Start – strahlender Sonnenschein - 20 Grad am Start – 27 Grad in Ziel - 80 Läuferinnen im Ziel. Das sind die nackten Zahlen des Olympiamarathons 2024 in Paris, wahrlich keine leichte Angelegenheit für die Athletinnen. Mittendrinn Julia Mayer (DSG Wien), die damit die Spiele in Frankreich für die ÖLV-Abordnung beendet hat. Die Niederösterreicherin war auf internationalem Parkett kein Neuling, hatte sie doch schon Europameisterschaften über 10.000m und im Halbmarathon bestritten, letztes Jahr war sie beim Hitzemarathon bei der WM in Budapest mit dabei gewesen. Im Dezember hatte sie in Valencia (ESP) ihren eigenen ÖLV-Marathon-Rekord um fast vier Minuten auf 2:26:43 Std gedrückt und damit das Ticket nach Paris gelöst. Im Zuge der weiteren Vorbereitungen gelangen der Bad Fischauerin im Frühjahr auch Rekorde im 10km-Straßenlauf und im Halbmarathon, die Marschrichtung Richtung Olympia-Marathon stimmte also. Zusätzlich wurden von Coach Vincent Vermeulen viele Bergläufe ins Training eingebaut, um für die hügelige Strecke in Frankreichs Hauptstadt optimal gerüstet zu sein.
Mayer begann den Marathon um 8 Uhr morgens wie geplant verhalten, um sich möglichst viele Körner für die zweite Streckenhälfte zu sparen. Nach 15km, kurz vor Beginn der ersten großen Steigung, lag sie 14 Sekunden über ihrer Durchgangszeit vom VCM 2023, als sie ihren ersten Marathonrekord aufgestellt hatte. Rund 5km ging es anschließend fast nur bergauf, bevor die Strecke wieder langsam abfallend zum Wendepunkt beim Schloss Versailles verlief. Die Halbmarathonmarke erreichte die 31-Jährige nach 1:17:23 Std auf Rang 74, jetzt hieß es also die gesparten Kräfte einzusetzen und sich nach vorne zu arbeiten.
So kam es dann auch, wie von Mayer und Vermeulen erhofft hatten sich doch viele der Konkurrentinnen zu Beginn übernommen bzw. die Anstiege zu forsch absolviert. Platz für Platz ging es nun nach vorne, zwischen Kilometer 35 und dem Ziel waren es nicht weniger als noch zehn Positionen. Auf den letzten Metern sah man, wie sehr die Olympia-Debütantin die Szenerie und die unglaubliche Stimmung am Streckenrand genießen konnte, sie klatschte mehrere hundert Hände ab. Nach 2:35:14 Std war der Zauber für Julia Mayer vorbei, sie hatte ihren ersten Olympia-Marathon auf Rang 55 beendet und sich gegenüber der Entry-List um nicht weniger als 32 Plätze verbessert. Zusätzlich wäre ihr fast ein selten gesehener Negativ-Split gelungen, die zweite Streckenhälfte absolvierte sie nur um 28 Sekunden langsamer als die erste, bei den stark steigenden Temperaturen bis auf 27 Grad eine außergewöhnliche Leistung.
Der Sieg ging an Vielstarterin Sifan Hassan (NED) in 2:22:55 Std, die sich in einem spannenden Endspurt um 3 Sekunden gegen Tigst Assefa (ETH) durchsetzen konnte.
Die Split-Zeiten von Julia Mayer
Distanz |
Zeit |
Platz |
5 km |
18:03 |
85 |
10 km |
35:49 |
82 |
15 km |
53:50 |
78 |
20 km |
1:13:19 |
75 |
Half |
1:17:23 |
74 |
25 km |
1:31:46 |
74 |
30 km |
1:51:12 |
69 |
35 km |
2:08:52 |
65 |
40 km |
2:27:17 |
56 |
Finish |
2:35:14 |
55 |
Julia Mayer: „Mein Plan war es defensiv anzugehen. Das war zwar riskant, aber es wäre noch riskanter gewesen schnell anzugehen und dann vielleicht komplett einzugehen. Auch beim ersten langen Anstieg habe ich nicht überpaced, das war sicher wichtig fürs weitere Rennen. Beim Wendepunkt habe ich mir vorgenommen, so, jetzt gehe ich es dann an und fange zu überholen an. Am zweiten Berg habe ich gedacht ich stehe, so steil war er, trotzdem waren die anderen vor mir noch langsamer und der Hügel war auch schnell wieder vorbei. Zeitweise lief ich dann kilometerlang alleine, aber es war cool immer wieder eine Läuferin vor mir zu sehen und dann vorbeizuziehen.
Auf der Strecke war es absurd laut, absolut irre, ich habe die ganz Stimmung auf mich wirken lassen. Da hatte ich dann auch etwas mit den Emotionen zu kämpfen, denn da habe ich dann Läuferinnen überholt, die wesentlich bessere Bestleistungen als ich haben. Das hätte ich nie für möglich gehalten, da war ich etwas überwältigt, die stehen zu lassen war irrsinnig schön. Ich hatte noch genug Reserven, es war sicher die perfekte Renneinteilung. Es ist mir das ganze Rennen über richtig gut gegangen, ich habe mich bei jeder Verpflegungsstelle optimal mit Getränken, Gels und Wasser, das ich mir über Kopf und Rücken geschüttet habe, versorgt, das ist alles genau nach Plan gelaufen.
Ich wollte mich gegenüber der Entry-List verbessern, das habe ich am Tag X bei Olympia geschafft. Wenn man sieht, wen ich alles hinter mir gelassen habe, bin ich extrem zufrieden. Auch die Zeit ist ein Wahnsinn, ich hätte vorher nicht gedacht unter diesen Bedingungen auf dieser Strecke so schnell laufen zu können. Mein Trainer und ich haben alles richtig gemacht, vor allem die Bergabtrainings haben sich ausgezahlt, da ist es mir richtig gut gegangen. Ich bin mit dem Marathon richtig glücklich, besser hätte ich es nicht machen können. Bei Olympia den Lauf des Lebens perfekt abzuliefern übertrifft alles und macht mich unfassbar glücklich.“
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