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Paris 2024: Rückblick aufs Diskusfinale

(C) GEPA Pictures

Am Mittwoch, den 7.8. um 20:25 Uhr, fand im Stade de France vor mehr als 70.000 Zusehern das Diskuswurf-Finale der Männer bei den Olympischen Spiele in Paris statt. Es war ein denkwürdiges Finale auf einem nie dagewesenen Leistungsniveau. Mittendrin im Feld der besten Werfer der Welt aus neun Nationen war als Vertreter Österreichs Vize-Europameister Lukas Weißhaidinger (ÖTB-OÖ LA), der seinen besten Wettkampf auf olympischer Bühne ablieferte und mit Rang 5 belohnt wurde.

Zum zehnten Mal Top-10 in Serie

Mit seiner erzielten Weite von 67,54m und Rang 5 hat Lukas Weißhaidinger nunmehr seit 2016 bei jedem Großereignis das Finale erreicht und damit eine Konstanz auf höchstem Niveau gezeigt. Nicht weniger als zehn Top-10-Platzierungen sind es jetzt schon in Serie, die der Oberösterreicher in nur neun Jahren verbuchen kann. Dazu kommen noch vier Medaillen, eine in Silber und drei in Bronze, eine beeindruckende Bilanz.

2016 OS 64,95 m – Platz 6
2021 OS 67,07 m – Platz 3
2024 OS 67,54 m – Platz 5 

2017 WM 63,76 m – Platz 9
2019 WM 66,82 m – Platz 3
2022 WM 63,98 m – Platz 10
2023 WM 65,54 m – Platz 7 

2018 EM 65,14 m – Platz 3
2022 EM 63,02 m – Platz 9
2024 EM 67,70 m – Platz 2 

Die Weite von Paris ist auch nach Rom (67,70m) die zweitweiteste bei einem Großereignis. Ganz nebenbei hat der 32-Jährige damit auch bereits das Limit für die WM in Tokio abgehakt (67,50m), er ist nach Susanne Gogl-Walli der bereits zweite ÖLV-Athlet, der dieses nur wenige Tage nach Beginn des Qualifikations-Zeitraumes am 1.8.2024 erbracht hat.

Bestes Olympia-Finale „ever“

Hier die nackten Zahlen zum Finale:

  1. Roje Stona (JAM) 70,00m OR
  2. Mykolas Alakna (LTU) 69,97m
  3. Matthew Denny (AUS) 69,31m
  4. Kristjan Čeh (SLO) 68,41m
  5. Lukas Weißhaidinger (AUT) 67,54m
  6. Clemens Prüfer (GER) 67,41m
  7. Daniel Stahl (SWE) 66,95m
  8. Andrius Gudzius (LTU) 66,55m
  9. Ralford Mullings (JAM) 65,61m
  10. Traves Smikle (JAM) 64,97m
  11. Alin Alexandru Firfirica (ROU) 64,45m
  12. Alex Rose (SAM) 61,89m

Noch nie wurde bei Olympia weiter geworfen. Zweimal wurde der Olympische Rekord, den seit 2004 in Athen Virgilijus Alekna (LTU) mit 69,89m gehalten hatte, verbessert. Erst war es sein Sohn und Weltrekordhalter Mykolas, der diesen auf 69,97m steigerte, dann warf der spätere Sieger Roje Stona (JAM) sogar 70,00m.

Noch nie haben die Top-6 bei Olympischen Spiele so weit geworfen wie in Paris. Daher hat man für Gold, Silber und Bronze auch noch nie Weiten wie diesmal in Frankreich benötigt.

Noch nie gab es einen geringeren Abstand zwischen Gold und Silber, 1904 in St.Louis waren es schon einmal 3cm.

Noch nie hat man 65,79m benötigt, um unter die Top-8 zu kommen und weitere drei Versuche zu haben. Clemens Prüfer (GER) hatte diesen Rang mit dieser Weite nach drei Durchgängen inne, vor drei Jahren 2021 in Tokio reichten 62,95m.

Der Sieg ging an einen Außenseiter, Roje Stona (JAM) hatten nicht wirklich viele auf der Rechnung. Der 25-Jährige war erst einmal bei einer WM dabei, 2023 in Budapest scheiterte er in der Qualifikation deutlich. Im Paris-Finale verbesserte er seine PB um gleich 95cm und holte mit Gold überhaupt die erste Medaille für Jamaika im Diskuswurf. Ebenfalls zum ersten Mal Edelmetall in dieser Disziplin bei Olympia gab es für Australien, Matthew Denny sicherte sich mit Bronze seine langersehnte Medaille.

Alle drei Medaillengewinner von Paris eroberten ihre ersten Olympiamedaillen, die „alten“ Haudegen gingen diesmal leer aus, was auch die enorme Breite und Leistungsdichte im Diskuswurf belegt. Exweltmeister Kristjan Ceh (SLO) wurde Vierter, Titelverteidiger Daniel Stahl, auch aktueller Weltmeister, nur Siebenter. Die Familie Alekna vervollständigte hingegen ihre Medaillensammlung, nach zwei Mal Gold und einmal Bronze für Vater Virgilijus hat Sohn Mykolas nun Silber geholt.

Stimmen zum Finale

Lukas Weißhaidinger: „Natürlich fragt man sich, was man besser hätte machen können. Es ist wahrscheinlich das erste Großereignis, wo mir dazu aber eigentlich nichts einfällt. Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Ich war absolut konkurrenzfähig, körperlich und wurftechnisch. Aber wenn du eine Weite von + 69 m brauchst, ohne Windunterstützung, dann musst du riskieren und ans Limit gehen bzw. drüber. Das ist bei Olympia in Tokio aufgegangen, auch bei der EM in Rom. Der zweite Versuch im Stade de France war gut, aber kein Top-Wurf. Deshalb blieb es beim fünften Rang. Um über 69 m zu werfen, musst du den Abwurf ideal erwischen. Das hat nicht geklappt. Aber ich werde 2025 zurückschlagen. Ich war in Rio Sechster, in Tokio Dritter und in Paris jetzt Fünfter. Darauf bin ich stolz – das muss mir erst mal wer nachmachen.

Die Olympischen Spiele haben mental viel Kraft gekostet. Ich werde jetzt ein paar Tage Urlaub machen, zu Hause in Oberösterreich. Nächstes Wochenende steht mein Heim-Meeting in Andorf auf dem Programm. Danach liegt der Fokus auf der Diamond-League. Ich will mich in Rom fürs Finale in Brüssel qualifizieren. Ich bin gesund und konkurrenzfähig. Bis 2028 will ich in jedem Fall noch weitermachen.“

Trainer Gregor Högler: Das war nicht umsonst der beste olympische Wettkampf der Geschichte. Bei Windunterstützung hätte es Mittwochabend mit Garantie einen Weltrekord gegeben. Das Niveau war unglaublich, zwei olympische Rekorde von zwei verschiedenen Athleten in einem Wettkampf, das sagt alles. Dass der Weltrekordler von einem Nobody geschlagen wird, hätte ich nicht für möglich gehalten. Aber der hatte den Wurf seines Lebens. Natürlich haben wir auf eine Medaille gehofft und sind nicht ganz zufrieden. Ab dem dritten Wurf hat Luki voll riskiert und das Risiko ist leider nicht belohnt worden.“

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Foto: (C) GEPA Pictures

09/08/24 13:01, Text: Georg Franschitz

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