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Paris 2024: Speerwurf Frauen - Victoria Hudson

(C) GEPA Pictures

Am Freitag, den 2. August starten für die sieben ÖLV-Athlet/innen die Olympischen Spiele in Paris (FRA). In einer mehrteiligen Serie wird täglich – in chronologischer Reihenfolge ihres Antretens – ein/e Athlet/in vorgestellt. Nach einem Rückblick auf die bisherige Laufbahn sowie Statements von Athlet/in und Trainer/in folgt noch ein Blick auf die rot-weiß-rote Olympiahistorie in der jeweiligen Disziplin.  

Victoria Hudson (Geb.dat. 28.05.1996) – Speerwurf PB/SB 66,06m

Die Geschichte von Victoria Hudson (SVS LA) ist bekannt. Nach Jugendjahren unter der Anleitung von Gregor Högler wechselte sie später zu Elisabeth Eberl. Die Entwicklung ging stetig weiter, zwei WM-Teilnahmen und einem Start bei Olympia später folgte, nach einem kurzen Intermezzo im Ausland, die Rückkehr zu ihrem ehemaligen Trainer. Seit mehr als zwei Jahren zeigt die Leistungskurve der 28-Jährigen nun steil nach oben. Nach Rang 5 bei der WM 2023 in Budapest (HUN) folgte nun die vorläufige Krönung Anfang Juni mit dem Sieg bei den Europameisterschaften in Rom (ITA). Der zuvor aufgestellte neue ÖLV-Rekord von 66,06m katapultierte die Niederösterreicherin auf Platz 3 der aktuellen Jahresweltbestenliste.

Dabei verlief die heurige Saison nicht ohne Stolpersteine. Im Frühjahr gab es erst eine Entzündung der Nasenschleimhäute, der einen Start beim Auftakt der Diamond-League verhinderte. Dann folgten Rückenprobleme, die weitere Absagen von Meetingteilnahmen nach sich zogen und erst kurz vor dem Rekordwurf abklangen. Nach der erfolgreichen EM gab es noch den Staatsmeistertitel und zwei Auftritte in der Diamond-League, jedoch immer mit dem Fokus der Vorbereitung auf die Spiele in Paris. Dort tritt die Hainburgerin nun zum zweiten Mal im Zeichen der fünf Ringe an. Vor drei Jahren in Tokio startete sie mit 56,55m in die Qualifikation und ließ im zweiten Durchgang dann 58,60m folgen. Mit einem ungültigen Versuch beendete sie ihren Wettkampf, am Ende stand Platz 22 zu Buche, 2,34m fehlten auf den Finaleinzug. Dorthin soll es nun in Frankreich zumindest gehen, am Besten aber noch weiter nach vorne. Die Dichte an der Weltspitz ist aber enorm, die Top-10 sind nicht einmal durch drei Meter in ihren Saisonbestleistungen getrennt. Die Frage, welchen Speer Hudson im Wettkampf im Stade de France verwendet, wird erst im allerletzten Moment entschieden. Entweder ist es der bereits 11-Jahre alte Nemeth-Speer oder das neue Nordic-Produkt mit dem klingenden Namen Valhalla. Im Speerwurf stehen zwei Runden auf dem Programm: Qualifikation und Finale.

Victoria Hudson:Paris ist der wichtigste Wettkampf der letzten drei Jahre. Da will jeder abliefern, auch ich. Die Goldmedaille von Rom ist Vergangenheit. Was im Juni war, interessiert in Paris keinen mehr. Wir beginnen in Paris wieder bei null. Mich kann im Moment kaum etwas erschüttern. Ich bin bereit und fühle mich top-fit. Ich habe immer davon geträumt, eine Medaille bei einem Großereignis zu holen. Dass gleich die erste eine EM-Goldmedaille ist, das hätte ich nicht im Traum erwartet. Mein Minimalziel ist der Finaleinzug, eine Olympia-Medaille bleibt der absolute Traum. Die Top-Konkurrenz im Speerwurf der Frauen kommt aus Asien und Ozeanien, in Paris wird es noch um einiges härter als in Rom. Meine Herangehensweise ist ein Drei-Stufen-Plan: 1.) Qualifikation überstehen, 2.) Im Finale für die Top-8 und weitere drei Durchgänge qualifizieren, 3.) Wenn bis dahin alles funktioniert: voll attackieren, bestmöglich um Medaillen kämpfen.“

Trainer Gregor Högler: „Wir haben nochmals an der Technik und an der Schnellkraft gefeilt. Vicky sollte noch ein paar Prozent stärker sein. Sie ist gerüstet. Aber das gilt für fünf bis acht andere Werferinnen auch.“

(C) GEPA Pictures

Zeitplan

Datum

MESZ

Bewerb

Athlet / Athletin

07.08. (MI)

10:25

11:50

Speer Q (Gruppe A) Frauen

Speer Q (Gruppe B) Frauen

Victoria Hudson (?)

Victoria Hudson (?)

10.08. (SA)

19:40

Speer (Finale) Frauen

Victoria Hudson

(?) Die Einteilung der Qualifikations-Gruppen ist derzeit noch nicht bekannt.

Rückblick auf die rot-weiß-rote Olympiahistorie im Speerwurf Frauen

Der Frauen-Speerwurf ist mit einer Gold- und einer Bronzemedaille die erfolgreichste Disziplin in der Geschichte des ÖLV bei Olympischen Spielen. 1936 in Berlin ging die damals erst 21-jährige Herma Bauma, die zuvor bereits mehrere nationale Titel im Speerwurf und Fünfkampf geholt hatte, an den Start. Kurz zuvor hatte sie Europarekord aufgestellt, doch eine Verletzung am Wurfarm behinderte sie bei den Spielen und sie verpasste Bronze mit Rang 4 nur um 14cm. Dann dauerte es kriegsbedingt zwölf Jahre bis es zum nächsten Mal um Medaillen ging. 1948 in London war Bauma wieder am Start, damals als Favoritin, hielt sie doch mit 48,21m den Weltrekord, den sie im Jahr zuvor aufgestellt hatte. Die Vorbereitung verlief alles andere als perfekt, eine Mandeloperation mit folgender Blutvergiftung verursachte eine mehrmonatige Trainingspause, auch die Anreise nach London war mit einer 24-stündigen Zugsfahrt auf Holzbänken suboptimal. Doch die Wienerin ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen, mit dem fünften Wurf im Finale auf den neuen olympischen Rekord von 45,57m setzte sie sich an die Spitze und holte Österreichs erstes – und bislang einziges – Gold in der Leichtathletik bei Olympia. Im selben Finale stand auch noch Gerda Schilling-Staniek, die mit 38,01m Rang 9 belegte. Beide waren auch 1952 in Helsinki wieder am Start, Bauma ist mit damals 37 Jahren die älteste ÖLV-Athletin, die bis heute je an Olympischen Spielen teilgenommen hat. Sie konnte mit 42,54m noch einmal den 9.Platz erreichen, Schilling-Staniek gelang in der Qualifikation kein gültiger Versuch.

Dann war es 1960 in Rom die spätere ÖLV-Präsidentin und European Athletics-Vizepräsidentin Erika Strasser, die Österreich in dieser Disziplin vertrat und nach lockeren 48m beim Einwerfen dann im Wettkampf mit 43,80m nicht über Rang 17 hinauskam. Auch acht Jahre später, 1968 in Mexico City, war die Oberösterreicherin wieder mit dabei, kam im Finale mit drei Mal „X“ aber nicht in die Wertung. Sie konnte aber ihre Teamkollegin Eva Janko durch Massagen unterstützen, die mit der Mitfavoritenrolle nach der wenige Monate zuvor erzielten Jahresweltbestleistung zunächst nicht ganz zurechtkam und nach drei Versuchen nur auf Rang 7 lag. Doch im sechsten und letzten Durchgang steigerte sich die Steirerin noch deutlich auf tolle 58,04m und holte damit Bronze. Vier Jahre später in München schaffte sie im Finale sogar 58,56m und wurde damit Sechste. 1976 in Montreal war Janko noch ein drittes Mal bei Olympischen Spielen, nach 60,90m in der Qualifikation wurde es schließlich mit 57,20m im Finale Platz 9.

Dann dauerte es bin zum Jahr 2012 in London, bis wieder eine Österreicherin mit dem mittlerweile veränderten Speer antrat. Elisabeth Eberl hatte aber das ganze Jahr mit Knieproblemen zu kämpfen, musste sich acht Wochen vor Olympia einer Arthroskopie unterziehen und blieb mit 49,66m in der Qualifikation hängen. Neun Jahre später kehrte die Steirerin dann als Trainerin von Victoria Hudson noch einmal zu Olympischen Spielen zurück.

(C) ÖLVHerma Bauma

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Weiterer Fahrplan

In einem Olympia-Countdown werden wir täglich jeweils einen der sieben ÖLV-Teilnehmer im Detail vorstellen und dabei auch die jeweilige Disziplin in der bisherigen Geschichte der Olympischen Spiele aus heimischer Sicht betrachten.

Mittwoch, 31.Juli:  Marathon Frauen – Julia Mayer

Fotos: (C) GEPA Pictures, ÖLV

30/07/24 21:23, Text: Georg Franschitz

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