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Paris 2024: Vorschau aufs Diskusfinale

(C) ÖLV/Chai-von der Laage

Am Mittwoch um 20:25 Uhr, also zur Prime-Time, findet das Diskuswurf-Finale der Männer statt. Mit dabei ist als Vertreter Österreichs Vize-Europameister Lukas Weißhaidinger (ÖTB-OÖ LA), der mit Startnummer 11 erst fast am Ende an die Reihe kommt. Wir stellen heute seine Gegner im Kampf um die Medaillen nach Saisonbestleistungen gereiht vor. Drei kommen aus Jamaika, zwei aus Litauen und jeweils einer aus Slowenien, Schweden, Australien, Deutschland, Samoa und Rumänien.

Im Finale haben alle Athleten zuerst drei Versuche, die besten Acht dann weitere drei Würfe. Die Reihenfolge wird nach dem dritten Durchgang gemäß des Zwischenstands gestürzt, der zu diesem Zeitpunkt Führende wirft in den letzten drei Runden als Letzter.

Die Reihenfolge für die ersten drei Würfe lautet: 1. Stona, 2. Ceh, 3. Smikle, 4. Ståhl, 5. Denny, 6. Mullings, 7. Gudzius, 8. Prüfer, 9. Rose, 10. Alekna, 11. Weißhaidinger, 12. Firfirica.

Die bisherigen Ergebnisse von Lukas Weißhaidinger bei Olympischen Spielen

2016 Rio: Qualifikation 65,86m, Finale 64,95m (Platz 6)
2021 Tokio: Qualifikation 64,77m, Finale 67,07m (Platz 3)
2024 Paris: Qualifikation 66,72m, Finale ??

Die Konkurrenten in der Analyse

Mykolas Alekna (LTU, 21 | PB = SB 74,35m WR)

Unglaublich aber wahr, Mykolas Alekna ist trotz aller Erfolge erst 21 Jahr alt. Mit 19 krönte er sich nach kometenhaftem Aufstieg zum jüngsten Europameister der Geschichte des Diskuswurfs, dazu kommen noch ein Vize-Weltmeistertitel 2022 und WM-Bronze 2023. Auch heuer konnte sich der Litauer bereits eine Bronzemedaille sichern, bei der EM war er aber als ganz großer Favorit angetreten und anschließend entsprechend enttäuscht. Nichts weniger als einen Weltrekord hatte Alekna nämlich zuvor bei seinem Saisoneinstieg in den USA aufgestellt, 74,35m flog die 2kg-Scheibe im April. Drei Siege bei den folgenden Diamond-League-Meetings schienen ihn unantastbar zu machen, bis ihn Lukas Weißhaidinger in Rom erstmals hinter sich lassen konnte. Jetzt scheint der Weltrekordler aber zurück in die Spur gefunden zu haben, mit 67,47m war er der Beste in der Qualifikation und zeigte der Konkurrenz einmal mehr, dass der Sieg nur über ihn führen kann.

Head-to-Head Lukas Weißhaidinger : Mykolas Alekna  1:9

Alex Rose (SAM, 32 | PB = SB 71,48m)

Der immer freundliche Samoaner ist ein wahres Wurf-Multitalent, der früher auch im Kugelstoßen und Hammerwerfen aktiv war. Der zweitälteste im Starterfeld kann auf viel Erfahrung zurückgreifen, die ihn als Werfer offenbar reifen ließen. Erst letztes Jahr übertraf er erstmals die magische 70m-Marke, heuer wiederholte er dies mit neuer PB von 71,48m bei einem Wettkampf in Allendale (USA). Für den dreifachen Ozeanien-Champion sind es wie für Weißhaidinger bereits die dritten Olympischen Spiele, bisher konnte er die Ränge 13 und 18 einfahren. Dazu kommen noch sechs WM-Teilnahmen mit Rang 8 in Eugene (USA) im Jahr 2023 als bester Platzierung. Noch etwas hat Rose mit dem Österreicher gemeinsam, in Tokio war er Fahnenträger seines Landes, dieselbe Ehre wurde „Luki“ ja diesmal in Paris zuteil. In der Qualifikation hatte er als 12. diesmal aber zu kämpfen, nach 62,88m entschied erst der bessere zweitweiteste Wurf zu seinen Gunsten und Connor Bell (NZL) muss im Finale zuschauen.

Head-to-Head Lukas Weißhaidinger : Alex Rose  5:2

Kristjan Ceh (SLO, 25 | PB 71,86m, SB 70,48m)

2021 katapultierte sich der Slowene in die Riege der 70m-Werfer, und seitdem hat er sich als einer der besten und konstantesten Diskuswerfer dieser Welt auf höchstem Niveau etabliert. 2022 in Eugene (USA) holte er sich Gold bei der Weltmeisterschaft, vor wenigen Wochen krönte er sich in Rom nun zum Europameister und war der einzige, an dem Lukas Weißhaidinger an diesem Tag nicht vorbeikam. Auch die 70m-Marke hat der 25-Jährige heuer wieder geknackt, dies gelang ihm bei seinem Diamond-League-Sieg in Doha (QAT). Einen fünften Rang von den Olympischen Spielen 2021 in Tokio (JPN) hat der 2,06m-Hüne schon zu Buche stehen, diesen will er natürlich verbessern. In der Qualifikation hatte er gestern mit 64,80m als Neunter noch ein paar Probleme, fürs Finale zeigte sich Ceh aber danach zuversichtlich, er bleibt sicher einer der großen Favoriten.

Head-to-Head Lukas Weißhaidinger : Kristjan Ceh  7:17

Ralford Mullings (JAM, 21 | PB = SB 69,67m)

Der jüngste der 12 Teilnehmer im Finale ist gerade einmal 21 Jahre alt. 2021 wurde er in Nairobi (KEN) Junioren-Vizeweltmeister mit dem 1,75kg-Diskus, dann folgte der Umstieg in die allgemeine Klasse und der steile Aufstieg fast bis zum 70m-Werfer. Der US-Student tritt fast ausschließlich in Nordamerika bei Wettkämpfen an, nur zu den jamaikanischen Meisterschaften reist er in sein Heimatland. Mit Rang 3 bei den diesjährige Nation Championships warf er keinen geringeren als Ex-Vizeweltmeister Fedrick Dacres aus dem Rennen um einen Olympia-Startplatz. Mit zwei Ergebnissen jenseits der 69m in der heurigen Saison ist sicher auch im Paris mit ihm zu rechnen, in der Qualifikation zeigte er sich mit 65,18m als Siebenter sehr entspannt.

Head-to-Head Lukas Weißhaidinger : Ralford Mullings  1:0

Matthew Denny (AUS, 28 | PB = SB 69,35m)

Einer der unangenehmsten Gegner in einem Diskusfinale ist Matthew Denny. Er verbeißt sich wie ein Terrier in den Wettkampf und schafft es immer wieder auch in den letzten Runden noch zuzulegen. Der große Wurf ist dem Australier bisher aber noch nicht gelungen, bei Olympia 2021 und der WM 2023 wurde er jeweils Vierter, Siege holte er „nur“ bei den Commonwealth Games 2022 und dem Diamond League Finale 2023.  Seine Entwicklung verlief sehr geradlinig, seit 2019 konnte er sich in jedem Jahr steigern. Heuer hat der 28-Jährige bei vier Starts in der Diamond League gleich vier Mal Rang 2 belegt, der Hunger nach einem Sieg ist also groß. Gegen Lukas Weißhaidinger gab es vor drei Jahren in Tokio ein spannendes Duell um Olympia-Bronze, dass der Österreicher gerade einmal um 5cm für sich entscheiden konnte. In der Qualifikation gestern in Paris zeigte sich Denny ebenso souverän wie der Oberösterreicher, mit 66,83m erzielte er die zweitgrößte Weite. Damit brachte er sich in eine Favoritenrolle, man wird sehen wie er damit umgehen kann.

Head-to-Head Lukas Weißhaidinger : Matthew Denny  10:11

Clemens Prüfer (GER, 26 | PB = SB 69,09m)

Als einer von nur vier Athleten schaffte es Clemens Prüfer in der Qualifikation die geforderte Weite für das Finale mit 66,36m gleich im ersten Versuch zu übertreffen. Im Nachwuchsbereich hatte er mehrere internationale Medaillen gesammelt, dann wurde es aber zäh, nur 2021 hatte der 26-Jährige ein starkes Jahr. Mit Rang 11 in Tokio 2021 hat er auch bereits Olympia-Erfahrung, die ihm diesmal zugutekommen sollte. Heuer ist der Potsdamer aber wieder voll da, Rang 6 bei der Europameisterschaft in Rom (ITA) und eine Steigerung der persönlichen Bestleistung auf 69,09m bringen den deutschen Meister leistungsmäßig in die Nähe von Lukas Weißhaidinger. Neben der EM traf er erst vor wenigen Wochen in Hengelo (NED) auf den Österreicher, dort endete das Duell 66,82m zu 65,32m für den Vize-Europameister.

Head-to-Head Lukas Weißhaidinger : Clemens Prüfer  6:0

Roje Stona (JAM, 25 | PB = SB 69,05m)

Der Jamaikaner ist auf internationalem Parkett ein relativer Newcomer. Er lebt und trainiert in den USA und bestreitet auch seine meisten Wettkämpfe dort. In Europa hatte er bis letztes Jahr überhaupt erst zwei Starts, 2022 bei den Commonwealth Games in Birmingham (GBR) als Sechster und 2023 bei der WM in Budapest, als er in der Qualifikation scheiterte. Heuer schaffte der 25-Jährige eine Steigerung auf 69,05m, bei den nationalen Meisterschaften belegte er Rang 2 und schaffte so den Sprung nach Paris. Stona ist auch ein sehr guter Kugelstoßer, der heuer seine PB auf 20,48m gesteigert hat. Im Diskusfinale gilt er nun als Außenseiter, der nach Rang 6 mit 65,32m in der Qualifikation unbekümmert werfen kann und so vielleicht für Überraschungen gut ist.

Head-to-Head Lukas Weißhaidinger : Roje Stona  0:0

Daniel Ståhl (SWE, 31 | PB 71,86m, SB 68,99m)

Der zweifache Weltmeister (Doha 2019 und Budapest 2023) sowie Olympiasieger vom Tokio 2021 ist einer der großen Favoriten, auch wenn er die Qualifikation nur als Achter mit 65,16m beendete. In Japan hatte der Schwede die erste Leichtathletik-Goldmedaille seit 17 Jahren für sein Heimatland geholt und ist dort naturgemäß einer der großen Stars. Insgesamt 16 Mal hat Stahl im Laufe seiner Karriere über 70m geworfen, ganze 151 Wochen stand an der Spitze der Weltrangliste. Die Season Best 2024 von 68,99m ist der schlechteste Wert seit 2016, auch fehlen ihm heuer noch die großen Siege, in der Diamond League gab es bei drei Starts drei Mal Rang 3. Trotzdem sollte man den 31-Jährigen bei einem Großereignis niemals unterschätzen, die Erfahrung hilft ihm sicher und er geht auch ohne extremen Druck in den Wettkampf, hat er doch bereits alle großen Titel gewonnen. Gegen Lukas Weißhaidinger gab es bereits 55 Wettkämpfe – die meisten aller Finalteilnehmer - 45 davon hat der Nordeuropäer gewonnen, das letzte Duell bei der EM in Rom aber verloren.

Head-to-Head Lukas Weißhaidinger : Daniel Ståhl 10:45

Traves Smikle (JAM, 32 | PB 68,14m, SB 67,83m)                                                           

Der dritte Jamaikaner im Feld der zwölf Finalisten sticht schon dadurch heraus, dass er der einzige Linkshänder ist. Vor zwei Jahren war er auch zweimal in Österreich zu Gast, zog aber wie so oft den Kürzeren gegen Lukas Weißhaidinger. Erst zwei Mal konnte er den Österreicher hinter sich lassen, 2022 bei der WM in Eugene und heuer beim Diamond League Meeting in Rabat (MAR). Erste Sporen hatte er sich mit einer Bronzemedaille schon vor 15 Jahren bei der U18-WM 2009 in Brixen (ITA) geholt, auf Weltniveau performte er dann zwar stabil sehr hoch, aber nie an der absoluten Spitze. Die letzten drei Jahre zeigt die Formkurve aber noch ein wenig nach oben, der Jamaikaner kam als sechsfacher und aktueller nationaler Meister nach Paris. Er zeigte sich auch in der Qualifikation mit 65,91m und Rang 5 stark, bei seinen dritten Olympischen Spielen nach London (GBR) 2012 und Tokio (JPN) 2021 steht er nach den Rängen 10 und 25 zum zweiten Mal in einem Finale.

Head-to-Head Lukas Weißhaidinger : Travis Smikle  10:2

Andrius Gudzius (LTU, 33 | PB 69,59m, SB 66,57m)

Der Weltmeister von 2017 und Europameister 2018 ist ein alter Bekannter, seit viele Jahren ist er einer der Hauptkonkurrenten von Lukas Weißhaidinger, 29:18 steht das direkte Duell für ihn. Es sind seine bereits dritten Olympischen Spiele, bislang erreichte er die Ränge 12 in Rio (BRA) und 6 in Tokio (JPN). In den letzten beiden Jahren wurde es aber etwas ruhiger um den Litauer, er erreichte nicht mehr ganz die Weiten der vergangenen Jahre. Auch in der gestrigen Qualifikation konnte er keine herausragende Leistung zeigen, mit 64,07m schaffte er es als Zehnter aber wieder ins Finale der Top-12.

Head-to-Head Lukas Weißhaidinger : Andrius Gudzius  18:29

Alin Firfirica (ROU, 28 | PB 67,32m, SB 66,07m)

Der Rumäne ist auch in Österreich kein Unbekannter, war er doch schon bei Austrian Top Meetings am Start. 2015 wurde er U23-Europameister, vier Jahre später belegte er unmittelbar hinter Weißhaidinger bei der WM in Doha Rang 4, dem 1,95m großen Athleten wurde eine glänzende Zukunft vorhergesagt. Dann flachte die Leistungskurve des 28-Jährigen aber deutlich ab, weitere Top-Platzierungen wurden spärlich, Rang 7 bei der WM in Eugene (USA) 2022 sticht noch heraus. Olympiaerfahrung hat er jedenfalls schon, 2021 wurde er in Tokio (JPN) 17., nun steht er nach 63,66m und Platz 11 in der Qualifikation erstmals im Finale.

Head-to-Head Lukas Weißhaidinger : Alin Firfirica  11:6

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Foto: (C) ÖLV/Chai-von der Laage

06/08/24 19:19, Text: Georg Franschitz

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