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Peter Herzog auf Platz 61, Lemawork Ketema mit DNF im Olympiamarathon

Peter Herzog © Johannes Langer

Es wurden die erwartet harten 42,195km in Sapporo/JPN. ÖLV-Marathonrekordler Peter Herzog (Union Salzburg) beendete den Marathon auf Rang 61 in 2:22:15 und jubelte über die Zielankunft bei extremen Bedingungen. Lemawork Ketema (SVS Leichtathletik) musste das Rennen kurz nach 15km vorzeitig aufgeben. Weltrekordler Eliud Kipchoge (KEN) ließ keine Zweifel an der Titelverteidigung in 2:08:38 aufkommen.

Um 7 Uhr früh Ortszeit startete das 106 Mann starke Feld mit den beiden Österreichern Peter Herzog und Lemawork Ketema in Odori Park von Sapporo/JPN. Der Beginn verlief dann bei allen Läufern noch recht zügig. Peter Herzog sortierte sich von Beginn an um Rang 70 ein und war auf der ersten Streckenhälfte längere Zeit mit dem deutschen Läufer Hendrik Pfeiffer unterwegs. Die ersten 10km wurden dabei in flotten 31:28 absolviert und der Rückstand auf die Spitzengruppe betrug zu dieser Zeit lediglich 35 Sekunden. Lemawork Ketema musste das Rennen kurz nach 15 Kilometer in 48:27 rund um Platz 80 aufgeben. Bereits einige Läufer stiegen etwas ungewohnt bereits zu dieser Zeit mit offensichtlichen muskulären Problemen aus. Hannes Langer berichte im ORF-Interview: "Bei Lemawork dürfte das Problem im Hamstring/Gesäss akut geworden sein. Er ist mit seinem Trainer Harald Fritz vorsichtshalber ins Medical Tent gegangen und wurde dort behandelt, es dürfte keine schwere Verletzung sein." 

Nach rund 20 Kilometern musste Peter Herzog den deutschen Hendrik Pfeiffer etwas ziehen lassen und lag mit 1:04:00 auf Platz 76. Nach dem Halbmarathon in 1:07:44 wurde das Rennen immer härter, aber der Salzburger kämpfte sich durch. Trainer Hannes Langer berichtete bei rund Kilometer 25: "Es scheinen keine einfachen Bedingungen zu sein. Der Wind ist relativ stark und wechselt immer ganz leicht. Es ist zwar nicht ganz so heiß wie gestern, aber viele haben schon vor dem Halbmarathon Probleme bekommen. Peter ist gut ins Rennen reingekommen. Ich denke er liegt gut im Rennen und kann im letzten Teil noch einige Läufer überholen."

Platzierungsmäßig ging es ab 25km, wo der Salzburger noch auf Platz 74 lag, auch weiter nach vorne, allerdings stiegen auch immer mehr Läufer vorzeitig aus dem Rennen aus. Nach 30km lag der 34-Jährige in 1:38:38 auf Rang 68. Auf den letzten 10 Kilometern in 35:47 machte der frühere Biathlet und Trialbiker bei seinem Olympiadebüt noch 7 Plätze gut und beendete den Marathon in 2:22:15 auf Platz 61.

Der Rennverlauf von Peter Herzog im Detail (Platzierung / 5km Abschnitte / Abstand zum Sieger):

  • 5km / 70. / 15:35 (+18s)
  • 10km / 70. / 15:53 / 31:28 (+35s)
  • 15km / 69. / 15:48 / 47:16 (+1:13)
  • 20km / 76. / 16:44 / 1:04:00 (+2:13)
  • Halbmarathon / 76. / 1:07:44 (+2:31)
  • 25km / 74. / 17:07 / 1:21:07 (+3:43)
  • 30km / 70. / 17:31 / 1:38:38 (+6:07)
  • 35km / 68. / 17:50 / 1:56:28 (+9:29)
  • 40km / 61. / 17:57 / 2:14:25 (+12:30)
  • Ziel / 61. / 8:00 / 2:22:25 (+13:37)

Peter Herzog: "Ich darf mich jetzt offiziell als Olympionike nennen, ich habe den Marathon in Sapporo gefinisht. Die Zeit ist vielleicht nicht das was ich eigentlich drauf habe, aber es war eine unglaublich harte Reise heute. Es ist sehr früh, sehr hart geworden und ich habe schon bei Kilometer 10 gemerkt, es wird heute noch sehr lange bis ins Ziel. So etwas wie heute habe ich noch nicht erlebt. Es war 42km lange ein unglaubliches Publikum am Streckenrand, die Japaner haben durchgehend geklatscht. Es war ein emotionaler Ritt auf höchstem Niveau, einfach genial. Ich glaube das haben wir uns alle verdient. Die letzte Woche war in Sapporo war nicht einfach, da war wenig vom olympischen Flair zu sehen. Es war heute einfach eine genugtuung, ein rießen Abschluss für mich hier heute laufen zu dürfen. Die Stimmung war unglaublich gut auf meinem wahrscheinlich längsten Leidensweg, den ich je gemacht habe auf sportlicher Ebene. Ich bin insgesamt aber sehr zufrieden, auch wenn die Zeit weit weg ist von dem was ich kann. Andere Athleten vor oder hinter mir waren auch in meiner Kategorie und haben auch von einem verrückten Rennen gesprochen. Es ist einfach das größte Meisterschaftsrennen der Welt und war ein grenzgeniale Erfahrung. Ich möchte mich bei allen Leuten bedanken die mich die mich auf diesem Weg so unterstützt haben, das ist alles nicht selbstverständlich. Danke!"

Hannes Langer (Trainer von Peter Herzog): "Ein hochklassiges Rennen, olympische Spiele auf höchstem Niveau. Das war die Herausforderung in so einem gewaltigen Klassefeld zu bestehen. Das ist uns zum Teil gelungen. Es war natürlich sehr schade, dass Lema so früh aus dem Rennen musste. Er hat aber die letzten Tage und Wochen alles versucht seine Probleme in den Griff zu überwinden und auf den Marathon vorzubereiten. Peter war sicher sehr gut in Form, aber das war heute eine komplett neue Erfahrung in so einem dichten Feld unter diesen sehr schwierigen äußeren Bedingungen zu laufen. Man kann den Japanern zu dieser perfekt organisierten Veranstaltung nur richtig gratulieren, es war eine tolle Strecke. Das auffälligste waren aber vielleicht die Zuschauer, die jedem Läufer genauso wie auch gestern bei den Frauen immer sehr freundlich applaudiert haben und an der Strecke gestanden sind. Dass wir das so erleben durften gibt uns sehr viel. Ich als Trainer konnte wieder sehr viel dazulernen. Meine Erwartung an Peter war vielleicht ein bisschen höher, aber ich freue mich ihm, dass er dieses olympische Erlebnis positiv abschließen konnte. Ich glaube auf Seiten der österreichischen Leichtathletik sollten wir aus dieser Veranstaltung viel mitnehmen und Paris in drei Jahren mit einem möglicherweise noch größerem und professionelleren Team ansteuern. Ich bedanke mich beim ÖOC und bei allen im ÖLV die an uns geglaubt und unterstützt haben, damit es möglich war hier in Sapporo dabei zu sein."

Der Rennverlauf von Lemawork Ketema im Detail (Platzierung / 5km Abschnitte / Abstand zum Sieger):

  • 5km / 85. / 15:48 (+31s)
  • 10km / 79. / 16:04 / 31:52 (+59s)
  • 15km / 83. / 16:35 / 48:27 (+2:24)
  • DNF

Harald Fritz (Trainer von Lemawork Ketema): "Leider sind die Befürchtungen wahr geworden, dass die alte Hamstring Verletzung von Lema nicht zu 100% ausgeheilt ist, sodass wir das Tempo laufen konnten, was wir wollten. Es war sehr vernünftig, dass er dann ausgestiegen ist, weil die Schmerzen einfach zu groß waren und wir nicht noch mehr schaden anrichten wollten. Die Gesundheit geht vor. Lema ist ein Kämpfer und hört erst dann auf, wenn es wirklich gar nicht mehr geht. Es hatten heute viele Probleme unterschiedlicher Natur, bei uns war es halt die Verletzung."

Kenianer Eliud Kipchoge wiederholt Olympiasieg in souveräner Manier

An der Spitze drückte einmal mehr Eliud Kipchoge dem Rennen seinen Stempel auf. Nach rund 27 Kilometer forcierten die Kenianer erstmals gemeinsam das Tempo ehe der Weltrekordler bei rund 30km die Flucht aus der 10 Mann starken Spitzengruppe nach vorne antrat und die nächsten 5km Abschnitte in 14:28 und 14:56 absolvierte. Nach 2:08:38 holte sich der Kenianer seinen zweiten Olympiasieg als nur dritter Läufer der Geschichte nach Abebe Biklia (ETH / 1960/64) und Waldemar Cierpinski (DDR / 1976/80). Zudem war der Vorsprung auf den Zweitplatzierten nur im Jahr 1972 beim Sieg von Frank Shorter (USA) größer als die heutigen 1:20.

Abdi Nageeye (NED) holte sich in 2:09:58 Silber vor Bashir Abdi (BEL) in 2:10:00. Suguru Osako belegte als bester Japaner Platz 6 in 2:10:41. Den ersten sechs Läufern gelang trotz der Bedingungen sogar ein negativ Split. Eliud Kipchoge absolvierte nach 1:05:15 seine zweite Streckenhälfte in 1:03:23. Der Freund der österreichischen Läuferin Nada Pauer und auch teilweise Trainingskollege von Peter Herzog, Richard Ringer (GER), belegte als bester deutschsprachiger Athlet am Ende Platz 26 in 2:16:08. Von den 106 Startern kamen 76 Läufer ins Ziel.

Das Endergebnis:

  • 1. Eliud Kipchoge (KEN) 2:08:38
  • 2. Abdi Nageeye (NED) 2:09:58
  • 3. Bashir Abdi (BEL) 2:10:00
  • 4. Lawrence Cherono (KEN) 2:10:02
  • 5. Ayad Lamdassem (ESP) 2:10:16
  • 6. Suguru Osako (JPN) 2:10:41
  • 7. Alphonce Felix Simbu (TAN) 2:11:35
  • 8. Galen Rupp (USA) 2:11:41
  • ...
  • 10. Koen Naert (BEL) 2:12:13
  • ...
  • 26. Richard Ringer (GER) 2:16:08
  • 30. Amanal Petros (GER) 2:16:33
  • 50. Hendrik Pfeiffer (GER) 2:20:43
  • 61. Peter Herzog (Union Salzburg) 2:22:15
  • - Lemawork Ketema (SVS-Leichtathletik) DNF

Ergebnisse der Österreicher/innen

Platz Bewerb Athlet/in Verein Leistungen
3. Diskuswurf Lukas Weißhaidinger ÖTB-OÖ LA 67,07 (Q: 64,77)
8. Siebenkampf Ivona Dadic Union St. Pölten 6403 Punkte /
13,61 | 1,83 | 14,10 | 24,33 | 6,11 | 48,40 | 2:15,10
11. Siebenkampf Verena Preiner Union Ebensee 6310 Punkte /
13,65 | 1,77 | 13,59 | 24,55 | 6,12 | 44,95 | 2:07,92
20. 400 m Susanne Walli TGW Zehnkampf-Union 51,52 (VL: 52,19)
22. Speerwurf Victoria Hudson SVS-Leichtathletik 58,60
61. Marathon Peter Herzog Union Salzburg LA 2:22:15
- Marathon Lemawork Ketema SVS-Leichtathletik DNF

Weitere Informationen

Fotos © Johannes Langer (Keine honorarfreie Weiterverwendung möglich!)

08/08/21 03:02, Text: Hannes Riedenbauer


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