.

Raiffeisen Austrian Open Eisenstadt begeistert 1.100 Zuseher

© ÖLV / Alfred Nevsimal

Heute fand mit dem Raiffeisen Austrian Open in Eisenstadt das vierte von fünf Austrian Top Meetings 2023 auf dem Programm. Die Veranstaltung, die wieder den Status „World Athletics Continental Tour Bronze“ hatte, war auch heuer sehr gut besetzt, auch wenn einige der internationalen Top-Stars kurzfristig abgesagt hatten. Fast die gesamte heimische Elite sowie Athleten aus fünf Kontinenten und 29 Ländern waren in der Leichtathletik-Arena in der burgenländischen Landeshauptstadt mit dabei. Als Spielverderber agierte allerdings der starke Wind, der sämtliche Bewerbe negativ beeinflusste und gemeinsam mit kühlen Temperaturen um die 18 Grad auf die Leistungen drückte.

Hudson im Speerwurf auf Rang 3, Herczeg gewinnt starken Männerbewerb mit U20-Europarekord

Der starke Wind von hinten machte den Speerwerferin das Leben sehr schwer. Gleich mit dem ersten Wurf setzte sich die zweifache Olympia-Sechste Kathryn Mitchell (AUS) mit 61,84m in Führung, sehr überraschend war das auch schon der Siegeswurf. ÖLV-Rekordlerin Victoria Hudson (SVS LA) startete mit gleich zwei Mal geworfenen 58,68m, im fünften Durchgang kam die Niederösterreicherin noch einmal auf 58,14m, musste sich aber damit mit Rang 3 begnügen. Denn Vorjahressiegerin und Ex-Europameisterin Christin Hussong (GER) schob sich mit 60,88m noch auf den 2. Platz.

Victoria Hudson: „Ich habe mich heute nicht optimal gefühlt, es war etwas kalt und wir haben in den letzten Wochen extrem viel trainiert. Die WM-Vorbereitung ist derzeit wichtiger, ich fühle mich daher auch etwas müde, die Meetings nehmen wir jetzt einfach mit. Wir arbeiten gerade sehr viel an der Technik und machen viel spezielle Kraft, daher bin ich nicht so spritzig. In Richtung WM macht das aber natürlich Sinn, dort muss ich dann in Bestform sein und will ins Finale.“

© ÖLV / Alfred Nevsimal

Eine der stärksten Leistungen des Tages zeigte György Herczeg (HUN) im Speerwurf der Männer. Mit 84,98m steigerte sich der Ungar um mehr als 5 Meter und verpasste die direkte WM-Norm bei seinem Sieg nur um 22cm. Damit stellte der erst 19-Jährige auch neuen U20-Europarekord auf und ist somit auch der große Favorit auf den Junioren-Europameistertitel, der in wenigen Wochen in Jerusalem vergeben wird. Auch Alexandru Mihaita Novac (ROU) mit 81,61m (PB) und Norbert Rivasz-Toth (HUN) mit 80,39m übertrafen noch die 80m-Schallmauer.

© ÖLV / Alfred Nevsimal

Fuchs mit wichtigen Punkten für die WM-Qualifikation, Strametz nach Sturz out

In den Vorläufen über die 100m herrschte sehr starker Rückenwind von bis zu 5 m/s, womit die Ergebnisse natürlich relativiert werden mussten. Markus Fuchs (Union St.Pölten) erzielte mit 10,14s die viertschnellste Zeit, hatte aber 4,5 m/s keine optimalen Bedingungen. Im Finale ließ der Wind zwar etwas nach, mit 2,9m/s lag er aber immer noch über jenem Wert, der Rekorde erlauben würde. Der Niederösterreicher zeigte aber, wie immer in Eisenstadt, eines der stärksten Rennen seiner Karriere und kämpfte vom Start bis zum Ziel um den Sieg mit. Am Ende fehlten ihm mit wieder 10,14s nur 4/100s auf den obersten Platz am Stockerl, dieser blieb David Morgan-Harrison (GBR) mit 10,10s vorbehalten. Pjai Austin (USA), mit 9,89s die Nr. 4 der Jahresweltbestenliste, verletzte sich beim Aufwärmen leicht und trat zum Finale nicht mehr an. Fuchs sammelte aber zusätzlich zu seiner sehr guten Zeit auch 50 wichtige Bonuspunkte für das World-Ranking und konnte sich in der „Road-to-Budapest“ um vier Plätze verbessern.

Markus Fuchs: „Das war ein super Rennen, ich hätte natürlich gerne gewonnen, aber nehme heute auch Platz 2. Die Probleme mit der Wade in den letzten Wochen habe ich zum Glück noch rechtzeitig in den Griff bekommen, jetzt bin ich sehr dankbar, dass ich hier überhaupt laufen konnte. Es waren wieder Punkte für die Quali für die WM in Budapest, die nehme ich gerne mit. Es schaut nicht schlecht aus, ich hoffe ich bin in Ungarn dabei.“

Über die 100m der Frauen hatte Magdalena Lindner (Union St. Pölten) starke Konkurrenz, nützte diese aber zu einer tollen Leistung. Die Niederösterreicherin zog als Siegerin ihres Vorlaufes mit 11,31s (3,1) ins Finale ein und lag dort lange mit an der Spitze. Erst auf den letzten Metern konnten sich Boglarka Takacs (HUN) und die ehemalige 4x100m-Staffelweltmeisterin Rebekka Haase (GER) etwas absetzten, beide erzielten 11,07s (4,3), erst nach Auswertung des Zielfotos wurde die Ungarin mit 2/1000s Vorsprung zur Siegerin erklärt. Österreichs Staatsmeisterin finishte mit 11,22s als Dritte, mit zuviel Rückenwind die schnellste Zeit ihrer Karriere.

Magdalena Lindner: „Ich bin mega erleichtert, ich habe heuer schon eine sehr konstante Saison gehabt, das war jetzt ein sehr guter Lauf von mir. Zwar mit zu viel Wind, aber wenn man es einmal gelaufen ist dann weiß man, dass man das wiederholen kann. Eisenstadt taugt mir einfach extrem, hier ist immer gute Stimmung, hier passt einfach alles zusammen.“

© ÖLV / Alfred Nevsimal

Über 200m der Männer gab es durch Kyree King (USA) einen Favoritensieg, er benötigte für die halbe Stadionrunde 20,64m (2,6) und ließ damit Gediminas Truskauskas (LTU), der den anderen Zeitlauf mit 20,75s (3,1) gewonnen hatte, hinter sich. Schnellster Österreicher war in diesem Bewerb 400m-Staatsmeister Alessandro Greco (DSG Wien) mit guten 21,64s (3,1). Bei den Frauen ging der Sieg ebenfalls in die USA, hier konnte sich Kennedy Blackmon mit 23,25s (3,1) gegen Ozeanienmeisterin Rosie Elliott (NZL) durchsetzen, die auf 23,48s kam.

Im 100m-Hürdensprint der Frauen gab es schon im Vorlauf ein Drama um Karin Strametz (SU Leibnitz). Sie stürzte nach einem bis dahin hervorragenden Lauf an der letzten Hürde und schlug hart mit der linken Schulter auf der Bahn auf. Eine erste Untersuchung im Krankenhaus ergab wenig später die Diagnose Schlüsselbeinbruch, die WM-Qualifikation ist somit für die Steirerin kein Thema mehr. Der Sieg ging wie erwartet an Amber Hughes (USA), die sich souverän präsentierte und mit 12,70s (3,4) ungefährdet zum Sieg lief. Greta Kerekes (HUN) lag lange auf Rang 2, stürzte dann aber, so kam Isabel Mayer (GER) mit 13,08s als zweite ins Ziel.

© ÖLV / Alfred Nevsimal

Für die männlichen Junioren wurde ein U20-Bewerb über die 99cm hohen Hürden ausgetragen. Enzo Diessl (SU Leibnitz), die Nummer 1 der Weltjahresbestenliste bei den Junioren, zeigte sich auch gut zwei Wochen vor der U20-EM in Top-Form und erzielte mit 13,14s (3,1) eine tolle Zeit.

Bewerbe litten unter schwierigen Windbedingungen  

Ein Kuriosum gab es bei den 400m der Frauen. Nach einem Fehlstart hörten nur zwei der sechs Läuferinnen das Rückschuss-Signal, die anderen liefen weiter und wurden erst nach rund 15 Sekunden auf der Gegengerade durch Kampfrichter gestoppt. Susanne Gogl-Walli (TGW Zehnkampf-Union) und ihre Konkurrentinnen mussten somit gut 10 Minuten später noch einmal ran, ideal war die Situation für die Athletinnen aber nicht. Die Hallen-EM-Vierte,  die das Ticket für die Olympischen Spiele 2024 in Paris bereits in der Tasche hat, kämpfte aber tapfer gegen den unangenehmen Wind an und konnte sich in 53,23s den Sieg holen. Die Oberösterreicherin konnte damit auch Staffel-Olympiasiegerin Kaylin Whitney (USA) hinter sich lassen, die für die Stadionrunde 53,36s benötigte.

Susanne Gogl-Walli: „Ich bin beim ersten Start gut weggekommen und dann nach rund 120m abgewunken worden, sowas habe ich noch nie erlebt. Die Zeit ist natürlich, wenn man sie isoliert betrachtet, nicht besonders gut. Aber der Wind war auf der Gegengerade sehr stark, das kostet natürlich viel Zeit. Aber die Form ist gerade sehr gut, ich ernte derzeit die Früchte von zwei Jahren kontinuierlicher Arbeit. Ich kann mich durch die geschafften Limits jetzt auch viel besser auf meine Vorbereitung auf die WM konzentrieren.“

© ÖLV / Alfred Nevsimal

Über die 400m Hürden konnte U23-EM-Bronzemedaillengewinnerin Lena Pressler (Union St.Pölten) nicht an den Start gehen, sie wurde nach ihrer Erkrankung nicht rechtzeitig fit. Bei dem starken Wind war es für die Läufer nicht leicht, den Rhythmus zwischen den Hürden zu halten, daher waren auch keine Top-Zeiten möglich. So ging der Sieg in 59,14s an Sara Mato (HUN). Bei den Männern über diese Distanz konnte sich der WM-Fünfte Khaliffah Rossar (USA) mit einem starken Finish noch den Sieg in 50,40s holen. Der lange führende Taylor McLaughlin (USA) musste sich in 51,21s mit Rang zwei begnügen, bester Österreicher wurde mit 53,26s und Rang 7 Lokalmatador Niklas Strohmayer-Dangl (Leichtathletik Akademie Eisenstadt).

© ÖLV / Alfred Nevsimal

Auch über 800m, wo U23-EM-Teilnehmerin Caroline Bredlinger (LT Bgld Eisenstadt) ihre Bestleistung steigern wollte, dasselbe Bild, bei starkem Wind war dieses Unterfangen schon im Vorhinein zum Scheitern verurteilt. Tanja Spill (GER) holte sich in 2:07,67min den Sieg hauchdünn vor Hedda Hynne (NOR), die nur um 6/100s langsamer war. Die Burgenländerin kam auf 2:10,17min und wurde Vierte.

Der Weitsprung der Frauen konnte mit Weltklasse-Besetzung aufwarten, aber auch hier kämpften die Athletinnen mit den bedingungen. Ese Brume (NGR), die bei den letzten vier Großereignissen jeweils eine Medaille gewonnen, war als Favoritin in den Wettkampf gegangen, musste sich mit 6,36m (3,3) aber mit Rang 3 begnügen. Besser an diesem Tag waren Petra Banhidi-Farkas (HUN) mit 6,43 (2,2) und Vasalilki Chaitidou (GRE), die mit 6,41m (2,4) nur um 2cm weniger in die Wertung brachte.

© ÖLV / Alfred Nevsimal

Der Hochsprung der Männer litt unter dem starken Gegenwind, drei Springer schafften gerade einmal die 2,00m, Lionel-Afan Strasser (ATSV OMV Auersthal – Athletics 22) wurde hier Dritter. Favorit Vernon Turner (USA), der aktuell 12. der JWBL, verzichtete kurzfristig auf seine Versuche.

Ergebnisse

Fotos (honorarfrei verwendbar bei Nennung ÖLV / Alfred Nevsimal)

Fotos (honorarfrei verwendbar bei Nennung ÖLV / amriphoto)

Livestream  (auch on-demand abrufbar)

Wichtige LA-Termine 2023

National

29. Juli

Austrian Top Meeting Andorf (Int. Josko Laufmeeting)

16./17. September

Staatsmeisterschaften Mehrkampf Klagenfurt

International

25.-29. Juli

EYOF / Maribor (SLO)

1.-6. August

Universiade / Chengdu (CHN)

7.-10. August

U20 EM / Jerusalem (ISR)

19.-27. August

WM / Budapest (HUN)

10. Dezember

EM Crosslauf / Brüssel (BEL)

Foto: © ÖLV / Alfred Nevsimal

26/07/23 22:27, Text: Georg Franschitz

zurück