Der ÖLV informierte ausführlich über die aktuellen Entwicklungen auf den verschiedensten Ebenen. Seitens World Athletics kommen wesentliche Veränderungen auf die gesamte Leichtathletik zu, denn ab 1. Jänner 2023 werden nur mehr jene Wettkämpfe international anerkannt, die vorab im "Global Calendar" angemeldet wurden. Für Wettkämpfe ab 1. März 2023 gilt dann sogar eine 60-Tage-Frist. Die Gebühr pro Event wird diese Woche vom World Athletics Council festgelegt und wird voraussichtlich im Bereich von 125 EUR liegen. Da diese Regelung für alle Altersklassen gilt, also auch zur Erbringung eines U18-EM-Limits, wird eine langfristige Wettkampfplanung auf Seiten der Organisatoren von Meetings und Landesmeisterschaften noch wichtiger.
Kampfrichter/innen mit internationaler Ausbildung erforderlich
World Athletics führt ab 1. Jänner 2023 einen weiteren Schritt zur Qualifikationssicherung von Leichtathletik-Veranstaltungen ein. Ab nächstem Jahr müssen alle Kampfgerichtsobleute und Schiedsrichter/innen bei österr. Meisterschaften und den Veranstaltungen mit internationalem Permit-Status über die "National Athletics Referee"-Ausbildung (NAR) verfügen, die mittels Online-Kurs in Englisch und drei dokumentierten Einsätzen erworben werden kann. Ab 2026 sind dann als Schiedsrichter/innen bei den genannten Events nur mehr "World Athletics Referees Bronze" zulässig. Eine neue Herausforderung für die gesamte österreichische Leichtathletik, die aber gemeinsam bewältigbar ist.
Mehrmittel für den österreichischen Sport
Durch die Änderung des Glücksspielgesetzes stehen für den Österr. Leichtathletik-Verband im nächsten Jahr auch hohe zusätzliche Mittel zur Verfügung. Generalsekretär Helmut Baudis skizzierte in einem längeren Referat die Vorgaben zur Verwendung dieser Bundesmittel und zeigte Problembereiche der heimischen Leichtathletik auf, in die es zu investieren gilt. "Wir wollen so viel wie möglich Geld in den Sport bringen und die Verbandsadministration so klein wie bisher halten. Fördern, fordern, Anreize setzen und neue Initiativen starten", fügte er hinzu: "Ziel ist es, die Spitze aber auch die Basis zu stärken und die Infrastruktur abzusichern und auszubauen. Es wird nötig sein, den Mut zur Lücke beizubehalten, nicht alle Bereiche bespielen zu wollen und vor allem das Ziel, absolute Spitzenplatzierungen in den olympischen Disziplinen, nicht aus den Augen zu verlieren. Denn nur so kann die (finanzielle) Spitzenposition der heimischen Leichtathletik im Konzert der Fachverbände langfristig abgesichert werden."
Meisterschaftskalender 2023
Der Meisterschaftskalender für 2023 wurde einstimmig beschlossen. KLV-Präsident Albert Gitschthaler informierte, dass die österreichischen Crosslauf-Staatsmeisterschaften im März 2023 in Ferlach vom HSV Klagenfurt ausgerichtet werden. Der Kugelstoßbewerb der U20-Hallen-Meisterschaften wird nicht in Wien, sondern in der Linzer TipsArena im Zuge der U20-Rundlaufbewerbe und der Hallen-Mehrkampf-Staatsmeisterschaften ausgetragen werden.
Die Diskussion über die Verlegung der österreichischen Mehrkampf-Staatsmeisterschaften und des U18-Bundesländercups auf einen Termin im Juni endete mit einem 7:2-Voting der Landesverbände für die Beibehaltung des Termins im September. Der ÖLV-Vorstand enthielt sich hier bewusst bei dieser Abstimmung.
Folgende Beschlüsse wurden gefasst:
- Die Medaillenstandards bei den Masters-Meisterschaften (Stadion) wurden abgeschafft.
- Die Aufnahme von (Auslands)Leistungen in die ÖLV-Jahresbestenliste erfolgt ab sofort nur mehr bei vollständiger Meldung mittels Online-Formular (ATHMIN). Die Eingabe u.a. von U14-Leistungen erfolgt über die Landesverbands-Bestenlisten-Administrator/innen. Die Neuregelung ist im Detail in der LAO nachzulesen.
- ÖM Gehen: In der U16-Klasse wird ab sofort das 3000-m-Bahngehen im Zuge der österr. U20-/U16-Meisterschaften ausgetragen. Der bisherige Bewerb im 3-km-Straßengehen wird gestrichen.
- Am 1. Juli 2023 wird es erstmals offizielle ÖLV-Meisterschaften im Obstacle Run geben. Die Aufnahme als Meisterschaftsbewerb (Allgemeine Klasse Einzel- und Mixed-Teamwertung) wurde beschlossen.
- Ab sofort werden nur mehr die internationalen Abkürzungen (NM, DNS, DQ usw.) in den Ergebnislisten und Protokollen verwendet, die nationalen Bezeichnungen (ab, na, ogV usw.) kommen nicht mehr zur Anwendung.
- Es wurde beschlossen, dass in Mehrkämpfen aller Altersklassen die Disziplinenreihenfolge auch tagübergreifend verändert werden kann. Bisher war dies nur in den Altersklassen U18 und jünger erlaubt, nun ist das generell möglich. Angemerkt sei, dass nicht angedacht ist, dies bei österr. Mehrkampf-Meisterschaften in den höheren Altersklassen anzuwenden, da diese Mehrkämpfe dann auch nicht für internationale Bestenlisten anerkannt werden würden.
Anträge des BLV (Einführung des 1500-m-Laufs bei der ÖM-U20-Halle) sowie des SLV (Einführung der Altersklassen U20 und U18 bei den ÖM-Winterwurf) fanden keine Zustimmung.
Auszeichnung für Gottfried Lammerhuber
European Athletics verlieh den "European Athletics Member Federation Award" an Gottfried Lammerhuber. Die Überreichung nahm Sonja Spendelhofer, ÖLV-Präsidentin und European-Athletics-Council-Mitglied, im Zuge der Sitzung vor. Lammerhuber startete 2004 als Sektionsleiter Leichtathletik der Union St. Pölten und ersetzte das traditionelle Hippolytpokalmeeting ab 2007 durch das Liese-Prokop-Memorial, welches Teil der Austrian Top Meetings wurde. Das Meeting entwickelte sich über die Jahre zu einem Treffpunkt der Leichtathletik-Weltklasse und hatte im heurigen Jahr erstmals einen internationalen Permit-Status (World Athletics Challenger) inne. Gottfried Lammerhuber, der seit 2016 Obmann des Zweigvereins Leichtathletik der Union St. Pölten ist, übergab nach der heurigen Ausgabe die Rolle des Meetingsdirektors an Beate Taylor und Clemens Ipkovich. Für den ÖLV und European Athletics Grund genug, mit dieser Auszeichnung danke für die großartige Entwicklungsarbeit zu sagen.
Nachfolgend finden Sie sämtliche Beilagen zur Sitzung des Erweiterten ÖLV-Vorstands.