Für Andreas Vojta (team2012.at), der Anfang April im leichten Schneegestöber von Prag einen Halbmarathon in 1:03:18 Stunden gelaufen ist, ist die Einstimmung auf die Staatsmeisterschaften eine besondere. Jahrelang kam er auf diversen Distanzen stets als Favorit, im Wissen, „dass mir bei einer guten Leistung der Titel zu 99% nicht zu nehmen war.“ Selbst als er sich vor einem Jahr im Halbmarathon mit dem auf dieser Distanz erfahreneren Timon Theuer (DSG Wien) duellierte, lag der Gerasdorfer am Ende vorne. „Dieses Mal wird es eine große Herausforderung, denn das Feld ist ausgeglichen. Eine spannende Aufgabe!“, erwartet der 33-Jährige. „Aber darin liegt der Reiz dieses Wettkampfs.“
Stadlmann mit besseren Trainings als vor Kopenhagen
Während Vojta sich nach einer Pause im Anschluss an die Sommersaison mit dem EM-Start in München „voll im Aufbau“ befindet, steuert sein vermeintlich größer Kontrahent, Dominik Stadlmann (KUS ÖBV Pro Team), auf seinen Höhepunkt zu. Vor fünf Wochen gelang ihm beim Kopenhagen Halbmarathon ein massiver Leistungssprung auf eine Zeit von 1:03:45 Stunden. Der 27-Jährige, bis vor zwei Jahren Mittelstreckenläufer und dann mit einer Verletzung lange außer Gefecht, erzählt, er habe aus seinen Trainingsleistungen vor Kopenhagen den Eindruck gewonnen, dass sich seine Topform erst Richtung der Staatsmeisterschaften entfalten würde. Das für ihn überraschend gute Ergebnis in der dänischen Hauptstadt war eine kräftige Motivationsspritze. „Ich hätte nicht gedacht, dort eine 63er Zeit draufzuhaben. Alle Trainingseinheiten nach Kopenhagen waren eine Spur schneller als jene davor.“
Bauernfeind mit Eindhoven Marathon in den Beinen
In der Favoritenrolle sieht sich der noch unerfahrene Halbmarathonläufer dennoch nicht. Vojta sei aufgrund seines Trainingszyklus schwer einschätzbar, außerdem habe er Mario Bauernfeind auf der Rechnung. Beim gemeinsamen Abschlusstraining erkannte er wenig von einer Müdigkeit bei seinem Vereinskollegen, der am 9. Oktober den Eindhoven Marathon bestritten hat, wo er als Gesamt-Zehnter beim holländischen Traditionsmarathons Polizei-Europameister wurde. Stadlmann betont, unabhängig jeglicher Rennsituation sich voll auf sein Rennen fokussieren zu wollen.
Der 31-jährige Bauernfeind, der im Mai in Salzburg den Staatsmeistertitel im Marathon gewonnen hat, hält den Ball freilich flach. „Ich habe seit Eindhoven fast nur aktive Regeneration betrieben und viel Zeit mit der Familie verbracht. Die Kräfte werden nicht in Vollbesitz da sein, beim lockeren Laufen steigt der Puls schneller an als gewöhnlich.“ Der Wiener wünscht sich einen stimmungsvollen Abschluss seiner höchst erfolgreichen Straßenlauf-Saison, in der die klare Halbmarathon-Bestleistung von Kopenhagen (1:03:36 Stunden) ein Höhepunkt war. Außerdem verfolgt er folgendes Ziel: mit Stadlmann und Lukas Becht für das KUS ÖBV Pro Team die Mannschaftswertung zu gewinnen.
Möglicherweise kann auch Hans-Peter Innerhofer (LC Oberpinzgau) in den Kampf um die Medaillen eingreifen. Zweimal gelang ihm das im Halbmarathon bereits mit Bronze, zuletzt 2021. Der Salzburger belegte erst vor fünf Tagen beim Internationalen Wolfgangseelauf den zweiten Platz und blickt auf eine intensive Trail- und Berglaufsaison in den Sommermonaten zurück. Die schnellsten Oberösterreicher im Feld sind Markus Lemp (LC Sicking), Dritter beim Lauf um den Wolfgangsee, und der Linzer Isaac Toroitich Kosgei (TGW Zehnkampf Union), in den letzten Jahren zweifacher Staatsmeister im Marathon.
Comeback von Eva Wutti
Bei den Frauen kehrt die Marathon-Staatsmeisterin von 2020 und Co-Rekordhalterin im Marathon auf die Wettkampfbühne zurück. Nachdem sie im Herbst 2021 und Frühjahr 2022 ihr Potenzial im Wettkampf nicht auf die Straße gebracht und sich auch mit gesundheitlichen Problemen geplagt hatte, hat sich Eva Wutti (SU Tri Styria) eine Pause gegönnt und den Neustart-Knopf gedrückt. In den letzten Wochen erzielte die Kärntnerin im Training gute Fortschritte. Der Wettkampf am Sonntag dient auch zur Orientierung. Bei Halbmarathon-Staatsmeisterschaften hat Wutti bisher zweimal Silber gewonnen.
In den Kampf um die Medaillen treten neben der 33-Jährigen Sandrina Illes (Union St. Pölten), die sich im Sommer auf Duathlon fokussiert hat, und die Oberösterreicherin Leyla Reshed (LCAV Jodl packaging) ein. Die 36-jährige Illes holte 2016 sowie 2017 den Titel und gewann 2020 Silber, Reshed lief 2018 und 2019 jeweils zu Platz drei. Für Österreichs Rekordhalterin und Titelträgerin in den letzten beiden Jahren, Julia Mayer (DSG Wien), kommen die Staatsmeisterschaften im Halbmarathon nach einer längeren, krankheitsbedingten Pause im Spätsommer etwas zu früh. Sie gibt der zielgerichteten Vorbereitung auf kommende Ziele, darunter die Staatsmeisterschaften im Crosslauf am 20. November, den Vorzug.
Linz Marathon als stimmungsvolle Bühne
Die ÖLV-Staatsmeisterschaften und Österreichischen Meisterschaften der U23 und Masters gehen im Rahmen der 20. Auflage des Linz Donau Marathon über die Bühne. Der Veranstalter verspricht zur besonderen Jubiläumsausgabe ein Festival der Bewegungsfreude. Damit genießen die schnellsten Halbmarathonläuferinnen und -läufer Österreichs nicht nur den stimmungsvollen Rahmen der Jubiläumsausgabe der zweitgrößten Laufveranstaltung mit Marathon in der heimischen Laufszene, sondern tragen die Wettkämpfe auf der schnellen ersten Hälfte der Linzer Marathonstrecke aus.
Der Startschuss für den Borealis Halbmarathon fällt parallel zum Startschuss zum Oberbank Linz Donau Marathon um 9:30 Uhr auf der VÖEST Autobahnbrücke, der Zieleinlauf befindet sich auf dem Linzer Hauptplatz. Last-Minute-Anmeldungen für die Staatsmeisterschaften im Halbmarathon sind vor Ort noch möglich. Der 20. Linz Donau Marathon wird am Sonntag in voller Länge live auf ORF Sport+ übertragen.