"Ich bin ziemlich müde, es war eine kurze Nacht. Wir sind mit dem Bus von Ratingen retour gefahren und ich war zirka um 3:00 Uhr im Bett", berichtet eine, wie sie selbst sagt, "aufgewühlte" Verena Preiner am Tag nach ihrem großartigen Triumph beim Stadtwerke Ratingen Mehrkampf-Meeting.
Mit Bestleistungsfurioso zum ÖLV-Rekord
Nicht weniger als sechs persönliche Bestleistungen katapultierten die 24-Jährige in neue Sphären und zu 6.591 Punkten. "Ganz hab' ich das noch nicht realisiert", sagt sie: "Ich freue mich aber irrsinnig, dass es gelungen ist." Auf die Frage, ob sie sich den österreichischen Rekord zugetraut hatte, antwortet die Athletin von Trainer Wolfgang Adler: "Ich habe nicht damit gerechnet, dass es in Ratingen gelingt. Ich wollte einfach die technischen Fehler, die ich in Arona vor drei Wochen gemacht habe, besser machen." Dass diese Punkteanzahl herauskommt, hat sie dann selbst überrascht.
Die Entwicklung des österreichischen Rekords im Siebenkampf
Die Entwicklung des Siebenkampfs in Österreich ist wirklich einzigartig, das Niveau ist mittlerweile im absoluten Weltklasse-Bereich angekommen. Lange Jahre waren Sigrid Ortner-Kirchmanns 5.944 Punkte aus dem Jahr 1985 das Maß aller Dinge, nach Einführung des neuen Damen-Speers startete 1999 eine neue Rekordentwicklung, die von Ivona Dadic (Union St. Pölten) ab 2012 maßgeblich mitbestimmt wurde.
ÖLV-Rekord | Name | Ort | Datum |
6.591 Pkt. | Verena Preiner | Ratingen (GER) | 29./30.06.2019 |
6.552 Pkt. | Ivona Dadic | Berlin (GER) | 10./11.08.2018 |
6.417 Pkt. | Ivona Dadic | London (GBR) | 05./06.08.2017 |
6.408 Pkt. | Ivona Dadic | Amsterdam (NED) | 08./09.07.2016 |
6.196 Pkt. | Ivona Dadic | Götzis (AUT) | 28./29.05.2016 |
6.151 Pkt. | Ivona Dadic | Talence (FRA) | 19./20.09.2015 |
5.959 Pkt. | Ivona Dadic | Götzis (AUT) | 26./27.05.2012 |
5.534 Pkt. | Elisabeth Plazotta | Götzis (AUT) | 29./30.05.2004 |
Im Gespräch mit Verena Preiner wollten wir wissen, was ihr der neue österreichische Rekord bedeutet: "Sehr viel", sagt sie, "Ivi hat den Rekord sehr hoch angesetzt. Daher ist er sehr hoch einzuschätzen." Das bestätigt auch ein Blick auf die aktuelle IAAF-Weltrangliste, die nach den IAAF Combined Events Challenge-Meetings in Lana (ITA), Götzis, Arona (ESP), Talence (FRA) und Ratingen (GER) bereits alle Top-Stars beinhaltet. Verena Preiner liegt derzeit sensationell auf dem vierten Platz.
Rang 2 im Zwischenklassement
Noch weiter vorne liegt die Oberösterreicherin im aktuellen Zwischenklassement der IAAF Combined Events-Challenge, sozusagen dem Gesamt-Weltcup der Mehrkämpfer/innen. Im letzten Jahr schloss sie hier auf Platz 4 ab, heuer könnte es noch höher hinaus gehen, sogar der Gesamtsieg ist möglich. Eine Sensation aus rot-weiß-roter Sicht und unerreicht in der heimischen Leichtathletik-Geschichte.
Aktueller Zwischenstand / Die Top-5 in der IAAF Combined Events Challenge
# | Name | Nation | Ergebnis 1 | Ergebnis 2 | Gesamt |
1. | Xenia Krizsán | HUN | 6.469 (Götzis) | 6.619 (Talence) | 13.088 |
2. | Verena Preiner | AUT | 6.472 (Arona) | 6.591 (Ratingen) | 13.063 |
3. | Laura Ikauniece | LAT | 6.476 (Götzis) | 6.518 (Talence) | 12.994 |
4. | Nadine Broesen | NED | 6.297 (Götzis) | 6.232 (Ratingen) | 12.529 |
5. | Annie Kunz | USA | 5.971 (Lana) | 6.098 (Götzis) | 12.069 |
Am Ende der Saison wird aus den besten drei Siebenkämpfen das Gesamt-Ranking erstellt. Verena Preiner liegt derzeit nur 25 Punkte hinter der Führenden zurück. Weitere zur Serie zählende Wettkämpfe sind der Mehrkampf-Europacup am kommenden Wochenende, die US-Meisterschaften in Des Moines Ende Juli, die Pan American Games Anfang August in Lima (PER) und natürlich die WM in Doha (QAT). Dort wird dann die Entscheidung fallen.
WM-Vorbereitung startet
Österreichs neue Siebenkampf-Rekordhalterin wird diese Woche pausieren und dann mit der WM-Vorbereitung beginnen. Den heutigen Tag nützte sie für einen Besuch in der Südstadt bei ÖLV-Sportdirektor Gregor Högler. Dessen spezielles Krafttrainingsgerät für den Speerwurf möchte das Duo Preiner/Adler nachbauen, um demnächst nicht nur die 50 Meter-Marke knacken zu können. Die fachliche Beratung erfolgte vom Diplom-Ingenieur für Maschinenbau Gregor Högler höchstpersönlich.
Einen Start bei den österreichischen Staatsmeisterschaften in Innsbruck am 27./28. Juli hat Verena Preiner eingeplant, die Bewerbe sind aber noch offen. An der Team-EM im August wird sie eher nicht teilnehmen, der Fokus liegt ganz auf der WM, wofür dann bei einem Trainingslager im September der letzte Feinschliff erfolgen soll. Details sind in Planung, diese Woche steht aber jedenfalls die Regeneration im Vordergrund und die Freude über die Weltklasse-Leistung.
Für uns ist Verena Preiner nach ihren Siegen in Arona und Ratingen sowie dem neuen österreichischen Rekord eine Kandidatin für die Wahl zu "Europas Leichtathletin des Monats". Mal sehen, ob das European Athletics auch so sieht.