.

Vorschau: Österreichische Meisterschaften im Mehrkampf in Götzis

(C) GEPA Pictures

Dieses Wochenende finden im Mehrkampf-Mekka in Götzis (VBG) die österreichischen Meisterschaften im Mehrkampf statt. Zum dritten Mal nach 1973 und 2005 wird das legendäre Mösle-Stadion die besten heimischen Siebenkämpferinnen und Zehnkämpfer zu Gast haben. Und es waren keine Unbekannten, die sich die Titel bei den bisherigen beiden Austragungen sichern konnten. Vor 47 Jahren holte sich Ex-Weltrekordlerin Liese Prokop einen ihrer acht Fünfkampf-Titel (erst seit 1981 wird bei den Frauen der Siebenkampf ausgetragen) und Olympia-Zehnkämpfer Sepp Zeilbauer den ersten seiner fünf Siege bei Staatsmeisterschaften. 32 Jahre später konnte sich EM-Teilnehmerin Victoria Schreibeis ihren einzigen Siebenkampftitel sichern bzw. gewann Lokalmatador Markus Walser im Zehnkampf.

Zehnkampf-Ikone Georg Werthner, der in sich in den 70er-Jahren mit Sepp Zeilbauer über ein Jahrzehnt grandiose Duelle lieferte, oft in Götzis an den Start ging und jetzt als Trainer nach Vorarlberg zurückkehren wird, freut sich schon auf die Titelkämpfe. „Es wird sicher in mehreren Klassen zu sehr spannenden Wettkämpfen auf hohem Niveau kommen. Besonders in den Klassen U20 und U18 männlich gibt es viele Titel- und Medaillenanwärter, da wird wahrscheinlich bis zum letzten Bewerb hart gekämpft werden. Für die Veranstalter ist die sehr schlechte Wettervorhersage sehr schade, weil sie hatten sich viel vorgenommen und wollten das Wochenende zu einem richtigen Fest für die Leichtathletik machen. Mehrkämpfe in Götzis waren schon immer etwas Besonderes, ich hoffe das Wetter spielt halbwegs mit und wir erleben schöne Wettkampftage.“

Beginnzeiten:
Samstag, 29.8.2020 10:30 Uhr
Sonntag, 30.8.2020 09:15 Uhr

Frauen – Siebenkampf

Der Siebenkampf der der Frauen sollte erstmals wieder seit der EM 2018 in Berlin das Aufeinandertreffen der drei Weltklasse-Siebenkämpferinnen Ivona Dadic (Union St.Pölten), Verena Preiner (Union Ebensee) und Sarah Lagger (TGW Zehnkampf Union) bringen. Letztere hat ihre Saison aber krankheitshalber vorzeitig beenden müssen und die WM-Dritte Oberösterreicherin bestreitet nach einer im Sommer erlittenen Knöchelverletzung heuer keinen Mehrkampf mehr. Trotzdem verspricht dieser Bewerb ein Highlight der heurigen heimischen Leichtathletik-Saison zu werden. Ivona Dadic präsentierte sich über den ganzen Sommer in Top-Form und hat in den letzten Jahren oft bewiesen, dass sie und ihr Trainer Philipp Unfried es jedes Mal schaffen, die Niederösterreicherin auf den Punkt in Höchstform zu bringen, wenn es wirklich zählt.

Nach der Absage vom Olympia und EM deklarierte die Hallen-Vize-Weltmeisterin den Wettkampf in Götzis schon früh zu ihrem Saisonhighlight, auf das jetzt fast ein halbes Jahr gezielt hingearbeitet wurde. Eine neue persönliche Bestleistung soll es werden, diese steht bisher bei 6.552 Punkten. Von dort ist es nicht mehr weit zum Österreichischen Rekord von Verena Preiner, der aktuell 6.591 Punkte lautet.

„Endlich ist es soweit. Ich bin Mehrkämpferin und da ist es klar, dass der Siebenkampf der Bewerb ist, auf den ich mich auch vorbereite. Einzelstarts sind schon sehr schön, aber das ist jetzt meine Disziplin und ich bin froh, dass ich meinen einzigen richtigen Siebenkampf heuer in Götzis machen kann. Ich fühle mich sehr gut vorbereitet. Die Ergebnisse heuer im Sommer waren durch die Bank auf einem hohen Niveau und auch die letzten zwei Wochen seit den Einzelstaatsmeisterschaften haben wir gut genützt um an der Form den letzten Feinschliff vorzunehmen.“

Ob es mit einer neuen Bestleistung für Ivona Dadic klappt, wird bestimmt auch von den Witterungsbedingungen abhängen. Derzeit sind kühle Temperaturen um die 14 Grad und zeitweise starker Regen vorhergesagt. „Klar wäre es mir lieber, wenn wir 25 Grad und Sonne haben, aber ich kanns ohnehin nicht ändern. Also macht es wenig Sinn mich wegen schlechter Wetterprognosen verrückt zu machen. Wenn es regnet, dann regnet es, und wenn es schneit dann kann ich auch nix machen. Dann setz ich mir eine Haube auf und mach den Mehrkampf so.“

Die aussichtsreichen Kandidatinnen auf die weiteren Podestplätze sind mit Chiara-Belinda Schuler (TS Hörbranz) und Isabel Posch (TS Lustenau) zwei Lokalmatadorinnen, die auch jeweils noch in jüngeren Klassen an den Start gehen. Da aber alle U23- und U20-Athletinnen auch automatisch in der Allgemeinen Klasse gewertet werden (bei den Männern nur U23), können auch diese Athleten in der AK Medaillen gewinnen.

Letztgenannte war 2018 bei der U20-WM am Start, verbrachte die letzte Saison auf einer Universität in Kalifornien und startete daher kaum in Österreich. Heuer ist sie aber zurück im Ländle und zeigte schon einige starke Leistungen in Einzeldisziplinen. Daher ist Isabel Posch auch klare Favoritin in der Klasse U23, dahinter haben Ainhoa Serrano (DSG Wien) und Hanna Elisabeth Kronsteiner (TGW Zehnkampf Union) die besten Chancen auf Edelmetall.

Im Bewerb der weiblichen U20 ist die letztjährige Staatsmeisterin Chiara-Belinda Schuler (TS Hörbranz) die Nummer eins der Meldeliste und hat die 5.500 Punkte-Grenze im Visier. Weitere Anwärterinnen auf Medaillen sind Ida Schwaninger (TS Innsbruck) und Lucille Okafor (ULC Linz Oberbank).

Fehlt noch die U18-Klasse, wo es mit Sophie Kreiner (ATSV Linz LA) ebenfalls eine heiße Anwärterin auf Gold gibt, die heuer im Vorfeld dieser Meisterschaften schon tolle Ergebnisse erzielt hat. In dieser Altersklasse sind Prognosen nie leicht, gibt es doch oft entwicklungsbedingt große Leistungssprünge. Anja Dlauhy (ULC Riverside Mödling) und Hannah Krawanja (ATUS Knittelfeld) holten bei den Hallen-Mehrkampfmeisterschaften hinter der Linzerin Silber und Bronze und sollten daher gemeinsam mit Selina Müller (ULC Riverside Mödling) auch in Vorarlberg für Medaillen gut sein.

Männer - Zehnkampf

Wie Ivona Dadic wollte auch Österreichs bester Mehrkämpfer Dominik Distelberger (UVB Purgstall) in Götzis an den Start gehen, wurde aber nach einer Bänderverletzung im Juli nicht rechtzeitig fit für einen Zehnkampf. So fällt die Favoritenrolle diesmal anderen zu, in erster Linie sind Titelverteidiger Lukas Reiter (LAG Genböck Ried) und Hallen-Vizestaatsmeister Philipp Multerer (DSG Wien) zu nennen. Aber auch Konstantin Beiser von der Sparkasse SG Götzis ist immer für eine Medaille gut.

In der Klasse U23 ist das Feld relativ dicht beisammen, nur Philipp Multerer scheint vorne weg zu sein. Beim Jahrgang 2000 wird es interessant zu beobachten sein, wie die jungen Athleten die Umstellung auf Männer-Wurfgewichte und -Hürdenhöhe verkraften und wie sie sich nunmehr behaupten können.

Hochspannend und hochklassig bis zum letzten Bewerb könnte die U20-Klasse werden, gleich mehrere international erfahrene Athleten stehen hier am Start. Lokalmatador Daniel Bertschler (Raiffeisen TS Gisingen), Leo Lasch (TGW Zehnkampf Union) und Jan Mitsche (DSG Wien) sind alle auf einem ähnlich hohen Niveau einzuschätzen und werden sich einen harten Fight liefern. Außenseiterchancen werden dem U18-Meister von 2019, Matheo Ablasser (ATG) eingeräumt.

Ein ähnliches Bild zeigt sich im U18-Bewerb. Wo es sogar noch mehr Anwärter auf den obersten Platz am Podest gibt. Da wären Local-hero Nesta Ezeh (Raiffeisen TS Gisingen), Alexander Auer, Moritz Haudum, Tobias Kamleitner und Philip Zallinger (alle TGW Zehnkampf Union), um nur einige zu nennen. Überraschungen sind aber in dieser Altersklasse nie ausgeschlossen.

Sieger 2019

Frauen
Allgemeine Klasse: Chiara-Belinda Schuler (TS Hörbranz) 5.217 P.
U23: nicht ausgetragen
U20: Chiara-Belinda Schuler (TS Hörbranz) 5.217 P.
U18: Lena Lackner (ATSV Linz LA) 5.339 P.

Männer
Allgemeine Klasse: Lukas Reiter (LAG Genböck Ried) 6.617 P.
U23: Peter Kobinger (ATG) 6.271 P.
U20: Niklas Voss (Sparkasse SG Götzis) 6.020 P.
U18: Matheo Ablasser (ATG) 6.798 P.

Meldelisten und Live-Ergebnisse

Foto: (C) GEPA Pictures

27/08/20 10:40, Text: Georg Franschitz

zurück