.

Vorschau: Staatsmeisterschaften Marathon

© GEPA Pictures

Diesen Sonntag (23.04.) finden in Wien die Staatsmeisterschaften im Marathon statt. Im Rahmen des 40. Vienna City Marathons wird bei den Frauen und Männern um die Titel auf der längsten olympischen Laufdistanz gekämpft.

Fast 40.000 Sportler werden im Rahmen des VCM in den diversen Bewerben an den Start gehen, darunter mehr als 9.000 Marathonläufer. Davon wiederum 230 Athletinnen und Athleten, die in der Staatsmeisterschaftswertung genannt sind, was einen erfreulichen Melderekord bedeutet. Die Wettervorhersagen sind sich noch nicht einig ob es regnen soll oder nicht, die Temperaturen sollten sich jedenfalls im läuferfreundlichen moderaten Bereich bewegen.

Der VCM ist in seiner 40-Jährigen Geschichte bereits sechs Mal Austragungsort der Staatsmeisterschaften gewesen, bisher in den Jahren 1987, 1991, 2000, 2003, 2006 und 2021. Unter den Titelträgern bei diesen Auflagen befinden sich illustre Namen wie Carina Lilge-Leutner und Dagmar Rabensteiner bzw. Gerhard Hartmann, Michael Buchleitner und Roman Weger. Die letzte Ausgabe in Wien vor zwei Jahren konnten Victoria Schenk und Martin Mistelbauer für sich entscheiden.

Die ÖLV-Meisterschaftsrekorde halten aktuell Eva Wutti mit 2:30:43h (2020 Wien-Prater, auch ÖR) und Max Wenisch mit 2:13:49h (1996 Klagenfurt). Dieses Mal gibt es jeweils einen großen Favoriten auf Gold, die auch beide das Potenzial haben sollten diese Bestmarken anzugreifen.

Julia Mayer und die Jagd nach dem Rekord

Bei den Frauen gibt es mit Julia Mayer (DSG Wien) eine Newcomerin im Marathonbereich, die sich aber mit ihren Leistungen auf den Unterdistanzen in den letzten Jahren gleich in die Favoritenrolle gelaufen hat. Die ÖLV-Rekorde im Halbmarathon und 10km-Straßenlauf hält sie bereits, nun will die 30-Jährige auch jenen im Marathon angreifen. Diesen halten Andrea Mayr (VCM 2009) und Eva Wutti (Wien-Prater 2020) gemeinsam mit 2:30:43h. Vor zweieinhalb Jahren absolvierte die Bad Fischauerin im Rahmen der „Corona-Edition“ der Staatsmeisterschaften im Wiener Prater bereits einmal die 42,195km, damals aber völlig ohne gezielte Vorbereitung und zu Trainingszwecken. Jetzt gibt es beim VCM also das „echte“ Debüt und es soll gleich in Richtung 2:30h gehen. Die Vorbereitung mit zwei schnellen Halbmarathons in Malta und Belgien verlief ausgezeichnet, die EM-Teilnehmerin scheint für einen schnellen Marathon bereit.

Das Pacemaking übernehmen mit Stephan Listabarth und Christoph Sander zwei Marathon-erfahrene Vereinskollegen von der DSG Wien, zusätzlich werden sich voraussichtlich weitere internationale Läuferinnen dieser Gruppe anschließen und so gemeinsam für hohes Tempo sorgen. Das WM-Limit von 2:28:00h liegt wahrscheinlich diesmal noch nicht in Reichweite von Mayer, im Hinblick auf eine Olympia-Qualifikation 2024 ist eine schnelle Zeit aber hilfreich, da der Qualifikationszeitraum im Marathon bereits begonnen hat und die zusätzlichen Bonuspunkte für den Titel sehr wertvoll wären.

„Die Vorfreude auf den Marathon ist riesig. Die Vorbereitung mit den beiden langen Trainingsaufenthalten in Südafrika verlief perfekt, ich konnte Umfänge bis zu 200km pro Woche absolvieren und fühle mich bereit für Sonntag. Ich habe nur einen Plan A, Staatsmeisterin zu werden und den bestehenden Rekord zu unterbieten. Wir wollen den ersten Halbmarathon in ca. 1:14:30 angehen, damit sich am Ende hoffentlich eine Zeit unter 2:30 ausgeht.

Bei eben jenen oben genannten Meisterschaften 2020 lieferte Eva Wutti (Club Run Austria) ihren besten Marathon ab und egalisierte mit ihrer Siegerzeit von 2:30:43h den ÖLV-Rekord von Andrea Mayr. Jetzt ist die mittlerweile berufstätige 34-Jährige nach einer krankheitsbedingten Unterbrechung in der Vorbereitung wieder fit und erste Herausforderin von Julia Mayer. Sie möchte, wenn alles gut läuft, in die Nähe ihrer PB heranlaufen. Immer für eine Medaille gut ist auch Karin Freitag (LG-Decker Itter), die Tirolerin hat den Staatsmeistertitel auf der Marathondistanz zwischen 2012 und 2018 gleich fünf Mal gewonnen. Rechnen darf man erstmals auch mit Sophie Grabner (LT Gmünd), die nach starken Halbmarathons ebenfalls ihren ersten Marathon bestreitet.

(C) VCM Leo Hagen

Andreas Vojta mutiert vom Marathon-Pacemaker zum Favoriten

2022 war Andreas Vojta (team2012.at) beim VCM als Pacemaker für Timon Theuer im Einsatz gewesen, nach dessen verletzungsbedingten Ausstieg entschloss sich der ehemalige Olympiateilnehmer aber den Marathon locker zu finishen. Die tolle Stimmung am Streckenrand war eine der Motivationen, heuer top vorbereitet als Favorit der Staatsmeisterschaften in Wien am Start zu stehen. Sechs Monate gezielte Aufbauarbeit liegen nun hinter dem 33-Jährigen, „15 Palatschinken am Vorabend des Rennens“ sollen jetzt noch den nötigen Energieschub für den ersten ernsthaften Marathon bringen. Ein optimales Höhentrainingscamp in Kenia und eine Halbmarathon-PB im März geben sicher viel Selbstvertrauen.

Mit dem ehemaliger Europarekordhalter Sondre Moen (NOR) und Sebastian Hendel (GER) hat sich eine starke Gruppe um den Gerasdorfer gebildet, für das nötige Tempo um die erste Streckenhälfte knapp unter 1:05 zu absolvieren werden Vojta´s Trainingskollege Dominik Stadlmann (KUS ÖBV Pro Team) – selbst letztes Jahr Vize-Staatsmeister auf der Halbmarathondistanz – und zwei Kenianer vom steirischen run2gether-Verein sorgen. Angepeiltes Ziel für die Top-Läufer aus dieser Gruppe ist das WM-Limit, das bei 2:09:40h liegt. Der österreichische Rekord steht seit 2020 bei 2:10:06h, gelaufen von Peter Herzog in London (GBR).

„Ich freue mich schon sehr auf das Rennen, die Spannung steigt jetzt täglich, in Wien beginnt es schon zu knistern. In den letzten Wochen wurde ich bei meinen Trainings in der Hauptallee gefühlt von jedem zweiten Läufer angesprochen oder motiviert, darum wird Wien sicher ein besonders Marathon-Erlebnis für mich. Ich habe das Gefühl, jetzt passt alles zusammen, ich fühle mich bereit. Marathon ist wie eine neue Sportart für mich, das ist mit der Stadionleichtathletik nicht vergleichbar. Ich konnte auch alle Trainings wie geplant absolvieren, war nie krank, davon träumt jeder Athlet. Der Bereich um 2:10 sollte realistisch sein, aber wie es mir bei Kilometer 30 oder 35 gehen wird steht in den Sternen, da kann viel passieren, aber je länger die Gruppe zusammenbleibt, desto besser.“

Bleibt ein Blick auf die weiteren Medaillenkandidaten. Aussichtsreiche Chancen darf sich sicher der Vizestaatsmeister von 2020, Patrick Krammer (DSG Wien) ausrechnen, der im Februar in Barcelona (ESP) mit 1:08:19h eine neue PB im Halbmarathon aufgestellt hat und somit gute Form bewiesen hat. Ebenfalls mit einer Marathon-PB unter 2:30 startet Markus Lemp (LC Sicking) ins Rennen, er zeigte erst kürzlich bei den Halbmarathon-Staatsmeisterschaften in Graz mit 1:08:32h auf. Chancen kann man auch M40-Athlet Martin Mistelbauer (team2012.at) zurechnen, auch er hat mit 1:09:35h heuer schon einen flotten Halbmarathon absolviert und 2021 den Titel gewonnen. Wenn Stephan Listabarth und Christoph Sander wie geplant das Rennen im Bereich um die 2:30 durchlaufen, haben sie ebenso die Möglichkeit auf Edelmetall.  

Der Startschuss fällt um 09:00 Uhr auf der Reichbrücke, was alljährlich beeindruckende Bilder ermöglicht.

Meldelisten

Ergebnisse

Veranstaltungs-Homepage

Fotos: © GEPA Pictures, VCM Leo Hagen

21/04/23 08:48, Text: Georg Franschitz

zurück