"Der Wettkampf ist komplett anders verlaufen" als er gedacht hatte, berichtet Lukas Weißhaidinger um gleich hinzuzufügen: "Man hat die Medaille, das ist alles was zählt." Eigentlich wollte er gleich mit einem Sensationswurf vorlegen. Geworden ist es ein solider Auftakt mit 62,92 m, mehr war aufgrund der "zittrigen Beine", wie er sagt, nicht möglich. "Die erste Runde haben alle etwas verschlafen", meint der Oberösterreicher. Bei den Würfen 2, 3 und 4 zeigte er dann aber seine Klasse. Die Verwarnung und dann gelbe Karte der Kampfrichter steckte er gut weg. Die Offiziellen beanstandeten das Harz, welches Weißhaidinger auf seinen Fingern anbringt, um den Diskus besser halten zu können. "Vielleicht habe ich zu viel erwischt. Das ist eine Grauzone. Den 67er habe ich dann nur mit Magnesium geworfen", berichtet er.
"Ich trauere Silber nicht nach, es zählt die Olympiamedaille"
"Es war ein extrem enger Wettkampf. Ich trauere Silber nicht nach, es zählt die Olympiamedaille für mich. Ich habe mein Leben lang darauf hingearbeitet", sagt Lukas Weißhaidinger, der seine bronzene Serie nach der EM in Berlin 2018 und der WM in Doha 2019 nun in Tokyo fortsetzte.
Der Druck auf dem 29-Jährigen war in den letzten Wochen sehr groß. Besonders seit seinem 69-Meter-Wurf in Eisenstadt wurde er überall als einer der heißesten Medaillenkandidaten Österreichs genannt. "Ich bin froh, dass ich dem Druck standhalten konnte. Es war eine Extremsituation in den letzten Wochen", erzählt er, der aber auch die selbstverordnete Isolation zur Risikominimierung einer COVID-Infektion ansprach, welche die Situation nicht einfacher machte.
"Sieg und Niederlage sehr eng beisammen"
"Es waren sehr emotionale Stunden für mich", nach dem Wettkampf. Es gab die Dopingkontrolle, zahlreiche Medientermine und auch Informationen zur morgigen Siegerehrung im Stadion (10:20 Uhr Ortszeit, 3:30 Uhr in Österreich). "Der ganze Druck ist abgefallen", sagt der Olympia-Dritte, der auch mit seiner Freundin Hanna und seiner Mutter telefonierte. "Ich sauge die Eindrücke auf, finde es schön, dass ich das so erleben darf. Sieg und Niederlage sind sehr eng beisammen", verwies er auf den Viertplatzierten Australier Matthew Denny, der einen tollen Wettkampf zeigte, aber letztlich um fünf Zentimeter am Podest vorbeischrammte.
Seine Medaillengewinn, den achten in der heimischen Leichtathletik-Olympiageschichte und den ersten durch einen Mann, bewertete Lukas Weißhaidinger wie folgt: "Es macht mich extrem stolz, man tritt in der Leichtathletik gegen 200 Nationen an, da ist es extrem schön, ich habe Sensationelles geschafft." Mehrfach erwähnte der nunmehrige Olympia-Medaillengewinner, dass er sich jetzt auf das Feiern hier und dann zu Hause sowie Urlaub und Regeneration freue: "Ich bin körperlich und mental schon etwas leer."
Weißhaidinger landet übrigens am Montag, 2. August, aus Frankfurt kommend um 21:30 Uhr am Flughafen Wien-Schwechat.
Österreich Olympia-Medaillengewinner/innen in der Leichtathletik
GOLD | . | . | . |
Herma Bauma | Speerwurf | London | 1948 |
SILBER | . | . | . |
Liese Prokop | Fünfkampf | Mexico City | 1968 |
Stephanie Graf | 800 m | Sydney | 2000 |
BRONZE | . | . | . |
Ine Schäffer | Kugelstoß | London | 1948 |
Eva Janko | Speerwurf | Mexico City | 1968 |
Ilona Gusenbauer | Hochsprung | München | 1972 |
Theresia Kiesl | 1500 m | Atlanta | 1996 |
Lukas Weißhaidinger | Diskuswurf | Tokyo | 2021 |
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