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WM Budapest: Vorschau Teil 3 - Sprint, Hürden und Lauf

© WCH Budapest23

Von Samstag, 19. August bis Sonntag, 27. August 2023 gehen im „National Athletics Center“ in Budapest (HUN) die 19. World Athletics Championships über die Bühne. Insgesamt wird die Rekordzahl von 2.187 Athleten aus 202 Nationen in Ungarn an den Start gehen und um 49-mal Gold, Silber und Bronze kämpfen. Auch 8 Österreicher/innen sind dabei, heute werfen wir (in alphabetischer Reihenfolge) einen Blick auf die Disziplinengruppen Sprint, Hürden und Lauf.

Markus Fuchs – 100m – PB/SB 10,08s (2023)

Nach 3x EM, 5x Hallen-EM und 1x Hallen-WM ist es für Sprinter Markus Fuchs jetzt die erste Teilnahme bei einer Weltmeisterschaft. Internationale Erfahrung ist also genügend vorhanden, auch wenn es noch nie eine so große Bühne war. Doch der Finaleinzug und neue PB bei der Hallen-EM im März in Istanbul gab dem Niederösterreicher das notwendige Selbstvertrauen, jetzt auch im Konzert der Großen mitmischen zu können. Auch in der Freiluftsaison gelangen ihm wieder weitere Steigerungen, zuletzt auf die neue 100m-Rekordzeit von 10,08s, ein auch international beachtlicher Wert. Danach hatte der 27-Jährige zwar leichte Probleme mit der Achillessehne und der Wade, diese sind aber jetzt überwunden und die Formkurve zeigt wieder deutlich nach oben. Die letzten Trainings in Zürich verliefen ausgezeichnet, der Brunner scheint bereit für seine WM-Premiere.

„Es ist ganz toll für mich, bei der WM über 100m am Start stehen zu dürfen, ich habe sehr viele Jahre darauf hingearbeitet. Sich über das Ranking zu qualifizieren ist schon hart, weil man jede Woche seit Mitte Mai rennen und in Form sein muss, das ist sicher für die WM nicht die optimale Vorbereitung. Wir haben aber sicher das Bestmögliche daraus gemacht und so kann ich jetzt fit und gesund nach Budapest fahren. Als Ziel setze ich mir, den Sprung ins Halbfinale unter die Top-24 zu schaffen. Bei uns geht es um wenige Hundertstel, viele liegen sehr knapp beisammen. Auch alle anderen müssen erst einmal einen guten Lauf hinbekommen und haben nur eine Chance, so wie ich. Es muss einfach jeder Schritt vom Start bis ins Ziel sitzen, ich bin sicher das ich das bei der WM kann. Die Stimmung wird sicher großartig, das wird mich zusätzlich motivieren.“

Trainer Patrick Saile: „Wir sind froh, dass die Überlastungsprobleme des Unterschenkels jetzt überwunden sind. Schön, dass es für Markus direkt über das Ranking für seine erste WM funktioniert hat. Letzte Woche war noch einmal Training in Zürich angesagt, alle Einheiten sind sehr gut verlaufen, dazu gab es noch viel Physiotherapie und Osteopathie, damit er voll fit nach Budapest reisen kann. Jetzt wird schon rausgenommen, damit er für sein erstes Rennen am Samstag auch richtig frisch ist. Es ist alles im grünen Bereich, auch alle technischen Aspekte, an denen wir heuer gearbeitet haben, funktionieren. Wenn die Bedingungen in Budapest gut sind, dann kann er sicher unter 10,20 laufen, das ist einmal das erste Ziel.“  

(C) GEPA Pictures

Susanne Gogl-Walli – 400m – PB/SB 50,87s (2023) und 200m – PB/SB 23,09s (2023)

Olympia-Semifinale 2021, WM- und EM-Semifinale 2022, dabei jeweils immer bessere Zeiten erzielt, die Leistungskurve von Susanne Gogl-Walli zeigt seit Jahren steil nach oben. Ungarn ist überhaupt ein guter Boden für sie, denn vor wenigen Wochen konnte sie in Székesfehérvar ihre aktuelle PB über 400m aufstellen und dabei auch schon das Ticket für Olympia 2024 in Paris buchen. Erstmals ist die Oberösterreicherin nach deutlichen Steigerungen auch über 200m für die WM qualifiziert, das Hauptaugenmerk gilt aber der Stadionrunde. Mit ihren gelaufenen Zeiten kommt die 27-Jährige auch dem ÖLV-Uralt-Rekord von 50,62s immer näher, vielleicht ist es ja schon in Budapest soweit. Dass sich Gogl-Walli bei Großereignissen fast immer noch einmal steigern kann, hat nicht zuletzt die Hallen-EM im März in Istanbul gezeigt. Dort konnte sie ins Finale über 400m einziehen und mit Platz 4 auch neuen österreichischen Rekord aufstellen. Das WM-Semifinale, eventuell sogar mit einem „Q“, ist also durchaus in Reichweite.

„Mein großes Ziel ist das Semifinale über die 400m, dafür muss ich aber sicher sehr schnell laufen. Das Finale ist derzeit noch nicht wirklich in Reichweite, das wäre schon ein Wunder. Die neue PB freut mich wirklich extrem, ich haben gesehen, dass ich mich in einigen Bereichen verbessert habe. Die Dichte ist bei uns sehr hoch, ich muss mich auf mich selber konzentrieren und einen guten Lauf zeigen. Wenn möglich möchte ich in den Bereich meiner Bestleistung kommen oder sie eventuell sogar verbessern. Den Rekord beobachte ich schon länger, das ist eines meiner großen Ziele die ich noch habe. Es ist sehr cool, dass wir so ein großes und leistungsstarkes Team in Budapest sind, ich freue mich schon die Wettkämpfe der anderen verfolgen zu können.“

Trainer Wolfgang Adler: „Susanne läuft heuer auf einem noch höheren Niveau als letztes Jahr. Mit ihrer Bestleistung liegt sie über 400m im guten Mittelfeld der Entry-List, eine bessere Ausgangsposition als bisher. Die Dichte ist enorm, um ins Semifinale zu kommen, muss sie im Vorlauf bereits voll attackieren. Ich freue mich sehr, dass wir über 200m ihr Niveau gut entwickeln konnten und sie so eine zusätzliche Startmöglichkeit bei der WM hat. Die Vorbereitung auf die WM verlief fast optimal, wenn sie die letzten Trainingsleistungen in Budapest abrufen kann, können wir dort mit sehr guten Leistungen rechnen.“

(C) GEPA Pictures

Raphael Pallitsch – 1500m – PB/SB 3:38,16min (2023)

Einen spannenden Weg zur WM nach Budapest hat Raphael Pallitsch hinter sich. 2007 war er U20-EM-Teilnehmer, 2011 startete er bei der Hallen-EM und ein Jahr später sogar bei der EM. Seinen größten Erfolg feierte der mittlerweile 33-Jährige aber 2012, als er bei der Hallen-WM in Istanbul Platz 14 belegen konnte. Die Qualifikation für Olympia 2012 verpasste der nunmehrige „Team-Senior“ nur ganz knapp, bald danach musste er aber wegen anhaltender Probleme mit dem Fuß seine aktive Karriere beenden, schloss sein Studium ab und wurde Lehrer und Trainer. Erst 2020 kam es zum Comeback über die 1500m, das ihn, der sein eigener Trainer ist, nach einem umsichtigen Aufbau und tollen Rennen sowohl in dieser Hallen-Saison als auch Outdoor 2023 als ersten Burgenländer überhaupt zu einer Leichtathletik-WM brachte. Für den Oggauer sollte Budapest ein guter Boden sein, stellte er doch erst diesen Juni seine bestehende Bestleistung über seine Paradestrecke in der Stadt an der Donau auf. Die WM stellt für den Mittelstreckler aber nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach Paris 2024 dar, dort will er sich den Traum von einem Rennen unter den fünf Ringen nach langer Wartezeit doch noch erfüllen.

„Ich habe nach der langen Pause vor einigen Jahren wieder Feuer gefangen und dann vor ca. drei Jahren den Entschluss gefasst, die Laufkarriere noch einmal zu 100% anzugehen. Mittlerweile bin ich karrenziert und kann mich voll aufs Laufen konzentrieren. Das hieß aber auch, meinen Lebensstil noch einmal diametral zu verändern. Bis jetzt es aufgegangen und die WM-Teilnahme ist jetzt natürlich ein toller Schritt in Richtung Paris 2024. Das Niveau auf den 1500m ist enorm hoch geworden, ich muss in Budapest definitiv in der Lage sein Bestleistung laufen zu können, wenn ich dort im Vorlauf eine Chance haben will ins Semifinale zu kommen. Meine aktuelle Top-Form und die Vorfreude machen mich aber zuversichtlich, dieses Ziel angreifen zu können.“

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Lena Pressler – 400m Hürden – PB/SB 55,94s (2023)

Erst vor wenigen Wochen feierte Lena Pressler ihren bislang größten Erfolg, als sie bei der U23-EM in Espoo (FIN) Bronze über die 400m Hürden holte. Sie setzte damit eine Serie fort, die mit Bronze bei der U18-EM 2018 und gleich mehreren Verbesserungen des ÖLV-Rekordes über diese Distanz für die erst 22-Jährige schon viele Höhepunkte beinhaltet. 2022 gab es für sie bei der EM in München die Premiere bei den „Erwachsenen“, schon ein Jahr später ist die Niederösterreicherin bei einer Weltmeisterschaft dabei und setzt somit ihren Höhenflug fort. Die letzten Wochen verliefen nicht perfekt, so musste das "Team-Küken" wegen Erkrankung Ende Juli zwei Meetings auslassen und einige Tage pausieren. Vor allem am Schritt-Rhythmus zwischen den Hürden wurde zuletzt viel gearbeitet, sollte das in Budapest schon gut gelingen ist eine weitere Steigerung für die St.Veiterin nicht unmöglich.

„Mit meinen Leistungen in dieser Saison bin ich schon sehr zufrieden. Der Rekord und die EM-Medaille waren mein großes Ziel heuer, darauf haben wir auch den ganzen Formaufbau abgestimmt. Die Qualifikation für die WM war dann noch ein Bonus obendrauf und ich fahre sehr motiviert nach Budapest. Wir probieren im technischen Bereich gerade einiges aus, wenn das klappt, dann kann ich sicher in Zukunft noch schneller laufen. Für die WM nehme ich mir vor mein Bestes zu geben, vielleicht geht sich ja noch einmal eine Bestleistung aus, das wäre natürlich toll.“

Trainerin Viola Kleiser: „Lena hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt und auch bei Großereignissen immer ihre Leistung abgeliefert. Ich sehe bei ihr aber noch sehr viel Potential. Im physischen Training gibt es sicher viele Möglichkeiten, die wir in Zukunft noch ausschöpfen können. Aber auch im technischen Bereich gibt es noch genügend Steigerungspotential, so wird sie schon in Budapest von 16 auf 15 Schritte zwischen den Hürden umsteigen. Wenn sie hinkünftig verletzungsfrei bleibt, kann sie sich sicher noch deutlich verbessern und auch bei Olympischen Spielen gut laufen.“

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17/08/23 19:41, Text: Georg Franschitz

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