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WM Eugene: Tag 3 Zusammenfassung

© Getty Images for World Athletics

Dritter Tag der 18. Leichtathletik Weltmeisterschaften im Hayward Field in Eugene/USA. Auf dem Programm standen, bei 25 Grad und Sonnenschein, neben mehreren Qualifikationen bzw. Vorrunden auch sieben Entscheidungen. Gold, Silber und Bronze wurden im Marathon, über 10.000m, über 110m Hürden und im Kugelstoßen der Männer bzw. Hammerwurf, Stabhochsprung und die 100m der Frauen vergeben.

Die schnellste Frau der Welt heißt zum fünften Mal Shelly-Ann Fraser-Pryce

Ähnlich dominant wie bei den Männern die US-Amerikaner hatte man bei den Frauen die Jamaikanerinnen erwartet, und genau so kam es auch. 1-2-3 hieß es nach dem Finale, das eine gelb-grün-schwarze Show wurde. Shelly-Ann Fraser-Pryce, Shericka Jackson und Elaine Thompson-Herah – die drei Medaillengewinnerinnen der letztjährigen Olympischen Spiele – gewannen bereits ihre jeweiligen Halbfinali. Und auch im Finale waren die drei, in exakt dieser Reihenfolge, nicht zu biegen. Die 35-Jährige Titelverteidigerin stürmte zu einem Meisterschaftsrekord von 10,67s (0,8), erzielte diese Zeit heuer zum bereits dritten Mal und holte damit ihren fünften 100-Meter-Weltmeistertitel. Nur Stabhochsprung-Legende Sergey Bubka hat mehr individuelle Weltmeistertitel in einer einzigen Disziplin gewonnen. Ihr folgten Shericka Jackson mit einer PB von 10,73s und Olympiasiegerin Elaine Thompson-Herah in 10,81s. Als Vierte stellte 200m-Weltmeisterin Dina Asher-Smith den nationalen britischen Rekord von 10,83s ein, den sie aufgestellt hatte, als sie vor drei Jahren in Doha Silber gewann. Ausgezeichnete Fünfte konnte Hallenweltmeisterin Mujinga Kambundji (SUI) werden, die für die kürzeste Strecke bei dieser WM 10,91s benötigte und damit nur hauchdünn über ihrem Schweizer Rekord blieb. Gleich sieben Sprinterinnen blieben unter 11 Sekunden, das hatte es bei einer WM noch nie gegeben.

US-Triple-Sieg im Kugelstoß, Holloway verteidigt Titel

Es war ein Flashback auf das Kugelstoß-Finale der Männer von vor drei Jahren, als Joe Kovacs und Ryan Crouser heute in Oregon in einem weiteren packenden Kampf aufeinandertrafen. US-Weltrekordhalter und Olympiasieger Ryan Crouser lag nach seinem ersten Stoß mit 22,21m voran, aber Kovacs eröffnete mit 22,63m. Crouser eroberte in Runde zwei mit 22,71m die Führung zurück, aber Kovacs kämpfte sich in Runde fünf mit der Saisonbestleistung von 22,89m zurück an die Spitze, nur zwei Zentimeter von seiner Siegesmarke von Doha vor drei Jahren entfernt. Aber Crouser, der zweifellos von der letzten WM-Niederlage motiviert war, antwortete mit einem Meisterschaftsrekord von 22,94m, was den Sieg bedeutete. Ihr Teamkollege Josh Awotunde holte mit 22,29m Bronze und machte damit den US-Triple-Erfolg perfekt.

Titelverteidiger Grant Holloway gewann sein 110-Meter-Hürden-Halbfinale auf beeindruckende Weise, indem er mit 13,01s als Laufsieger gleich 3/10s schneller war als der zweitplatzierte. Auch NCAA-Champion Trey Cunningham (USA / 13,07s) und Olympiasieger Hansle Parchment (JAM) mit 13,02s gewannen ihre Semifinali. Schon vor dem Finale nahm das Drama dieses Bewerbes aber seinen Ausgang, denn Letzterer zog sich beim Aufwärmen eine Verletzung zu und konnte nicht antreten. Dann kam es zu einem Fehlstart, denn der Jahresschnellste Devon Allen (USA) war mit einer Reaktionszeit von 0,099s um eine Tausendstel zu früh aus den Blöcken gegangen. Es dauerte mehrere Minuten, bevor der Lokalmatador die Entscheidung akzeptierte und die Laufbahn verlies. Grant Holloway hatte dann nach fünf Hürden schon einen deutlichen Vorsprung, rettete diesen in 13,03s (1,2) aber nur knapp vor Trey Cunningham (13,08s) ins Ziel. Der Spanier Asier Martinez nutzte diese Abwesenheiten, um mit neuer PB von 13,17s eine überraschende Bronzemedaille zu erringen.

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Erstmals Marathon-Gold für Tola, Cheptegei verteidigt Titel über 10.000m

Drei relativ flache Runden zu je 14km waren im Stadtzentrum für die Marathonläufer zu absolvieren, zur Startzeit um 6:15 Uhr hatte es angenehme 13 Grad. Erwartungsgemäß blieb das Feld sehr lange geschlossen, die Halbmarathonmarke wurde nach 1:04:08 erreicht. Bei Kilometer 30 waren immer noch 29 Läufer an der Spitze zusammen, Titelverteidiger Lelisa Desisa (ETH) war zu diesem Zeitpunkt jedoch schon zurückgefallen und gab später auf. Bei Kilometer 33 dann die Attacke von Tamirat Tola (ETH), der keiner seiner Konkurrenten folgen konnte. Mit 2:05:36 stellte der neue Weltmeister nicht nur einen neuen Championship-Rekord auf, nach Bronze bei Olympia in Rio 2016 und WM-Silber in London 2017 feierte der großgewachsene Äthiopier jetzt seinen größten Erfolg. Silber ging an seinen Lansmann Mosinet Geremew in 2:06:45, Bashir Abdi aus Belgien war nur um 4 Sekunden langsamer und wurde wie schon in Tokio mit Bronze dekoriert.

Klassisches Langstreckenrennen, wie schon gestern bei den Frauen, auch bei den Männern über 10.000m. Die erste Rennhälfte wird in 14:01 absolviert, aber dann geht die Post so richtig ab und Hälfte zwei wird um mehr als eine halbe Minute schneller gelaufen – ein heftiger Negativ-Split also. Sechs Läufer gingen im Paket auf die letzten 200m, Ugandas Joshua Cheptegei ist auf der Zielgeraden dann der Stärkste und verteidigt seinen Weltmeistertitel in 27:27,43min. Nach Gold in Doha musste sich der Weltrekordhalter bei den Olympischen Spielen in Tokio über 25 Runden mit Silber begnügen, wo er aber die 5000 m gewann. Jetzt ist er aber auch über die doppelte Distanz wieder an der Spitze und gewinnt ein weiteres globales Gold, indem er die letzten 400m in fantastischen 53,42s lief. Kenias Stanley Waithaka Mburu, mehrfacher Medaillengewinner bei Nachwuchs-Großereignissen, holt Silber in 27:27,90min, Cheptegeis Teamkollege Jacob Kiplimo gesellt sich in 27:27,97min als Dritter zu ihnen auf das Podium. Das heimische Publikum feuerte ihn zwar lautstark an, konnte aber Grant Fisher aus den USA nicht zu einer Medaille tragen, er verpasst diese nur um 17/100s.

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Anderson holt Hammer-Titel, Nagoette Gold im Stabhochsprung

Drei Jahre nachdem Landsfrau DeAnna Price in Doha Gold geholt hat, sicherte sich Brooke Anderson aus den USA in Oregon den Hammer-Titel. Die Weltranglistenführende übernahm in Runde vier die Spitze des Feldes, sparte sich ihren besten Versuch aber für den Schluss auf und warf noch 78,96m, Gold war der verdiente Lohn. Kanadas Camryn Rogers holt Silber mit 75,52m und Janee Kassanavoid aus den USA sichert sich Bronze mit 74,86m.

Olympiasiegerin Katie Nageotte (USA) schaffte es mit einem gültigen Sprung in ersten Versuch über 4,85m und damit neuer Jahresweltbestleistung den Stabhochsprung-Titel zu gewinnen. Zuvor hatte sie bei 4,70m und 4,80m Fehlversuche gehabt und lag damit in der Gesamtwertung hinter ihrer Landsfrau und Trainingspartnerin Sandi Morris zurück. Aber Morris riss bei ihrem ersten Versuch über 4,85 m die Latte, was sich für die zweifache Hallenweltmeisterin letztendlich als kostspielig herausstellte und das dritte WM-Silber in Serie bedeutete. Die von 6m-Springer Paul Burgess trainierte Australierin Nina Kennedy übersprang 4,80m und sicherte sich Bronze vor der Slowenin Tina Sutej und der griechischen Weltmeisterin von 2017, Ekaterina Stefanidi, die beide 4,70m schafften.

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Vorkämpfe Frauen

Siebenkampf Tag 1: Doppelolympiasiegerin Nafi Thiam (BEL) startete mit einer PB von 13,21s über die 100m Hürden in den Wettkampf. Im Hochsprung legte sie gleich 1,95m nach, höher war bei einer WM im Siebenkampf noch nie eine Athletin gesprungen. Im Kugelstoß wurde die Belgierin trotz guter 15,03m von der Niederländerin Anouk Vetter geschlagen, die auf extrem starke 16,25m kam. Nach dem abschließenden Bewerb, den 200m, die sie in 24,39s (1,5) absolvierte liegt Thiam mit 4.071 Punkten in Führung, mehr Punkte hatte noch nie eine Siebenkämpferin bei einem Großereignis nach dem ersten Tag gesammelt. Dahinter haben sich Vetter (4.010 Pkt) und Anna Hall (USA / 3.991 Pkt), die vor allem über die halbe Stadionrunde mit sensationeller neuer PB von 23,08s (1,4) glänzen konnte, eingereiht.

Vorkämpfe Männer

400m Hürden Semifinali: Die drei Olympiamedaillengewinner gewannen ihr jeweiliges Halbfinale und gaben damit ein deutliches Statement ab. Der „Silberne“ Rai Benjamin (USA) gewann den ersten Lauf in 48,44s und schien sich dabei nicht zu verausgaben. Der „Bronzene“ und Jahresbeste Alison dos Santos (BRA) sah ähnlich entspannt aus, als er den zweiten Lauf in 47,85s gewann. Und dann siegte der nach einer Verletzung zurückgekehrte Olympiasieger und Weltrekordhalter Karsten Warholm (NOR) im dritten Halbfinale in einer Saisonbestzeit von 48,00s. Die drei sind daher auch die ersten Kandidaten auf das Podest, aber man sollte den Franzosen Wilfried Happio und das US-Duo Trevor Bassitt und Khallifah Rosser nicht unterschätzen.

400m Vorläufe: Der 23-Jährige Bayapo Ndori aus Botswana war mit einer PB von 44,87s Schnellster in den Vorläufen. Es war damit fast eine halbe Sekunde schneller als seine bisherige Bestleistung.

Alle anderen großen Favoriten kamen sicher durch: World-Leader Michael Norman (USA), Olympiasieger 2012 Kirani James (GRN) und Weltrekordhalter Wayde van Niekerk (RSA). Die nächste Runde kann jedoch einige Überraschungen bereithalten.

1500m Männer Semifinali: Hier läuft weiter fast alles nach Plan, Olympiasieger Jakob Ingebrigtsen (NOR) sowie Titelverteidiger Timothy Cheruiyot (KEN) stehen im Finale, nur Hallenweltmeister Samuel Tefera (ETH) hat es nicht dorthin geschafft. Schnellster der zwei Semifinali war heute Abel Kipsang (KEN) in 3:33,68min.

Die USA führen die Medaillentabelle mit bereits 6x Gold aktuell deutlich an.

Die WM im Internet

Homepage WM Eugene

Startlisten / Ergebnisse

Die WM im TV

ORF SPORT + überträgt die WM täglich auf ORF SPORT+ als Zusammenfassung. Kommentatoren: Dietmar Wolff / Thomas König.

  • Montag, 18. Juli, 09:00 – 13:00 Uhr: Tag 3
  • Dienstag, 19. Juli, 09:00 – 13:00 Uhr: Tag 4
  • Mittwoch, 20. Juli, 09:00 – 12:00 Uhr: Tag 5
  • Donnerstag, 21. Juli, 09:15 – 13:15 Uhr: Tag 6
  • Freitag, 22. Juli, 09:15 – 12:00 Uhr: Tag 7
  • Samstag, 23. Juli, 09:00 – 13:00 Uhr: Tag 8
  • Sonntag, 24. Juli, 12:25 – 17:00 Uhr: Tag 9
  • Montag, 25. Juli, 09:00 – 13:00 Uhr: Tag 10

Fotos: © Getty Images for World Athletics

18/07/22 10:28, Text: Georg Franschitz

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