Andrea Mayr zementiert Legenden-Status mit Gold
Wie geplant hielt sich Andrea Mayr (SVS LA) im ersten flachen Streckenabschnitt etwas zurück und platzierte sich etwa um Rang 13. Titelverteidigerin Allie McLaughlin (USA) versuchte schon am ersten Steilstück die Führung zu übernehmen, musste diesem Kraftakt aber Tribut zollen und fiel früh etwas zurück. Das österreichische Berglauf-Ass machte es deutlich besser, wartete mit ihrer Attacke noch und ging nach rund 3 Kilometern an die Spitze. Bei KM 3,9 hatte die 43-Jährige Oberösterreicherin schon 33 Sekunden Vorsprung auf Philaries Jeruto Kipsang (KEN), verspielte auf dem folgenden etwas flacheren Abschnitt den Vorsprung wieder und fiel auf Rang 2 zurück.
Der letzte Kilometer mit seinen extrem steilen 200 Höhenmetern verlangte den Läuferinnen noch einmal alles ab, und die Vize-Weltmeisterin des Vorjahres und weltbesten Bergläuferin der letzten 20 Jahre konnte rund 400m vor dem Ziel in einem dramatischen Finish wieder die Führung übernehmen. Nach 48:14 Minuten hatte sich Mayr das bereits 7. WM-Gold gesichert, Kipsang hatte am Ende 37s Rückstand auf die Österreicherin. Bronze holte sich Mitfavoritin Grayson Murphy (USA), die auf 49:22min kam.
Karin Freitag (LG Decker Itter) und Sandrina Illes (Union St.Pölten) kamen praktisch gemeinsam ins Ziel, mit 57:10min und 57:13min belegten die beiden die Plätze 49 und 50. Gemeinsam ergab das in der Teamwertung den ausgezeichneten Platz 9 mit 100 Punkten, der Sieg ging am Kenia (17 Pkt).
Andrea Mayr: „Ich bin so glücklich, ich kanns gar nicht beschreiben. Die erste Runde habe ich locker genommen, mein Rennen hat erst im Steilen begonnen. Dort konnte ich eine nach der anderen überholen, aber als ich in Führung lag war schon ein Druck da, ich fühlte mich richtig verfolgt. Im Flachen konnte ich meinen Vorsprung dann nicht verteidigen, das Gelände liegt mir nicht so. Als ich im Schlussanstieg ein paar Meter zurücklag, haben mir die Zuseher zugerufen, dass ich besser als die Kenianerin aussehe, da habe ich mir gesagt nur mehr 6 Minuten durchbeißen und die Schmerzen aushalten. Die Zuseher haben mich richtig nach oben getragen, es war unglaublich was sich da abgespielt hat, so etwas habe ich noch nicht erlebt. Daheim zu gewinnen ist gewaltig, weil so viele von der Familie und Freunde hier sind.“
Männer-Team schrammt hauchdünn an Top-10 vorbei
122 Läufer standen am Start des Vertical bei den Männern, und es ging gleich unglaublich schnell los. Die ersten 900 flachen Meter wurden in 2:24 min absolviert, die Positionierung war auch wichtig, denn dann ging es durch ein nur ein Meter breites Gatter in den ersten steilen Abschnitt. Manuel Innerhofer (LC Oberpinzgau) lag zu diesem Zeitpunkt mit 11 Sekunden Rückstand auf Platz 32. Vorne weg stürmten zwei Kenianer und zwei Läufer aus Uganda, bei der nächsten Zwischenzeit bei 3,9km auf der Autenalm hatte sich Titelverteidiger Patrick Kipngeno (KEN) schon um 29s von der direkten Konkurrenz abgesetzt, dahinter entwickelte sich ein harter Dreikampf um die weiteren Podestplätze, bei 5,9km waren die drei Athleten nur um 21s voneinander getrennt.
Innerhofer hatte sich zu diesem Zeitpunkt auf Position 28 vorgearbeitet, konnte auf dem steilen Schlussabschnitt nicht mehr zusetzen und kam nach 45:37min auf Rang 29 ins Ziel. Vorne aber war Patrick Kipngeno ungefährdet und erzielte mit 40:18min eine Zeit, die alle Experten für unmöglich gehalten hatten. Silber ging an Levi Kiprotich (UGA) mit 1:33min Rückstand, Bronze sicherte sich mit Josphat Kiprotich (KEN) ein weiterer Afrikaner. Martin Mattle (TrailMotion Tirol) kämpfte sich mit einer starken zweiten Streckenhälfte mit 5:54min Rückstand auf Rang 34, gemeinsam mit Florian Zeisler (IRL-Team HAPPY FITNESS 24h, 48:19min, Rang 56) belegte das ÖLV-Männerteam Platz 11 unter 31 Mannschaften und verpasste die Top-10 nur um 13 Platzierungspunkte. Gold ging ungefährdet an Kenia, die auf 11 Punkte kamen.
Manuel Innerhofer: „Die Strecke war doch ein wenig zu steil für mich, das konnte ich heuer auch noch nicht ganz so viel trainieren. Ich haben mich gut gefühlt, die Form war ok. Aber als ich gemerkt habe, eine Top-Platzierung kann sich auf dieser sehr steilen Strecke nicht ausgehen, habe ich etwas herausgenommen, um für den Classic-Bewerb am Samstag, der mir mehr liegen sollte, etwas Kraft zu sparen und Reserven aufzuheben.“
Vorschau auf Tag 2
Morgen steht der Bewerb „Trail Short“ auf dem Wettkampfprogramm. Start ist um 9 Uhr in Innsbruck, dann geht es über 45,2 km und 3.132 hm nach Neustift im Stubaital. Die Strecke wird auf 85% Trailstrecken, 2% Schotterstrassen und 13% Asphalt gelaufen. Nach einem kurzen Abschnitt in der Altstadt am Goldenen Dachl vorbei geht es Richtung Nordkette, bevor es über den Inn Richtung Süden geht. Über die Mutterer Alm geht es aufs Kreuzjoch hinauf, der höchste Punkt der Strecke liegt sogar auf 2.399m Seehöhe, von wo es steil bergab zum Ziel nach Neustift geht.
Der Trail Short könnte nicht besser besetzt sein, die gesamte Weltelite ist hier am Start. Hans-Peter Innerhofer kann sich hier sicher die besten Chancen der Österreicher ausrechnen, auch wenn er noch nie so eine Distanz mit diesen Höhenmetern in einem Wettkampf absolviert hat. Wenn alles rund läuft ist für den Halbprofi im Feld der Vollprofis eventuell sogar ein Top-10-Platz in Reichweite. Mehr Routine auf so einer Strecke haben Sebastian Falkensteiner (LC Oberpinzgau) und die beiden Lokalmatadore Andreas Rieder und Dominik Matt (beide LG-Decker Itter), die vermutlich in die im Traillauf vier Läufer umfassende Team-Wertung kommen werden.
Bei den Frauen ist Ski-Bergsteig-Ass Johanna Hiemer (Union Pottenstein) am stärksten einzuschätzen, hinter ihrer Leistungsfähigkeit steht aber ein Fragezeichen, nachdem sie sich erst am vergangenen Wochenende beim Abschlusstraining die große Zehe gebrochen hat.
International könnten der britische Weltranglistenführende Jonathan Albon bei den Männern bzw. Toni McCann (RSA) bei den Frauen um den Sieg mitfighten, es dürfte aber in beiden Kategorien zu sehr spannenden und knappen Rennen kommen.
Für Österreich am Start
Bewerb |
Name |
Verein |
Short Trail |
Isabell Bichler |
LC-Niederwies-Kössen |
|
Johanna Hiemer |
Union Pottenstein |
|
Anja Neumann |
A.H. De Bettin Sparkasse SKG |
|
Michaela Pilat |
Austrian Skyrunning & Trailrunning Association |
|
|
|
|
Hans-Peter Innerhofer |
LC Oberpinzgau |
|
Sebastian Falkensteiner |
LC Oberpinzgau |
|
Gerhard Kaufmann |
Sparkasse SG Götzis |
|
Dominik Matt |
LG-Decker Itter |
|
Andreas Rieder |
LG-Decker Itter |
|
Bruno Schumi |
LG-Decker Itter |
ORF Übertragungszeiten
Der ORF überträgt alle Bewerbe der WMTRC live auf ORF Sport+. Kommentatoren sind Dietmar Wolff und Markus Kröll, Moderator ist Thomas Österle.
Tag |
Datum |
von |
bis |
Bewerb |
Do |
08.06.2023 |
11:30 |
14:30 |
Trail Short Herren & Damen (Start 09:00 - Ziel erwartet M 12:30-13:30, F 13:30-14:30) |
Fr |
09.06.2023 |
14:00 |
17:00 |
Trail Long Herren & Damen (Start 06:30 - Ziel erwartet M 15:15, F 16:25) |
Sa |
10.06.2023 |
11:50 |
13:15 |
Mountain Classic Herren (12:00) |
Sa |
10.06.2023 |
13:50 |
15:30 |
Mountain Classic Damen (14:00) |
Internet
Webpage WMTRC 2023 Innsbruck-Stubai
Instagram Trailrunning Team ÖLV
WM-Podcast "Laufend Entdecken"
Fotos: (C) GEPA Pictures