Das World Ranking soll zusätzlich Spannung erzeugen und vor allem auch das tatsächliche Leistungsvermögen eines Athleten oder einer Athletin widerspiegeln und Einmal-Ergebnisse ("One-Hit-Wonder") degradieren. Daher werden je nach Disziplin fünf Ergebnisse (Sprint, Langsprint, 800 m, 1.500 m, Hürden, technische Disziplinen), drei Ergebnisse (5.000 m, 10.000 m) oder zwei Ergebnisse (Marathon, Mehrkampf), meistens innerhalb von zwölf Monaten (Ausnahmen: Mehrkampf, Marathon 18 Monate), zur Einstufung herangezogen. Jeden Mittwoch wird neu berechnet und das aktualisierte World Ranking in jeder Disziplin veröffentlicht.
Regeländerungen für das Jahr 2022
Die Detailregelungen sind nicht ganz einfach, Bonus- und Maluspunkte aufgrund der Windstärke im Sprint, eine nicht immer ganz übersichtliche Kategorisierung der Wettkämpfe sowie Alternativdisziplinen machen die Nachvollziehbarkeit der World-Ranking-Berechnung nicht ganz einfach.
Seit Beginn des Jahres zählt nun der 10 km Straßenlauf als Alternativdisziplin für die 10.000-m-Wertung, die 5.000 m werden jetzt nicht mehr dafür berücksichtigt. Für die WM- und EM-Qualifikation werden demnach zwei 10.000-m-Rennen oder ein 10.000-m- und ein 10-km-Straßenlaufrennen herangezogen. Das gilt es für Julia Mayer und Andreas Vojta zu bedenken, falls sie Starts über die längste Stadiondistanz in München anstreben, was sie sich noch offen halten. Sämtliche Hallenbewerbe wurden ebenfalls als "Similar Events" eingestuft, daher kommen bei Riccardo Klotz, Markus Fuchs, Karin Strametz und Co. nur zwei Wettkämpfe aus der abgelaufenen Hallensaison in ihre Fünfer-Wertung.
Klotz, Strasser & Fuchs mit guten Punkten
Betrachtet man die Hallenwettkämpfe, so konnten bei den Männern vor allem Stabhochspringer Riccardo Klotz, Hochspringer Lionel-Afan Strasser und Sprinter Markus Fuchs ihre Ausgangssituation für eine mögliche EM-Qualifikation vor der Freiluftsaison deutlich verbessern, wie nachfolgende Tabelle verdeutlicht.
Punkte | World Ranking | Athlet/in | Veranstaltung | Ergebnis | World Ranking | Punkte (Leistung + Platzierung) |
1.170 | bestes Ergebnis | Markus Fuchs | Linz, 26.2.2022 | 60m - 6,64 (1.) | 100 m | 1.130 + 40 = 1.170 Punkte |
1.169 | bestes Ergebnis | Riccardo Klotz | Istanbul, 5.3.2022 | Stab - 5,50 (1.) | Stabhochsprung | 1.129 + 40 = 1.169 Punkte |
1.144 | drittbestes Ergebnis | Riccardo Klotz | Innsbruck, 15.1.2022 | Stab - 5,50 (1.) | Stabhochsprung | 1.129 + 15 = 1.144 Punkte |
1.138 | drittbestes Ergebnis | Markus Fuchs | Istanbul, 5.3.2022 | 60m - 6,68 (3.) | 100 m | 1.108 + 30 = 1.138 Punkte |
1.112 | zweitbestes Ergebnis | Lionel-Afan Strasser | Linz, 26.2.2022 | Hoch - 2,18 (1.) | Hochsprung | 1.072 + 40 = 1.112 Punkte |
1.087 | drittbestes Ergebnis | Lionel-Afan Strasser | Wien, 23.12.2021 | Hoch - 2,18 (1.) | Hochsprung | 1.072 + 15 = 1.087 Punkte |
1.072 | zweitbestes Ergebnis | Andreas Steinmetz | Linz, 26.2.2022 | Hoch - 2,14 (2.) | Hochsprung | 1.037 + 35 = 1.072 Punkte |
1.046 | drittbestes Ergebnis | Andreas Steinmetz | Lviv, 15.1.2022 | Hoch - 2,15 (4.) | Hochsprung | 1.046 + 0 = 1.046 Punkte |
Strametz, Grünwald mit je zwei Hallenwerten - Huemer ebenfalls
Bei den Damen konnte Hürdensprinterin Karin Strametz ihr Punktekonto mit zwei Hallenergebnissen aufbessern, sie liegt aber im World Ranking noch zurück, da sie in der letzten Freiluftsaison wenige Punkte erzielte. Weitspringerin Ingeborg Grünwald schrieb ebenfalls zwei Mal an, allerdings brachten ihre US-Wettkämpfe lediglich zweimal 15 Platzierungsbonuspunkte. Wenig, in Richtung EM-Qualifikation. Mehrkämpferin Sarah Lagger erhielt für ihren Staatsmeistertitel 1.126 Punkte und für den achten Hallen-WM-Platz 1.125 Punkte, ihr Linzer Fünfkampf ist daher für die EM-Qualifikation relevant, da bei den Mehrkämpferinnen nur ein Hallenergebnis berücksichtigt wird. Allerdings strebt Lagger die Direktqualifikation für München beim Hypomeeting Götzis an. Dafür sind dort 6.250 Punkte nötig.
Sehr gut ist nach wie vor die Ausgangsposition für 200-m-Sprinterin Ina Huemer und zwar trotz ihrer Verletzung in der aktuellen Hallensaison. Ihre beiden super Hallenzeiten im Juli des Vorjahres im altehrwürdigen Ferry-Dusika-Stadion bleiben für die WM-Qualifikation in der Wertung und für die EM zählt dann immerhin noch ein Ergebnis davon. Vorausschauende Planung macht sich in Sachen World Ranking absolut bezahlt.
Punkte | World Ranking | Athlet/in | Veranstaltung | Ergebnis | World Ranking | Punkte (Leistung + Platzierung) |
1.149 | bestes Ergebnis | Karin Strametz | Linz, 27.2.2022 | 60Hü - 8,23 (1.) | 100 m Hürden | 1.109 + 40 = 1.149 Punkte |
1.126 | zweitbestes Ergebnis | Sarah Lagger | Linz, 13.2.2022 | 5Kampf - 4.468 (1) | Siebenkampf | 1.096 + 30 = 1.126 Punkte |
1.119 | drittbestes Ergebnis | Karin Strametz | Linz, 19.2.2022 | 60Hü - 8,23 (2.) | 100 m Hürden | 1.109 + 10 = 1.119 Punkte |
1.118 | viertbestes Ergebnis | Magdalena Lindner | Linz, 26.2.2022 | 60m - 7,42 (1.) | 100 m | 1.078 + 40 = 1.118 Punkte |
1.105 | drittbestes Ergebnis | Ingeborg Grünwald | Birmingham, 19.2.2022 | Weit - 6,41 (1.) | Weitsprung | 1.090 + 15 = 1.105 Punkte |
1.090 | viertbestes Ergebnis | Ingeborg Grünwald | College Station, 5.2.2022 | Weit - 6,35 (1.) | Weitsprung | 1.075 + 15 = 1.090 Punkte |
Alle WM- und EM-Kandidat/innen, die keine zählbaren Hallenergebnisse erzielen konnten, müssen ihr Glück in einer kurzen und intensiven Freiluftsaison suchen. Spitzenleistungen bei den Freiluft-Staatsmeisterschaften, den Balkan-Meisterschaften (beide Kat. B) sowie den punktebesten Ein-Tages-Meetings in Österreich - Eisenstadt (Kat. C) und St. Pölten (Kat. D) - sind wohl ein Muss.
Weißhaidinger, Dadic und Mayr können es entspannt angehen
Diskuswurf-Olympiadritter Lukas Weißhaidinger ist ebenso wie seine Mehrkampf-Kolleginnen alle Sorgen los. Bei den Olympischen Spielen in Tokyo übertraf er sowohl die Quali-Weiten für Eugene als auch für München und hat seine Fix-Tickets für WM und EM bereits inne. Die Siebenkämpferinnen Verena Mayr und Ivona Dadic haben in Tokyo die EM-Direktqualifikation geschafft und liegen im World Ranking aufgrund ihrer Vorleistungen so gut, dass sie de facto auch ihren WM-Startplatz bereits sicher haben. 400-m-Läuferin Susanne Walli kann bereits fix mit der EM planen, denn in Tokyo unterbot sie mit 51,52 s die Norm dafür. Für die WM ist die Qualifikation noch ausständig.
Road-to-Eugene- und Road-to-Munich-Rankings online
Die internationalen Verbände wollen mit eigenen Road-to-Eugene- und Road-to-Munich-Seiten den Qualifikationsprozess transparent begleiten. Das bringt aber derzeit noch wenig Erleuchtung, denn die Listen sind aktuell noch sehr unvollständig, da sie im Gegensatz zum tatsächlichen World Ranking nur jene Leistungen berücksichtigen, die in den tatsächlichen Qualifikationszeiträumen liegen. Und da weist eine Vielzahl an Top-Athlet/innen nicht einmal die erforderliche Anzahl von zählbaren Ergebnissen auf, die nach dem 29. Juni 2021 für die WM-Qualifikation bzw. 27. Juli 2021 für die EM-Qualifikation erzielt wurden. Im Laufe der Freiluftsaison werden diese Listen dann sicherlich immer interessanter werden.
"Hätt' i, war' i" - Sieben WM- und zehn EM-Qualifizierte wäre heute Stichtag
Wäre heute Stichtag zur WM-Qualifikation wären neben Weißhaidinger, Mayr und Dadic auch Speerwerferin Victoria Hudson (14. im Road-to-Eugene-Ranking), Susanne Walli sogar über 200 m (54.) und 400 m (39.), Beate Taylor (Schrott) über 100 m Hürden (36.) und Eva Wutti im Marathon (97.) für Eugene qualifiziert, weil sie ausreichend sehr gute Platzierungen im Qualifikationszeitraum 29.6.2021 bis heute aufweisen. Der Konjunktiv sei doppelt unterstrichen.
Für die EM in München kämen bei der heutigen Betrachtung neben den Fix-Qualifizierten Weißhaidinger, Dadic, Mayr und Walli noch sechs ÖLV-Athlet/innen dazu: Magdalena Lindner (100 m, 25.), Sarah Lagger (Siebenkampf, 20.), Andreas Vojta (10.000m, 25.) sowie Riccardo Klotz (Stabhoch, 22.). Da für dieses Road-to-Munich-Ranking, wie bereits beschrieben, nur Wettkämpfe ab 27.7.2021 herangezogen werden, ist die Liste sehr ausgedünnt. So fehlt zum Beispiel Speerwerferin Victoria Hudson völlig, weil sie - wie viele andere Top-Athlet/innen - noch keine fünf Wettkämpfe im Beobachtungszeitraum bestritten hat. Die geforderte Anzahl an Wettkämpfen erfüllen stattdessen zwei ÖLV-Nachwuchsathleten, die, wenn heute abgerechnet werden würde, ein München-Ticket inne hätten. Bei 5.000-m-Läufer Emil Bezecny (aktuell 30.) und Dreispringer Endiorass Kingley (aktuell sogar 13.) wird die EM-Qualifikation aber im Endeffekt nur eine theoretische Spielerei bleiben. Sie belegen aber sehr gut, die äußert geringe Aussagekraft der Road-to-Munich-Website zum heutigen Tag.
Die verlinkte Datei gibt einen Überblick über die verfügbaren WM- und EM-Startplätze pro Disziplin und die extrem hohen Limits zur Direkt-Qualifikation, die verletzten Superstars eine Hintertür zum Startplatz offen lassen sollen, wenn sie nicht auf die geforderte Anzahl an zählbaren Ergebnissen im Qualifikationszeitraum kommen.
Die wichtigsten Freiluft-Events im Zuge der WM- und EM-Qualifikation
24.04.2022 - Vienna City Marathon (World Athletics Label Race)
15.05.2022 - Marathon-Staatsmeisterschaften beim Salzburg Marathon
26.05.2022 - Liese-Prokop-Memorial, St. Pölten (European Area Permit Meeting)
28./29.05.2022 - Hypo-Mehrkampfmeeting, Götzis (World Athletics Combined Event Tour)
02.06.2022 - Raiffeisen Austrian Open Eisenstadt (World Athletics Continental Tour Bronze)
18./19.06.2022 - Balkan-Meisterschaften, Craiova (ROU)
25./26.06.2022 - Österr. Staatsmeisterschaften. St. Pölten
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