In den Körper hineinhorchen und die Signale richtig deuten, das funktioniert eigentlich nur beim Leistungssportler oder ambitionierten Hobbyläufer. Was macht aber der Anfänger, um auf der sicheren Seite bzw. auf dem richtigen Weg zu Ziel und Erfolg zu sein? Er lässt sich ärztlich durchchecken und wissenschaftlich testen. Für eine kontinuierliche und effektive Leistungsentwicklung ist eine solche Diagnostik der Physis unverzichtbar. Erst mit der Definition des Ist-Zustands kann der Sportler mittel- bis langfristig sein Soll oder volles Potenzial ausschöpfen.
Nichts geht mehr oder viel Lärm um nichts
Die richtige Belastungsintensität im Training ist nur selten zu „erspüren“. Eine sportmedizinische Untersuchung schafft Vertrauen in den eigenen Körper. Leider trainieren die Hobbyathleten im Ausdauersport mit einer viel zu hohen Intensität, das führt oft zu Überlastungen und im schlimmsten Fall zum Übertraining. Nichts geht mehr. Auf der anderen Seite ist die Belastung auch manchmal deutlich zu niedrig – und somit auch der Trainingseffekt. Viel Lärm um nichts.
Die Untersuchung
Was wird beim Check gemacht? Im Rahmen einer Gesundheitsuntersuchung mit Leistungsdiagnostik wird zuerst mittels Belastungs-EKG das Herz-Kreislauf-System geprüft. Durch mehrmalige Laktat-Abnahme (Laktat ist das Salz der Milchsäure, das sich bildet, wenn der Körper stärker belastet wird) wird die aktuelle Leistungsfähigkeit mit Stärken und Schwächen ermittelt. Der Goldstandard ist die Kombination mit einer Spiroergometrie in der die Stoffwechselparatmeter sowie Atem- und Kreislauffunktion über die Atemgase gemessen werden. Alle Untersuchungen sich auch mit der jährlichen Vorsorgeuntersuchung kombinieren.
Individuell und maßgeschneidert
In einem abschließenden Gespräch erstellt der Sportmediziner oder Sportwissenschaftler ein individuelles Trainingskonzept, das ganz auf die Testperson zugeschnitten ist – also Trainingbereiche und Herzfrequenzzonen, innerhalb derer sie laufen soll.
Die Qualität der Diagnostik
Aber Vorsicht: Diagnostik ist nicht gleich Diagnostik. Tests unterscheiden sich in vielen Kriterien. Eine Prüfung der Qualitätsmerkmale vor der Durchführung zahlt sich auf jeden Fall aus. Worauf sollst du bei der Wahl eine Testangebots achten? Die wichtigsten Kriterien sind:
- medizinische Betreuung
Durch eine ärztliche Betreuung kann das medizinische Risiko vorab geklärt werden und bei Bedarf noch eine notwendige Untersuchung eingeleitet werden.
- ausführliche Anamnese
Bevor du getestet wirst, sollte der Untersuchende nicht nur genau über deine gesundheitliche Verfassung, sondern auch über deine sportliche Vergangenheit und Ziele informiert sein.
- sportartspezifischer Test
Einen Marathonläufer auf dem Radergometer zu testen ist nur bei einer medizinischen Fragestellung empfehlenswert, aus trainingswissenschaftlicher Sicht ist davon abzuraten. Läufer müssen auf dem Laufband getestet werden! Radfahrer gehören aufs Rad.
- Interpretation und Trainingsempfehlung/Trainingsplanung
Lass dir die Testwerte unbedingt interpretieren! Wie gut bist du? Was fehlt? Wo liegen die Stärken? Das sollte dich interessieren! Diese Tipps müssen für dich umsetzbar sein. Du solltest zumindest vier Herzfrequenzbereiche erhalten die max. 15 Schläge groß sind. Lass dir mehrere verschiedene Trainingseinheiten genau definieren. 30-90 Minuten bei Herzfrequenz 140-160 laufen – NEIN so bitte nicht, das geht viel genauer!!!
- Ganzheitlichkeit
Bei einer Leistungsdiagnostik solltest du mehr als nur Herzfrequenz- bzw. Tempobereiche erfahren. Gibt es Muskelfunktionstests? Wie schaut es mit der Lauftechnik aus? Bekomme ich Beratung, Empfehlung über Material (Laufschuhe, Kleidung)? Auch die Ernährung ist ein heißes Thema.
- Ausstattung und Rahmenbedingungen
Informiere dich schon vorher über die Ausstattung des Anbieters! Weil: Das Laufband bzw. der Radergometer sollte zu dir passen. Das Laufband sollte über einen Fallbügel mit Gurt verfügen, um eine sichere Diagnostik gewährleisten zu können. Ein großes Qualitätsgütekriterium stellen auch die Laktat-Messgeräte dar. Dieses Gerät sollte so genau messen, dass es auch in einem medizinischen Labor zum Einsatz kommen könnte.
- weiterführende Betreuung
Wer einen Trainingsplan schreiben kann, ist ein Leistungsdiagnostiker oder Trainer/Sportwissenschaftler deines Vertrauens. Brauchst du fachärztliche Betreuung (mit Verständnis für Laufsportler) oder Spezialisten in der Bewegungsanalyse, kannst du beim Institut deines Vertrauens nachfragen. Am meisten profitierst Du von einem Trainer der ein ausgezeichnetes Netzwerk an weiterführenden Spezialisten um sich hat, denn keiner kann alles wissen.
- selbsternannte Experten
Es ist wichtig, dass der Tester seine persönliche Erfahrung und Identifikation mit dem Sport mitbringt. Trotzdem sollen der wissenschaftliche Background und die bewiesenen Facts nicht vernachlässigt werden. Achte darauf, dass der Anbieter eine fundierte Ausbildung vorweisen kann!
Text: Mag. Michael Koller/SPORT Ordination