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Markus Fuchs spricht über seinen bisherigen Karriere-Höhepunkt

Markus Fuchs beim ORF-Interview (C) GEPA Pictures

Mit dem Semifinal-Einzug und dem 11. Platz im 60m-Bewerb der Männer sorgte der Athlet des ULC-Riverside Mödling für eine positive Überraschung in Glasgow. Grund genug, mit ihm über das Erlebte zu sprechen.

Markus Fuchs wird seit Jahren von ÖLV-Trainerin Mag. Victoria Schreibeis trainiert und konnte seine persönliche Bestzeit im 60m-Sprint in der heurigen Hallensaison von 6,70s (2017) auf 6,65s verbessern. „Nach den Staatmeisterschaften habe ich gewusst, dass ich eine gute Zeit laufen kann“, sagt Markus Fuchs, als er an die Erwartungshaltung für seine dritte Hallen-EM-Teilnahme zurückdenkt. Bei den ersten beiden Teilnahmen 2015 in Prag mit 6,85s und 2017 in Belgrad mit 6,84s scheiterte er jeweils im Vorlauf. „Mein Vorhaben war es, ins Semifinale zu kommen. Ich bin hingefahren mit der Einstellung, dass ich jetzt routinierter bin, wusste aber auch, dass die Karten alle neu gemischt werden.“

Direkt-Aufstieg ins Semifinale (Q)

Gleich im ersten 60m-Vorlauf der Samstag-Vormittagssession war Österreichs Staatsmeister am Start. Einen der erste drei Plätze erlaufen oder unter die sechs Zeitschnellsten zu kommen, war nötig, um ins Semifinale der Top-24 in der Abendsession zu gelangen. Und der 23-Jährige ließ nichts anbrennen, zeigte ein tolles Rennen und überquerte als Zweiter hinter dem späteren Silbermedaillengewinnen Emre Zafer Barnes (TUR) in 6,75s die Ziellinie. „Ich habe mich wahnsinnig gefreut, dass ich Zweiter werde im Vorlauf, habe einen echt super Lauf erwischt und hinten schon ein wenig abgedreht“, sprüht Fuchs noch immer vor positiven Emotionen, wenn er über seinen ersten Semifinal-Einzug in der Allgemeinen Klasse spricht.

Markus Fuchs im Vorlauf - Zweiter hinter Emre Zafer Barnes (C) GEPA Pictures

Platz 11 als bestes EM-Resultat

„Im Semifinale war ich vielleicht ein wenig zu verkrampft. Wenn ich so einen guten Lauf nochmals erwischt hätte, wäre ich unter 6,70s gelaufen“, meint der Perchtoldsdorfer jetzt im Nachhinein. Platz 5 im zweiten Semifinale mit 6,71s - einer schnelleren Zeit als im Vorlauf - und Platz 11 im Endklassement können sich aber durchaus sehen lassen, wie auch Fuchs empfindet: „Ich sehe, dass ich auch eine Top-8 Platzierung schaffen kann. Alle sind gleich nervös, weil es für jeden um etwas geht. Wenn du deine Top-Leistung abrufen kannst, dann kannst du aber jeden schlagen, fast jeden, das hat mir diese EM klargemacht. Das hätte ich mir vorher nicht gedacht“.

Was war dieses Mal anders?

„Ich bin positiver in den Wettkampf gegangen und habe mir nicht so einen Druck gemacht“, sagt der 23-Jährige Sprinter und fügt hinzu: „Ich habe innerlich schon gebrannt auf das Rennen und hatte ganz lockere Beine.“

Und doch gab es dieses Mal in der unmittelbaren Vorbereitung auf den 60m-Einsatz wesentliche Änderungen gegenüber den letzten Großereignissen, wo Markus Fuchs nicht seine gesteckten Ziele erreichen konnte.

„Ich habe mir dieses Mal überlegt, alles so wie vor einer österreichischen Meisterschaft zu machen“, erklärt er. Bei Samstag-Wettkämpfen wie in Glasgow ist dann immer am Donnerstag trainingsfrei und am Freitag steht eine kurze Aktivierungseinheit in der Kraftkammer auf dem Programm: „Ich wusste, dass ich dieses Mal die Form habe und habe mir gedacht, ich riskiere, dass ich zu wenig mache“. Bei den letzten Hallen-Europameisterschaften hatte Österreichs derzeit schnellster Sprinter stets das Training mit den offiziellen Startern in der EM-Wettkampfarena am Donnerstag – also zwei Tage vor dem Wettkampf – absolviert und so einen anderen Ablauf als gewohnt praktiziert. „The same as usual“ also als Erfolgsrezept.

Faktor Schlaf

„Ich habe in den Tagen vor dem Wettkampf sehr gut geschlafen und bin am Samstag extrem früh aufgestanden, um 6:00 Uhr, obwohl ich kein Morgenmensch bin“, sagt der ÖLV-B-Kaderathlet, der bei den letzten internationalen Wettkämpfen meistens länger das Bett hütete. Ein Vorgehen, dass sich aus seiner Sicht bewährte: „Solche kleinen Faktoren haben diesen Tag ausgemacht.“

Markus Fuchs im Semifinale (C) Jean-Pierre Durand

Verbesserungspotential

Den Umstand, dass ihm im Endeffekt zwei Tausendstel auf den zehnten Platz gefehlt haben, kommentiert er folgendermaßen. „Es schmerzt vielleicht ein wenig, obwohl ich total happy bin. Ich kann leider keinen Zielwurf“, fügt er hinzu. Das haben Trainerin Victoria Schreibeis und er bereits analysiert. In der Welt der Hundertstel und Tausendstel vielleicht ein kleiner, aber nicht unbedeutender Aspekt, um vielleicht noch ein, zwei Plätze weiter vorne zu landen.

Seinen Start sieht Fuchs als seine Stärke, wenngleich „ich überall noch Potential habe“, wie er sofort hinzufügt. Eine Zeit von 6,60s traut er sich aber auf jeden Fall zu. „Ich bin dieses Mal endlich einmal locker gelaufen. Das war eine Leistung mit der man sich präsentieren kann“, und damit konnte er das Großereignis auch nach seinem Bewerbsende noch genießen und die positive Stimmung aufsaugen, was in Berlin letzten Sommer ganz und gar nicht der Fall war, „da wollte ich sofort heimfliegen“, wie er berichtet.

Top-motiviert in die Freiluftsaison

Nach einer Woche Pause, startet dann am Montag bereits wieder die Vorbereitung auf die Freiluftsaison. Aufgrund der sehr guten Bedingungen in der Südstadt, wird Markus Fuchs fast ausschließlich zu Hause trainieren. Einzig in der Karwoche ist ein 8-tägiges Trainingslager in Magaluf, auf Mallorca, gemeinsam mit Dominik Distelberger, Alexandra Toth und anderen ÖLV-Athleten geplant. Dank der neuen Unterstützung durch den NÖLV ist es auch möglich, Physio Jan Schellmann zu diesem grundsätzlich durch den ÖLV finanzierten Trainingslager mitzunehmen, was aus seiner Sicht sehr wichtig ist: „Das hat mir das letzte Trainingslager gezeigt“, die begleitende Physiotherapie und Massage fördert den Regenerationsprozess und macht eine hohe Trainingsqualität über die gesamte Dauer erst möglich.

Markus Fuchs in Action (C) Jean-Pierre Durand

Eine 10,20er Zeit im Visier

„Im letzten Jahr habe ich eine 10,20er Zeit bereits drauf gehabt“, sagt der 1,73m große und 70kg schwere Sprinter: „Heuer bin ich besser drauf, benötige aber schnelle Rennen“. Als erste Saisonhöhepunkte gibt er die Universiade in Neapel (ITA) und die Staatsmeisterschaften im Juli an. Angesprochen auf die WM in Doha und das Limit von 10,10 Sekunden meint er: „Die 10,10s kann ich nicht richtig ansteuern. Es wird das Teilnehmerfeld aber auf 56 Athleten aufgefüllt. Vielleicht habe ich mit einer niedrigen 10,20er Zeit eine Chance“. Als Beispiel führt er dann den jetzigen 60m-Halleneuropameister Jan Volko (SVK) an, der in London 2017 auf diese Art und Weise zu seinem WM-Debüt kam.

Diese Hallen-EM ist sicher „der Höhepunkt meiner bisherigen Leichtathletik-Karriere“, wie er selbst sagt: „Ich glaube echt noch, dass da viel drinnen ist. Ich muss mich überall steigern. Im Europabereich ist aber vieles möglich.“ Das sehr gute Ergebnis motiviert Markus Fuchs jedenfalls zusätzlich:“ Ich gehe mit einer ganz anderen Motivation in die Freiluftsaison. Ich freue mich schon richtig, dass ich wieder trainieren kann und bin echt top-motiviert“.

Das ÖLV-Team wird unterstützt von

(C) EVA AIR

05/03/19 22:20, Text: Helmut Baudis

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