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Nachbetrachtung der U23-EM mit rot-weiß-roter Brille

Lena Pressler © ÖLV / Coen Schilderman

Die 14. Auflage der U23-Europameisterschaften ist Geschichte, Österreich schließt mit einer Bronzemedaille auf Platz 23 des Medaillenspiegels und mit 22 Punkten auf Platz 19 des "Placing Table", wo die Top-8-Platzierungen einfließen, ab. Wir ordnen das Abschneiden statistisch ein.

"Der Aufschung der heimischen Leichtathletik ist auch im Nachwuchs unverkennbar. Das größte Team bei einer U23-EM aller Zeiten hat auch die meisten Top-8-Platzierungen eingefahren. Ganz besonders freut es mich, dass mit Lena Pressler eine U18-EM-Medaillengewinnerin fünf Jahre später nun auch in der U23-Klasse Edelmetall holt und drauf und dran ist, sich auch für die WM in Budapest zu qualifizieren. Gratulation an sie und an ihre Trainerin Viola Kleiser, die sie behutsam aufgebaut hat", kommentiert ÖLV-Präsidentin Sonja Spendelhofer das Abschneiden in Espoo.

Medaillenspiegel an Großbritannien

Insgesamt 24 der 49 startberechtigten Länder des Europäischen Leichtathletik-Verbands konnten zu mindestens eine Medaille gewinnen. Großbritannien lag am Ende mit sieben Gold-, drei Silber- und vier Bronzemedaillen vor Frankreich und den Niederlanden voran. Quantitativ am meisten Edelmetall gewann Frankreich mit 14 Stück. Stark die Gastgeber aus Finnland, die zehn Podestplätze bejubeln durften - darunter drei Goldmedaillen. Deutschland mit acht und die Schweiz mit sechs Medaillen (1-2-3) lagen ebenso im Spitzenfeld. Österreich belegte am Ende ex aequo mit Kosovo den 23. Platz, der Leichtathletik-Riese Polen lag mit zwei Bronzemedaillen gerade einmal einen Platz vor Rot-Weiß-Rot.

Interessant ist vielleicht auch, welche Länder in Espoo ohne Medaillengewinn blieben, darunter einige Leichtathletik-Größen und nahezu der gesamte Balkan: Slowakei, Tschechien, Slowenien, Serbien, Kroatien, Dänemark, Bulgarien, Rumänien, Bosnien & Herzegowina, Albanien, Lettland, Mazedonien, Montenegro, Island, Malta, Luxemburg, Moldawien, Armenien, Aserbaidschan, Liechtenstein, Andorra, Monaco, Gibraltar und San Marino.

Top-8 im Medaillenspiegel

Rang, Land GOLD SILBER BRONZE Gesamt
1. Großbritannien 7 3 4 14
2. Frankreich 6 4 5 15
3. Niederlande 4 3 2 9
4. Spanien 4 2 5 11
5. Norwegen 4 2 3 9
6. Italien 3 6 2 11
7. Finnland 3 3 4 10
8. Deutschland 2 4 2 8

Österreich erreichte insgesamt sieben Medaillen in der 26-jährigen Geschichte dieser Titelkämpfe. Nur ein einziges Mal gab es zwei Medaillen zu bejubeln und das war im Jahr 1999 als Günther Weidlinger 3000-m-Hindernis-Europameister wurde und Hochspringerin Linda Horvath Bronze beisteuerte. Den letzten Podestplatz gab's übrigens 2017 durch Siebenkämpferin Verena Preiner mit Silber.

Placing Table an Frankreich, Österreich mit Allzeit-Punkterekord

Der sogenannte "Placing Table" ist ein interessantes Statistik-Tool, welches die Breite an Spitzenleistungen abbildet. Ein erster Platz wird mit acht Punkten gewertet, ein Achter mit einem Punkt. Frankreich setzte sich hier mit 145,5 Punkten vor Spanien (135 Pkt.) und Großbritannien (130 Pkt.) durch. Deutschland wurde Fünfter (126 Pkt.) und erreichte insgesamt zehn vierte Plätze. Polen, nur auf Rang 21 im Medaillenspiegel geführt, liegt hier unter den ersten acht Nationen und kann auf sechs vierte und neun sechste Plätze verweisen. Die Schweiz wurde mit elf Top-8-Plätzen Elfter (53 Pkt.). Österreich kam mit 22 Punkten - dem besten Punktewert aller Zeiten - auf den 19. Rang. Insgesamt 34 der 49 startberechtigen Länder konnten sich hier mit zu mindestens einer Top-8-Platzierung verewigen.

Top-8 im Placing Table

Rang, Land GOLD SILBER BRONZE 4. Platz 5. Platz 6. Platz 7. Platz 8. Platz PUNKTE
1. Frankreich 6 4 5 2 3 2 4 4 145,5
2. Spanien 4 2 5 3 6 3 4 3 135
3. Großbritannien 7 3 4 2 2 3 1 0 130
4. Italien 3 6 2 3 3 4 4 2 126,5
5. Deutschland 2 4 2 10 1 1 5 3 126
6. Finnland 3 3 4 3 2 5 1 3 112
7. Polen 0 0 2 6 3 9 4 2 91
8. Niederlande 4 3 2 2 1 1 3 2 90

Österreich erreichte erstmals in der Geschichte fünf Top-8-Plätze, bislang war hier drei der Höchstwert, der jeweils in den Jahren 2013, 2015 und 2021 erreicht wurde. Zwei Plätze unter den ersten Acht wurden in den Jahren 1999, 2005, 2011 und 2017 erzielt. Einmal - und zwar bei der Premiere 1997 - blieb Österreich sogar ohne Punkte in dieser Wertung. Der Aufwärtstrend in Österreichs Nachwuchsarbeit ist unverkennbar, sowohl was die Quantität (Anzahl der Qualifizierten) und Qualität (Top-Platzierungen) im Vergleich zu den 2000er-Jahren zeigt. Dies wird auch durch die fünf punktebesten Ergebnisse im Placing Table sichtbar, nur das Jahr 1999 bildete einen Ausreißer nach oben und das Jahr 2019 einen nach unten (1 Platzierung, 4 Punkte).

Die fünf punktebesten ÖLV-Ergebnisse im Placing Table

Veranstaltung Punkte Anzahl Top-8 Athlet/innen
Espoo 2023 22 5 3. Pressler, 4. Kingley, 5. Schuler, 5. Frey, 6. Reicht
Tallinn 2015 16 3 3. Dadic, 4. Preiner, 4. Grünberg
Göteborg 1999 14 2 1. Weidlinger, 3. Horvath
Tallinn 2021 10 3 4. Lagger, 6. Madl, 6. Grünwald
Bydgoszcz 2017 9 2 2. Preiner, 7. 4x100m-Staffel Frauen

17/07/23 19:46, Text: Helmut Baudis


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