Für Lukas Weißhaidinger (ÖTB OÖ LA) ist ein Besuch auf dem Siegerpodest kein Neuland, aber der Weg dorthin ist niemals ein leichter. In einem unvergleichlich spannenden Wettkampf konnte der Taufkirchner nach gutem Start auch in den späteren Versuchen bei Windstille im Gegensatz zur Konkurrenz noch etwas draufpacken, obwohl die neue Technik laut ÖLV-Sportdirektor und Trainer Dipl. Ing. Gregor Högler noch nicht ganz perfekt war. Die Serie des Oberösterreichers im Finale lautete:
- 65,60m 2.Platz / 63,07m 4.Platz / 66,78m 4.Platz / 63,99m 4.Platz / 67,70m 2.Platz / 64,42m 2.Platz
Weltrekordler und Titelverteidiger Mykolas Alekna (LTU) musste sich zum ersten Mal in dieser Saison geschlagen geben und belegte mit 67,48m im hochklassigen Wettkampf “nur” Platz 3. Auf Gold von Kristjan Ceh (SLO) fehlten mit 38 Zentimetern so wenig wie noch nie. Auch Olympiasieger und Weltmeister Daniel Stahl (SWE) musste sich diesmal mit 66,84m und Rang 4 begnügen. Die Silbermedaille war natürlich eine große Bestätigung für die Arbeit des ganzen Teams, bestehend aus Trainer Gregor Högler, Teamarzt Richard Högler, Assistenztrainer Benjamin Rauscher, Physiotherapeut Frederik Siemes und Sportmasseurin Patricia Hana. Trotz Aufstieg in den elitären Kreis der 70 Meter Werfer im vergangenen Jahr mit dem Rekordwurf auf 70,68m, wagte man sich an eine Technikumstellung und wurde gleich beim ersten Großereignis belohnt.
Der rund 20-köpfige Weißhaidinger-Fanclub mit Bruder Franz und Freundin Hanna sorgte im Stadion für die entsprechende Stimmung. Nach der Siegerehrung um 23:30 Uhr auf der Medal Plaza wurde in der ewigen Stadt mit dem neuen Silbermedaillengewinner noch einige Zeit gefeiert.
Nach Gold für Liese Prokop (Fünfkampf / 1969) und Ilona Gusenbauer (Hochsprung / 1971) sowie Silber für Herma Bauma (Speerwurf / 1950) war dies die erste männliche Silbermedaille eines österreichischen Leichtathleten bei Freiluft-Europameisterschaften.
Lukas Weißhaidinger: “Das ist eine richtig schwere und schöne Medaille. Die bekommt man nicht einfach geschenkt, sondern ist etwas ganz Besonderes. Das ich jetzt Vize-Europameister bin, ich denke da müssen ein paar Tage vergehen, bis ich das wirklich begreife. In der Qualifikation war es das Wichtigste, nicht zu viele Körner zu verbrauchen. In der ersten Gruppe hatten wir einen schattigen Bereich, das war ein großer Vorteil. Ich habe die drei Versuche gemacht und gewusst, dass das reicht. Ein Rekord in der Qualifikation bringt mir nichts, wenn ich dann im Finale nicht weit werfe. In der Pause sind wir ins Hotel und haben gegessen und ich habe mich kurz ausgelockert. Um halb sechs sind wir mit Bus wieder ins Stadion gefahren. Ich war voll fokussiert und überzeugt, dass ich um die Medaillen mitkämpfen kann. Die letzten Wochen habe ich gut überstanden und ich hatte noch viel Kraft für den Abend. Der erste Wurf war gleich ein guter und solider Start. Die nächsten Versuche waren auf Messers Schneide, da trifft man halt einen mal etwas besser und mal schlechter. Der Fünfte hat dann super gepasst, Gregor hat mir noch einmal die richtigen Anweisungen gegeben und mich super gepusht. Zum Schluss hat dann die Medaille rausgeschaut.
Ich denke wir haben alles richtig gemacht mit der Technikveränderung. Ich bin sehr stolz auf die Medaille, und einen Weltrekordhalter und Olympiasieger zu schlagen ist schon sehr, sehr cool. Für Paris gibt es natürlich noch Sachen zu verbessern. Gregor nennt das die aerodynamische Güte wie der Diskus fliegt. Wenn der Diskus schlecht in der Luft liegt und abstürzt, bringt der beste Abwurf nichts. Man muss das aber dann auch bei der Meisterschaft abrufen können. Wenn man im gestrigen Feld Zweiter wird, kann man nicht viel falsch gemacht haben, sonst ist man gleich ganz hinten. Es macht Spaß jeden Tag zu versuchen, Dinge besser zu machen. Es macht auch Spaß, jetzt noch eineinhalb Monate Zeit bis Paris zu haben und vielleicht noch 1-2% rausholen zu können. Ich bin mir nur nicht ganz sicher, ob ich nun in Mykolas und Daniel nicht den Löwen erweckt habe. Die waren gestern natürlich nicht sehr glücklich.”
Gregor Högler: “Nachdem der Luki der Weiteste beim Einwerfen war, haben wir gesehen, dass die anderen auch nur Menschen sind und sich eine Medaille ausgehen kann. Vor dem Wettkampf haben wir zum Beispiel Alekna noch eher als unantastbar gesehen. Schon bei den ersten Würfen hat man gesehen, dass es für sie nicht so gut läuft. Beim fünften Versuch war wirklich nicht mehr viel Platz, da hat Luki aber super gekämpft um im Ring zu bleiben. Er war gestern voll im Wettkampf dabei und sehr aggressiv. Die Flugkurve war aber sicher noch nicht perfekt, der Diskus hat sich in der letzten Flugphase etwas aufgestellt. Da können wir uns noch verbessern, es fehlt noch etwas an der aerodynamischen Güte. So hat man nur den Luftpolster, den man sich über die Abwurfgeschwindigkeit erarbeitet hat. Durch die Technikumstellung hat Luki jetzt eine Abwurfgeschwindigkeit von ca.24,5m/s zur Verfügung, das muss man aber auch nützen und den Diskus richtig reinlegen.
Das Risiko zu gehen und so eine Technikumstellung nicht einmal ein Jahr vor Olympia anzugehen, das hätte sich vermutlich fast keiner getraut. Wir mussten was machen, denn wir wollen bei Olympia eine Medaille holen und mit der alten Technik wären die Chancen sehr gering gewesen. Das hat sich definitiv ausgezahlt, das hat man jetzt schon gesehen, darüber freue ich mich sehr. Für die Olympischen Spiele setzen wir uns jetzt kein Limit mehr. Wir sehen, dass wir unter den Medaillenkandidaten wieder voll mit dabei sind. In den nächsten Wochen arbeiten wir an der Festigung der Technik und der einzige Wettkampf sind die Staatsmeisterschaften Ende Juni. Das war die wertvollste Medaille die Luki je erreicht hat, weil das Niveau im Männerdiskus in den letzten Jahren nochmal extrem gestiegen ist. Nur der Australier Matthew Denny hat gestern im Feld gefehlt.”
ÖLV Medaillengewinner bei Freiluft-Europameisterschaften seit 1934
Gold (2)
- 1969 - Liese Prokop (Fünfkampf)
- 1971 - Ilona Gusenbauer (Hochsprung)
Silber (2)
- 1950 - Herma Bauma (Speerwurf)
- 2024 - Lukas Weißhaidinger (Diskuswurf)
Bronze (8)
- 1938 - Karl Kotraschek (Dreisprung)
- 1969 - Maria Sykora (400m)
- 1990 - Hermann Fehringer (Stabhochsprung)
- 1998 - Stephanie Graf (800 Meter)
- 2012 - Beate Schrott (100 Meter Hürden)
- 2016 - Ivona Dadic (Siebenkampf)
- 2018 - Lukas Weißhaidinger (Diskuswurf)
- 2018 - Männer Teamwertung (Marathon)
Medaillen von Lukas Weißhaidinger bei internationalen Großereignissen
- 2024 EM Rom - Silber
- 2021 Olympia Tokio - Bronze
- 2019 WM Doha - Bronze
- 2018 EM Berlin - Bronze
Die EM im Internet
Fotos
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Die ÖLV-Pressekonferenz vom 3.6. (Live um 11 Uhr auf ORF Sport+) gibt es auf ORF ON zum An- oder Nachschauen.
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Mo |
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Di |
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Mi |
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