Frey und Schauer holen Staatsmeistertitel über 5000m
Im A-Lauf der Männer waren drei Österreicher vertreten. Lokalmatador Sebastian Frey (DSG Wien) hatte erst vor wenigen Tagen in Heusden-Zolder (BEL) seinen eigenen ÖLV-U23-Rekord auf tolle 13:20,65 min verbessert. Der Wiener nahm das Tempo der Spitze gleich einmal auf und startete stark. Die Durchgangszeit nach drei Kilometern war 7:57, womit er schneller war als Günther Weidlinger bei seinem Rekordlauf auf 13:13,44 min im Jahr 2005. Am Ende wurde das Risiko nicht belohnt und es reichte nicht ganz, mit 13:29,04 min holte Frey aber wie erwartet den Staatsmeistertitel und zusätzlich noch die 70 Bonuspunkte für das World-Ranking. U20-EM-Medaillenginner Kevin Kamenschak (ATSV Linz LA) lief lange auf Position 2 im Meisterschaftsrennen, wurde aber auf der vorletzten Runde von „Altmeister“ Andreas Vojta (team2012.at) überlaufen. Der Niederösterreicher holte in 13:41,44 min Silber, der Oberösterreicher wurde mit einer Zeit von 14:00,63 min Dritter. Im B-Lauf war schon zuvor Timo Hinterndorfer (DSG Wien) im Einsatz gewesen, der Wiener, erst kürzlich schnellster ÖLV-Athlet bei der Halbmarathon-EM in Rom, finishte in 14:07,91min (PB).
Sebastian Frey: „Ich hatte heuer schon sehr gute Rennen, wann wenn nicht heute hier beim Heimrennen sollte ich einen Angriff auf den Rekord probieren. Es sollte halt nicht sein, aber ich bin sicher, dass er bald fallen wird. Die Bedingungen waren perfekt, die Zuseher großartig, die Stimmung ist einfach einzigartig.“
Bei den Frauen hatte auf den ersten Runden Nachwuchstalent Ella Hagen (LAC Salzburg) ein paar Meter Vorsprung auf den Rest der heimischen Favoritinnen, doch bereits nach rund 800m schob sich wieder alles zusammen. Die Durchgangszeiten nach 1, 2, 3 und 4 Kilometern lauteten 3:17 / 6:38 / 10:02 / 13:23. Mit Sandrina Illes (Union St.Pölten), Sandra Schauer (Union St.Pölten), Nada Ina Pauer (SVS LA), Lisa Redlinger (TS Lustenau) und Cordula Lassacher (ATUS Knittelfeld) liefen alle heimischen Top-Läuferinnen in einem Pulk. Rund 600m vor dem Ziel beschleunigte die Steirerin, Schauer konnte aber kontern und mit einem langen Endspurt auf den letzten 200m in neuer PB von 16:34,50 min den Titel holen. Lassacher belohnte sich mit Silber und ebenfalls neuer PB von 16:37,69 min, Bronze ging in 16:40,74 min an Pauer.
Sandra Schauer: „Natürlich war es lange ein taktisches Rennen, ich habe mir einmal angeschaut wie es sich so entwickelt. Es war sehr heiß, dafür ist die Zeit überraschend schnell gewesen. 5.000m ist für mich ja eine sehr lange Distanz, am liebsten laufe ich ja die 1500m, da freue ich mich schon auf die Staatsmeisterschaften nächste Woche.“
Flut an Limits für Paris über 5000m
Auf die Olympianorm von 13:05,00min war das Rennen ausgerichtet, das hielt die Top-Läufer aber nicht davon ab es sogar noch schneller zu probieren. Das Feld zog sich gleich in die Länge, die angeschlagene Pace war enorm und deutete auf unter 13 Minuten hin. So war es dann auch, nach einem mitreißenden Finale können sich gleich drei Sportler hinkünftig Olympionike nennen lassen. Der WM-Dritte von 2022 Oscar Chelimo (UGA) hatte das bessere Ende für sich, in 12:59,19min blieb er als einziger unter der 13-Sekunden-Marke, noch nie lief laut Statistiker Karl Graf jemand auf einer österreichischen Bahn schneller. Der zweifache Diamond-League-Sieger Telahun Haile Bekele (ETH) in 13:00, 95 min lag nicht weit dahinter, dem Dritten Aron Kifle (ERI) gelang eine Punktlandung, er erbrachte in 13:05,00 min exakt die Norm für Paris.
Oscar Chelimo: „Es ist unglaublich was hier heute passiert ist. Wir wurden von den Zusehern so angetrieben, wir wurden immer schneller. Es ist ein Traum jetzt zu den Olympischen Spielen nach Paris fahren zu dürfen. Ich bin einfach nur happy, happy, happy.“
Wenn die Frauen die ersten drei Kilometer in 8:54 anlaufen, dann deutet das schon auf eine sehr flotte Endzeit über 5.000m hin. Die Stimmung am LAZ Wien war großartig, die Zuseher feuerten die Läuferinnen lautstark an. Die Athletinnen honorierten das und hielten das Tempo weiter hoch, das Olympia-Limit von 14:52,00min war das Ziel der Schnellsten. Dann riss das Feld etwas auseinander, als die Spitze den Speed noch einmal erhöhte und dem „Wave-Light“, das genau auf die Paris-Norm eingestellt war, davonlief. Mit einem enormen Endspurt konnte sich dann Likina Amebaw (ETH) in 14:40,16 min hauchdünn gegen Margaret Chelimo Kipkemboi (KEN) in 14:40,38 min durchsetzen, die beiden sprangen damit ebenso wie die drittplatzierte Francine Niyomukunzi (BDI) mit 14:44,97 min auf den Zug nach Paris auf. Auch diese Werte bedeuten „All-Comers“-rekorde für Österreich. Als beste Europäerin belegte die amtierende 3.000m-Hallen-Europameisterin Hanna Klein (GER) in 14:58,71 min Rang 8, gleich zehn Läuferinnen blieben in einem sensationellen Bewerb unter 15 Minuten.
Gleich drei Olympianormen über 800m
Zwei großartige Rennen bekamen die Zuseher über 800m serviert, denn in beiden Läufen fiel das jeweilige Olympia-Limit von 1:59,30min bzw. 1:44,70min. Im Rennen der Frauen machte die Pacemakerin einen ausgezeichneten Job und führte das Feld fast 600m in der geplanten Geschwindigkeit an. Dann übernahm Mitfavoritin Bendere Oboya (AUS) die Initiative und konnte sich sogar von der Konkurrenz absetzen. Mit starken letzten 200 Metern konnte die Australierin die Olympianorm mit ihrer Siegerzeit von 1:58,56 min (PB) deutlich unterbieten. Die Zweitplatzierte Charlotte Pizzo (FRA) blieb mit 1:59,99 min (PB) erstmals hauchdünn unter der 2-Minuten-Schallmauer, die 19-Jährige Favoritin Claudia Hollingsworth (AUS), die heuer bereits 1:58,40min stehen hatte, wurde in 2:00,02 min Dritte.
Bendere Oboya: „Das Setup hier ist einfach der Wahnsinn, die Zuschauer peitschen einen einfach nach vorne. Es war heute das perfekte Rennen für mich, das hätte ich so nicht erwartet. Ich in überwältigt das Limit für Paris geschafft zu haben.“
Bei den Männern fiel die Olympia-Norm gleich zwei Mal. Obwohl das Feld die Pace vom Tempomacher nicht ganz annahm und einige Meter Rückstand hatte, war die zweite Runde dann so flott, dass sich sowohl Sieger Peyton Craig (AUS) in 1:44,12 min als auch Corentin Le Clezio (FRA) in 1:44,25 min deutlich steigerten und in Paris mit dabei sein werden. Der erst 19-Jährige Australier stellte damit auch neuen U20-Ozeanien-Rekord auf. Es waren gleichzeitig auch die dritt- und viertschnellste Zeit, die jemals auf österreichischem Boden erzielt wurden, wie die Statistik von Karl Graf zeigt. Auch George Mills (GBR), der erst vor wenigen Tagen in Rom EM-Silber über 5.000m geholt hatte, konnte als Dritter seine PB auf 1:46,11 min verbessern. Nicht den besten Tag erwischte der mehrfache Hallen-EM-Medaillengewinner Jamie Webb (GBR), er kam als Achter dieses Laufes nur auf 1:49,39 min.
Peyton Craig: „Das ist der coolste Tag meines Lebens. Es ist ein Wahnsinn hier die Olympia-Norm zu knacken. Das hätte ich nie gedacht, nie erwartet, es ist der Hammer.“
Staatsmeister Elias Lachkovics (SVS LA) verbesserte im B-Lauf in einem sehr engagierten Rennen seine hier 2023 aufgestellte persönliche Bestleistung um gleich mehr als 1,5 Sekunden auf 1:48,38 min. Auch Niklas Kainrath (Union St.Pölten) erzielte in 1:51,47 min neue PB.
Elias Lachkovics: „Es hat sich durch die Trainingsleistungen schon abgezeichnet, dass heute eine PB fallen könnte, aber mit der Zeit bin ich natürlich mehr als zufrieden. Ich habe versucht mich vorne zu positionieren um den Rangeleien aus dem Weg zu gehen, das ist mir gut gelungen. Es ist einfach toll in so einem starken und dichten Rennen mit dabei zu sein.“
Spannende Rennen über 3000m Hindernis
Ein sehr spannendes Rennen entwickelte sich über die 3.000m Hindernis der Frauen. Erst bestimmte zwei Kilometer lang die Schweizer Favoritin Chiarra Scherrer (SUI) das Tempo, bevor sie plötzlich langsamer wurde und dann sogar ausstieg. Dann gingen gleich vier Läuferinnen Schulter an Schulter auf die letzten 400m, aus diesen engen Vierkampf ging dann Ikram Ouaaziz (MAR) in 9:32,83 min (PB) als Siegerin hervor. Das Olympia-Limit von 9:23,00min wurde aber in diesem Bewerb nicht unterboten. Mitten in diesem starken Feld ging es EM-Teilnehmerin Lena Millonig (ULC Riverside Mödling) sehr flott an, 3:12 bzw. 6:27 lauteten ihre Durchgangszeiten nach einem bzw. zwei Kilometern, womit sie sogar auf Rekordkurs lag. Auf den letzten zwei Runden musste die Niederösterreicherin aber etwas Tempo rausnehmen und kam nach 9:53,38 min ins Ziel, womit sie als Achte aber nur gut sieben Sekunden über ihrem eigenen ÖLV-Rekord blieb. Toll war heute auch Katharina Götschl (USKO Melk) unterwegs, die zwar die 10-Minuten-Schallmauer nicht knacken konnte, mit 10:11,13 min aber neuen ÖLV-U23-Rekord aufstellte.
Lena Millonig: „Ich war von den letzten Rennen schon etwas müde. Auch bin ich etwas zu schnell angegangen, daher hat es für den Rekord nicht ganz gereicht, aber ich bin trotzdem zufrieden. Schade, dass es heuer nicht für Olympia gereicht hat, aber mir fehlten durch die Verletzung einfach die Ergebnisse aus dem Vorjahr.“
Auch bei den Männern war es nicht weniger spannend, lange lag das große Feld auf Kurs Olympialimit, erst gegen Ende des Rennens konnte die Läufer das Tempo des „Wave-Lights“ nicht ganz halten. Knapp mehr als 4 Sekunden fehlten dem Sieger Faid El Mustafa (MAR) nach 8:19,36min auf die Norm von Paris, die bei 8:15,00min steht. Phil Norman (GBR) musste sich nur um 22/100s geschlagen geben, insgesamt blieben gleich neun Athleten blieben in diesem schnellen Rennen unter 8:28,00min. Schnellster Österreicher war Bernhard Schmid (SVS LA), der vor allem auf der zweiten Streckenhälfte eine ausgezeichnete Figur machte und mit 9:07,47 min (PB) auf den letzten Metern noch Bernhard Neumann (DSG Wien) abfangen konnte, der 9:09,77 min benötigte.
Fotos (Bilder honorarfrei verwendbar bei Nennung © ÖLV / @wolf.amri)
Livestream (englisch kommentiert, nach der Veranstaltung jederzeit on demand abrufbar)
TV-Beiträge vom Meeting werden am Mittwoch, 26.6. um 20:15 auf ORF Sport+ und am Sonntag, 30.6. um 12:10 auf ORF 1 in der Sendung Sportbild gesendet.
Wichtige Stadion-LA-Termine 2024
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