Raphael Pallitsch (Geb.dat. 18.12.1989) – 1.500m PB/SB 3:33,59min (ÖR)
Die faszinierende Geschichte des mittlerweile 34-Jährigen Rapahel Pallitsch (SVS LA) bekommt nun ein neues Kapitel, das wohl niemand für möglich gehalten hätte. Nach der hauchdünn verpassten Qualifikation über 800m für die Olympischen Spiele 2012 in London folgten für den Burgenländer durch eine schwere Fußverletzung verursachte Leidensjahre, die schließlich im frühen Karriereende mündeten. Neben dem Berufseinstieg als Lehrer und der Tätigkeit als Leichtathletiktrainer blieb aber immer der Hintergedanke es noch einmal zu versuchen, um irgendwann „selbstbestimmt“ aufhören zu können. Vor genau sechs Jahren war es dann soweit, der Oggauer begann wieder zu trainieren und es zeigte sich bald, dass er mit den jungen Läufern mithalten konnte. So reifte sein Entschluss sich den Traum einer Olympiateilnahme doch noch zu erfüllen, 2021 wurde dann der Job gekündigt und die zweite Profi-Karriere gestartet – Pallitsch ging quasi „All-In“.
Es folgte auf der neuen Distanz von 1500m ein stetiger Weg bergauf, zuerst waren es mehrere Staatsmeistertitel und die Verbesserungen der persönlichen Bestzeiten. Das unglaubliche Comeback führte den Läufer, der auch sein eigener Trainer ist, dann 2023 sogar zur WM nach Budapest (HUN). Heuer war der Athlet der SVS-Leichtathletik nach zwei Verbesserungen des ÖLV-Rekordes zum zweiten Mal nach 2012 bei einer EM am Start, und zeigte dort im Finale einen wahren „Wunder-Endspurt“, der ihn auf den großartigen 6. Rang nach vorne spülte. Das direkte Limit für Paris verfehlte „Raphi“ nur um 9/100s, gleich mehrere Ergebnisse auf hohem Niveau brachten aber über das World-Ranking sehr sicher die Olympia-Qualifikation. In wenigen Tagen ist es nun also soweit, Raphael Pallitsch wird sich endlich „Olympionike“ nennen dürfen. Doch wer ihn kennt weiß, dass er auch dort nicht nur dabei, sondern mittendrin sein will. Über die 1500m stehen vier Runden auf dem Programm: Vorlauf, Hoffnungsrunde, Semifinale und Finale.
Raphael Pallitsch: „Mein heuriges Jahr ist einfach optimal verlaufen. Ich bin nur sehr ausgewählte Wettkämpfe gelaufen, bei sechs Rennen habe ich drei Rekorde aufgestellt und war bei der EM Sechster. Es war von A-Z die perfekte Saison für mich bisher, die Olympia-Quali war natürlich dann die Krönung.
Mit der Entscheidung nach dem Finale bei der EM in Rom keine Wettkämpfe mehr zu laufen, bin ich im Nachhinein sehr zufrieden. Die Olympia-Qualifikation war damals schon sehr wahrscheinlich, auch wenn natürlich noch ein wenig Unsicherheit dabei war. Dadurch war die Vorbereitung mit den in Summe einmonatigen Trainingscamps in der Höhenlage auf der Turracher Höhe und in St.Moritz sehr gelungen. Ich kam dann sehr frisch zurück und absolviere jetzt die letzten Trainings im Wiener Raum, auch um den Höheneffekt wirken zu lassen und mich an die Hitze zu gewöhnen.
Jetzt kann ich mich wunderbar auf den Vorlauf in Paris vorbereiten, der ungefähr das Niveau des EM-Finales haben wird. Vielleicht sogar noch höher, wie die Bestzeiten und Trials der Läufer aus Afrika und Amerika zeigen. Ich habe aber nichts zu verlieren, mein Ziel ist es aber trotz der schwierigen Ausgangslage ins Semifinale aufzusteigen. Interessant wird sicher sein, wie es mit dem neuen Modus der Hoffnungsläufe aus taktischer Sicht wird. Ich freu mich jedenfalls riesig auf die Olympischen Spiele.“
Zeitplan
Datum |
MESZ |
Bewerb |
Athlet / Athletin |
02.08. (FR) |
11:05 |
1.500m (VL) Männer |
Raphael Pallitsch |
03.08. (SA) |
19:15 |
1.500m (Rep) Männer |
Raphael Pallitsch |
04.08. (SO) |
21:10 |
1.500m (SF) Männer |
Raphael Pallitsch |
06.08. (DI) |
20:50 |
1.500m (Finale) Männer |
Raphael Pallitsch |
Rückblick auf die rot-weiß-rote Olympiahistorie über 1500m Männer
Die Geschichte männlicher österreichischer 1500m-Läufer bei Olympia begann 1900 in Paris. Hermann Wraschtil, der später langjähriger ÖLV-Präsident und auch Mitbegründer des Leichtathletik-Weltverbandes war, belegte Rang 6. Auch in Paris 1924 war ein Österreicher auf dieser Distanz mit dabei, Ferdinand Friebe schied aber im Vorlauf aus. 1936 in Berlin waren es mit Franz Eichberger und Emil Hübscher sogar zwei Athleten, die zwar über die 1500m die 1. Runde nicht überstanden, beide aber über 800m ins Semifinale einzogen. Ersterer stellte in seinem 1500m-Heat mit 3:59,2min (h) sogar österreichischen Rekord auf.
Nach dem zweiten Weltkrieg war es dann Fritz Prossinagg, der Österreichs Farben 1952 in Helsinki im Vorlauf vertrat, aber selbst ein ÖLV-Rekord von 3:54,2 min (h) war nicht genug für ein Weiterkommen. 1960 in Rom taucht mit Rudolf Klaban dann ein Name in der Ergebnisliste auf, der wohl allen Sportstudenten Ost-Österreichs ewig in Erinnerung bleiben wird. Der Wiener war auch acht Jahre später in Mexico City wieder mit dabei, aber wie auch dazwischen seinem schärfsten heimischen Konkurrenten Volker Tulzer 1964 in Tokio blieb ihm bei beiden Olympiateilnahmen über die 3 ¾ Runden der Aufstieg ins Halbfinale verwehrt. Dieses schaffte dann 1980 Robert Nemeth in Moskau, als er mit einer Vorlaufzeit von 3:38,3min, die nur hauchdünn über seinem kurz zuvor aufgestellten ÖLV-Rekord lag, ins Semifinale einzog.
Bei den „Jubiläums-Spielen“ 1996 in Atlanta waren es wieder zwei heimische Mittelstreckler, welche die 1500m in Angriff nahmen. Der Steirer Werner Edler-Muhr mit Krämpfen sowie der derzeitige TLV-Vizepräsident Thomas Ebner, der sein Rennen 1.000m lang anführte, mussten aber nach der Vorrunde die Segel streichen. Nicht anders erging es dem bislang letzten heimischen Athleten der bei Olympischen Spielen 2012 in London über diese Distanz mit dabei war, Andreas Vojta hat sich sein Tattoo mit den fünf Ringen aber trotzdem redlich verdient.
Rudolf Klaban (ganz rechts)
Die Olympischen Spiele im Internet
Startlisten / Live-Ergebnisse folgt
Weiterer Fahrplan
In einem Olympia-Countdown werden wir täglich jeweils einen der sieben ÖLV-Teilnehmer im Detail vorstellen und dabei auch die jeweilige Disziplin in der bisherigen Geschichte der Olympischen Spiele aus heimischer Sicht betrachten.
Freitag, 26.Juli: 100m Männer – Markus Fuchs
Samstag, 27. Juli: 110m Hürden Männer – Enzo Diessl
Sonntag, 28.Juli: Diskuswurf Männer – Lukas Weißhaidinger
Montag, 29.Juli: 400m Frauen – Susanne Gogl-Walli
Dienstag, 30.Juli: Speerwurf Frauen – Victoria Hudson
Mittwoch, 31.Juli: Marathon Frauen – Julia Mayer
Fotos: (C) GEPA Pictures, ÖLV