Leonard Chemutai holt Gold, Innerhofer fällt nach Unfall aus
Kenia, Uganda und ein einsamer Deutscher, so sah es an der Spitze des Männerrennens die ganze Zeit über aus. Kurz vor Ende der ersten Runde kam es zu einer kuriosen Szene, als Eliud Cherop (UGA) zum Endspurt ansetzte, als erster die Ziellinie überquerte und dachte gewonnen zu haben. Daraufhin übernahm der in Osttirol lebende und trainierende Kenianer Ombogo Kiriago Philemon die Spitze, dicht gefolgt von Leonard Chemutai (UGA) und Filimon Abraham (GER). Auf dem letzten Downhill attackierte der Läufer aus Uganda und konnte sich nach einem dramatischen Finish in 56:14min erstmals als Weltmeister feiern lassen. Nur 7sek zurück holte Philemon Silber, und auch Abraham war mit 13sek Rückstand bis zum Schluss in Schlagdistanz zu Gold. Der Mannschaftstitel ging wie erwartet an Kenia, die nur 15 Platzierungspunkte in die Wertung brachten.
Aus österreichischer Sicht begann das Rennen sehr gut, Manuel Innerhofer (LC Oberpinzgau) lag wie geplant zwischen Rang 20 und 30, bevor knapp vor der zweiten Innquerung zurück in die Altstadt ein Missgeschick passierte. Nach einer Kollision mit einer Streckenbegrenzung und zog sich der Salzburger ein stark blutendes Cut am Kopf zu, dass ihn zur Aufgabe zwang und im Spital genäht werden musste. So war Martin Mattle (Trailmotion Tirol) bester Österreicher, er lief ein konstantes Rennen und beendete es nach 1:05:30 Std auf Rang 57. Nur sechs Plätze dahinter kam Martin Enzenberger (TGW Zehnkampf-Union) ins Ziel, er lag 36sek hinter Mattle.
Manuel Innerhofer: „Ich bin voll enttäuscht, die Form war heute super, die Strecke wunderschön. Auf der ersten Runde lief ich sehr passiv, mir war klar viele werden überpacen, die kann ich mir auf der zweiten Runde dann holen und vielleicht sogar in die Top-15 vorstoßen. Ich habe mich auch sehr gut gefühlt als wir wieder nach Innsbruck runterkamen, da wäre heute sehr viel für mich möglich gewesen. Ich lief vor der Innbrücke sehr knapp hinter einem Briten und schaute in der 180-Grad-Kurve auf den Boden um nicht umzuknicken, dabei bin ich mit dem Kopf gegen einen Steher geknallt. Erst dachte ich, ich kann weiterlaufen, als mir dann aber sehr viel Blut über das Gesicht floss musste ich aufgeben. Die Platzwunde wurde im Spital dann zugeklammert, der größte Schmerz ist aber jetzt die Enttäuschung nicht ins Ziel laufen zu können und meinen Fans eine gute Leistung zu zeigen.“
Martin Mattle: „Mir hat die Strecke sehr gut gefallen, das up and down macht riesig Spaß. Obwohl wir ja mitten in Innsbruck gestartet sind, waren wir trotzdem fast nur im Gelände unterwegs, das haben sie toll gemacht. Auch der künstliche Trail war eine super Idee, da kann man vor den vielen Zusehern, die einen pushen, noch richtig einmal durchpressen und wird zusätzlich motiviert. Die Einteilung hätte ich ein wenig besser machen können, auf dem ersten downhill war ich vielleicht etwas zu schnell unterwegs. Sonst ist es mir sehr gut gegangen. Es war eine Wahnsinns-WM. Die heimischen Zuseher haben nicht nur die Österreicher, sondern die Läufer aus allen Nationen angefeuert, das ist im Trail- und Berglauf für jeden Sportler einfach toll.“
Martin Enzenberger: „Es hat sich heute schon deutlich besser angefühlt als am Mittwoch, ich konnte laufend Konkurrenten überholen, das motiviert dann extra. Es war aber sehr schwierig heute, sehr schwül und auf der zweiten Runden beim bergab waren die Beine schon sehr weich. Da musste ich mich bei den technischen Passagen schon sehr konzentrieren um nicht zu stolpern. In Summe bin ich aber zufrieden wie meine erste WM gelaufen ist. Die Zuseher waren der Wahnsinn, alle Nationen feuerten sich gegenseitig an.“
Frauen-Gold an Murphy, Schuster im Mittelfeld
Die US-Frauen holten nun im letzten Rennen doch noch die angepeilte Goldmedaille. Grayson Murphy, die vor 3 Tagen beim Vertical schon Bronze gewonnen hatte, setzte sich bereits beim ersten uphill an die Spitze des Feldes. Mit einem unglaublichen downhill konnte die vielfache Orientierungslauf-Weltmeisterin Tove Alexandersson (SWE) kontern und die Führung nach der ersten Runde übernehmen. Hinauf zum Gramartboden dann das selbe Bild wie zuvor, Murphy war die stärkere, baute den Vorsprung diesmal aber derart aus, dass die Schwedin auf dem Schlussabschnitt hinunter nach Innsbruck nicht mehr aufschließen konnte. 1:04:29 Std lautete die Siegerzeit, Alexandersson kam 57sek später ins Ziel. Joyce Muthoni (KEN) belohnte sich nach 1:06:40 Std mit Bronze, das Team der starken Kenianerinnen gewann die Mannschaftswertung mit nur 14 Zählern deutlich.
Österreicherin war mit Bernadette Schuster (SK VÖEST) nur eine vertreten, sie war erst vor einem Jahr von der Bahn und dem Straßenlauf auf den Berglauf umgestiegen. Nach einem eher defensiv angelegten Beginn konnte die Oberösterreicherin auf den Bergauf-Passagen im Gegensatz zu viele anderen Läuferinnen aber durchlaufen und musste nicht gehen. Die Einteilung passte auch auf der zweiten Streckenhälfte und mit einer Zeit von 1:19:05 Std. belegte die Tischlerin in der Endabrechnung bei ihrem Debüt Platz 59. unter 99 Starterinnen.
Bernadette Schuster: „Ich habe es mir sehr gut eingeteilt und konnte immer laufen, auch auf den steileren Passagen. Klar war die zweite Runde sehr hart, aber das ist für jeden so. Die Strecke lag mir ganz gut, weil mir auch Crosslauf gut gefällt, aber ich kann mich im Berglauf in den nächsten Jahren definitiv noch steigern. Aber ich konnte die WM voll genießen, den Zieleinlauf habe ich so richtig eingesaugt, es hat heute große Freude gemacht, und so soll es sein.“
In den Juniorinnen-Rennen waren Fabiola Fortschegger (Union Raika Lienz) mit Rang 40 in 41:28min und Hanna Galler (Kolland Topsport Gaal) nur einen Platz dahinter in 42:06min ganz knapp beisammen. Auch die ÖLV-Burschen zeigte beherzte Rennen, Maximilian Meusburger (im Wald läuft`s) benötigte 30:55min (25. Platz), Niklas Scherb (TGW Zehnkampf-Union) 32:21min (40.) und Fabian Hennerbichler (TGW Zehnkampf-Union) 33:14min (47.).
In der Nationenwertung lag Österreich nach Tag 3 noch auf Rang 6, durch die geringe Teilnehmerzahl im heutigen Mountain Classic fiel das ÖLV-Team noch auf Position 9 zurück, unter 68 anwesenden Nationen dennoch eine starke mannschaftliche Vorstellung der heimischen Läufer.
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Fotos: (C) WMTRC 2023 Roastmedia