Hiemer verpasst Top-30 hauchdünn, Team auf Platz 10
Ski-Bergsteig-Ass Johanna Hiemer (Union Pottenstein) war in den letzten Wochen, nach gezielter Vorbereitung auf die Trail-WM als größte Hoffnung im ÖLV-Team genannt worden. Dann passierte aber letztes Wochenende ein Missgeschick, als sie bei Bergauf-Intervallen mit dem Fuß in einer Wurzel hängen blieb und sich die große Zehe brach. Auf der ersten Streckenhälfte hielt 28-Jährige aber tapfer mit, lag immer zwischen Rang 30 und 40. Ab Kilometer 34 schaffte es Hiemer sogar bis auf Rang 27 nach vorne, bevor auf den letzten Metern doch noch der Top-30-Rang vergeben wurde, Platz 32 mit 5:38:21 Std kam in die Wertung. Stark liefen auch Michaela Pilat (Austrian Skyrunning & Trailrunning Association) mit 5:54:28 Std auf Platz 48 und Isabell Bichler (LC-Niederwies-Kössen) mit 6:10:39 Std auf Platz 60, was gemeinsam in der Teamwertung den erfreulichen 10. Rang ergab, der Sieg ging an Frankreich.
An der Spitze der 154 Läuferinnen hatte sich die Schweizerin Judith Wyder früh abgesetzt, bei Streckenhälfte hatte sie bereits über zwei Minuten Vorsprung auf die Konkurrenz. Dahinter lag zu diesem Zeitpunkt etwas überraschend Laura Hottenrott (GER), die erst gestern beim Vertical Rang 4 belegt und Silber in der Mannschaft geholt hatte. Dann kam aber Clementine Geoffray (FRA) immer stärker auf und kämpfte sich Platz um Platz nach vorne, bis sie acht Kilometer vor dem Ziel sogar die Spitze übernahm und sich in 4:53:12 Std zur Weltmeisterin kürte. Dahinter platzierte sich überraschend gleich zwei Schweizerinnen, Wylder benötigte 4:55:13 Std, Theresa Leboeuf kam auf eine Zeit von 5:09:29 Std.
Johanna Hiemer: „Mein Ziel war gut durchzukommen, das ist mir gelungen. Auf dem letzten Bergabstück musste ich wegen der gebrochenen Zehe rausnehmen, da haben mich noch fünf Läuferinnen überholt und ich habe so den Top-30-Platz vergeben. Aber mit nur fünf Wochen gezielter Vorbereitung nach der Wintersaison war einfach nicht mehr drinnen. Die Zehe hat mich nicht so sehr behindert, nur bergab ein wenig. Gerade bergauf hat mir die Stärke vom Skibergsteigen sicher geholfen, aber auch die Zuseher waren der Wahnsinn, die haben so Gas gegeben, da hatte ich öfters Gänsehautmomente.“
Männer-Team schafft ebenfalls Top-10-Platzierung, Matt auf Rang 29
Der Trail Short war mit der gesamten Weltelite besetzt, insgesamt waren gleich 172 Läufer am Start. Hans-Peter Innerhofer (LC Oberpinzgau) lag zu Beginn mittendrin, bei KM 16,5 hatte sich der Salzburger bis auf Position 9 vorgearbeitet, nur 1:19min hinter der Spitze. Dann aber gab es einen Einbruch, auf den nächsten 4 km verlor er wegen Krämpfen in den Beinen gleich 7 min, fiel auf Platz 26 zurück und wurde nach 24 km von seinem ÖLV-Teamkollegen Dominik Matt (LG-Decker Itter) überholt. Im Ziel lagen gut drei Minuten zwischen den beiden, mit 4:46:08 Std bzw. 4:49:28 Std belegten die beiden die Ränge 29 und 32. Lokalmatador Andreas Rieder (LG-Decker Itter) konnte sich im Laufe des Rennens ebenfalls immer weiter nach vorne schieben und belegte schließlich in 4:55:09 Std Rang 45 sichern.
Fürs Team wurden die besten drei jeder Nation gewertet, die ÖLV-Männer mit Matt/Innerhofer/Rieder platzierten sich somit auf dem tollen 10. Rang.
An der Spitze blieb eine fünf Läufer umfassende Gruppe rund 1,5 Stunden zusammen, dann begann Titelverteidiger Stian Hovind Angermund (NOR) sich vom Rest abzusetzen. Bei Halbzeit des Rennens hatte er 1:06min Vorsprung auf den in Tirol lebenden Briten Thomas Roach. Dahinter entwickelte sich ein harter Dreikampf um Bronze, aus dem am Ende Luca del Pero (ITA) als Stärkster hervor ging und sich mit 4:22:04 Std den letzten Platz am Podest sicherte. Vorne ließ sich der Norweger die Butter nicht mehr vom Brot nehmen und durfte sich wie schon 2022 mit Gold dekorieren lassen. Er benötigte 4:19:00 Std, wobei er auf den letzten Kilometern nicht mehr voll laufen musste. Silber ging an Roach, er kam nach 4:21:18 Std ins Ziel und holte mit dem Team von GBR Gold in der Mannschaftswertung.
Dominik Matt: „Es wurde zwischendurch ein wenig frisch, als es leicht zu regnen begann, aber das hat mir offenbar in die Karten gespielt. Die langen Aufstiege liegen mir ja besser, ich war immer froh, wenn es wieder bergauf ging. Es war schon ein langes Rennen für mich, das letzte Mal bin ich vor zwei Jahren über 40km gelaufen. Die Strecke war toll, am Ende hin aber bergab sehr rutschig, da musste man sehr aufpassen.“
Hans-Peter Innerhofer: „Ich bin froh, dass ich mich durchgekämpft habe, zufrieden bin ich aber nicht, ich hatte mir mehr erwartet. Leider bekam ich am zweiten langen Anstieg ganz plötzlich starke Krämpfe, die Oberschenkel haben zugemacht, das war dann nur mehr ein Kampf, da musste ich dann zur Mutterer Alm wandern. Beim Downhill habe ich mich dann wieder halbwegs erholt, mir war aber immer klar, aufgeben werde ich nicht.“
Vorschau auf Tag 3
Am Freitag kommt der „Trail Long“ zur Austragung, die längste Strecke dieser Weltmeisterschaften, unglaubliche 86,9km, 6.500 hm bergauf und 6.920 hm bergab erwarten die Läufer. Start ist um 6.30 Uhr in Neustift im Stubaital, dann geht es über 72% Trailstrecken, 12% Schotterstrassen und 16% Asphalt nach Innsbruck. Ursprünglich waren nur rund 5.500hm bergauf geplant, durch Lawinengefahr in einem Abschnitt musste aber der Streckenverlauf geändert werden, was zu deutlich mehr Höhenmetern führte. Das Wetter dürfte auch morgen in den Tiroler Bergen wieder gut mitspielen, es sind häufig sonnige 15-20 Grad im Tal und rund 10 Grad in den Bergen angekündigt.
Nach gemeinsamen Massenstart von Frauen und Männern in Neustift geht es taleinwärts direkt hinauf zum Naturschauplatz Hühnerspiel auf 2.181m, von wo man bis zu den Gletschern des Stubaitals sieht. Die Läufer beenden die Stubairunde mit der ersten großen Versorgung beim erneuten Durchlauf durch den Startbereich, bevor es wieder hinauf in die hochalpine Bergwelt geht, die für die nächsten 32 km durch das technisch sehr anspruchsvolle, aber gleichzeitig wunderschöne Terrain der berühmten Kalkkögel, den „Dolomiten Nordtirols“, führt. Up- und Downhill-Abschnitte wechseln sich permanent ab, und die Athleten kommen mit dem Kreuzjoch (Km 27) und Hoadl (Km 44) auf jeweils weit über 2.000m Seehöhe an teilweise mit Gondeln zugänglichen Zuschauerpunkten in atemberaubender Natur vorbei. Dann geht es hinunter ins Inntal, bevor der letzte Abschnitt mit nochmals gut 1.000hm auf der Innsbrucker Nordkette wartet.
Auf dem Trail Long spielt Routine sicher eine große Rolle, diese sollte Florian Grasel (Ultralaufteam Heustadlwasser) zur Genüge mitbringen. Gemeinsam mit Alexander Hutter (TEAM F7) und Mario Weiss (ULC Riverside Mödling) strebt er die Top-20 an, wobei auf so einer langen Distanz immer viel passieren kann. Ebenfalls Plätze unter den besten 20 peilen einige ÖLV-Frauen an. Esther Fellhofer (SC LT Breitenbach) und Claudia Rosegger (Kolland Topsport Gaal) sind die größten Hoffnungen, bei perfektem Rennverlauf könnte es sogar noch weiter nach vorne gehen.
Aus internationaler Sicht ist bei den Männern Hannes Namberger (GER) zu nennen, der die Weltrangliste mit 923 Punkten anführt. Im Rennen der Frauen scheint Blandine L'Hirondel (FRA) Goldfavoritin Nummer 1 zu sein, die zweifache Weltmeisterin und Titelverteidigerin ist sicher auch heuer wieder der beste Tipp auf den Titel.
Für Österreich am Start
Bewerb |
Name |
Verein |
Long Trail |
Esther Fellhofer |
SC LT Breitenbach |
|
Veronika Haas |
LC Waldviertel |
|
Yvonne Keil |
SK Rueckenwind |
|
Claudia Rosegger |
Kolland Topsport Gaal |
|
Florian Grasel |
Ultralaufteam Heustadlwasser |
|
Alexander Hutter |
TEAM F7 |
|
Michael Skobierski |
team2012.at |
|
Christian Stern |
SV Raiba Stubai |
|
Mario Weiss |
ULC Riverside Mödling |
ORF Übertragungszeiten
Der ORF überträgt alle Bewerbe der WMTRC live auf ORF Sport+. Kommentatoren sind Dietmar Wolff und Markus Kröll, Moderator ist Thomas Österle.
Tag |
Datum |
von |
bis |
Bewerb |
Fr |
09.06.2023 |
14:00 |
17:00 |
Trail Long Herren & Damen (Start 06:30 - Ziel erwartet M 15:15, F 16:25) |
Sa |
10.06.2023 |
11:50 |
13:15 |
Mountain Classic Herren (12:00) |
Sa |
10.06.2023 |
13:50 |
15:30 |
Mountain Classic Damen (14:00) |
Internet
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Fotos: (C) WMTRC 2023 Roastmedia