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Ingeborg Grünwald | Die Lage in Übersee

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Die Weitspringerin Ingeborg Grünwald von der Union Salzburg Leichtathletik und Final-5. der U20-Europameisterschaften 2019 in Borås (SWE) verblieb als einzige ÖLV-Kaderathletin in den USA. Wir haben mit ihr über die derzeitige Situation in den USA gesprochen.

Inge, du verweilst bereits seit Jahresbeginn in den USA und bist trotz der Corona-Problematik im Ausland geblieben. Gehört dazu eine extra Portion Mut oder warum hast du dich entschieden in den USA  zu bleiben?

Die Entscheidung hier zu bleiben war nicht gerade einfach, besonders in solchen Zeiten ist man gerne zu Hause bei seiner Familie. Da meine Familie aber zurzeit in Frankreich ist, wäre ich auch in Österreich nicht bei ihnen. Als ich meine Entscheidung getroffen habe, war die Lageentwicklung sowohl in Europa als auch in den USA schwer einzuschätzen.

Wie nimmst du die Grundstimmung in den USA derzeit wahr?

Bei mir in San Antonio bekomme ich nicht ganz so viel von allem mit. Die meisten Studenten und viele meiner Trainingskollegen sind nach Hause gefahren. Ein paar meiner Freunde sind jedoch auch hiergeblieben, sodass ich nicht alleine bin.

Nach anfänglichem Zögern Präsident Donald Trumps, fallen auch in den USA nach und nach alle Schotten herunter, es wird alles dicht gemacht. Die Weltmetropole New York steht still. Von anderen Athleten haben wir vernommen, dass die Universitäten schon vor ein paar Wochen gesperrt wurden. Wie sieht das bei deiner Uni aus?

Bei uns an der University of Texas at San Antonio (UTSA) wurde der gesamte Studienbetrieb auf Online-Kurse umgestellt, vermutlich wie in den meisten anderen Universitäten auch. Somit kann ich mein Semester abschließen, aber eben von zu Hause aus.

Kannst du überhaupt einem geregelten Training nachgehen oder trainierst du wie so viele Spitzensportlerinnen derzeit im Wald und auf Wiesen?

Meine Trainingsmöglichkeiten sind zurzeit jedoch besser hier in den USA und darum habe ich mich entschieden zu bleiben. Die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten für meine Trainings waren einer der Hauptgründe, weshalb ich hier geblieben bin. Ich kann weiterhin trainieren, jedoch ohne Trainer oder Mannschaft.

Von wem wirst du derzeit betreut? Hast du in den USA Coaches an deiner Seite?

Ich bekomme immer noch einen Trainingsplan von meinem derzeitigen Coach Kareem Streete-Thompson hier in den USA. Ich würde mich jedoch freuen, nach meiner Rückkehr nach Österreich in diesem Sommer, wieder mit Csaba (Anm. Szekely) für diese Wettkampf-Saison zusammen zu arbeiten.

Die Wettkampf-Saison wurde bis zum Sommer weltweit nahezu komplett gestrichen. Als österreichische Nachwuchs-Leichtathletin des Jahres 2019 hast du dir für diese Saison sicher Ziele gesteckt. Welche waren das und wie sieht nun dein weiterer Fahrplan aus?

Hier in den USA war es mein Ziel, mich für die NCAA Nationals, die Mitte Juni hätten stattfinden sollen, zu qualifizieren. Diese und alle anderen Wettkämpfe der NCAA wurden jedoch bereits abgesagt. Das Hauptziel dieser Saison waren allerdings die U20-Weltmeisterschaften in Nairobi (KEN), die aufgrund der derzeitigen Situation ebenfalls verschoben wurden. Ich hoffe, dass ich trotz allem diesen Sommer noch zumindest ein paar Wettkämpfe zu Hause in Österreich bestreiten kann. Deshalb versuche ich meine Form den Umständen entsprechend, so gut wie möglich, zu halten.

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für deine nächsten Wochen!

06/04/20 10:00, Text: Bernhard Rauch

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