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Innenansichten aus Gävle - Samstag

(C) ÖLV/Wepner

Das Schönste am Sommer in Skandinavien sind die hellen Sommernächte. Sie verlängern den Tag. Der gestrige regenfreie Abend bot sogar die Gelegenheit, im Freien zu sitzen. Das nützte ein Großteil der Trainercrew, um sich mit ihren Freuden und Sorgen auszutauschen. Solche Gespräche ersetzen locker zwei Jahre sündteure Psychotherapie.

In der Open-Air-Bar vor unserem Hotel spielte Troubadix, ein talentierten Lapplandsänger. Es war Musik für Menschen, die schlecht hören oder danach schwerhörig sind. Jan Siart kannte alle gespielten Songs aus längst vergangenen Zeiten und sang ganz versonnen mit. Jo eh. Nein, getanzt hat er nicht.

Um 11.00 Uhr beginnt im Stadion der Stress-Kirtag. Die Rhythmusstörungen der Sonne sind austherapiert, und es ist wieder freundliches Wetter. Aus vielen Ländern Europas sind Fangruppen und persönliche Supporter angereist. Das ergibt ein sinistres Treiben und ein buntes Bild an Nationalfarben und farbigen Gesichtsbemalungen.

(C) ÖLV/Wepner

Heute ist der Wettkampftag von Patricia Madl. Sie hat sich in den letzten Tagen für den Speerwurfbewerb fit gehalten. Jetzt geht es endlich los. Patricias beste Weite kommt mit 51,27 Meter in die Liste. Das will sie heute toppen. Der Wettkampf verläuft aber nicht glückhaft. 47,97 m gelingen, mehr nicht. Schade, mit 50,5 m wäre sie ins Finale gekommen.

Auf dem Stadiongelände wird auch ein Hund an der Leine herumgeführt. Es ist Molly, ein Drogenhund, der gerne an Rucksäcken und Taschen schnuppert. Er erkennt steroide Anabolika, Schlaf- und Aufputschmittel. Er erkennt sogar, ob einmal Verbotenes in der Tasche war. Florian Wepner ist ganz fasziniert von diesem Hund.

(C) ÖLV/Wepner

Ein besonderer Leckerbissen ist eine 4 x 400-m-Staffel. Das Zusehen ist für Diwan-Journalisten nicht so verwirrend wie bei einer 4 x 100-m-Staffel. Es geht strukturierter zu. Solche Bewerbe sind weder lang noch weilig. Unsere Burschen sind im ersten Lauf gesetzt und bringen eine feine Leistung auf die Bahn. Das zeigen die Splits: Dominik Hufnagl – 47,9 sec / Nico /Garea - 48,8 sec / Felix Einramhof – 48,6 sec / Sebastian Gaugl – 49,2 sec. Die Gesamtzeit ist 3:14,57 Minuten. Leider kann das nicht als nationaler U23-Staffelrekord durchgehen, weil es dazu keine vergleichbare Statistik gibt.

(C) ÖLV/Wepner

Philipp Kronsteiner ist Österreichs Branchen-Primus im Dreisprung. Er kam gestern angereist und will beim Dabeisein nicht nur dabei sein. Er ist ein Fallbeispiel eines Athleten, dessen Leistungen kontinuierlich ansteigen. Sein bester Dreisprung hat die Länge von 16,41 m. Er wird von einem Connaisseur der Leichtathletik betreut. Ralf Jaros hält noch heute den deutschen Rekord im Dreisprung mit unfassbaren 17,66 m. Damit hätte er noch in Rio eine Olympiamedaillen gemacht. Für Philipp wären 16,30 m für die direkte Qualifikation nötig. In der Entrylist sind viele Springer, die 16 Meter plus in der Tasche haben. Der Aserbadschaner Nazim Babayev ist sogar schon 17,29 m gesprungen.

Philipp fackelt nicht lange herum. Sein erster Sprung über 15,98 m ist gleich das Sesam-öffne-Dich für das Finale. Es ist vorerst der vierte Rang. Dann macht es nichts, dass er zwei ungültige Sprünge in den Sand setzt. Er wird zwar von einigen anderen noch überholt, spielt aber mit dem zehnten Platz morgen in der Königsklasse mit.

Damit schließe ich freudgeprüft meinen Bericht für heute ab. Mein Tag im Stadion lässt keinen Klagegesang zu. Ganz im Gegenteil. Ich werde am Abend mit einer Limo auf unsere Mannschaft anstoßen. Sie muss nicht einmal alkoholfrei sein. Morgen berichte ich über drei weitere Leckerbissen. Bleiben Sie dran.

Text: Herbert Winkler

13/07/19 18:18, Text: Bernhard Rauch

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