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Interessante Einblicke in Polens Leichtathletik

Thomas Biederbeck und Helmut Baudis vorm Haus des Polnischen Leichtathletik-Verbands (C) ÖLV

Vergangenes Wochenende, 31. Jänner bis 2. Februar 2025, fand das zweite Arbeitstreffen des ERASMUS-Plus-Projekts „Working Together – Succeeding Better“ in Warschau statt. Der Polnische Leichtathletik-Verband (PLZA) konnte als Gastgeber die Delegationen aus Bulgarien, Bosnien & Herzegowina, Albanien, Kosovo und Österreich begrüßen.

Pawel Jesien und Dominika Jedrzejczyk gaben in mehreren Vorträgen interessante Einblicke in die Arbeit eines der erfolgreichsten europäischen Leichtathletik-Verbände, der am 11. Oktober 1919 in Krakau gegründet wurde.

Mit 22.358 lizenzierten Athlet:innen (12.576 Frauen, 9.782 Männer) in 566 Vereinen und 16 Landesverbänden ist die Grundgesamtheit für sportliche Erfolge deutlich größer als jene in Österreich. Aktuell gibt es im Verband 965 aktive Instruktor:innen (338 Frauen, 627 Männer), vergleichbar mit dem Übungsleiter:innen-Level in Österreich, sowie 680 Trainer:innen (163 Frauen, 517 Männer), vergleichbar mit staatlich geprüften Instruktor:innen und Trainer:innen in Österreich. Darüber bieten unzählige Betreuer:innen in privaten Clubs, wo die Honorare höher sind als in den Verbandsvereinen, ihre Betreuungstätigkeiten an. Mit 2.753 Kampfrichter:innen (1.127 Frauen, 1.620 Männern) ist Polens Leichtathletik-Verband auch gut aufgestellt, um nationale und internationale Wettkämpfe, bis hin zu einem Diamond-League-Meeting in Chorzów oder Europameisterschaften im eigenen Land ausrichten zu können.

Verlust von 1 Million Euro aufgrund nur einer Olympia-Medaille

Seit rund zehn Jahren setzt der Polnische Leichtathletik-Verband auf eine Zwei-Säulen-Strategie und versucht neben mehr Medaillen auch mehr Menschen – vor alle Kinder und Jugendliche – zur Leichtathletik zu bewegen. In Sachen staatliche Sportförderung wird der Verband aber, sowie der ÖLV in Österreich, nur an den Erfolgen bzw. Medaillen bei internationalen Großereignissen gemessen. Die Olympischen Spiele in Paris 2024 waren für die erfolgsverwöhnten Polen, die auf insgesamt 67 Olympia-Medaillen – davon 29 in Gold – in ihrer Geschichte zurückblicken können, enttäuschend. Gerade einmal eine Bronzemedaille durch 400-m-Läuferin Natalia Bukowiecka, besser bekannt unter ihrem Mädchennamen Kaczmarek, stand am Ende zu Buche und bewirkte eine Reduktion der staatlichen Förderung um eine Million Euro. Bei einem Gesamtbudget von 14 Millionen Euro ein spürbarer Verlust.

Kaderförderung auf einem anderen Niveau

Insgesamt 117 Athletinnen und Athleten gehören dem Nationalkader der Allgemeinen Klasse an, für die permanent 32 hauptamtliche Trainer:innen zur Verfügung stehen. Verstärkt wird dieses Coaches-Team durch 20 weitere Trainer:innen, welche die Top-Athlet:innen bei den Trainingskursen im In- und Ausland begleiten. 4,5 Millionen Euro als Gesamtbudgets sind für Trainingskurse und Rundum-Betreuung der Top-Athlet:innen vorgesehen, was eine Pro-Kopf-Fördersumme von 39.000 EUR ergibt. Mit österreichischen Verhältnissen verglichen, können hier bestenfalls 2-3 ÖLV-Athlet:innen mit ähnlichen oder besseren finanziellen Möglichkeiten mithalten.

Für die Nachwuchskader-Maßnahmen – insgesamt 202 Athlet:innen – stehen 27 permanente Trainer:innen sowie weitere 20 temporäre zur Verfügung. Bei einem Gesamtbudget von 3,25 Millionen Euro ergibt sich eine Pro-Kopf-Förderquote von 16.100 EUR. Bei der U20-WM in Lima (PER) gewann Polen im Vorjahr vier Medaillen (0 Gold, 3 Silber, 1 Bronze), bei der U18-EM in Banská Bystrica (SVK) gab es acht Mal Edelmetall (4 Gold, 3 Silber, 1 Bronze) zu feiern.


Foto der Projektgruppe im Büro des Polnischen Leichtathletik-Verbands (C) ÖLV

Vorbildliche Kinder- und Schulleichtathletik

Mit dem Ziel mehr Kinder zur Leichtathletik zu bringen, setzt der Polnische Leichtathletik-Verband unter dem Titel „Lekkoatletyka“ zahlreiche Maßnahmen im Volksschul- bzw. Unterstufenbereich (U14, U12). Für U12 gibt es erst seit drei Jahren eine nationale Wettkampfserie mit Finalveranstaltung.

Insgesamt 650 Kinder-Trainer:innen sorgen dabei für Bewegung im ganzen Land und bieten 2-3 Trainings pro Woche an. Auf einer eigenen Website sind die Angebote für Eltern leicht zu finden. Vorbildung sind dabei alle Trainer:innen mit Foto, ihren Trainingszeiten und Trainingsorten übersichtlich angeführt. Für die Aktivitäten in diesem Alterssegment erhält der PLZA zusätzliche Fördermittel vom Staat, in Österreich gehen nahezu alle staatlichen Millionen-Subventionen („Kinder gesund bewegen“ & Co) zu den drei Dachverbänden Sportunion, ASKÖ und ASVÖ und die Fachverbände, wie der ÖLV, versuchen mit minimalsten Budgetmitteln auf lokaler Ebene bzw. mit wenigen Schulkooperationen trotzdem Akzente in diesem wichtigen Bereich zu setzen.

Die Arbeit, der in diesem Bereich tätigen Trainer:innen und erreichen Kinder, wird mit einem Online-Tagebuch (eDiary) dokumentiert und analysiert. Auswertungen daraus werden dem fördergebenden Ministerium als Tätigkeitsnachweis zur Verfügung gestellt. Ein vorbildliches System, in welches während des Arbeitstreffens Einblicke gewährt wurden.

Eigene Aus- und Fortbildungsakademie

Für die umfassenden Angebote im Bereich Aus- und Fortbildung gibt es eine eigene Abteilung im Verband, die auch eine eigene Website unter dem Titel "Leichtathletik Akademie" betreibt. E-Learning-Module werden ebenfalls angeboten, wie natürlich Präsenzveranstaltungen.

Interessant waren auch die Einblicke in die Website zur Trainingsplanung und -dokumentation für die Nationalteam-Athlet:innen und Trainer:innen, die der Polnische Leichtathletik-Verband selbst entwickelt. So sollen Daten und Wissen zentral dokumentiert und genutzt werden. Das System ist zwar noch im Aufbau, bietet aber bereits jetzt einige interessante Features.

Im Zuge des ERASMUS-Plus-Projekts „Working Together – Succeeding Better“ hat Polen die Leitung des gemeinsames E-Learning-Moduls für Trainer:innen übernommen. Wie sich nach den Einblicken an diesem Wochenende zeigte, sind sie die Idealbesetzung unter den am Projekt beteiligten Ländern. Kosovo, Albanien, Bosnien & Herzegowina, Bulgarien und Österreich können in diesem Bereich von der Leichtathletik-"Großmacht" sehr viel lernen. Und genau das ist ja das Ziel dieses gemeinsamen EU-Projekts, welches unter dem Motto "Capacity-building" firmiert.

Weitere interessante Links

04/02/25 20:25, Text: Helmut Baudis

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