Julia Mayer liefert Rekord mit Ansage ab
Bei den Frauen gab es mit Julia Mayer (DSG Wien) eine Top-Favoritin, die schon im Vorfeld den österreichischen Rekord, gemeinsam mit 2:30:43h gehalten von Andrea Mayr (VCM 2009) und Eva Wutti (Wien-Prater 2020), als ihr Ziel ausgegeben hatte. Das Pacemaking übernahmen mit Stephan Listabarth und Christoph Sander zwei Marathon-erfahrene Vereinskollegen von der DSG Wien, und sie lieferten wie gewünscht ab. Die Kilometerzeiten lagen bis zur 35km-Marke immer rund um die geplanten 3:30 Minuten, die Halbmarathon-Durchgangszeit lag wie geplant bei 1:14:58h, dann war die 30-Jährige alleine unterwegs und wurde etwas langsamer. Die Rekordmarke blieb aber immer im Fokus der Bad Fischauerin und mit einem tollen Finish und 2:30:42h gelang ihr eine Punktlandung.
Bei ihrem Marathon-Debüt belegte sie damit im internationalen Feld Rang 9 und verbesserte den ÖLV-Rekord somit um genau 1 Sekunde, gleichzeitig bedeutet das natürlich auch neuen Meisterschaftsrekord. Die EM-Teilnehmerin hält damit die ÖLV-Rekorde im Marathon, Halbmarathon sowie 5km- und 10km-Straßenlauf, im Hinblick auf eine Olympia-Qualifikation sind die 45 zusätzlichen Bonuspunkte für den Titel sehr wertvoll.
Einen starken Marathon lief auch Eva Wutti (Club Run Austria), sie ging bei Halbzeit mit 1:18:18h durch, verlor auch auf der zweiten Streckenhälfte fast nichts und durfte sich mit 02:37:49h über Silber freuen. Bronze ging in 02:54:22h etwas überraschend an Routinier Carola Bedl-Tscheidel (LG Wien).
Julia Mayer: „Es verlief von Beginn an einfach optimal, die Schrittmacher haben einen perfekten Job gemacht, die Gruppe blieb lange zusammen und ich habe mich sehr lange sehr stark gefühlt. Wir haben dann Läuferin um Läuferin eingeholt, das motiviert natürlich nochmal mehr. Ab Kilometer 36 war es dann sehr hart, ich war alleine und die Beine wurden schwer. Die letzten Kilometer sind in Wien nicht ganz einfach, weil es doch leicht bergauf geht, aber ich bin sehr happy, weil ich mein erstes Ziel, den Rekord erreicht habe. Ich war immer gut über die Zwischenzeiten informiert, daher wusste ich, dass der Rekord immer möglich war. Die letzten vier Kilometer war das bisher härteste in meiner Läuferkarriere, ich habe die Augen zugemacht, alles gegeben und die Zuseher haben mich praktisch ins Ziel getragen. Es war einfach irre, was sich auf der Strecke abgespielt hat, sowas verrücktes habe ich noch nicht erlebt, es war so unglaublich laut, einfach der Wahnsinn. Die 42 Sekunden, die auf die 2:30 noch fehlen, hole ich mir heuer noch.“
Mannschafts-Gold holte sich die LG-Decker Itter (Karin Freitag, Sabrina Exenberger, Andrea Knapp) in 9:59:49h.
Andreas Vojta mit dem 47. Titel zum „Rekord“-Meister
Nicht wie gewünscht verlief das „echte“ Marathon-Debüt für Andreas Vojta (team2012.at). Der Favorit der Staatsmeisterschaften wollte in Richtung 2:10 laufen, musste aber bereits nach ca. 16 Kilometer im Bereich von Schönbrunn seine Hoffnungen auf eine Top-Zeit begraben. Der 33-Jährige musste von seiner Gruppe abreißen lassen und war ab dann alleine unterwegs, auch die Kilometerzeiten wurden etwas langsamer. Es war dann ein langes Leiden für den Gerasdorfer, Aufgeben war aber nie ein Thema für ihn, wie er im Interview bestätigte. Mit 02:19:27h und Rang 14 im internationalen Rennen wurde es zwar wie erwartet der Staatsmeistertitel, jedoch nicht die erhoffte gute Zeit, die im Hinblick auf die Olympiaqualifikation für Paris hilfreich gewesen wäre. Damit hält Vojta nunmehr bei 47 Einzeltitel bei österreichischen Meisterschaften und ist jetzt alleiniger Rekordhalter vor Günther Weidlinger, der auf 46. Siege kam.
Vizestaatsmeister darf sich seit heute Mahdi Sareban (ATG) nennen, der M40-Läufer verbesserte seine PB auf 02:29:37h und holte mit dieser tollen Leistung Silber. Den letzten Platz auf dem Podest sicherte sich Markus Lemp (LC Sicking) 02:33:01h, der bei Halbzeit noch deutlich auf Rang 2 lag, seinem Anfangstempo dann aber Tribut zollen musste.
Andreas Vojta: „Das war ein gutes Beispiel heute, wie der Marathon auch sein kann, es läuft nicht immer alles nach Plan. Bis Km 15 hat alles gepasst, die Gruppe ist gelaufen, aber dann wurde es richtig hart. Die Beine wurden zäh und mein Schritt wurde kürzer. Obwohl ich dann langsamer laufen musste wurde es nicht leichter, warum das genau so war kann ich mir noch nicht ganz erklären. Es war dann einfach ein Überlebenskampf über mehr als 25 Kilometer, es war richtig, richtig hart. Das schnelle Anfangstempo war natürlich ein geplanter Grenzgang, aber ich habe es mir zugetraut, sonst hätte ich es gar nicht probiert. Der Rekord-Titel freut mich natürlich, aber lieber würde ich den gegen eine schnellere Zeit eintauschen.“
Den Mannschaft-Titel holte sich die DSG Wien in der Besetzung Stephan Listabarth, Patrick Krammer und Christoph Sander in 7:52:50h.
Fotos: © GEPA Pictures