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Nada Ina Pauer: ''Ein großes Geschenk, vor so einem Publikum zu laufen''

Nada Ina Pauer als tolle Zwölfte der Hallen-EM (C) Jean Pierre Durand

Die am Bodensee lebende Athletin krönte ihre starken Leistungen in der heurigen Hallensaison mit einem beachtlichen zwölften Rang im 3.000m Finale bei der Hallen-EM in Glasgow. Was sie selbst dazu sagt und wie es für sie weiter geht, beleuchten wir in nachfolgendem Beitrag.

Nada Ina Pauers rasante Weiterentwicklung setzte sich auch in der heurigen Hallensaison fort. Die österreichisch-deutsche Doppelstaatsbürgerin, die für SVS-Leichtathletik und für LG Telis Finanz Regensburg (GER) an den Start geht, hatte bereits in der Qualifikation für die Hallen-EM in Glasgow eine hohe Hürde zu nehmen. European Athletics entschied nämlich, den Zeitplan an die schottische Lokalmatadorin Laura Muir anzupassen und die 3.000m Vorläufe einfach aus dem Programm zu streichen und nur ein Finale abzuhalten. Dementsprechend war das Limit bei den Frauen deutlich härter als bei den Männern.

Die zweite Chance genutzt

„Die Norm an sich war schon ein hohes Ziel“, sagt die 32-Jährige, „denn es war klar, dass ich nur zwei Chancen haben werde. Daher musste ich mutig sein.“ Was sie schließlich auch war. Nach der knappen Norm-Verfehlung trotz persönlicher Bestleistung beim IAAF World Indoor Tour-Meeting in Madrid (9:07,63min) lief sie vier Tage später in Eaubonne (FRA) mit 9:01,87min ins Glück und blieb 3,13 Sekunden unter der geforderten Zeit. „Ich bin zufrieden, wie das geklappt hat“, sagt sie.

Nada Inda Pauer beim 3000m Lauf in Madrid (C) Jean Pierre Durand

„Da wir sehr vorsichtig und mit vielen lockeren Einheiten sowie wenigen sehr harten Tempospitzen trainieren, wo ich selten auf 13-14mmol Laktat komme, hole ich mir die Tempohärte über die Wettkämpfe. Daher ist meistens mein zweites oder drittes Rennen mein bestes“, berichtet die von ihrem Freund und DLV-Spitzenläufer Richard Ringer trainierte Athletin.

Die Vorbereitung auf Glasgow

„Zwischen meinem Wettkampf in Eaubonne und der Hallen-EM habe ich noch relativ viel trainiert, da ich in den drei Wochen davor Wettkämpfe bestritten hatte“, erklärt Pauer. Nach den Hallen-Staatsmeisterschaften, wo sie die 1.500m am Sonntag gewann, blieb sie noch ein paar Tage zum Training in Wien und nützte die 200m-Rundbahn im Dusikastadion. „Ich war doch recht nervös vor der Hallen-EM und habe vor allem in Wien schlecht geschlafen“, schildert sie.

Großartige Kulisse beim Debüt

Nada Ina Pauer erzählt, dass es schon schwierig war, gleich im Finale zu laufen, was auch ihr Freund Richard Ringer, der selbst bereits in einigen großen internationalen Finalis stand und dort Medaillen gewann, bestätigte. Der Endlauf mit vier Läuferinnen unter 8:40 Minuten und Championships Record durch Siegerin Laura Muir haben den Rennverlauf dann auch nicht einfacher gemacht. „Um mit der vorderen Gruppe mitzugehen, hatte ich noch nicht den Mut. Ich finde aber, dass ich mich sehr gut geschlagen habe, bin auf diesem Niveau angekommen und hab’s drei Mal hintereinander bestätigt“, analysiert Pauer ihr erstes Hallen-EM Finale.

„Die Stimmung war unglaublich, viel mehr Lärm als in Berlin letzten Sommer. Ich dachte, mir platzt das Trommelfell“, beschreibt sie die Atmosphäre in der ausverkauften Emirates Arena: „Es war ein großes Geschenk, vor so einem Publikum zu laufen.“

Nada Ina Pauer beim 3000m Endlauf in Glasgow (C) GEPA Pictures

Könnte es ihre letzte Hallen-EM gewesen sein?

In einem Portrait Anfang des Jahres auf der Website ihres deutschen Vereins war zu lesen, dass sich Nada Ina Pauer nach dem Olympiajahr 2020 auf den Straßenlauf konzentrieren möchte. Das würde bedeuten, dass dann die Hallen-EM 2021 wohl nicht auf ihrem Programm stehen würde. „Das muss man sich in der Jahresplanung dann überlegen, natürlich hätte ich nochmals Lust, eine Hallen-EM zu laufen“, sagt sie jetzt und hält eine „Straße-Bahn-Mischung“ für das Jahr 2021 für durchaus möglich. „Heuer im Sommer möchte ich eine 8er-Zeit über 3.000m laufen, das ist ganz klar das Ziel. Wir müssen nur ein Rennen finden, das dies möglich macht“, steckt sie gleich ihr nächstes Ziel über die drei Kilometer-Strecke ab.

Höhentrainingslager in Flagstaff (USA)

Diese Woche stand die Erholung im Vordergrund, mit 118 durchschnittlichen Trainingskilometern pro Woche seit Mitte Oktober und den erfolgreichen Hallen-Wettkämpfen in den Beinen, war das jetzt notwendig. Am kommenden Montag geht es dann mit Richard und einer DLV-Trainingsgruppe nach Flagstaff im US-Bundesstaat Arizona, wo einen Monat lang auf rund 2.100m Seehöhe an den Grundlagen gearbeitet wird. „Es geht darum, die Basis zu setzen“, sagt Pauer und das wird mit viel Umfang, hohen Kilometerzahlen, viel Krafttraining und Bergläufen gemacht werden.

Start in die Freiluftsaison

Nach dem Höhentrainingslager wird sie zu Hause trainieren, da die promovierte Juristin ab April wieder einmal pro Woche an der Universität Konstanz (GER) eine Lehrveranstaltung leiten wird. Es wird ein Wirtschaftskurs auf Englisch sein, den sie selbst initiiert hat. Als erster Wettkampf nach Flagstaff hat sie einen 10km Straßenlauf geplant - voraussichtlich am 20.4. in Paderborn (GER).

Nada Ina Pauer nach ihrem Sieg bei den Hallen-Staatsmeisterschaften (C) GEPA Pictures

Anschließend wird sie einige Rennen auf kürzeren Strecken bestreiten und es kann gut sein, dass sie auch bei den österreichischen Vereine-Meisterschaften am 11. Mai in der Südstadt für ihren Verein SVS-Leichtathletik am Start stehen wird. „Meinen ersten Normversuch, das sag ich jetzt einmal so, habe ich am 22. Juni in Tübingen geplant“, fügt sie selbstbewusst hinzu. Beim Soundtrack Lauf-Meeting, wo sie im Vorjahr ihre Bestzeit von 15:40,61min über 5.000m gelaufen ist, soll das WM-Limit für die WM in Doha (QAT) fallen. „15:22 Minuten ist ein hohes Ziel“, weiß sie die Vorgabe des Leichtathletik-Weltverbands richtig einzuschätzen.

15:22 Minuten als großes Ziel

Großes Selbstvertrauen für ihr Vorhaben gibt ihr vor allem die neue Hallen-Bestzeit über 3.000 Meter: „Was mich besonders freut, ist, dass ich weiß, dass ich mit 9:01 Minuten schon einen Puffer habe. Und dieser Puffer stimmt mich positiv, weil ich eher von den längeren Strecken komme“.

Im Juli könnte dann ein weiteres Höhentrainingslager folgen, die Staatsmeisterschaften und die Team-EM hat sie ebenfalls eingeplant. „Die 15:22 Minuten sind ganz klar das Ziel, aber ich nehme die Freiluftsaison wie sie kommt. Wie in der Halle, möchte ich das Beste herausholen“, sagt die 32-Jährige und vertraut ganz auf die „strategische Planung von Richard“.

Stärken und Verbesserungspotential

Angesprochen auf ihre Stärken erzählt Nada Ina, dass sie „schon viele Ausdauerjahre gesammelt hat“ und dass sie neben dem Lauftraining bis zu dreimal pro Woche schwimmen geht. Auch in ihren Verletzungsjahren war sie immer aktiv und hat sich so eine „extrem gute Ausdauergrundbasis“, wie sie es nennt, geschaffen.

Verbesserungspotential sieht sie auf den Unterdistanzen. „Mit den 1.500m bin ich noch nicht fertig“, sagt sie und schwärmt von der „deutschen Gründlichkeit“, die sie in ihrem Training mit Richard Ringer mitbekommt und erfolgreich anwendet. „Sehr viel Koordination, genaue Bewegungsanalyse, perfekter Bahnabdruck“, gehören für sie zu den Erfolgsbausteinen, ebenso wie „Knie- und Hüftstabi“.

Weltklasse-Athlet und Trainer

Über Richard Ringer sagt sie: „Er ist der perfekte Trainer für mich. Aber wir wissen, wenn wir auf die Straße gehen, dann brauchen wir eine andere Trainingsgruppe.“ Der Weg nach der Bahnkarriere zum Straßenlauf ist bereits vorgezeichnet, es muss aber erst ein erfahrener Trainer und eine Trainingsgruppe gefunden werden.

Richard Ringer als Hallen-EM Dritter 2017 (C) GEPA Pictures

Voller Fokus auf den Sport

Und einen Aspekt gibt die Akademikerin, die ihr derzeitiges Leben voll und ganz der Leichtathletik verschrieben hat, ebenfalls zu bedenken: „Beim Straßenlauf ist extrem viel mehr Geld zu verdienen, an das sollte man auch denken. Es wäre schön dann davon leben zu können, um sich ganz den Zielen widmen zu können."

In diesem Zusammenhang freut sie sich auch, dass neben Ausrüster Adidas nun auch ein erster Sponsor, nämlich die Wiener Bäckerei Ströck, sie unterstützt. Ein Platz im Heeressportleistungszentrum würde ihr zusätzlich eine finanzielle Absicherung geben. Eine Aufnahme ist aber derzeit noch offen.

DIE Aufsteigerin der Hallensaison

Nada Ina Pauer (SVS-Leichtathletik) schließt die heurige Hallensaison mit den Rängen 17 (Europarangliste) und 43 (Weltrangliste) über 3.000m ab und ist damit auf europäischem Level die viertbeste heimische Athletin. Nur die Fünfkämpferinnen Ivona Dadic, Verena Preiner und Sarah Lagger liegen noch weiter vorne. Sie als Aufsteigerin der rot-weiß-roten Hallensaison zu bezeichnen, ist daher nicht vermessen.

Fotos (C) GEPA Pictures (3), Jean Pierre Durand (2)

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08/03/19 15:20, Text: Helmut Baudis

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