Markus Fuchs (Geb.dat. 14.11.1995) – 100m PB 10,08s ÖR (2023) / SB 10,21s
Nach einer Weltmeisterschaft, vier Europameisterschaften, zwei Hallen-Weltmeisterschaften und fünf Hallen-Europameisterschaften feiert Markus Fuchs (Union St.Pölten), der beste heimische Sprinter den es je gab, jetzt seine Olympia-Premiere. Der 28-Jährige ist im besten Sprinteralter, seine bisherige Entwicklung gipfelte letztes Jahr im neuen ÖLV-Rekord von 10,08s. Dazu kommen mit Rang 7 bei der Hallen-EM 2023 und Rang 10 bei der Hallen-WM 2024 zwei internationale Top-Platzierungen in den letzten 18 Monaten über die 60m dazu. Somit war das Ziel für diese Saison klar vorgegeben, es sollte erstmals zu den Olympischen Spielen gehen und wenn möglich auch noch die 10-Sekunden-Schallmauer durchbrochen werden.
Ersteres gelang dem Brunner über das World-Ranking, zweiteres steht weiterhin auf seiner ToDo-List. Im Juni hatte Fuchs bereits einen skurrilen Auftritt bei der EM in Rom, als er seinen Semifinallauf über 100m nach rund einer halben Stunde wiederholen musste und ob der doppelten Belastung den Finaleinzug knapp verpasste. Danach folgte noch ein Rennen in Turku (FIN), wo es im Duell mit Olympiasieger Lamont Marcell Jacobs eine neue Saisonbestleistung gab, die Formkurve zeigte also in die richtige Richtung. In Paris soll nun für den Niederösterreicher die große Stunde schlagen, auch wenn die Vorbereitung durch die hartnäckige Erkrankung Anfang Juli nicht ganz reibungslos verlief. Wenn der Traum von Olympia in einen Traum-Lauf umgemünzt werden kann, dann wird der Freudenschrei von Österreichs schnellstem Mann wohl weit zu hören sein. Über die 100m stehen vier Runden auf dem Programm: Preliminary-Round (die Fuchs nicht bestreiten muss), Vorlauf, Semifinale und Finale.
Markus Fuchs: „Es war bisher ein wenig ein Auf und Ab, ich hätte es mir etwas anders vorgestellt, vor allem weil die Vorbereitung auf die Sommersaison so gut gelaufen ist. Mit einigen Wettkämpfen bin ich sehr zufrieden, mit anderen weniger, es war aber meine stabilste Saison bisher. Rom hat mir mental sehr zu schaffen gemacht, das war in der Olympiasaison sicher nicht optimal. Jetzt ist wieder alles in Ordnung, wie man mit der Season's Best in Turku gesehen hat. Das hat mir viel Aufwind gegeben, dann kam leider die Viruserkrankung, die mir drei Wochen gekostet hat. Als die Olympia-Quali feststand war das aber noch einmal ein richtiger Motivationsschub. Damit bin ich jetzt in die letzten zwei Wochen Training gegangen und habe das Beste daraus gemacht. Durch den Trainingsrückstand wird es aber sicher eine Überraschung, wie es in Paris funktionieren wird. Wir haben aber in der ganzen Vorbereitung so viel investiert, darauf kann ich mich verlassen und das Gefühl nehme ich auch mit. Ich bin also bereit und freue mich riesig, dass mein Traum Olympia wahr wird und ich mein Ziel Semifinale hoffentlich erreiche.“
Trainer Patrik Saile: „Die Saison war für Markus nicht ganz einfach, auch mental. Dann kam vor den Staatsmeisterschaften noch die starke Erkältung hinzu. Das wichtigste Ziel, die Olympia-Qualifikation, hat er aber erreicht. Die Hallensaison war ja schon wirklich sehr gut, in der Freiluftsaison lag ihm dann aber die Bürde, die 10,08 vom Vorjahr zu unterbieten, etwas schwer auf den Schultern. Jetzt hat er sich aber gefangen und wir konnten uns in Zürich gut auf Paris vorbereiten. Unsere Hoffnung ist dort dann Saisonbestleistung laufen zu können, darauf arbeiten wir hin, vielleicht kommt man damit ja eine Runde weiter, das wäre sehr cool.“
Zeitplan
Datum |
MESZ |
Bewerb |
Athlet / Athletin |
03.08. (SA) |
11:45 |
100m (VL) Männer |
Markus Fuchs |
04.08. (SO) |
20:00 21:50 |
100m (SF) Männer 100m (Finale) Männer |
Markus Fuchs Markus Fuchs |
Rückblick auf die rot-weiß-rote Olympiahistorie über 100m Männer
Die Premiere über 100m bei Olympischen Spielen aus heimischer Sicht bestritt 1908 in London Eduard Schönecker, der zuvor auch schon im österreichischen Fußball-Nationalteam aktiv gewesen war. Nach seiner Sportlerlaufbahn plante und erbaute der Architekt zwei der bekanntesten Stadien Österreichs, die 20.000-Zuseher fassende „Pfarrwiese“ von Rapid Wien und dann auch noch die Hohe Warte, die mit damals 90.000 Zusehern das größte Stadion Europas war. Bei den nächsten Spielen 1912 in Stockholm waren mit Rudolf Rauch, Fritz Weinzinger und Fritz Fleischer gleich drei Sprinter mit dabei. Auch 1924 in Paris mit Ferdinand Kaindl und Fritz Schedl, 1928 in Amsterdam mit Hermann Geißler und 1936 in Berlin mit Robert Struckl war der ÖLV über die kürzeste Distanz vertreten, die Liste der Olympioniken in dieser Disziplin wurde immer länger. Letzterer ist mit 18 Jahren und 34 Tagen der bisher jüngste männliche Athlet, der für Österreich in der Leichtathletik an Olympischen Spielen teilgenommen hat.
Dann wurde die Luft über 100m aber dünner, immer mehr Nationen kamen dazu und die Felder wurden immer internationaler. Es dauerte bis 1960, als sich der spätere KLC-Präsident Elmar Kunauer für die Spiele in Rom qualifizierte, 1972 in München vertrat dann Axel Nepraunik die heimischen Farben bei Olympia. 1988 in Seoul dann der Auftritt von Andreas Berger, der es mit 10,40s im Vorlauf als erster österreichscher Sprinter in die nächste Runde schaffte. Vier Jahre später in Barcelona kam für ihn nach zwei Fehlstarts aber schon das frühe Aus. Als bisher letzter ÖLV-Sprinter konnte sich 2000 in Sydney Martin Lachkovics, der Vater des aktuellen 800m-Staatsmeisters Elias Lachkovics, über die 100m beweisen. Er zog mit 10,41s in die Zwischenrunde ein und platzierte sich im ersten Drittel der damals 97 Teilnehmern in dieser Disziplin.
Elias und Martin Lachkovics
Die Olympischen Spiele im Internet
Startlisten / Live-Ergebnisse folgt
Weiterer Fahrplan
In einem Olympia-Countdown werden wir täglich jeweils einen der sieben ÖLV-Teilnehmer im Detail vorstellen und dabei auch die jeweilige Disziplin in der bisherigen Geschichte der Olympischen Spiele aus heimischer Sicht betrachten.
Samstag, 27. Juli: 110m Hürden Männer – Enzo Diessl
Sonntag, 28.Juli: Diskuswurf Männer – Lukas Weißhaidinger
Montag, 29.Juli: 400m Frauen – Susanne Gogl-Walli
Dienstag, 30.Juli: Speerwurf Frauen – Victoria Hudson
Mittwoch, 31.Juli: Marathon Frauen – Julia Mayer
Fotos: (C) GEPA Pictures