Der Campus der University of Oregon mit dem speziell für die Leichtathletik 2018-2020 neuerbauten Stadion „Hayward Field“ gilt als DIE Leichtathletik-Hochburg in den USA, nicht umsonst wird Eugene mit seiner jahrzehntelangen Tradition auch als „Track Town USA“ bezeichnet. Die Geschichten aus den 70er-Jahren mit Wunderläufer Steve Prefontaine und der Gründung von Nike sind wohlbekannt, das nach dem 5000m-Olympia-Vierten von 1972 München benannte, jährlich stattfindende Diamond League Meeting „Prefontaine Classic“ hat Kultstatus. Auch werden die „US-Trials“ und die „US-College-Championships“ sehr oft dort abgehalten, 2014 fanden – damals noch im altehrwürdigen, 1919 erbauten Hayward Field – die Junioren-Weltmeisterschaften statt. Das neue Stadion hat 12.650 permanente Sitzplätze, die jederzeit bis zu 25.000 erweiterbar sind.
(C) WCH Oregon22
Die knapp 80km von der Westküste entfernt liegende Stadt Eugene hat ca. 180.000 Einwohner, entspricht also in etwa der Größe von Linz. Nicht weniger als 20.000 davon sind Studenten der Universität, auf deren Campus und den im Sommer leerstehenden Unterkünften auch alle Athleten und Betreuer dieser WM in unmittelbarer Nähe zum Stadion untergebracht sind. 2021 verzeichnete die Region gerade im Juli einen der heißesten Sommer der Geschichte mit vielen Tagen jenseits der 35-Grad-Marke, für den Beginn der WM sind aber aktuell etwas moderatere Temperaturen vorhergesagt.
Insgesamt werden rund 1.900 Athleten aus 192 Nationen in den USA an den Start gehen und um 49-mal Gold, Silber und Bronze kämpfen. Die Leichtathletik-WM ist damit wie schon gewohnt das globalste Sportereignis des Jahres. In Einzeldisziplinen werden nicht weniger als 37 Titelverteidiger von Doha und gleich 42 Olympiasieger von Tokio in Eugene mit dabei sein, der Altersbereich der Teilnehmer erstreckt sich von 17 bis 49 Jahren.
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Das ÖLV-Team für Eugene
Athlet/in |
Verein |
Trainer |
Bewerb |
Lukas Weißhaidinger |
ÖTB OÖ LA |
Gregor Högler |
Diskuswurf |
Victoria Hudson |
SVS LA |
Elisabeth Eberl |
Speerwurf |
Susanne Walli |
TGW Zehnkampf Union |
Wolfgang Adler |
400m |
Zusätzlich zu den Nominierten waren auch die drei Mehrkämpferinnen Ivona Dadic (Union St.Pölöten), Verena Mayr (Union Ebensee) und Sarah Lagger (TGW Zehnkampf Union) bei der WM startberechtigt, verzichten aber auf ein Antreten im Siebenkampf in Eugene.
Alle bisherigen WM-Teilnahmen heimischer Athleten finden Sie auf der ÖLV-Statistikseite unter „Internationale Erfolge“:
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HELVETIA versichert WM-Medaillen wieder
Wie schon bei den letzten Weltmeisterschaften in Doha und den Olympischen Spielen in Tokio versichert ÖLV-Teamsponsor HELVETIA auch diesmal wieder allfällige von ÖLV-Athleten gewonnenen Medaillen.
- Platz 75.000
- Platz 50.000
- Platz 25.000
In Qatar kam Siebenkämpferin Verena Mayr in den Genuss der Bronze-Prämie, Diskus-Ass Lukas Weißhaidinger wurde gleich bei beiden Großereignissen Dritter.
Zum Vergleich: das offizielle Preisgeld für Medaillengewinner bei dieser WM beträgt 70.000 / 35.000 / 22.000 US-Dollar, also deutlich weniger.
Victoria Hudson – Speerwurf (Geb.dat. 28.05.1996) – PB 64,68m (2021) / SB 61,90m
Speerwerferin Victoria Hudson ist seit ihrer ersten WM-Teilnahme 2019 eine Bank für Qualifikationen für Großereignisse geworden. Mittlerweile hat sich die jetzt 26-Jährige in der erweiterten Weltspitze etabliert, wie ihr aktuell 21. Rang in World-Ranking beweist. Verlief das Wintertraining noch ausgezeichnet, so glich das Frühjahr einem ständigen Auf und Ab, in dem sich gute Wurfleistungen mit Erkrankungen abwechselten. Mit zwei Ergebnissen jenseits der 61-Meter-Marke steht die Niederösterreicherin aber gut da und die Trainingsleistungen der letzten Wochen lassen auch ohne Wettkämpfe seit Anfang Juni auf eine gute Vorstellung bei der WM hoffen.
Mittlerweile verfügt Hudson auch über genügend internationale Erfahrung um bei einer WM bestehen bzw. überraschen zu können. Die Jüngste im WM-Team reist als letzte in die USA an, weil sie ihre Qualifikation erst am 20. Juli bestreitet.
„Meine Vorbereitung war durch die mehrfachen Erkrankungen doch etwas durchwachsen, aber jetzt läuft das Training wieder sehr gut. Auch technisch waren die Wurfeinheiten sehr ok und ich freue mich jetzt schon sehr auf die WM. Ich möchte in Eugene auf alle Fälle über 60 Meter werfen, wenn ich eine super Qualifikation habe schaffe ich es damit ja vielleicht ins Finale, das ist sicher eine realistische Chance.“
Trainerin Elisabeth Eberl: „Mit der bisherigen Saison von Vicky bin ich zufrieden, zumal die Vorbereitung nicht ganz störungsfrei verlief. Sie wurde zwei Mal von einem Infekt sowie von einem Magen-Darm-Virus gestoppt. Die Devise für die Saison lautete im Vorfeld: stabil über 60m werfen. Dies konnte sie schon in einigen Wettkämpfen beweisen sowie generell ihre Leistung im Bereich hohe 50m stabilisieren. Der Ausreißer nach oben fehlt dieses Jahr noch, es wäre schön, wenn dieser bei der WM passiert. Die unmittelbare Vorbereitung war mit nicht ganz einfach, weil sie wie gesagt erst zwei Wochen ausfiel, aber die letzten drei Trainingswochen konnte Vicky sehr gut trainieren und wieder Selbstvertrauen tanken. Technisch und auch körperlich ist sie wieder auf einem guten Niveau. Für Eugene traue ich ihr eine 60m+ Leistung zu, mit der sie auch Finalchancen hat.“
Susanne Walli – 400m (Geb.dat. 05.05.1996) – PB 51,52s (2021) / SB 52,13s
Obwohl Susanne Walli letztes Jahr schon bei den Olympischen Spielen in Tokio am Start war, feiert sie jetzt erst ihr WM-Debüt. War es 2021 mit der Qualifikation noch sehr knapp – die Linzerin war eine der Nachrückerinnen auf die Quoten-Plätze – so hat sie sich heuer auf einem höheren Niveau stabilisiert und lag zu jeder Zeit im World-Ranking auf einem der 48 Plätze, die für die Teilnahme bei der WM über 400m berechtigten. Konstante Zeiten im 52-Sekunden-Bereich und Top-Platzierungen bei größeren internationalen Veranstaltungen wie dem „Gold“-Meeting in Nairobi oder der Sieg bei den Balkan-Meisterschaften zeigen das verbesserte Leistungsvermögen der 26-Jährigen.
Es ist auch nicht der erste Auftritt von Susanne Walli in Eugene, sie war bereits 2014 als Teilnehmerin bei den U20-Weltmeisterschaften an selber Stelle dabei. Damals konnte sich die Oberösterreicherin ihre ersten internationalen Sporen verdienen, als sie mit dem Finaleinzug und Rang 8 eine starke Vorstellung zeigte. Mit tollen Leistungen in den letzten Wochen wie der mehrmaligen Verbesserung der persönlichen Bestleistung über die 200m könnte für die zweifache Staatsmeisterin, wenn alles optimal läuft, wie schon bei den Olympischen Spielen wieder ein Semifinaleinzug möglich sein.
„Eines meiner großen Saisonziele war ja die Qualifikation für die WM, das habe ich jetzt einmal geschafft. Bisher bin ich mit dem Verlauf meiner Saison ganz zufrieden, obwohl ich bei meinen Rennen nicht immer wirklich optimale Wetterbedingungen hatte. Eine 51er-Zeit gelingt mir dann hoffentlich bei der WM. Die letzten Trainings verliefen wirklich optimal, es schaut sehr gut aus, dass auch in Eugene schnelle Zeiten für mich möglich sein sollten. Was die Platzierung angeht habe ich kein konkretes Ziel, sondern ich möchte dort einfach schnell laufen. Das weltweite Niveau ist momentan enorm hoch, also muss ich erst einmal aus mir das Maximum rausholen, für was das reichen wird sieht man erst dort.“
Trainer Wolfgang Adler: „Susi hat sich vor allem auf der Unterdistanz sehr gut entwickelt und konnte sich über 400m in einem Bereich von tiefen 52er-Zeiten stabilisieren, daher bin ich bis jetzt mit der Saison sehr zufrieden. Die Wadenprobleme nach der Hallensaison haben sicher auch dazu geführt, dass sie über die 400m bis jetzt noch nicht ihr ganzes Potential abrufen konnte. Bis Eugene sollte sie aber soweit sein auch Zeiten unter 52 Sekunden laufen zu können und damit im Kampf um die Semifinalplätze mitzumischen. Die letzten Wochen verliefen ausgezeichnet, Susi hat sehr gute Trainings- und Wettkampfergebnisse abgeliefert und ist in Top-Form.“
Lukas Weißhaidinger – Diskuswurf (Geb.dat. 20.02.1992) – PB/SB 69,11m (2022)
Betrachtet man die bisherigen WM-Teilnahmen von Lukas Weißhaidinger, so ging es immer nach oben: 20. (2015), 9. (2017) und 3. (2019). Nach der Bronzemedaille in Doha ruhte sich der Oberösterreicher aber nicht auf seinen Lorbeeren aus, sondern gab weiterhin Gas und konnte sein Leistungsniveau auch in den folgenden Jahren weiter steigern. Bronze bei den Olympischen Spielen 2021 war der nächste Lohn, und auch heuer gelang wieder ein Schritt nach vorne. Gleich reihenweise gelangen ihm Würfe auf 66, 67 und 68 Meter, das Ganze gipfelte im neuen österreichischen Rekord von 69,11m in Eisenstadt Anfang Juni. Auch in der Diamond League spielt der 30-Jährige heuer ganz vorne mit, schon vor dem letzten Qualifikationswettkampf in Stockholm war er für das Finale im September qualifiziert.
In Eugene wird von vielen Experten einer der besten Diskuswettkämpfe, die jemals stattgefunden haben, erwartet. Die nachdrängende Generation mit U23-Europameister Kristjan Ceh (SLO) und U20-Weltmeister Mykolas Alekna (LTU) fordert die „alte Garde“ mit Daniel Stahl (SWE), Andrius Gudzius (LTU), Sam Mattis (USA) und eben Lukas Weißhaidinger, die allesamt mit ihren Saison-Bestleistungen zwischen 68,69m und 71,47m liegen, eine nie dagewesene Dichte auf solch hohem Niveau. Erstmals seit 2008 haben auch wieder zwei Werfer in einer Saison weiter als 71m geworfen. Viel wird also auf die Nervenstärke und die Erfahrung ankommen, beides hat Österreichs bester Werfer zur Genüge, und wie die „Jungen“ mit dem Druck eines Großereignisses umgehen können wird man sehen. Zuerst gilt es für Weißhaidinger aber erstmals die Qualifikation mit nur drei Würfen am 17. Juli zu bestreiten, diese bezeichnet er oftmals als die größere Hürde, die definitiv keine „g´mahte Wiesn“ ist.
„Schon in Schwechat hat die Saison sehr gut begonnen, auch danach verlief sie in allen Belangen sehr gut. Den Schwung von den Diamond-League-Meetings, wo ich weit geworfen habe, konnte ich gut in die direkte WM-Vorbereitung mitnehmen. Gregor hat mich auch heuer wieder ganz an der Spitze konkurrenzfähig gemacht, es ist ja auch mein Ziel dort mitmischen zu können. Wir werden in den USA noch zwei lockere Einheiten absolvieren bevor wir nach Eugene übersiedeln. Ich freue mich schon sehr auf die WM, die sicher sehr spannend verlaufen wird, weil heuer sehr viele Athleten sehr weit werfen können. Wichtig wird sein sich auf sich selbst zu fokussieren und die Leistung gut abzurufen, was genau dann rauskommt wird man sehen.“
Trainer Gregor Högler: „Bisher verlief die Saison richtig gut, es gab wieder eine Steigerung zu den Vorjahren. Das Wichtigste war, dass er fit geblieben ist, und das ist auch gelungen. Luki ist sicher die beste Version von ihm, die es bisher gegeben hat. Die Form haben wir auf den Punkt hingebracht, wir können es gar nicht mehr erwarten, dass die WM kommt. Die Favoritengruppe ist ähnlich wie in Tokio, dazu kommen noch zwei junge Werfer, das macht ca. sieben Athleten, die Medaillen machen können. Die Hauptanwärter auf Gold sind natürlich Stahl und Ceh, aber bei einer WM kann alles passieren, weil alles sehr knapp beisammen ist. Man muss also cool bleiben, aber das kann Luki als dreimaliger Medaillengewinner. Es wird wahrscheinlich ein sehr spannender Wettkampf mit einem Ergebnis, das es auf Weltniveau noch nicht gegeben hat und wir freuen uns da mitkämpfen zu können.“
Die WM im Internet
Zeitplan der ÖLV Athleten bei der WM in Eugene
Datum |
Ortszeit |
MESZ |
Bewerb |
Athlet/in |
17.07. (SO) |
12:00 17:05 18:30 |
21:00 02:05 (+1) 03:30 (+1) |
400m (VL) Diskus Q (Gruppe A) Diskus Q (Gruppe B) |
Walli Weißhaidinger (?) Weißhaidinger (?) |
19.07. (DI) |
18:33 |
03:33 (+1) |
Diskus Finale |
Weißhaidinger |
20.07. (MI) |
15:20 16:50 18:45 |
00:20 (+1) 01:50 (+1) 03:45 (+1) |
Speer Q (Gruppe A) Speer Q (Gruppe B) 400m (SF) |
Hudson (?) Hudson (?) Walli |
22.07. (FR) |
18:20 19:15 |
03:20 (+1) 04:15 (+1) |
Speer Finale 400m Finale |
Hudson Walli |
Die Zeitdifferenz zwischen Eugene und Österreich beträgt 9 Stunden.
(?) Die Einteilung in die Qualifikations-Gruppen (Diskus, Speer) ist derzeit noch nicht bekannt.
(C) WCH Oregon22
Die WM im TV
ORF SPORT + überträgt die WM täglich auf ORF SPORT+ als Zusammenfassung. Kommentatoren: Dietmar Wolff / Thomas König.
- Samstag, 16. Juli, 09:00 – 10:20 Uhr: Tag 1
- Sonntag, 17. Juli, 09:00 – 13:00 Uhr: Tag 2
- Montag, 18. Juli, 09:00 – 13:00 Uhr: Tag 3
- Dienstag, 19. Juli, 09:00 – 13:00 Uhr: Tag 4
- Mittwoch, 20. Juli, 09:00 – 12:00 Uhr: Tag 5
- Donnerstag, 21. Juli, 09:15 – 13:15 Uhr: Tag 6
- Freitag, 22. Juli, 09:15 – 12:00 Uhr: Tag 7
- Samstag, 23. Juli, 09:00 – 13:00 Uhr: Tag 8
- Sonntag, 24. Juli, 12:25 – 17:00 Uhr: Tag 9
- Montag, 25. Juli, 09:00 – 13:00 Uhr: Tag 10
(Stand vom 10. Juli, kurzfristige Programmänderungen möglich)