Trainingslager in Teneriffa: eine (fast) rundum zufriedene Bilanz

(C) JP Durand

14 Trainingseinheiten, gut 350 Würfe, Hunderte Diskus-Flug-Daten… Das zehntägige Trainingslager auf Teneriffa ging für den WM-Dritten Lukas Weißhaidinger standesgemäß mit einer Dopingkontrolle zu Ende. Die Bilanz fällt uneingeschränkt positiv aus. Einziger kleiner Wermutstropfen: Die mitgebrachte Video-Drohne konnte wegen starken Windes nicht eingesetzt werden.

Wie schwer ist Dir die Rückkehr in die Kälte gefallen?

Lukas Weißhaidinger: „Nach 10 Tagen intensivem Training bin ich froh, wieder im eigenen Bett schlafen, in gewohnter Umgebung sein zu können. Kurios: Am Freitag, um 7 Uhr, hat die Glocke geläutet. Und ein österreichischer Doping-Kontrolleur stand vor meiner Türe. D.h. ich wurde binnen 24 Stunden gleich zweimal kontrolliert. Einmal in Spanien, beim Einpacken vor der Abreise, das zweite Mal heute früh in Wien. Mir tun die Finger vom vielen Werfen weh. Sonst bin ich topfit und mein Selbstvertrauen könnte kaum besser sein. Die Kraftwerte und auch die Würfe selbst waren vielversprechend. Erst recht wenn man bedenkt, dass wir ja noch nicht mit den speziellen Kraftübungen, die aufs Diskuswerfen abgezielt sind, begonnen haben. Dafür läuft’s richtig gut. Das ist definitiv ein beruhigendes Gefühl! Ich würde sagen: Wir sind für Olympia am richtigen Weg. Wie gut es dann wirklich im Detail ausschaut, das lässt sich aber frühestens Ende April, Anfang Mai einschätzen.“

6 – 8 Stunden Training am Tag, dazu Massage, Kältebecken, Laserbehandlungen… Wieviel Zeit bleibt da eigentlich zum Genießen?

Weißhaidinger: „Fürs Essen haben wir uns viel Zeit genommen (lacht). Die gegrillten Calamari waren der Oberhammer. Davon konnte ich nicht genug kriegen. Das Training hat Spaß gemacht, weil mein Gefühl für die Wurftechnik immer besser wurde. Die Temperaturen waren speziell in der ersten Woche relativ gering, dazu kam kalter Wind. Ich musste jeden Tag an meine Grenzen gehen. Letztlich waren wir mit der Ausbeute sehr zufrieden, konnten das geplante Programm zu 100 Prozent durchziehen – von der Video-Drohne abgesehen.“

Gregor Högler: „Für mich war’s vielleicht noch hektischer als sonst. Ich hab‘ für unser Forschungsprojekt mit der HTL Eisenstadt jede Menge Diskus-Flugdaten gesammelt, permanent mit 5 Kameras mitgefilmt. Ich musste für die Daten-Analyse viele Nachtschichten einlegen. Was mich freut: Luki ist bärenstark. So weit waren wir nach zweieinhalb Monaten Training noch nie. Das ist definitiv ein gutes Zeichen!“

Gab’s im Training neue Impulse?

Weißhaidinger: „Wir wären dumm, wenn wir ausgerechnet im Olympia-Jahr zu viel herumexperimentieren würden. Wir setzen auf bewährte Übungen.“

Högler: „Neu ist, dass wir noch mehr Flugdaten erfassen. Neu sind auch gewisse Details bei der Wurfbewegung. Aber Luki hat schon recht: Wir brauchen nicht mit Gewalt Neues suchen, haben ein verdammt solides Fundament, auf dem wir aufbauen können. Luki ist WM-Dritter, seine Technik ist ausgereift! Aber die Chance für kleine Verbesserungen gibt es immer!“

Mit welchem Gefühl gehst Du jetzt in die nächste Trainingsphase?

Weißhaidinger: „Generell mit einem sehr guten. Das Trainingslager hat definitiv seinen Zweck erfüllt. Ich bin körperlich und mental gestärkt. Meine Formkurve stimmt. Warum meine Stimmungslage trotzdem zwiespältig ist, liegt daran, dass man den Formaufbau mit dem vorigen Jahr nicht vergleichen kann. Diesmal ist die Vorbereitungszeit ungleich kürzer. D.h. uns fehlen die Referenzpunkte, es schwingt noch eine gewisse Portion Ungewissheit mit. Erst im April bzw. Mai werden wir mein Leistungsvermögen konkreter bewerten können.“

Text: ÖOC/W. Eichler

17/01/20 13:31, Text: Bernhard Rauch

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