EM München: Tag 4 Vormittag - Hudson mit Top-Leistung im Speerwurf-Finale, Walli steigt auch über 200m auf

(C) GEPA Pictures

Am Vormittag des vierten Tages der Leichtathletik-Europameisterschaften in München/GER kamen vier Athleten zum Einsatz. Victoria Hudson bestritt die Qualifikation im Speerwurf, Lena Millonig absolvierte ihren Vorlauf über 3.000m Hindernis, Stabhochspringer Riccardo Klotz musste in der Qualifikation antreten und Susanne Walli war nach den 400m heute auch über 200m in den Vorläufen am Start. Nicht mehr dabei war Ivona Dadic, die nach der Disqualifikation über 200m den Siebenkampf vorzeitig beendete.

Hudson lässt Quali-Fluch hinter sich

Emotionale Achterbahnfahrt gleich zu Beginn der Speerwurf-Qualifikation für Victoria Hudson (SVS-Leichtathletik). Die Niederösterreicherin, die in der Qualifikationen bei Großereignissen immer wieder hängen geblieben war, schleuderte den 600g-schweren Speer gleich im ersten Versuch knapp über die 60m-Marke, der Jubel wurde aber jäh unterbrochen, da der Versuch ungültig gegeben wurde. Das Missgeschick konnte aber rasch weggesteckt werden, der zweite Wurf ging noch weiter und landete bei 60,49m. Da nur zwei Athletinnen die Qualifikationsweite von 61 Metern übertroffen hatten, verzichtete die 26-Jährige auf ihren dritten Versuch, mit der drittgrößten Weite der Quali-Gruppe A stand der Einzug ins Finale praktisch fest. In Gruppe B erzielten dann noch zwei Konkurrentinnen größere Weiten, insgesamt ergab das also den tollen Rang 5 für die Laxenburgerin. Beste in der Qualifikation war die EM-Dritte von Berlin 2018 Liveta Jasiunaite (LTU) mit 61,85m. Für den Einzug ins Finale der Top-12, das am Samstag um 20:25 Uhr steigt, war eine Weite von 57,40m notwendig.

“Ich bin absolut erleichtert, da sind so viele Sachen, die mir jetzt von den Schultern fallen. Das ist jetzt sehr emotional. Der erste Wurf war zwar knapp übertreten, aber sehr gut fürs Selbstvertrauen, weil ich auch über 60m eingeworfen hatte. Bei einem Großereignis im Stadion habe ich bislang noch nie stabile Würfe zeigen können und jetzt konnte ich das endlich auch im Wettkampf abrufen. Meine Trainerin hat gemeint, ich kann den dritten Versuch auslassen, darauf habe ich vertraut. Samstag wird sicher so cool. Gestern habe ich bei Luki in der Quali zugeschaut und da waren gar nicht viele Leute im Stadion, aber die Stimmung war echt schon arg. Die Akustik im Olympiastadion ist einfach grandios und der Speerwurfsektor ist fürs Finale ausverkauft. Die Taktik fürs Finale bespreche ich natürlich mit Lisi (Eberl), aber im Prinzip muss ich einfach ruhig bleiben und aufs Gefühl schauen. Ich darf nicht überpacen, aber auch nicht zu ruhig sein, einfach mit Selbstvertrauen reingehen. Heute hat das genau gepasst.”

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Walli auch über 200m im Semifinale

Nach dem Halbfinale über 400m hatte Susanne Walli (TGW Zehnkampf-Union) nun 48 Stunden Zeit um zu regenerieren, und sie hat diesen Zeitraum offenbar ausgezeichnet genützt. Zwar war die Reaktionszeit im 200-Meter-Bewerb mit 0,231 nicht optimal, dann kam die 26-Jährige 400m-Spezialistin auf der Zielgerade immer besser in Schwung, zog noch an drei Gegnerinnen vorbei und belegte im ersten Vorlauf in 23,45s bei +0,3m/s Rückenwind Rang 5. Nur 7/100s fehlten auf den direkten Aufstieg, damit saß sie aber als eine der vier Zeitschnellsten auf dem “hot seat”. Nach dem dritten und letzten Heat stand fest, dass es die Oberösterreicherin nun auch über die halbe Stadionrunde als 16. gerade noch ins Semifinale geschafft hatte, ein großer Erfolg. Dort kommen heute Abend ab 20:37 Uhr noch acht Fix-Qualifizierte dazu, wenn es in drei Läufen um acht Finalplätze geht. Die schnellste Zeit aller Vorläufe erzielte Jodie Williams (GBR) mit 22,92s.

“Der 200er ist schon lustig zu Laufen, aber ein paar Prozent hinten raus haben mir aufgrund der beiden 400er schon gefehlt. Aber ich bin wirklich sehr zufrieden mit dem Lauf und freue mich, dass ich weiter bin. Am Abend sind einige auch schon ein bisschen müde von den Vorläufen oder den 100 Metern und ich bin schon gespannt, was dann rauskommt. Jetzt werde ich mal ins Hotel fahren etwas Essen und einen kurzen Mittagsschlaf machen. Beim 400er war ich froh, dass ich gleich weiter war. Jetzt musste ich bis zum letzten Lauf zittern, aber am Schluss geht es immer nur um ein paar Hundertstel. Am Abend werden die Karten im Semifinale neu gemischt, es ist schon noch einiges drinnen, auch von der Platzierung.“

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Couragiertes Hindernis-Rennen von Lena Millonig

Lena Millonig (ULC Riverside Mödling) startete beherzt in ihr erstes 3.000m-Hindernisrennen bei einem Großereignis, gleich der erste Kilometer wurde von der EM-Debütantin in flotten 3:13,71min absolviert. Beim dritten Wassergraben gab es einen kleinen Stolperer, verursacht durch eine abbremsende Konkurrentin, die Niederösterreicherin konnte ihr Tempo aber gleich wieder aufnehmen. Das Feld zerriss zunehmend, die 24-Jährige konnte sich aber weiter gut halten und sogar einige Gegnerinnen überholen. Die weiteren Zwischenzeiten waren 4:53,51min bei Halbzeit des Rennens und 6:34,76min bei 2.000m. Auch am letzten Kilometer wurde Millonig kaum langsamer und verpasste im Ziel mit 9:57,50min und Rang 10 in ihrem Vorlauf ihre persönliche Bestleistung nur hauchdünn um 3/100s. Gesamtrang 19 beim EM-Debüt ist aller Ehren wert, denn damit war sie auch nicht weit vom Finaleinzug entfernt, für diesen wären 9:49,85min notwendig gewesen. Schnellste aller Vorläufe war Luiza Gega (ALB), 9:30,93min.

“Von der Zeit her hätte ich gerne mit der Athletin vor mir getauscht. Es wäre schön gewesen, wenn es noch ein bisschen schneller gegangen wäre, aber im Großen und Ganzen war es ein gelungenes Rennen. Von der Stimmung war ich komplett begeistert, für mein EM-Debüt war das ein Mega-Start. Die Temperaturen waren im Vergleich zu den letzten Tagen auch perfekt. Ich war mit der langsamsten Zeit gemeldet und habe erwartet, dass es für mich flott wird. Der erste Kilometer war vielleicht ein bisschen zu schnell für mich, das habe ich dann am letzten Kilometer bemerkt, aber der Rennverlauf war ok. Die Platzierung ist natürlich super.”

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Klotz schnuppert bei EM keine Höhenluft

Mit einem Erfolgslauf mit mehrfacher Verbesserung der persönlichen Bestleistung hatte Riccardo Klotz (ATSV Innsbruck) Anfang Juli noch den Sprung nach München geschafft. Diese Gewaltleistung dürfte dem jungen Tiroler aber einiges an Substanz gekostet haben, sowohl physisch als auch mental. In der heutigen Qualifikation war ihm die fehlende Spritzigkeit deutlich anzusehen, auch von der Lockerheit, die ihn sonst auszeichnet, war heute nicht allzuviel zu sehen. Zusätzlich kam der Wind böig von vorne, was die Anlaufgestaltung sehr schwierig machte. Trotzdem kämpfte der 23-Jährige tapfer, überquerte im dritten Versuch 5,30m deutlich und hatte auch bei 5,50m einen guten Versuch, der nur knapp gerissen war. Schlussendlich kann sich der EM-Debütant einen 21. Platz anschreiben lassen, ein Ergebnis, mit dem vor wenigen Monaten noch niemand gerechnet hätte. Für den Einzug ins Finale wäre eine Höhe von 5,65m notwendig gewesen, was genau der PB des Scharnitzers entspricht.

“Es war mega, die Stimmung war super. Ich habe mich beim dritten über 5,30m fast heimisch gefühlt, weil es so laut war. Natürlich bin ich ein bisschen enttäuscht von der Leistung, weil heuer alle Wettkämpfe eine hohe Konstanz gehabt haben. Ich war bereits dreimal über 5,60m und einige Male über 5,50m. Es wäre mehr drinnen gewesen, aber ich habe gemerkt, dass ich von der langen Saison schon recht müde war. Die Qualifikation zur EM hat mir schon sehr viel Kraft gekostet. Ich habe mein Bestes gegeben, aber Schwierigkeiten im Anlauf gehabt und mit dem Gegenwind dazu war es dann gleich mal Chaos. Ich bin froh, eine Höhe geschafft zu haben und dass ich dabei sein durfte. Es war echt eine super Erfahrung. Beim Rausgehen bin ich auch überall nochmal stehen geblieben und habe nochmal alles aufgesaugt. Ich war jetzt nicht nervös, im dritten Versuch das nochmal so abzurufen, darauf bin ich schon stolz. Ich habe mich noch nicht so lange als 5,50m-Springer etablieren können und jetzt bin ich schon ein 5,65m Springer. Das ist alles sehr schnell gegangen. Dass dann auch mal ein schlechter Wettkampf dabei ist kann ist klar, es ist natürlich blöd, wenn das genau hier passiert. Ich werde wieder zurück sein und es beim nächsten Mal noch besser machen.”

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Dadic verzichtet auf Fortsetzung des Siebenkampfes

Nach der gestrigen Disqualifikation über 200m entschied sich Ivona Dadic (Union St. Pölten), den Siebenkampf heute nicht mehr fortzusetzen, sie meldete sich vor dem Weitsprung vom Wettkampf ab. Sehr schade für die 28-Jährige Niederösterreicherin, die mitten im Kampf um die Medaillen war.

“Auf dem Video war es nicht klar zu sehen wie oft und ob ich auf der Linie war, weil das Bild auch stark verpixelt war. Für mich war es kein Vorteil, weil ich keinen Zentimeter weniger gelaufen bin, man hätte schon für die Athletin entscheiden können. Ich muss es abhaken, auch wenn ich auf Platz 5 nur knapp 100 Punkte hinter einer Medaille war. Ich war danach schon ziemlich fertig, aber das ist ja normal, bis 2 Uhr konnte ich nicht einschlafen.

Gleich gestern Abend habe ich gesagt, ich möchte auf der Form aufbauen und gleich noch einen Mehrkampf in diesem Jahr bestreiten. Das wird Mitte September in Talence sein, dafür habe ich noch vier Wochen Zeit, in denen ich voll reinhauen werde. Ich denke, mit der Form kann es dort in Richtung Bestleistung gehen.”

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Zeitplan der ÖLV Athleten EM München

Datum

MESZ

Bewerb

Athlet/in

18.08. (DO)

20:37

200m (SF) Frauen

Susanne Walli

19.08. (FR)

10:25

 

20:20

22:22

4x100m (VL) Frauen

 

Diskus (Finale) Männer

200m (Finale) Frauen

Nationalstaffel

 

Lukas Weißhaidinger

Susanne Walli

20.08. (SA)

20:25

Speer (Finale) Frauen

Victoria Hudson

21.08. (SO)

20:00

21:22

10.000m (Finale) Männer

4x100m (Finale) Frauen

Andreas Vojta

Nationalstaffel

Die EM im Internet  

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Die EM im TV

ORF SPORT + überträgt die EM täglich live. Kommentatoren: Dietmar Wolff / Thomas König

ORF-Programm

Tag

Datum

von

bis

Anmerkung

Do

18.08.2022

19:40

22:30

LIVE

Fr

19.08.2022

10:00

12:00

LIVE

Fr

19.08.2022

22:30

00:00

LIVE (ab 20:15 in der Tvthek)

Sa

20.08.2022

20:05

22:25

LIVE

So

21.08.2022

19:05

21:30

LIVE

(Stand vom 8.8., kurzfristige Änderungen möglich)

Alle Live-Übertragungen von ORF SPORT+ sind außerdem via TVthek als Live-Stream zu sehen und danach 7 Tage on-demand abrufbar.

Fotos: © GEPA Pictures (nicht honorarfrei verwendbar)

18/08/22 10:43, Text: Georg Franschitz

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